Plattenepithelkarzinom

Das Plattenepithelkarzinom ist die zweithäufigste Form des Hautkrebses. Das Spinaliom, so eine andere Bezeichnung, kann an der Haut und an anderen Stellen des Körpers entstehen. Auslöser für Plattenepithelkarzinome sind meist Hautschäden durch intensive Sonneneinstrahlung. Lesen Sie, welche Risikofaktoren es gibt, woran Sie Plattenepithelkarzinome erkennen und was sich dagegen unternehmen lässt.

Synonyme

Spinozelluläres Karzinom, Epithelioma spinocellulare, Stachelzellkarzinom, Spinaliom (veraltet), „heller Hautkrebs”

Was ist ein Plattenepithelkarzinom?

Plattenepithelkarzinom-Haut

Plattenepithelkarzinome sind Krebserkrankungen mit bösartigen Tumoren der Haut und/oder der Schleimhäute. Sie gehen von ein- oder mehrschichtigen, sehr stabilen Gewebeschichten aus, die an vielen inneren und äußeren Oberflächen des menschlichen Körpers vorkommen. Diese Grenz- und Deckgewebe bezeichnen Mediziner als Plattenepithelien.

Plattenepithelien kommen im menschlichen Körper in zwei Formen vor:

  • Verhornendes Plattenepithel: Oberhaut (Epidermis)
  • Nicht verhornendes Plattenepithel: Mundhöhle, Speiseröhre, Stimmfalten, Vagina, Gebärmutterhals, Analkanal, Harnröhre

Plattenepithelkarzinome treten selten auch in Regionen auf, die nicht von dieser Art von Epithel bedeckt sind, etwa in der Lunge. Dies geschieht, indem Zellen des Tumors sich in andere Zellen verwandeln (Metaplasie).

Wo treten Plattenepithelkarzinome am häufigsten auf?

Plattenepithelkarzinome der Haut treten häufig an Stellen auf, die regelmäßig unbedeckt dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Dazu zählen etwa Gesicht (vor allem die Nase), unbehaarte Kopfhaut, Hals, Hände und Ohren. Bei Menschen, die sich oft und lange ohne ausreichenden Sonnenschutz im Freien aufhalten, zählen auch Arme, Beine und Rumpf zu den gefährdeten Körperstellen.

Karzinome (Tumoren) des unverhornten Plattenepithels treten vor allem im Rachenbereich, in der Mundhöhle, am Gebärmutterhals (Gebärmutterhalskrebs), in der Vaginalregion (Scheidenkrebs) und in der Analregion auf. Sie entstehen oft als Folge einer Infektion mit bestimmten Stämmen des humanen Papillomavirus (HPV) wie beispielsweise Feigwarzen. Ein geschwächtes Immunsystem, chronische Entzündungen, Rauchen und regelmäßiger Alkoholkonsum gelten ebenfalls als bedeutende Risikofaktoren.

Wie gefährlich ist ein Plattenepithelkarzinom?

Plattenepithelkarzinome der Haut gelten bei rechtzeitiger Behandlung in den meisten Fällen als nicht sehr gefährlich. Sie sind gut behandelbar und beeinträchtigen die Lebenserwartung in der Regel nicht.

Im Gegensatz zum „Schwarzen Hautkrebs”, dem Malignen Melanom, bilden Plattenepithelkarzinome nur sehr selten Absiedlungen (Metastasen) aus. Die Erkrankung bleibt daher örtlich begrenzt, andere Organe sind nicht betroffen. Das erleichtert die Behandlung: Eine chirurgische Entfernung des geschädigten Gewebes reicht oftmals aus, um die Gesundheit wieder herzustellen.

Plattenepithelkarzinome, die an anderen Organen als der Haut entstehen, haben je nach ihrem Auftrittsort eine schlechtere Prognose. Hier sind frühzeitige Diagnose und Behandlung besonders wichtig, um eine Ausbreitung des Karzinoms zu verhindern.

Häufigkeit

Das Plattenepithelkarzinom ist die zweithäufigste Tumorerkrankung der Haut. In Europa erkranken jährlich etwa 25 von 100.000 Einwohnern neu. Die Tendenz ist steigend.

Ursache für den Anstieg dürfte die insgesamt höhere UV-Belastung sein. Ein wesentlicher Faktor ist die in den Industriestaaten stark gestiegene Lebenserwartung: Mit höherem Alter steigt das Risiko für Plattenepithelkarzinome stark an. Heute erreichen wesentlich mehr Menschen dieses Alter als noch vor einigen Jahrzehnten. Zudem sind immer mehr Menschen immer häufiger in besonders sonnigen Regionen im Urlaub – mit einer steigenden Zahl von Sonnenbränden.

Plattenepithelkarzinom: Symptome

Wie entwickelt sich ein Plattenepithelkarzinom?

Plattenepithelkarzinome der Haut entwickeln sich über einen längeren Zeitraum. Zu Beginn sind oft nur flache, rötliche, gut abgegrenzte Verhornungen (Hyperkeratosen) erkennbar. Sie fallen kaum auf und lassen sich besser ertasten als mit den Augen erkennen. Dieses Krankheitsbild wird auch als aktinische Keratose bezeichnet. Besonders gefährdet für die Entwicklung einer aktinischen Keratose sind Menschen mit heller Hautfarbe, die sich häufig in der Sonne aufhalten. Die aktinische Keratose gilt als Hautkrebsvorstufe und sollte deshalb rechtzeitig behandelt werden.

Im späteren Verlauf der Erkrankung entwickeln sich die anfangs unauffälligen Hautveränderungen oft zu unscharf abgegrenzten, derben bis harten, warzenartigen Höckern. Unbehandelt können sie in angrenzendes Gewebe einwachsen und dieses schädigen.

Wann metastasiert ein Plattenepithelkarzinom?

Kleine Plattenepithelkarzinome der Haut breiten sich nur sehr selten auf andere Organe aus. Die Metastasierungsrate liegt bei diesen Karzinomen nur bei etwa 3 bis 5 Prozent. Plattenepithelkarzinome der Schleimhäute sind jedoch aggressiver und neigen dazu, Tochtergeschwüre (Metastasen) zu bilden. Wichtige Faktoren für die Neigung zur Metastasenbildung sind:

  • Größe des Karzinoms
  • Eindringen in angrenzende Gewebe (Invasionstiefe)
  • Grad der Abweichung vom normalen Erscheinungsbild des Gewebes (Differenzierungsgrad)

Metastasen von Plattenepithelkarzinomen bilden sich in der Regel zunächst in den Lymphknoten in der Nähe des Tumors. Später ist auch eine Streuung (Metastasierung) in andere Organe möglich.

Plattenepithelkarzinom: Ursachen

Wie entstehen Plattenepithelkarzinome?

Die wichtigste Ursache von Plattenepithelkarzinomen sind häufige ungeschützte Aufenthalte in der Sonne. Das Risiko steigt weiter, wenn es wiederholt zu Sonnenbränden gekommen ist.

Daneben gibt es weitere Faktoren, die die Entstehung eines Plattenepithelkarzinoms begünstigen. Dazu zählen vor allem:

  • Hautschädigungen durch giftige Substanzen wie Teer oder Ruß
  • Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem schwächen
  • Chronische Entzündungen, Wunden oder Verbrennungen
  • Alkohol- und Tabakkonsum
  • Infektionen mit humanen Papillomaviren (HPV), beispielsweise erkennbar durch Feigwarzen

Untersuchung

Meist stellt der Arzt (Hausarzt oder Hautarzt) die Diagnose anhand des Erscheinungsbildes. Zur Absicherung der Diagnose wird eine Gewebeprobe entnommen und das geschädigte Gewebe untersucht (Biopsie).

Wie wird ein Plattenepithelkarzinom diagnostisch eingeteilt?

Bestätigt sich bei der Biopsie die Verdachtsdiagnose Plattenepithelkarzinom, erfolgt eine weitere Untersuchung zur Feststellung des Differenzierungsgrades des Tumors. Der untersuchende Arzt bestimmt dabei, wie weit sich das geschädigte Gewebe vom Ausgangsgewebe unterscheidet. Diese Beurteilung bezeichnen Mediziner als Grading oder Tumorgrading. Gewöhnlich erfolgt eine Einteilung in die Grade 1 bis 5, wobei G1 gut differenziertes (dem Ausgangsgewebe sehr ähnliches Gewebe mit der besten Heilungsprognose) darstellt. G4 bezeichnet dagegen undifferenziertes, also vom Ursprungsgewebe stark abweichendes Tumorgewebe. Die fünfte Stufe wird als G9 bezeichnet. Sie bedeutet, dass die Differenzierung nicht beurteilt werden kann (die schlechteste Heilungsprognose).

Was bedeutet Plattenepithelkarzinom G2?

Ein praktisches Beispiel dazu: Lautet die Diagnose Plattenepithelkarzinom G2, bedeutet das „mäßig differenziertes bösartiges Gewebe”. Es ist zwar gut erkennbar, aus welchem Ausgangsgewebe der Tumor stammt, aber die Übereinstimmung mit dem Ausgangsgewebe ist schon deutlich geringer als bei einem Karzinom mit dem Grading G1.

Diagnose des Krankheitsstadiums

Es lässt sich auch bestimmen, wie weit ein Tumor schon fortgeschritten ist. Dazu verwenden Mediziner die sogenannte TNM-Klassifikation:

  • T steht für die Tumorausbreitung (T1 bis T4)
  • N steht für die Anzahl der befallenen Lymphknoten (Nodi lymphatici, N0 oder N1)
  • M steht für das Vorhandensein von Metastasen (M0 und M1)

Ergibt sich beispielsweise ein Befund mit der Klassifikation T1 N0 M0, bedeutet das, dass der Tumor noch sehr klein ist (weniger als 2 cm Ausdehnung) und weder Lymphknoten befallen noch Metastasen vorhanden sind.

Plattenepithelkarzinom: Behandlung

In den meisten Fällen kann ein Plattenepithelkarzinom chirurgisch entfernt werden. Ist das nicht möglich, stehen als alternative Behandlungsmethoden die Bestrahlung (Radiotherapie) sowie die medikamentöse Chemo- oder Immuntherapie zur Verfügung. Da Plattenepithelkarzinome oft wiederkehren (Rezidive), sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen in den ersten fünf Jahren empfehlenswert.

Vorstufen des Plattenepithelkarzinoms wie die aktinische Keratose können mit kältetherapeutischen Verfahren (Kryotherapie) oder mittels Lasertherapie behandelt werden.

Vorbeugung

Am besten lässt sich einem Plattenepithelkarzinom durch konsequenten Sonnenschutz vorbeugen. Direkte Sonneneinstrahlung sollte möglichst vermieden werden. Guten Schutz bieten eine geeignete Kleidung und Kopfbedeckung sowie das Auftragen von qualitativ hochwertiger Sonnencreme mit einem hohen Lichtschutzfaktor. Gefährdete Personen sollten Solariumsbesuche möglichst meiden.

Die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung beim Hautarzt (Hautscreening) hilft ebenfalls, Hautkrebsvorstufen rechtzeitig zu erkennen und der Entstehung eines Plattenepithelkarzinoms vorzubeugen.

Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)

Stand: 02.08.2023

Quelle:

Schmitz L et al.: Nichtmelanozytäre Hauttumoren – von der aktinischen Keratose bis zum Plattenepithelkarzinom.
Corchado-Cobos R et al.: Cutaneous Squamous Cell Carcinoma: From Biology to Therapy. doi: 10.3390/ijms21082956
Green A C, McBride P: Squamous cell carcinoma of the skin (non-metastatic).

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