Phimose (Vorhautverengung)

Fast alle männlichen Kinder kommen mit einer Vorhautverengung zur Welt. Das ist normal und kein Grund zur Beunruhigung. Behandlungsbedürftig sind Phimosen in der Regel nur, wenn es zu Beschwerden wie Schmerzen oder Beeinträchtigungen beim Wasserlassen kommt. Mehr über Ursachen, Symptome und Behandlung einer Phimose.

Synonyme

Vorhautverengung

Definition

Vorhautverengung

Mediziner bezeichnen Vorhautverengungen als Phimosen. Bei einer solchen Einengung ist die Öffnung der Vorhaut an der Spitze des Penis verengt. Dadurch ist das Zurückziehen der Vorhaut über die Eichel erschwert, mitunter auch schmerzhaft.

Viele Eltern sorgen sich wegen Vorhautverengungen. Dazu besteht aus Sicht der Medizin kein Anlass, solange es keine Beschwerden gibt. Zuweilen sammelt sich unter der verengten Vorhaut Sekret. Auch dieses sogenannte Smegma ist in der Regel harmlos. Es kann allerdings Entzündungen begünstigen.

Bei starker Einengung kann das Wasserlassen beeinträchtigt werden. Außerdem sind Schmerzen beim Geschlechtsverkehr möglich. Phimosen können auch in späterem Lebensalter neu auftreten, z. B. durch Narben nach Verletzungen oder Entzündungen sowie bei Diabetes mellitus.

Häufigkeit

Im Kindesalter ist eine Phimose nichts Außergewöhnliches. Fast alle männlichen Säuglinge (Kinderärzte im Netz: 96 Prozent, siehe Quellen) kommen damit zur Welt. Nach Ende des 6. Lebensjahres lässt sich die Vorhaut dann schon bei der Hälfte der Kinder problemlos zurück schieben. Im Alter von 10 Jahren gibt es bei etwa 65 Prozent der Jungen keine Schwierigkeiten mehr. Bis zur Pubertät findet man Phimosen nur noch bei etwa 1 Prozent der Jungen.

Symptome

Die Symptome der Vorhautverengung sind auch für Laien in der Regel leicht erkennbar. Phimosen sind gekennzeichnet durch folgende Beschwerdebilder:

  • Die Vorhaut kann nicht – oder nur schmerzhaft – über die Eichel gezogen werden
  • Das Wasserlassen ist erschwert, der Urinstrahl dünn oder ungerichtet
  • Wiederholt auftretende Harnwegsinfekte
  • Schmerzhafte Erektionen (Gliedversteifungen)  

Akute Komplikation: Paraphimose (Spanischer Kragen)

Eine mögliche akute Komplikation der Vorhautverengung ist die Paraphimose, auch „spanischer Kragen" genannt. Wird die Vorhaut mit Kraft über die Eichel geschoben und ist nicht mehr in die Ausgangsposition zu bringen, kann sie die Eichel ringförmig einschnüren. Diese Einklemmung schränkt den Abfluss von Blut und Lymphflüssigkeit erheblich ein. Blut und Lymphe stauen sich, das innere Blatt der Vorhaut schwillt an, meist verbunden mit starken Schmerzen, und die Verengung verstärkt sich. Durch den umliegenden Schnürring entsteht das Bild eines „spanischen Kragens". Im ungünstigsten Fall kommt es so zum Absterben von Gewebe. Deshalb ist jede Paraphimose ein Notfall, der sofort behandelt werden muss.

Erhöhte Infektionsneigung und andere Komplikationen

Mitunter treten Infektionen wie Harnwegsentzündungen oder Eichelentzündungen bei Jungen mit Phimose häufiger auf als bei Altersgenossen. Zuweilen sind weißliche Veränderungen und Narben auf der Vorhaut sichtbar, die auch auf die Eichel übergehen können. Das können Symptome von Lichen sclerosus sein, einer chronisch-entzündlichen Hauterkrankung, die umgehend behandelt werden sollte.

Ursachen

Bei Jungen ist die angeborene Vorhautverengung, die primäre Phimose, der Normalfall. Bei Erwachsenen entstehen Vorhautverengungen mitunter infolge von Entzündungen der Eichel oder im Zusammenhang mit unbekanntem Diabetes. Deshalb ist bei einer neu aufgetretenen Phimose nach der Pubertät immer auch die Blutzuckerkonzentration zu prüfen. Diese und durch andere Ursachen wie Narben oder Verletzungen bedingte Verengungen bezeichnen Mediziner als sekundäre Phimosen.

Untersuchung

Die Diagnose einer Phimose lässt sich in der Regel leicht durch die genaue Untersuchung des Penis und der Vorhautverschieblichkeit stellen.

Behandlung

Wenn Vorhautverengungen keine Beschwerden oder Komplikationen verursachen, können Sie in der Regel bis zum Ende der Pubertät unbehandelt bleiben. Vor dem vollendeten 3. Lebensjahr sind medizinisch nicht begründete Eingriffe gänzlich zu vermeiden.

Bei gering ausgeprägten Verengungen steht eine Salbentherapie am Anfang der leitliniengerechten Behandlung von Phimosen. Dabei werden über einen Zeitraum von 4 bis 8 Wochen kortisonhaltige Salben auf die Vorhaut aufgetragen. Diese Salben sollen die Vorhaut aufweichen und beweglicher machen. Nach zweiwöchiger Salbenbehandlung sollte regelmäßig versucht werden, die Vorhaut behutsam zurück zu schieben. Die Behandlung hat das Ziel, die Vorhaut schrittweise zu weiten.

Operationen bei Vorhautverengungen

Bei besonders stark ausgeprägten Vorhautverengungen, bei Fehlbildungen des Harnapparats oder wenn die Salbenbehandlung erfolglos bleibt, werden Phimosen operativ behandelt. Je nach Befund wird dabei eine vorhauterhaltende Methode (Triple Inzision, plastische Zirkumzision bzw. Welsch-Plastik) oder eine vollständige Beschneidung (radikale Zirkumzision) eingesetzt.

Im Kindesalter erfolgt die Operation meist in Vollnarkose, Erwachsene können auch in örtlicher Betäubung operiert werden.

Die Entscheidung für eine Methode richtet sich unter anderem nach dem Wunsch der Betroffenen bzw. der Eltern. Die möglichen Folgen einer vollständigen Beschneidung auf die Sexualität werden sehr unterschiedlich beschrieben und hängen auch mit persönlichen Aspekten wie Religion oder kulturellem Hintergrund von Patienten und Angehörigen zusammen.

Behandlung der Paraphimose

Die Paraphimose muss umgehend behandelt werden, da sonst ernsthafte Durchblutungsstörungen drohen. Der Arzt wird versuchen, in örtlicher Betäubung die Schwellung auszumassieren und die Vorhaut zurückzuschieben. Gelingt das nicht, schneidet er die abschnürende Vorhaut ein.

Prognose

Das unabhängige internationale Forschungsnetzwerk Cochrane Collaboration hat Studien zur Wirkung der Salbenbehandlung bei Phimose untersucht. Demnach wirkt die Kortisontherapie fast 4 Mal besser als die Placebo-Behandlung mit einer wirkstofffreien Salbe. Während der Kortison-Therapie bildete sich die Phimose bei 62 von 100 Kindern innerhalb von 4 Wochen vollständig zurück. In der Kontrollgruppe war dies bei 18 von 100 Kindern der Fall. Nebenwirkungen der Salben-Behandlung wurden laut Cochrane in den Studien nicht beobachtet.

Vorbeugung

Eine Vorbeugung gegen Phimosen gibt es nicht. Liegt eine Enge vor, sollte die Vorhaut nicht mit Gewalt zurückgezogen werden. Bei Säuglingen und Kleinkindern können hier erhebliche Verletzungen resultieren, im Erwachsenenalter besteht die Gefahr der Paraphimose.

Autor: Charly Kahle, Dr. Anja Braunwarth

Stand: 19.08.2020

Quelle:

Kinder- & Jugendärzte im Netz: Vorhautverengung (Phimose) https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/vorhautverengung-phimose/

Cochrane Collaboration: Phimose: Sind topische Kortikosteroide eine Aternative zur chirurgischen Behandlung (PDF) https://swiss.cochrane.org/sites/swiss.cochrane.org/files/public/uploads/pdf/Phimosis_Praxis.pdf

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