RSV-Virus – RSV-Infektionen

Nahezu alle Kinder infizieren sich mit dem RS-Virus. Meistens verlaufen RSV-Infektionen harmlos. Frühchen und Kinder mit Herzfehlern haben aber ein erhöhtes Risiko für Komplikationen. Lesen Sie alles Wichtige über Symptome, Ursachen, Behandlung und Vorbeugung von RSV-Infektionen.

Synonyme

Humanes Respiratorisches Synzytial-Virus, Respiratory Syncytial Virus

Definition: Was ist RSV-Virus?

RSV-Infektion

RSV-Virus ist die umgangssprachlich abgekürzte Bezeichnung für Infektionen mit dem RSV-Virus. Die Abkürzung RSV steht für Respiratorisches Synzytial-Virus. Das RS-Virus infiziert vor allem Neugeborene und Kinder bis zum 2. Lebensjahr, aber auch Erwachsene können sich anstecken.

RSV-Infektionen zählen zu den Atemwegserkrankungen. In der Regel verlaufen sie ähnlich wie eine Erkältung. Es sind aber auch schwere Verläufe möglich. Vor allem für Frühgeborene oder Kinder mit angeborenen Herzfehlern besteht durchaus Lebensgefahr.

Für diese Risikogruppen gibt eine vorbeugende medikamentöse Behandlung. Die passive Impfung mit dem mononuklearen Antikörper Palivizumab verringert das Ansteckungsrisiko unabhängigen Studien zufolge um etwa zwei Drittel und senkt die Wahrscheinlichkeit für die Notwendigkeit einer Krankenhausbehandlung um mehr als die Hälfte (siehe Vorbeugung und Impfung).

RSV-Virus: Häufigkeit von RSV-Infektionen

Infektionen mit dem RS-Virus sind sehr häufig. Man geht davon aus, dass nahezu alle Kinder bis zum Ende des 2. Lebensjahres wenigstens einmal erkranken. Mädchen und Jungen sind gleich häufig betroffen. Aus bislang nicht bekannten Gründen verlaufen RSV-Infektionen bei Jungen allerdings häufiger schwer als bei Mädchen. Nach Angaben des Lungeninformationsdienstes werden etwa 2 Prozent der erkrankten Kinder zur Behandlung ins Krankenhaus eingewiesen. Damit sind Infektion mit dem RSV-Virus die häufigste Ursache von atemwegsbedingten Klinikeinweisungen bei Säuglingen und Kleinkindern.

Die Häufigkeit von RSV-Infektionen schwankt ähnlich stark wie die anderer Atemwegserkrankungen, beispielsweise der Grippe. In Mitteleuropa verbreitet sich das RS-Virus vor allem zwischen November und April, mit einem Höhepunkt im Januar und Februar.

RSV-Virus 2021

Nahezu weltweit war die Zahl der RSV-Infektion in der Saison 2020/2021 sehr klein ausgefallen. Die Techniker Krankenkasse beispielsweise verzeichnete von Herbst 2020 bis zum Sommer 2021 lediglich 97 Fälle von stationären Aufnahmen. In den Vorjahren waren es deutlich mehr, nämlich knapp 8.800 (2019) und gut 5.200 (2020).

In der zweiten Jahreshälfte 2021 nahm die Zahl der RSV-Infektionen dann sprunghaft zu. Kinderärzte und Kinderkliniken sprachen zwischenzeitlich von einem Tsunami oder eine RSV-Endemie. In jüngster Zeit hat die Zahl der Krankenhausaufenthalte wegen RSV-Infektionen stark vermindert.

Die starken Schwankungen stehen nach Einschätzung von Experten vor allem im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Kontaktbeschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen erklären demnach, dass die Zahl von Atemwegserkrankungen wie RSV-Infektionen oder Grippe so stark abgenommen hat. Bei der weitgehenden Öffnung von Kinderbetreuungseinrichtungen im Sommer 2021 sei das RS-Virus auf eine Kinderpopulation getroffen, deren Immunsystem aufgrund der vorherigen Beschränkungen nicht auf das Virus vorbereitet gewesen sei.

Das RKI gibt die durchschnittliche Anzahl von RSV-Infektionen weltweit mit 48,5 Fällen auf 1.000 Kinder im ersten Lebensjahr an. Diesen Angaben zufolge verlaufen fast 6 von 1.000 Fällen schwer. Die Sterblichkeit gibt das RKI mit 0,2 Prozent der infizierten Kinder an.

Eine Meldepflicht nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) besteht für RSV-Infektionen in Deutschland nicht.

RSV-Virus: Symptome

Die meisten RSV-Infektionen verlaufen harmlos mit erkältungsähnlichen Symptomen. Das gilt für Kinder wie für Erwachsene.

RS-Virus-Infektion bei Kindern: Symptome

Typische RS-Virus-Symptome sind:

Der Husten kann hartnäckig sein und bis zu 4 Wochen anhalten, in Ausnahmefällen auch länger. Die anderen Symptome klingen in der Regel innerhalb von 3 bis 12 Tagen ab.

RS-Virus-Verlauf mit Komplikationen: RSV-Bronchiolitis bei Neugeborenen und Kleinkindern

Bei Neugeborenen und Kleinkindern verlaufen RSV-Infektionen mitunter mit Komplikationen. Eine Entzündung der unteren Atemwege bezeichnen Mediziner als RSV-Bronchiolitis. Typische Symptome einer RSV-Bronchiolitis sind schwere oder beschleunigte Atmung bis hin zur Atemnot und Fieber sowie Trinkverweigerung.

RSV-Bronchiolitiden können innerhalb von wenigen Tagen in eine Lungenentzündung übergehen. Daher sollten Kindern mit Anzeichen für RSV-Bronchiolitis unbedingt ärztlich untersucht werden. Auffällige Blässe oder Blaufärbungen von Lippen oder Schleimhäuten sind Anzeichen für einen verringerten Sauerstoffgehalt im Blut (Hypoxämie). Bei solchen Symptomen ist eine sofortige ärztliche Untersuchung notwendig. Verständigen Sie einen Rettungsdienst.

Komplikationen bei Frühgeborenen

Ein besonders hohes Risiko für einen schweren Verlauf von RSV-Infektionen haben Frühgeborene. Für Frühchen besteht Lebensgefahr, da sie allgemein noch nicht ausgereift sind und ihr Immunsystem nicht voll funktionsfähig ist. Das RKI gibt die Häufigkeit der tödlichen Verläufe für Frühgeborene mit RSV-Virus-Infektionen mit 1,2 Prozent an. Noch höher liegt sie bei Frühgeborenen mit der Lungenfunktionsstörung Bronchopulmonale Dysplasie (4,1 Prozent) und Kindern mit angeborenen Herzfehlern (5,2 Prozent).

Risikofaktoren bei RSV-Infektionen

Frühgeburten und angeborene Herzfehler sind die wichtigsten Risikofaktoren für einen schweren Verlauf von RSV-Infektionen. Ein erhöhtes Risiko stellen außerdem die folgenden Erkrankungen oder Umstände dar.

  • Angeborene Lungenerkrankungen wie Mukoviszidose (zystische Fibrose)
  • Trisomie 21 (Down-Syndrom)
  • Erblich bedingte Neigung zu Asthma
  • Passivrauchen
  • Krebserkrankungen oder Therapien, bei denen das Immunsystem medikamentös gehemmt wird (beispielsweise nach Transplantationen)

RSV-Virus: Symptome bei Erwachsenen

Die Symptome von RSV-Infektionen bei Erwachsenen ähneln einer Erkältung oder Grippe mit Schnupfen, Husten und Fieber. Nicht selten verläuft die Infektion sogar symptomlos. Insbesondere Reinfektionen, also wiederholte Ansteckungen, verlaufen fast immer mild. Männer und Frauen sind in etwa gleich häufig mit dem RS-Virus infiziert.

Ursachen von RSV-Infektionen

Ursachen von RSV-Infektionen ist das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Mediziner kennen vor allem zwei Untergruppen des RSV-Virus: RSV A und RSV B. RSV A ist die häufigere Variante. Beide Varianten verursachen dieselben Symptome und Verläufe.

Wie wird das RSV-Virus übertragen?

Das RS-Virus wird von Mensch zu Mensch übertragen. Am häufigsten sind Tröpfcheninfektionen über kleinste Speichel- und Sekretpartikel beim Husten, Niesen oder Sprechen. Zudem gelangt das Virus durch Schmierinfektionen in den Körper. Der häufigste dieser Übertragungswege läuft über die Hand auf die Schleimhäute an Mund und Augen.

Wie ansteckend ist das RSV-Virus?

Das RS-Virus ist sehr leicht übertragbar, gilt also als hochansteckend. Infizierte geben das Virus in der Regel schon am Tag nach der Ansteckung weiter, ohne zu diesem Zeitpunkt erkrankt zu sein. Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Auftreten der ersten Symptome, liegt zwischen zwei und acht Tagen.

Untersuchung: Wie Ärzte das RSV-Virus erkennen

Ansprechpartner für die Diagnose von RSV-Infektionen sind Haus- und Kinderärzte. Da die Symptome einer Erkältung ähneln, lässt sich die Diagnose nur durch einen Test sichern.

Testverfahren für den Nachweis von RSV-Virus

Für den Nachweis von RSV-Infektionen werden vor allem 2 Arten von RSV-Virus-Tests eingesetzt.

  1. PCR-Tests sind durch die Corona-Pandemie bekannt geworden. PCR-Tests sind aber auch sehr gut geeignet, um anderen Viren wie das RSV-Virus nachzuweisen. Mit dem RSV-PCR-Test lässt sich Erbgut des RSV-Virus in Abstrichen nachweisen.
  2. Und auch für das RSV-Virus gibt es einen Antigen-Test. Mit dem RSV-Virus-Antigentest lassen sich Antikörper gegen das Virus nachweisen. Allerdings sind die Antigentests – ähnlich wie bei COVID – weniger zuverlässig als PCR-Tests. Wenn ein RSV-Antigentest aber in der RSV-Saison positiv ausfällt, ist mit einiger Sicherheit von einer RSV-Infektion auszugehen.

Behandlung: Was hilft gegen das RSV-Virus?

Eine gezielte Therapie gegen das RSV-Virus gibt es nicht – ähnlich wie bei Erkältungsviren. In den allermeisten Fällen reicht es aus, die Symptome wie Fieber, Schnupfen, Husten und Halsschmerzen mit Hausmitteln gegen Erkältungen zu behandeln. Nicht verschreibungspflichtige Medikamente wie Paracetamol, Aspirin, Ibuprofen oder Metamizol kommen bei Schmerzen infrage.

RSV-Virus: Wann zum Arzt?

Bei Anzeichen von Atemnot, beschleunigter Atemfrequenz sowie ausgeprägter Trinkunlust ist ein Besuch beim Kinderarzt empfehlenswert. Das gilt grundsätzlich bei Kindern mit Risikofaktoren, also beispielsweise bei Frühchen sowie Kindern mit angeborenen Herzfehlern oder Mukoviszidose.

Eine stationäre Behandlung bei schweren Verläufen von RSV-Infektionen konzentriert sich vor allem darauf, die Sauerstoffversorgung des Körpers sicherzustellen und mögliche Komplikationen zu vermeiden beziehungsweise zu beherrschen.

Vorbeugung: Wie vor dem RSV-Virus schützen?

Sie können sich vor dem RSV-Virus bedingt schützen, indem Sie das Risiko einer Tröpfcheninfektion vermeiden. Ein Mittel dazu ist eine einfache OP-Maske, wie sie als Schutzt vor Coronainfektionen bekannt geworden ist. Insbesondere im Kontakt mit Erkrankten achten Sie idealerweise außerdem auf bestmögliche Hygiene.

Passive Impfung gegen RSV-Virus für Kleinkinder

Für Kleinkinder aus Risikogruppen, beispielsweise bei angeborenen Herzfehlern, Trisomie 21 oder Mukoviszidose besteht die Möglichkeit einer sogenannten passiven Impfung. Bei diesem Verfahren wird den Kindern ein sogenannter monoklonaler Antikörper gespritzt. Der Name dieses Wirkstoffes ist Palivizumab. Das Medikament ist ein künstlicher Antikörper gegen das RS-Virus. Er unterstützt also das Immunsystem im Fall einer Infektion mit dem RS-Virus. Damit Palivizumab seine Wirkung entfalten kann, muss es während der RS-Saison von November bis April einmal im Monat gespritzt werden.

Nach Angaben des renommierten unabhängigen Cochrane-Netzwerkes ist die passive Impfung mit Palivizumab durchaus wirksam. Sie verringere das Risiko für eine Krankenhauseinweisung bei Babys und Kleinkindern bis zu 2 Jahren um die Hälfte (siehe Quellen). Die Zahl der Infektionen liegt demnach bei etwa einem Drittel der Kinder ohne passiven Impfschutz.

Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)

Stand: 12.10.2023

  • Auf Whatsapp teilenTeilen
  • Auf Facebook teilen Teilen
  • Auf Twitter teilenTeilen
  • DruckenDrucken
  • SendenSenden