SARS

2002 machte eine Epidemie in China mit 1.000 Erkrankungsfällen weltweit Schlagzeilen. Die Menschen waren an einer neuen Infektionskrankheit gestorben, die den Namen SARS erhielt. Alles über Symptome, Ursachen und Therapie von SARS.

Definition

Frau hat schmerzen im Rachenbereich

SARS, gesprochen Sars, ist eine Abkürzung und steht für schweres akutes Atemwegssyndrom. Die ursprüngliche Bezeichnung leitet sich vom englischen „severe acute respiratory syndrome“ ab. Die Symptome der SARS-Infektion ähneln denen von Grippe oder Lungenentzündung. Deswegen wird die Infektion zu den atypischen Pneumonien gezählt. Ursache von SARS ist eine Infektion mit dem SARS-assoziierten Coronavirus (SARS-CoV). Eine Therapie gibt es bislang nicht. Die Behandlung von SARS-Kranken bleibt daher darauf beschränkt, die Symptome zu lindern.

Häufigkeit

SARS ist bislang eine sehr seltene Erkrankung. Bis heute (Oktober 2017) gab es weltweit nur einen Ausbruch der Infektion. Diese Epidemie begann 2002 in China mit gut 1.000 Fällen. Im Juli 2003 erklärte die Weltgesundheitsorganisation den Ausbruch für beendet. Bis dahin waren nach WHO-Angaben mehr als 8.000 Menschen an SARS erkrankt. Fast 10 Prozent der Betroffenen verstarben. Offiziell wird die Zahl von 774 Todesopfern genannt.

In Deutschland wurden während der Epidemie nur vereinzelte Fälle von Infektionen mit dem SARS-assoziierten Coronavirus (SARS-CoV) nachgewiesen.

Nach 2003 ist SARS nur noch bei Menschen aufgetreten, die aus beruflichen Gründen in Forschungslaboren den Viren ausgesetzt waren.

Symptome

Die Symptome von SARS ähneln denen einer Grippe oder einer Lungenentzündung. Sie treten nach einer Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch) von 2 bis 7 Tagen auf. Nach Ausbruch der Symptome sind die Betroffenen ansteckend. Die Krankheitsdauer beträgt durchschnittlich 2 Wochen. Dabei verläuft SARS in 2 Phasen. Die Symptome können nur schwach ausgeprägt sein. Es sind aber auch fulminante Verläufe mit einer sehr schnellen Verschlechterung des Allgemeinzustandes möglich. Wie einzelne Menschen auf das Virus reagieren, lässt sich nicht vorhersagen.

Symptome der 1. SARS-Phase

Die erste Woche mit SARS beginnt in der Regel mit plötzlich stark ansteigendem Fieber bis zu 40 Grad. Dieses Fieber ist von grippeähnlichen Symptomen wie einem ausgeprägten Krankheitsgefühl, Heiserkeit, Hals- und Kopfschmerzen sowie Müdigkeit begleitet.

Symptome der 2. SARS-Phase

In der 2. Woche ist die Atmung schwer beeinträchtigt. Nicht selten kommt es zu ausgeprägter Atemnot. Ein hartnäckiger trockner Husten macht den Betroffenen zu schaffen. Typisch für die Infektion mit dem SARS-assoziierten Coronavirus (SARS-CoV) ist auch Durchfall, der bei 10 bis 20 Prozent der Patienten auftritt.

Appetitlosigkeit, Blutbildungsstörungen (Abnahme der weißen Blutplättchen und weißen Blutkörperchen), Hautausschläge, Muskelschmerzen, Muskelsteifigkeit und geistige Verwirrung sind weitere Symptome von SARS. Ohne intensivmedizinische Therapie besteht im fortgeschrittenen Stadium ernste Lebensgefahr.

Ursachen

Ursache von SARS ist eine Infektion mit dem SARS-assoziierten Coronavirus (SARS-CoV). Dieses Virus gehört zur Gruppe der Coronaviren (Coronaviridae). Coronaviren müssen nicht zwangsläufig SARS übertragen. Mehr als die Hälfte der Erkältungen weltweit dürfte durch vergleichsweise harmlose Coronaviren verursacht sein.

Ob harmlose Coronaviren oder SARS-Coronavirus: Die Ansteckung von Mensch zu Mensch erfolgt für gewöhnlich über eine Tröpfcheninfektion, also über die Atemwege durch Husten oder Niesen. Dabei überwinden die Viren in Rachen- und Nasensekret Entfernungen bis zu 1 Meter. Außerhalb des menschlichen Körpers überlebt das SARS-Virus bis zu 24 Stunden.

Ansteckend sind nur Menschen, bei denen die Krankheit ausgebrochen ist. Möglicherweise kann das SARS-Coronavirus auch per Schmierinfektion oder auf fäkal-oralem Weg, also beispielsweise beim Handgeben oder über mit Körperausscheidungen verschmutzte Türklinken weitergegeben werden. Zudem werden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) infizierte Tiere wie Kakerlaken als Virusüberträger diskutiert. Das ist bislang aber noch nicht sicher nachgewiesen.

Die wenigen Infektionsfälle seit dem Ende der SARS-Epidemie gehen auf den direkten Kontakt mit den Viren in Forschungslaboren bzw. Ansteckungen in diesem Personenkreis zurück.

Woher stammt das SARS-Coronavirus?

Genau geklärt ist der Ursprung des SARS-Coronavirus nicht. Man geht aber davon aus, dass es zunächst von asiatischen Fledermäusen auf Katzen übertragen wurde. Darüber gelangte es dann wohl auch zum Menschen.

Wie verursachen die Viren die Beschwerden?

SARS-Coronaviren haben ab einer bestimmten Konzentration eine gewissermaßen lähmende Wirkung auf die Atmung. Das geschieht vor allem auf 2 Wegen.

Zum einen nisten sich die Bakterien in den Zellen der Flimmerhärchen (sogenanntes Flimmerepithel) ein. Die Flimmerhärchen sind dafür verantwortlich, Schadstoffe wie Krankheitserreger und Schleim aus den Atemwegen nach außen zu tragen. Indem die SARS-Coronaviren die Flimmerhärchen lähmen, verschlechtern sie die körpereigne Abwehr und verschaffen sich selbst bessere Überlebenschancen.

Entscheidender aber ist, dass die SARS-Coronaviren auch die Lungenbläschen angreifen. Dadurch wird der Gasaustausch in der Lunge behindert. Einerseits gelangt weniger Sauerstoff in den Körper, andererseits wird Kohlendioxid nicht ausreichend über die Ausatemluft abgeführt. Das verursacht Atemnot und schwächt den Organismus insgesamt.

Untersuchung

Der sichere Nachweis einer Infektion mit dem SARS-assoziierten Coronavirus (SARS-CoV) ist nur anhand einer Blutuntersuchung möglich. Bei den gängigen Testverfahren wird nach Teilen der Virus-Erbinformationen und/oder nach Antikörpern gegen das Virus gesucht. Zu Beginn der Infektion nimmt die Konzentration der Blutplättchen (Thrombozytopenie) und der weißen Blutkörperchen (Leukozytopenie) ab.

Problematisch an der Diagnosestellung ist, dass ein SARS-Verdacht in der ambulanten Praxis fernliegt, weil es seit Jahren keine Fälle von SARS mehr gegeben hat. Zudem liegt angesichts der Symptome der Verdacht auf Grippe oder Lungenentzündung viel näher. Bildgebende Verfahren schaffen dieses Manko nicht aus der Welt. Die Unterschiede in den Aufnahmen von SARS und Lungenentzündung sind so gering, dass sie ohne begründeten Hinweis auf eine SARS-Infektion unentdeckt bleiben dürften.

Behandlung

Eine ursächliche Behandlung von SARS ist bislang nicht möglich. Es gibt keine Medikamente, die zuverlässig gegen das SARS-Coronavirus wirken. Versuchsweise wurden antivirale Wirkstoffe wie Ribavirin und Arbidol eingesetzt, um das SARS-Virus zu bekämpfen. Im Grunde aber bleibt die Therapie darauf beschränkt, die Symptome zu lindern beziehungsweise Komplikationen zu vermeiden.

Bei schweren Verläufen besteht die wichtigste Therapiemaßnahme darin, die Betroffenen mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Dafür werden in aller Regel Beatmungsmasken und eine künstliche Beatmung eingesetzt.

Schmerzstillende und fiebersenkende Wirkstoffe wie Ibuprofen und Paracetamol werden nach Bedarf angewendet. Das gilt auch für Infusionen, die den starken Verlust an Flüssigkeit und Elektrolyten bei Durchfall ausgleichen sollen. Zudem erhalten die Betroffenen Cortison und Antibiotika, um bakterielle Begleitentzündungen zu lindern. Weiterhin unterstützen physiotherapeutische Maßnahmen und Atemübungen die geschwächte Lungenfunktion.

Experimentelle Behandlungsansätze

Da SARS bislang glücklicherweise nicht wieder ausgebrochen ist, bleiben der Forschung vor allem Tierexperimente. Die aber können keinen sicheren Nachweis über die mögliche Wirkung von Mitteln gegen das SARS-Coronavirus ergeben.

Während der Epidemie 2002/2003 und bei Einzelfällen danach haben Mediziner mit diversen Behandlungsansätzen experimentiert. Einzelergebnisse deuten darauf hin, dass Interferon Alpha die Heilung bei SARS zumindest unterstützen könnte. Für den antiviralen Wirkstoff Ribavirin und andere Virustatika gibt es bislang noch keinen gesicherten Wirknachweis bei SARS.

Obwohl die RNA-Sequenz des SARS-Virus bereits entschlüsselt wurde, wird noch einige Zeit vergehen, bis ein wirksames Medikament oder gar ein Impfstoff zur Verfügung steht.

Prognose

Bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung ist die SARS-Prognose gut. Etwa 90 Prozent der Betroffenen überleben. Das bedeutet aber auch, dass 1 von 10 Menschen mit SARS die Infektion nicht überlebt.

Ein Teil der Überlebenden hat mit lebenslangen Komplikationen zu kämpfen. Schwere Verläufe von SARS verursachen mitunter bleibende Schäden. Das gilt vor allem für die Lunge mit einer bindegewebigen Veränderung von Lungenfunktionsgewebe (Lungenfibrose), aber auch Milz und das Nervensystem können nachhaltig gestört bleiben. Zu den Langzeitfolgen von SARS gehören zudem Störungen der Knochenbildung wie Knochenschwund (Osteoporose) und Knochenzersetzung (Osteonekrose).

Vorbeugung

Zur Vorbeugung von SARS-Epidemien kommt es darauf an, einen Ausbruch so schnell wie möglich zu erkennen. Alle Infizierten und deren Kontaktpersonen müssen umgehend isoliert werden, um eine weitere Verbreitung zu vermeiden. Zudem sind strengste Hygienemaßnahmen einzuhalten.

Schon beim geringsten Verdacht auf eine SARS-Epidemie sollten Reisen in das betroffene Gebiet unbedingt vermieden werden.

Autor: Charly Kahle

Stand: 26.10.2017

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