Parodontitis

Parodontitis ist eine Entzündung des Zahnhalteapparats und vor Karies die häufigste vermeidbare Ursache von Zahnverlust. Parodontitis wird häufig mit Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) verwechselt.

Synonyme

Zahnbettentzündung, Parodontose (Irrtum)

Definition

Frau mit Zahnschmerzen

Um den Begriff der Parodontitis gibt es bei vielen Menschen einige Verwirrung. Oft wird sie fälschlicherweise als Parodontose bezeichnet oder aber mit einer Zahnfleischentzündung verwechselt.

Letztere bezeichnen Zahnärzte als Gingivitis. Die Parodontitis hingegen ist eine Entzündung des Zahnhalteapparates beziehungsweise des Zahnbetts. Bei Erwachsenen ist Parodontitis die mit Abstand häufigste Ursache für Zahnverlust. Durch eine gute Zahnpflege lässt sich Parodontitis leicht vorbeugen – und die gesunde Zahnsubstanz erhalten.

Parodontitis und Zahnfleischentzündung werden oft verwechselt, weil die Symptome sich im Frühstadium stark ähneln. Außerdem geht der Parodontitis fast immer eine Entzündung des Zahnfleisches (die Gingivitis) voraus.

Formen und Stadien von Parodontitis

Zahnärzte unterscheiden vor allen zwei Formen: akute und chronische Parodontitis. Nach neuerer Definition unterteilt man in 4 Kategorien, je nach Ausmaß des Knochenverlustes:

  • Stadium I entspricht einer frühen, beginnenden Parodontitis.
  • Stadium II bezeichnet die Zerstörung des Zahnhalteapparates im oberen Wurzeldrittel. Es haben sich Zahnfleischtaschen gebildet (> 5  mm), aber der Patient hat noch keine Zähne durch Parodontitis verloren.
  • Stadium III steht für eine fortgeschrittene Parodontitis, bei der die Zerstörung über die halbe Wurzellänge hinausgeht. Es liegen Knochendefekte vor und einzelne Zähne sind bereits verloren gegangen.
  • Stadium IV ist durch eine noch größere Schwere und Komplexität der Erkrankung und fortgeschrittene Zahnverluste (> 5 Zähne) und eine möglicherweise gestörte Kaufunktion charakterisiert.

Symptome

Erste Symptome von Entzündungen sind gerötetes Zahnfleisch und Zahnfleischbluten, die in der Regel auf eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) zurückgehen. Parodontitis verläuft zumeist ohne deutliche Schmerzen und wird daher oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt.

Der Zahnhalteapparat besteht vor allem aus Bindegewebe, dem Zahnfleisch und Teilen des Kieferknochens. Das Parodontum – so der Fachbegriff - verbindet den Zahn mit dem Kieferknochen.

Im Verlauf der Erkrankung schwillt das Zahnfleisch zunächst an. Dadurch löst sich die natürliche Verbindung von Zahn und Zahnfleisch. So entstehen sogenannte Zahnfleischtaschen. In diesen Taschen finden die parodontitisauslösenden Bakterien einen feuchten und warmen Lebensraum, in dem sie sich sehr gut vermehren können. Wenn die Bakterien nicht fachmännisch entfernt werden, dringen sie immer tiefer in den Zahnhalteapparat vor. Es kommt zu Auflagerungen auf der Wurzeloberfläche, hierdurch wird der Verlauf beschleunigt.

Im Verlauf der Entzündung des Zahnhalteapparates schrumpft das Zahnfleisch und die Zahnhälse werden zunehmend sichtbar. Ohne rechtzeitige Behandlung greift die Entzündung vom Zahnfleisch auf den Kieferknochen über. Das kann so weit führen, dass der Kieferknochen zerstört wird.

Bei fortgeschrittener Parodontitis entsteht außerdem oft ein unangenehmer Mundgeruch. Es kommt zu Zahnlockerungen.

Weitere mögliche Symptome von Parodontitis sind:

  • Störungen der Kieferbeweglichkeit (Kieferklemme)
  • Schluckbeschwerden
  • Sprachveränderungen wie kloßige Sprache
  • Nicht erklärbare Schwellungen im Gesicht oder am Hals

Komplikationen von Parodontitis

Nachgewiesenermaßen begünstigen bakterielle Entzündungen des Mundraumes wie Karies oder Parodontitis seltene Fälle von Komplikationen wie Entzündungen der Herzklappen oder der Herzinnenhaut (Endokarditis). Einige Studien beschreiben einen Zusammenhang von Parodontitis mit einer erhöhten Rate von Herzinfarkten oder Schlaganfällen. Zudem kann unbehandelte Parodontitis das Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft erhöhen.

Letztlich können bakterielle Informationen bei einem heftigen Verlauf sogar zu einer Blutvergiftung (Sepsis) mit Multiorganversagen führen.

Ursachen

Parodontitis ist eine bakterielle Infektion. Die parodontitisauslösenden (parodontitispathogenen) Bakterien siedeln als Teil der natürlichen Keimflora des Mundraumes vor allem in der Zahnplaque auf den Zähnen. Im Fall von Parodontitis gelangen sie bis in die knöcherne Struktur des Kiefers und greifen den Zahnhalteapparat an. Wie genau das geschieht, ist im Detail noch nicht geklärt.

Offenbar handelt es sich bei der Zerstörung des Kiefergewebes vor allem um eine fehlgeleitete Autoimmunreaktion, also eine selbstzerstörerische Reaktion der körpereigenen Abwehr. Bei der Immunreaktion werden demnach Entzündungsprozesse in Gang gesetzt, um die Bakterien zu beseitigen. Dabei beschränken sich die Abwehrreaktionen aber nicht auf die Bakterien, sondern zerstören auch umliegendes Gewebe und im Spätstadium der Parodontitis sogar die Kieferknochen.

Risikofaktoren für Parodontitis

Wichtigster Risikofaktor für Parodontitis ist eine mangelhafte Zahnpflege. Ohne regelmäßiges Zähneputzen und Reinigen der Zahnzwischenräume steigt die Zahl parodontitisauslösender Bakterien – und damit das Risiko einer Erkrankung.

Weitere Risikofaktoren für Parodontitis sind:

Enger Zahnstand, weicher Zahnschmelz und unausgewogene (zuckerreiche und mineralstoffarme) Ernährung sowie Strahlen- oder Medikamentenbelastung (Chemotherapie) lassen das Parodontitisrisiko ebenso steigen.

Zähneknirschen (Bruxismus) kann die Zahnstruktur beschädigen und damit die Ansiedelung von Bakterien begünstigen. Ein direkter Zusammenhang von Zähneknirschen und erhöhtem Aufkommen von Parodontitis ist aber nicht belegt.

Behandlung

Die Behandlung von Parodontitis ist aufwendig und langwierig. Sie kann durchaus Monate dauern. Der Grad der Parodontitis ist in drei Kategorien für das Fortschreiten der Erkrankung unterteilt:

  • Grad A – niedriges Risiko
  • Grad B – mittleres Risiko
  • Grad C – hohes Risiko

Diese Einteilung beruht unter anderem auf Aspekten wie Rauchen oder der sorgfältigen Behandlung eines Diabetes mellitus. Diese Aspekte sind für Zahnärzte von großer Bedeutung, da sie die Therapie maßgeblich beeinflussen.

Zahnreinigung als erster Schritt der Parodontitis-Therapie

Die ambulante Behandlung beim Zahnarzt beginnt in der Regel mit einer professionellen Zahnreinigung (PZR), bei der die Zahnzwischenräume und die Zahnoberflächen von Plaques und Zahnstein befreit werden. Oft reicht die PZR zur Reinigung schon aus. Falls nicht, schaben Zahnärzte verbleibende Beläge oder Zahnstein bei einer sogenannten Kürettage aus. Die Kürettage kann klassisch mit Schabern (Küretten) erfolgen und/oder per Schall- oder Ultraschalldüsen.

Sanierung von Zahnfleischtaschen und beschädigten Zähnen

Sofern die Parodontitis so nicht gestoppt ist, schließt sich eine operative oder medikamentöse Behandlung der entzündeten Teile des Zahnhalteapparates an. Dabei eröffnet der Zahnarzt mitunter die Zahnfleischtaschen, um auch tief sitzende Entzündungsherde erreichen zu können.

Damit die Mundbakterien keine Nischen für übermäßige Vermehrung mehr finden, werden darüber hinaus undichte Füllungen, Risse, Unebenheiten und Kanten der Zähne saniert. Mitunter müssen stark geschädigte Zähne entfernt werden.

Behandlung von Parodontitis muss häufig wiederholt werden

Üblicherweise wird der Erfolg der Parodontitisbehandlung in den ersten Wochen nach dem Eingriff engmaschig überwacht, um neue Entzündungsherde früh zu erkennen. Nicht selten muss die gesamte Prozedur wiederholt werden. Das ist insbesondere bei nachlässiger Zahnpflege der Fall. Auch nach einer zweiten Parodontitistherapie muss der Erfolg dringend zahnärztlich überwacht werden, da es sich bei Parodontitis um eine chronische Erkrankung handelt.

Vorbeugung

Parodontitis lässt sich vergleichsweise leicht vorbeugen:

  • Mindestens 2 Mal täglich Zähneputzen, vorzugsweise mit einer elektrischen Zahnbürste
  • Mindestens 1 Mal täglich, vorzugsweise abends, die Zahnzwischenräume mit Zahnseide reinigen
  • Mindestens 1 Mal, besser aber 2 Mal im Jahr bei einer professionellen Zahnreinigung Zahnbeläge entfernen lassen
  • Mindestens 1 Mal im Jahr Kontrollbesuch beim Zahnarzt.

Autor: Charly Kahle

Stand: 06.08.2020

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