Reibeisenhaut (Keratosis pilaris)

Reibeisenhaut (Keratosis pilaris) ist eine sehr häufige Verhornungsstörung, vor allem bei Mädchen und jungen Frauen. Die gänsehautähnliche Hautveränderung ist harmlos, wird aber in der Regel als kosmetisch sehr störend empfunden. Woher kommt Reibeisenhaut? Was hilft gegen die pickelartigen Knötchen? Hier finden Sie die Antworten auf diese und andere Fragen.

Synonyme

Keratosis pilaris, Lichen pilaris, Keratosis follicularis, Keratosis suprafollicularis, Follikelkeratose, Ichthyosis anserina, Ichthyosis scrophulosorum, Erdbeerhaut

Definition: Was ist Reibeisenhaut (Keratosis pilaris)?

Reibeisenhaut-Ketarosis Pilaris

Reibeisenhaut ist so häufig, dass viele Mediziner nicht von einer Erkrankung sprechen, sondern von einer Hautbildvariante wie trockener oder fettiger Haut. Bei Keratosis pilaris, so der Fachausdruck, handelt es sich um eine Verhornungsstörung.

Symptome: Charakteristisch für Reibeisenhaut ist ein gänsehautähnliches Hautbild: mit trockener, rauer Haut und pickelartigen Knötchen.

Ursachen: Die Ursachen von Reibeisenhaut sind nicht zweifelsfrei geklärt. Die pickelartigen Hautveränderungen (Papeln) werden durch eine übermäßige Verhornung (Hyperkeratose) im Haarbalg (Haarfollikel) verursacht. Da vor allem Mädchen und junge Frauen betroffen sind, darf zumindest für diese Teilgruppe von geschlechtsspezifischen hormonellen Einflüssen als Ursache von Reibeisenhaut ausgegangen werden.

Häufigkeit: Reibeisenhaut gehört zu den sehr häufigen Hautbildveränderungen. Die Häufigkeit bei Kindern wird mit bis zu 80 Prozent angegeben. Mit zunehmenden Alter nimmt die Häufigkeit von Keratosis pilaris ab: auf etwa 40 Prozent bei Erwachsenen.

Behandlung: Eine ursächliche Behandlung von Keratosis pilaris gibt es leider nicht. Die Symptome lassen sich aber durch harnstoffhaltige Cremes, Peelings und geeignete Hautpflege lindern.

Vorbeugung: Den bestmöglichen Schutz vor Reibeisenhaut pilaris bietet eine gesunde Lebensführung in Kombination mit einer hautschonenden Körperpflege.

Reibeisenhaut: Häufigkeit

Reibeisenhaut ist sehr häufig. Sie tritt bei so vielen Menschen auf, dass einige Mediziner sogar von einer Normvariante anstatt von einer Störung oder Hauterkrankung sprechen. Schätzungen gehen davon aus, dass mindestens jeder Zweite irgendwann im Leben von Reibeisenhaut betroffen ist. In einigen Quellen wird die Häufigkeit sogar mit bis zu 80 Prozent angegeben, vor allem bei Kindern. Am häufigsten tritt Reibeisenhaut bei Mädchen und jungen Frauen auf. Jungen und junge Männer können aber ebenfalls betroffen sein. Im späteren Erwachsenenalter bilden sich die Symptome von Reibeisenhaut meist ohne Behandlung deutlich zurück.

Symptome: Wie sieht Reibeisenhaut aus?

Das charakteristische Symptom von Reibeisenhaut sind harte, kegelförmige, spitze Knötchen (Papeln) aus Hornhaut im Bereich der Haarwurzeln. Die gänsehautähnlichen Pickel können weißlich, hautfarben oder leicht gerötet erscheinen. Reibeisenhaut-Papeln haben in der Regel einen Durchmesser von ein bis zwei Millimetern. Typische ist eine Häufung von zehn bis 100 Pickelchen in den betroffenen Hautarealen. Die Haut in diesen Bereichen ist darüber hinaus meist sehr trocken, rau und schuppig.

Symptome: Formen der Reibeisenhaut

Hautärzte unterscheiden drei Unterformen mit gering unterschiedlicher Symptomatik.

  • Keratosis pilaris atrophicans: Bei dieser Form ist das Entzündungsgeschehen im Bereich der Haarfollikel ausgeprägter. Nach dem Abheilen der Pickel bilden sich mitunter Narben, in deren Bereich keine Haare mehr wachsen.
  • Keratosis pilaris rubra: Rubra ist lateinisch und bedeutet Rot. Bei dieser Reibeisenhautvariante ist die Haut besonders stark gerötet. Zudem tritt Keratosis pilaris rubra besonders häufig im Gesicht auf und wird daher von den meisten Menschen als kosmetisch besonders störend empfunden.
  • Keratosis pilaris alba: Alba stammt ebenfalls aus dem Lateinischen und bedeutet Weiß. Bei Keratosis pilaris alba erscheinen die Hautpapeln Hellgrau bis Weiß.

Reibeisenhaut und andere Hauterkrankungen

Keratosis pilaris tritt in vielen Fällen gemeinsam mit anderen Erkrankungen auf (Komorbidität), beispielsweise bei atopischer Dermatitis (Neurodermitis), Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), Diabetes mellitus oder Allergien, beispielsweise allergisches Asthma.

Wo bildet sich Reibeisenhaut?

Reibeisenhaut bildet sich besonders oft an den Streckseiten der Oberschenkel und der Oberarme sowie am Gesäß. Ein weiterer häufig betroffener Bereich ist das Gesicht. Hier tritt die Reibeisenhaut vor allem an den Wangen auf, seltener an Augenbrauen oder Stirn. Auch Ohren, Hals, Nacken und Schultern können betroffen sein. Ausnahmen bilden die Handinnenflächen und Fußsohlen.

Komplikationen: Wie gefährlich ist Reibeisenhaut?

Reibeisenhaut ist aus medizinischer Sicht harmlos. Schwere Komplikationen sind nicht zu erwarten. Breitet sich Reibeisenhaut auf die Kopfhaut aus, kann allerdings Haarverlust die Folge sein.

Ursachen: Wie entsteht Reibeisenhaut?

Reibeisenhaut entsteht durch eine Überproduktion von Keratin (Hyperkeratose). Keratin ist ein sogenanntes Faserprotein (Fasereiweiß) und der Hauptbestandteil von Haaren, Nägeln und Haut. Wird zu viel Keratin in der Haut produziert, verstopft das Eiweiß die Umhüllung der Haarwurzel, den Haarbalg (Haarfollikel). Deshalb wird Reibeisenhaut auch als Follikelkeratose bezeichnet.

Ursachen: Auslöser von Reibeisenhaut

Die genauen Auslöser für Reibeisenhaut sind noch nicht ausreichend untersucht. Als gesichert gilt, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen. Leidet ein Elternteil unter Reibeisenhaut, tragen Kinder ein 50-%iges Risiko, dass die Verhornungsstörung auch bei ihnen auftritt. Das Risiko ist für männliche und weibliche Nachkommen gleich hoch.

Da Reibeisenhaut vor allem bei Mädchen und jungen Frauen auftritt, geht die Medizin zudem davon aus, dass geschlechtsspezifische hormonelle Einflüsse eine Rolle beim Auftreten spielen dürften.

Ursachen: Risikofaktoren für Reibeisenhaut

Begünstigt wird Keratosis pilaris durch das Zusammenspiel weiterer Faktoren. Dazu zählen beispielsweise:

  • Trockene Haut
  • Mangelernährung
  • Übergewicht
  • Vitamin D-Mangel (kann Keratosen begünstigen)
  • Zu geringe Flüssigkeitszufuhr
  • Trockene Luft (vor allem Heizungsluft im Winter)
  • Übertriebene oder unzureichende Hautpflege

Reibeisenhaut: Untersuchung

Reibeisenhaut erkennen Haus- und Hautärzte in der Regel anhand der typischen Symptome durch einfaches Betrachten der Haut (Blickdiagnose). Weitere Untersuchungen erfolgen manchmal, wenn das Hautbild nicht zweifelsfrei eindeutig ist oder um Ursachen wie allergische Reaktionen zu erkennen. Akne vulgaris, Milien (Hautgries) oder sogar Skorbut sind andere mögliche Differenzialdiagnosen.

Behandlung: Was hilft gegen Reibeisenhaut?

Eine ursächliche Behandlung von Keratosis pilaris gibt es leider nicht. Die Symptome lassen sich aber durch harnstoffhaltige Cremes, Peelings und geeignete Hautpflege lindern.

Welche Creme bei Reibeisenhaut für Erwachsene?

Für die Behandlung von Reibeisenhaut sehr gut geeignet sich harnstoffhaltige Cremes oder Lotionen. Harnstoff (Urea) trägt dazu bei, die übermäßige Verhornung im Bereich der Papeln abzubauen. Zudem liefern handelsübliche Urea-Cremes aus der Apotheke oder dem Reformhaus zusätzliche Feuchtigkeit für die trockene Haut. Urea ist in den meisten Pflegeprodukten zur Behandlung von Neurodermitis enthalten: Neurodermitis-Cremes eignen sich daher gut zur täglichen Hautpflege bei Reibeisenhaut.

Ebenfalls gut geeignet sind außerdem feuchtigkeitsspendende Pflegecremes, die Glykolsäure, Retinoide oder Milchsäure enthalten. Welches Produkt am besten zum individuellen Hauttyp passt, lässt sich beim Hautarzt oder in der Apotheke erfragen.

Welche Creme gegen Reibeisenhaut bei Kindern?

Auch bei Kindern sind harnstoffhaltige Cremes die erste Wahl, um Reibeisenhaut zu behandeln. Peelings sind für Kinder häufig nicht gut geeignet, da die Konzentration der in Peelings enthaltenen Säuren auf die deutlich weniger empfindliche Haut von Erwachsenen zugeschnitten sind.

Reibeisenhaut bei kleinen Kindern und Babys: Reibeisenhaut tritt gelegentlich auch bereits bei sehr kleinen Kindern oder Babys auf. Sie lässt sich oft nicht leicht von anderen häufigen Hauterkrankungen wie der atopischen Dermatitis (Neurodermitis) abgrenzen. Eine Abklärung durch den Kinderarzt ist deshalb immer sinnvoll.

Welches Peeling bei Reibeisenhaut?

Peelings aus Salicylsäure oder Milchsäure und Fruchtsäuren helfen dabei, verstopfte Hautporen zu öffnen und Verhornungen zu entfernen. Sie lassen sich auch gut gegen Reibeisenhaut einsetzen. Für eine deutliche Verbesserung des Hautbildes ist es aber wichtig, die Peelings mindestens einmal in der Woche und über einen längeren Zeitraum anzuwenden.

Welches Peeling bei Reibeisenhaut im Gesicht?

Im Gesicht sollten Peelings nur mit Vorsicht zum Einsatz kommen. Geeignet sind zum Beispiel Meersalzpeelings, die abgestorbene Hautzellen entfernen und die Haut zusätzlich mit Feuchtigkeit versorgen. Eine zu häufige Anwendung kann die empfindliche Gesichtshaut jedoch reizen und zu Rötungen und Entzündungen führen. Anstatt der gewünschten Verbesserung tritt dann der gegenteilige Effekt ein: Das Hautbild verschlechtert sich. Bei starken Entzündungen kann sogar eine Behandlung mit kortisonhaltigen Salben notwendig werden.

Hilft Lasern gegen Reibeisenhaut?

Die Laserbehandlung kommt vor allem bei ausgeprägter Reibeisenhaut an exponierten Stellen wie Gesicht und Oberarmen zum Einsatz, wenn mit anderen Methoden keine guten Resultate erzielt werden. Ansprechpartner für Laserbehandlungen sind Fachärzte für Dermatologie. Hautärzte sind am besten darin geschult, Laserbehandlungen auf die Symptomatik abzustimmen und etwaige Risiken zu vermeiden. Bei Laserbehandlungen in Kosmetikstudios beispielsweise ist das Komplikationsrisiko deutlich erhöht.

Prognose: Wie lange dauert Reibeisenhaut?

Reibeisenhaut ist in der Jugend am stärksten ausgeprägt. Mit zunehmendem Alter bilden sich die typischen Merkmale für gewöhnlich zurück. Auch ohne Behandlung ist die Prognose der Follikelkeratose daher sehr gut. Zu Beschwerden kommt es in der Regel nur, wenn durch Aufkratzen der Papeln Entzündungen entstehen. In seltenen Fällen können sich bleibende Narben bilden.

Vorbeugung: Was schützt vor Reibeisenhaut?

Zuverlässig verhindern lässt sich Reibeisenhaut leider nicht, insbesondere bei einer erblich bedingten Veranlagung. Den bestmöglichen Schutz vor Keratosis pilaris bietet eine gesunde Lebensführung in Kombination mit einer hautschonenden Körperpflege. Dabei helfen die folgenden Tipps.

Hautfreundliche Lebensführung

  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr (empfohlene tägliche Trinkmenge: min. 2 l Wasser)
  • Abwechslungsreiche und frische Ernährung zur Vermeidung von Mangelernährung und zur Vorbeugung von Mineralstoffmangel
  • Regelmäßiger Aufenthalt im Freien, um die Produktion von Vitamin D anzuregen
  • Übermäßige Sonneneinstrahlung und Sonnenbrände vermeiden (unter Berücksichtigung der Hautkrebsgefahr bei übermäßiger UV-Exposition)
  • Hautfreundliche Pflege (keine austrocknenden Seifen, kein übermäßiges Waschen)
  • Auftragen feuchtigkeitsspendender Hautpflegeprodukte

Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)

Stand: 13.09.2023

Quelle:
  1. National Library of Medicine: Keratosis Pilaris
  2. MSD-Manuals für medizinische Fachkreise: Keratosis pilaris
  3. Altmeyers Enzyklopädie (Springer Medizin Verlag): Keratosis pilaris
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