Reizblase (überaktive Blase)
Ständiger Harndrang, zuweilen Inkontinenz und gestörte Blasenentleerung sind typische Symptome für das Syndrom der überaktiven Blase. Hier lesen Sie mehr über Symptome, Ursachen und Behandlung von Reizblase.
Synonyme
Syndrom der überaktiven Blase, hyperaktive Blase, Urethralsyndrom, Frequenca-Urgency-Syndrom
Definition
Mediziner sprechen bei Reizblase von Urethralsyndrom oder Syndrom der überaktiven Blase. Sie zählen Reizblase zu den Blasenspeicherstörungen oder Blasenentleerungsstörungen. Das typische Symptom ist ein meist heftig verstärkter Harndrang bei nahezu leerer oder unvollständig gefüllter Blase, oft gepaart mit unfreiwilligem Harnabgang. In der Regel findet sich keine organische Ursache für die Reizblase.
Häufigkeit
Über die Häufigkeit der Reizblase gibt es keine zuverlässigen Angaben. Man weiß allerdings, dass vor allem Frauen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren betroffen sind. Bei Männern ist die Reizblase selten. Bei ihnen finden sich normalerweise organische Ursachen für Störungen der Blasenentleerung.
Symptome
Leitsymptom der Reizblase ist ein in hoher Frequenz auftretender und kaum kontrollierbarer Harndrang mit einer überdurchschnittlich häufigen Blasenentleerung. Mediziner bezeichnen diese Symptomatik als Pollakisurie. Das Besondere an der Reizblase: Der Harndrang entsteht, obwohl die Blase kaum gefüllt ist. Dabei ist er oft so stark, dass die Betroffenen unfreiwillig Urin verlieren (Harninkontinenz). Und wenn sie es bis auf die Toilette schaffen, setzen sie nur sehr kleine Urinmengen ab.
Ursachen
Die Ursachen der Reizblase sind nicht bekannt. Da insbesondere Frauen vor der Menopause betroffen sind, ist es wahrscheinlich, dass die weiblichen Sexualhormone eine Rolle spielen. Belegt ist diese Annahme aber nicht.
Möglicherweise begünstigen psychische Belastungen wie Angst, Nervosität oder Stress das Syndrom der hyperaktiven Blase. Tatsächlich aber trifft die Erkrankung auch Frauen, die keine dieser Anzeichen zeigen.
Als mögliche Ursache wird auch eine Fehlsteuerung oder Überaktivität des Blasenschließmuskels diskutiert. Dieser spannt sich bei vielen Betroffenen schon bei kleiner Blasenfüllmenge an und löst so den Harndrang aus.
Reizblasenähnliche Symptome sind Begleiterscheinung bei vielen Harnwegserkrankungen. In diesen Fällen handelt es sich aber nicht um eine Reizblase im klassischen Sinn, bei der es ja keine organische Ursache für die Blasenspeicherstörung gibt. Das ist bei Harnwegs- oder Blasenentzündungen anders, auch bei Prostataentzündungen oder anderen Erkrankungen des Urogenitaltraktes.
Behandlung
Für die Behandlung des Reizblasensyndroms gibt es keine Patentrezepte. In der Regel werden medikamentöse und physio- und psychotherapeutische Elemente kombiniert.
Viele Frauen profitieren von Beckenbodentraining, beispielsweise mit Kegelübungen. Das hilft vor allem, den Harndrang so zu kontrollieren, dass es nicht zu unfreiwilligen Urinabgängen kommt. Die Überaktivität der Blase lässt sich mitunter durch gezieltes Blasentraining (auch durch Biofeedback) vermindern.
Wenn die Reizblase vor allem im Zusammenhang mit psychischen Belastungen auftritt, kann eine psychotherapeutische Behandlung dabei helfen, die Übererregung zu dämpfen. Das gelingt vor allem in Form von Entspannungsübungen und Autosuggestionen.
In der Selbstbehandlung von Reizblase werden vor allem pflanzliche Wirkstoffe angewendet. Hier setzen Frauen vor allem auf Bärentraubenblätter, bei Männern sind Präparate aus dem Arzneikürbis besonders beliebt. Die Wirksamkeit dieser Mittel ist individuell unterschiedlich. Zudem werden die Kosten in der Regel nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen.
Auf Rezept verordnen Urologen nicht selten muskelentspannende Wirkstoffe aus der Gruppe der Anticholinergika oder Spasmolytika. Das sind beispielsweise Tolterodin und Oxybutynin sowie Butylscopolamin und Trospiumchlorid.
Autor: Charly Kahle
Stand: 02.01.2020