Pleuraerguss – Wasser in der Lunge

Häufig schnell zunehmende schwere Atembeschwerden bis hin zur Atemnot, meistens ohne Schmerzen: Ursache kann ein Pleuraerguss sein, eine Wasseransammlung zwischen Lungen- und Rippenfell. Ohne rechtzeitige Therapie kann der Druck der Flüssigkeit auf die Lunge so stark werden, dass die Sauerstoffversorgung gefährdet ist und Lebensgefahr besteht.

Synonyme

Pleuritis, Pleurorrhoe, Wasseransammlung um die Lunge, Erzguss, Brustfellerguss

Definition: Was ist ein Pleuraerguss?

Pleuraerguss

Als Pleuraerguss bezeichnen Mediziner eine Ansammlung von Flüssigkeit (Erguss) zwischen Brustfell (Pleura) und Lunge. Das Brustfell besteht aus zwischen Schichten: dem Lungenfell und Rippenfell. Zwischen diesen beiden Hautschichten befindet sich der sogenannte Pleuraspalt. Damit diese beiden Schichten nicht aneinander reiben, sind sie mit einem Feuchtigkeitsfilm ausgekleidet. Bei einem Pleuraerguss sammelt sich übermäßig viel Flüssigkeit im Pleuraspalt. Verursacht werden Pleuraergüsse vor allem durch eine Vielzahl von meist schweren Erkrankungen der Lunge und des Herzens.

Was ist der Unterschied von Pleuraerguss und Lungenödem?

Pleuraerguss und Lungenödem werden in der Umgangssprache manchmal als „Wasser in der Lunge“ bezeichnet. Für den Pleuraerguss ist das falsch: Die Flüssigkeit befindet sich bei einem Pleuraerguss ausschließlich im Pleuraspalt, also zwischen den beiden Schichten des Brustfells. “Wasser in der Lunge” hingegen ist symptomatisch für ein Lungenödem, also für Flüssigkeit in der Lunge. Hier finden Sie ausführliche Informationen zu Symptomen, Ursachen und Behandlung von Lungenödem.

Was unterscheidet Pleuraerguss und Aszites?

Die Gemeinsamkeit von Pleuraerguss und Aszites besteht darin, dass sich übermäßig viel Flüssigkeit im Körper sammelt. Ansonsten aber handelt es sich verschiedene Krankheitsbilder. Aszites wird auch als Bauchwassersucht bezeichnet, weil sich bei dieser Erkrankung Flüssigkeit im Bauchraum sammelt. Beim sogenannten Meigs-Syndrom treten Aszites und Pleuraerguss gleichzeitig in Kombination mit einem gutartigen Eileitertumor auf. Hier finden Sie ausführliche Informationen zu Symptomen, Ursachen und Behandlung von Aszites.

Pleuraerguss: Häufigkeit

Pleuraergüsse können durch eine Vielzahl von Erkrankungen ausgelöst werden und sind daher auch sehr häufig. Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland jährlich zwischen 400.000 und 500.000 Männer und Frauen deswegen behandelt werden. Das entspricht einer Erkrankungsrate von fünf bis sechs Menschen je 1.000 Einwohner.

Pleuraerguss: Symptome

Die Symptome von Pleuraergüssen unterscheiden sich vor allem nach Menge der angesammelten Flüssigkeit. Große Pleuraergüsse verursachen vor allem Atemnot und Kurzatmigkeit, weil das Wasser im Pleuraspalt auf die Lunge drückt. Kleine Pleuraergüsse bleiben mitunter ohne Symptome.

Verursacht ein Pleuraerguss Schmerzen?

Kleine Pleuraergüsse schmerzen in der Regel nicht. Größere Pleuraergüsse machen sich hingegen oft durch Schmerzen bemerkbar, vor allem beim Atmen und Husten. Pleuraergüsse infolge einer feuchten Rippenfellentzündung (Pleuritis exsudativa) gehen in der Regel ebenfalls mit Schmerzen einher.

Pleuraergüsse sind fast immer Folge schwerer Erkrankungen oder Verletzungen verursacht. Die Schmerzen durch den Erguss sind häufig kaum von Schmerzen durch die auslösende Erkrankung oder Verletzung zu unterscheiden.

Wie gefährlich ist ein Pleuraerguss?

Bei rechtzeitiger medizinischer Behandlung ist ein Pleuraerguss nicht gefährlich. In Notfällen können Mediziner die Flüssigkeit zwischen Lungen- und Rippenfell bei einer sogenannten Punktion ablassen (siehe Behandlung). Ohne Therapie aber kann der Druck der Flüssigkeit auf die Lunge so stark werden, dass die Sauerstoffversorgung gefährdet ist und Lebensgefahr besteht.

Wie viel Flüssigkeit bei einem Pleuraerguss?

In einem Pleuraerguss sammeln sich – manchmal innerhalb von wenigen Stunden – bis zu 1,5 Liter Flüssigkeit. Normalerweise befinden sich im Pleuraspalt zwischen 5 und 20 ml Flüssigkeit. Diese dient dazu, Reibung zwischen Lungen- und Brustfell zu vermeiden, beispielsweise bei Bewegungen der Lunge beim Ein- und Ausatmen oder Bewegungen des Brustkorbes.

Pleuraerguss: Ursachen

In den meisten Fällen werden Pleuraergüsse durch Erkrankungen ausgelöst. Mediziner sprechen davon, dass der Erguss dann Folge einer Grunderkrankung ist. Eine andere Ursache von Pleuraergüssen sind Verletzungen der inneren Organe oder des Brustkorbes.

Ursachen von Pleuraerguss: Grunderkrankungen

Es gibt sehr viele Erkrankungen, die mit Pleuraergüssen als Symptom einhergehen können. Die folgende Liste ist daher nicht vollständig, nennt aber die wichtigsten Grunderkrankungen:

Pleuraergussursachen: Verletzungen und Medikamente

Auch die Einnahme bestimmter Medikamente kann Pleuraergüsse verursachen oder zumindest begünstigen. Dazu zählen beispielsweise Medikamente wie Hydralazin (gegen Bluthochdruck und Herzschwäche) oder Interleukin-2. Interleukin ist ein Krebsmedikament, das vor allem in der Therapie von Schwarzem Hautkrebs (Malignes Melanom) und bei einer besonderen Form von Nierenkrebs, dem Nierenzellkrebs (Nierenzellkarzinom), eingesetzt wird. Eine typische Verletzung in Zusammenhang mit Pleuraergüssen sind beispielsweise Rippenbrüche.

Pleuraerguss: Diagnose und Untersuchungen

Die Verdachtsdiagnose Pleuraerguss ergibt sich häufig schon aus der Erhebung der Krankengeschichte – und lässt sich bei einer einfachen körperlichen Untersuchung durch Abhören des Brustraumes, vor allem der Lunge und des Herzens, schon nahezu bestätigen (leises Atemgeräusch, gedämpfter Klopfschall).

Bildgebende Verfahren wie Ultraschalluntersuchung (Sonografie) und Röntgen dienen dazu, die Diagnose zu sichern und erste Hinweise auf die Ursache des Pleuraergusses zu finden. Dazu dient auch eine mögliche Biopsie von Flüssigkeit aus dem Erguss. Bei der Biopsie entnehmen Mediziner mit einer sehr feinen Hohlnadel etwas Flüssigkeit aus dem Pleuraspalt, um die Flüssigkeit labortechnisch auf Bestandteile wie Zellen oder Eiweiße sowie Viren oder Bakterien untersuchen zu lassen.

Exsudat oder Transsudat?

Bei der labortechnischen Untersuchung wird auch die Zusammensetzung der Pleuraflüssigkeit untersucht. Dabei unterscheiden Mediziner Exsudate und Transsudate.

  • Exsudate enthalten viele Zellen und Eiweiße. Das ist ein Hinweis darauf, dass der Pleuraerguss infolge einer Entzündungsreaktion oder durch eine Krebserkrankung ausgelöst worden sein könnte.
  • Als Transsudate bezeichnen Mediziner hingegen zell- und eiweißarme Flüssigkeit. Der Nachweis von Transsudat gilt als Hinweis darauf, dass der Pleuraerguss durch eine Herzschwäche oder Erkrankungen von Leber, Nieren oder Dram ausgelöst worden sein könnte.

Behandlung: Welche Therapie bei Pleuraerguss?

Eine medikamentöse Therapie zur Behandlung von Pleuraergüssen gibt es nicht. Leichte Pleuraergüsse bilden sich mitunter von allein (spontane Remission) zurück. Schwere Pleuraergüsse und Notfälle werden im Krankenhaus stationär behandelt.

Da Pleuraergüsse in der Mehrzahl Symptom einer auslösenden Erkrankung sind, konzentriert sich die Behandlung darauf, diese Grunderkrankungen wie Krebserkrankungen, Lungenentzündungen oder Herzschwäche (siehe auch Ursachen) zu lindern oder zu heilen.

Behandlung: Drainagen bei Pleuraerguss

Bei der operativen Behandlung von Pleuraergüssen wird entweder die Flüssigkeit aus dem Pleuraspalt abgeleitet oder der Pleuraspalt verklebt bzw. das Rippenfell entfernt. Die Wahl der OP-Methode hängt vor allem von Schwere und Behandlungsmöglichkeit der Grunderkrankung sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand der Betroffenen ab. In der Regel werden die beiden Drainagemethoden, Pleurapunktion und Pleuradrainage (Thoraxdrainage) bei leichteren Fällen eingesetzt, die operativ aufwendigeren Eingriffe, chemische Pleurodese und Pleurektomie, bei Fällen mit wiederkehrenden schweren Pleuraergüssen. Im Folgenden mehr über die operativen Verfahren zur Therapie von Pleuraergüssen:

Pleurapunktion zur Drainage bei Pleuraergüssen

Bei der Pleurapunktion wird eine kleine Hohlnadel von außen in den Pleuraspalt geführt. Über die Nadel kann die Flüssigkeit dann ablaufen. Wenn nach wenigen Minuten ausreichend Flüssigkeit abgeflossen ist, wird die Hohlnadel entfernt. Die Pleurapunktion ist ein weitgehend schmerzfreier Eingriff und erfolgt in der Regel ohne Betäubung.

Thoraxdrainage (Thorakoskopie)

Die Thoraxdrainage oder Thorakoskopie ist der größere Eingriff, um Pleuraergüsse operativ zu entlasten. Er erfolgt in der Regel im Rahmen einer stationären Behandlung. Die Thoraxdrainage ist ein sogenannter minimal-invasiver Eingriff unter lokaler Betäubung. Bei diesem Verfahren wird über einen kleinen Hautschnitt ein Röhrchen in den Brustkorb eingeführt und im Pleuraspalt fixiert. Über dieses Röhrchen wird die Flüssigkeit dann permanent abgesaugt. Die Thoraxdrainage erfordert den Anschluss an ein Drainagesystem, das beispielsweise den Absaugdruck regelt und die Flüssigkeit aufnimmt. Die Thorakoskopie wird vor allem angewendet, wenn sich immer wieder neue Pleuraergüsse (Rezidive) oder sehr viel Flüssigkeit bilden, beispielsweise weil die auslösende Erkrankung nicht ausreichend gut behandelt werden kann.

Operationen bei Pleuraerguss: Pleurodese und Pleurektomie

Die chemische Pleurodese ist ein größerer operativer Eingriff zur Behandlung von Pleuraergüssen. Bei dieser Operation unter Vollnarkose saugen die Operateure zunächst die Flüssigkeit ab. Anschließend bringen sie Chemikalien in den Pleuraspalt ein, die eine Entzündungsreaktion verursachen. Infolge dieser Entzündung verkleben Lungen- und Rippenfell so miteinander, dass es keinen Pleuraspalt mehr gibt – und somit sich dort auch keine Flüssigkeit mehr sammeln kann.

Die sogenannte Pleurektomie ist der größte chirurgische Eingriff zur operativen Behandlung von Pleuraergüssen. Bei dieser OP unter Vollnarkose entfernen Chirurgen das Rippenfell komplett. Damit kann sich kein Pleuraerguss mehr bilden.

Pleuraerguss: Prognose

Die Prognose für die Behandlung von Pleuraergüssen ist in der Regel sehr gut. In sehr vielen Fällen gelingt es, die Neubildung von Flüssigkeitsansammlungen im Pleuraspalt zu stoppen oder wenigstens so zu kontrollieren, dass es nicht zu ernsthaften Beschwerden wie schwerer Atemnot kommt.

Insofern haben die Pleuraergüsse selbst keinen großen Einfluss auf die Lebenserwartung. Die Überlebensdauer ist vielmehr vor allem von der auslösenden Grunderkrankung und deren Fortschritt abhängig.

Lebenserwartung bei malignem Pleuraerguss

Die Lebenserwartung bei einem sogenannten malignen Pleuraerguss (MPE) ist sehr gering. Maligne Pleuraergüsse sind ein häufiges Symptom im Endstadium von Krebserkrankungen, vor allem bei Lungenkrebs und Brustkrebs. Allein in Deutschland erkranken bis zu 60.000 Menschen an einen malignen Pleuraerguss und sterben innerhalb von drei bis zwölf Monaten nach der MPE-Diagnose. Die mittlere Überlebenszeit beträgt vier Monate.

Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)

Stand: 18.07.2024

Quelle:
  1. Deutsches Ärzteblatt: Pleuraerguss des Erwachsenen – Ursachen, Diagnostik und Therapie
  2. Gesund.bund.de: Pleuraerguss
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