Osteoporose (Knochenschwund)
Warum brechen sich vergleichsweise viele alte Menschen oft die großen Knochen wie Oberschenkel oder Hüfte? Eine wichtige Rolle spielt Knochenschwund. Das deutsche Wort Kochenschwund führt ein wenig in die Irre. Die Knochen werden zwar auch kleiner, vor allem aber macht Osteoporose die Knochen porös. Diese Knochen brechen leichter – und heilen auch schlechter als gesunde Knochen.
Synonyme
Knochenschwund
Definition
Osteoporose ist der Fachbegriff für Knochenschwund. Schon in vergleichsweise jungen Jahren, etwa ab dem 35. Lebensjahr, beginnt der altersbedingte Abbau der Knochenmasse. Dies geschieht in der Regel sehr langsam und unbemerkt. Von Osteoporose spricht man, wenn durch eine gestörte Knochenbildung die Knochenmasse erheblich vermindert ist.
Osteoporose betrifft besonders Frauen, da bei ihnen die altersbedingte Abnahme der Knochenmasse durch Östrogenmangel in den Wechseljahren verstärkt wird. Das hängt damit zusammen, dass die Östrogene die Aufnahme von Calcium in den Knochen steuern und Calcium der wesentlichste Knochenbaustein ist.
Symptome
Die Symptome von Osteoporose machen sich oft erst nach vielen Jahren offenkundig bemerkbar. Denn dann werden die Knochen porös und es kommt zunehmend leichter zu Knochenbrüchen. Schreitet die Osteoporose voran, sind Rückenschmerzen durch Wirbelverformungen oder Wirbelbrüche häufig. Im weiteren Verlauf des Knochenschwunds nimmt die Körpergröße ab und es kann sich ein Rundrücken (Buckel) bilden. Fehlbelastungen der Wirbelsäule und Muskelverspannungen sind die Folge.
Menschen mit Osteoporose berichten häufig über Rückenschwäche und haben Probleme, das Gleichgewicht zu halten. Dadurch gehen sie unsicher und haben Angst, zu stürzen. Oft trauen sie sich gar nicht mehr vor die Tür und werden immer unbeweglicher. Immobilität aber fördert Osteoporose. So erhöht sich die Gefahr weiterer Knochenbrüche.
Ursachen
Die häufigste Ursache von Osteoporose ist das Altern. Denn die Knochendichte nimmt bei allen Menschen ab etwa dem 35. Lebensjahr ganz langsam ab. Begünstigt wird Osteoporose vor allem durch den Östrogenmangel von Frauen in den Wechseljahren und eine calciumarme und/oder phosphatreiche Ernährung. Vor allem Fast Food oder auch Schmelzkäse (wie er oft in Altersheimen gegeben wird) enthalten sehr viel Phosphat. Das fördert Osteoporose, weil Phosphat ein regelrechter Calciumräuber ist. Zudem behindert eine zu hohe Phosphatkonzentration die Calciumaufnahme aus dem Darm. So schadet Phosphat den Knochen doppelt.
Weitere Ursachen von Osteoporose
- Hormonerkrankungen wie Schilddrüsenüberfunktion oder Diabetes Typ 1
- Ernährungsstörungen wie Magersucht (Anorexia nervosa)
- Nierenerkrankungen wie chronische Niereninsuffizienz
- Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
- Unverträglichkeiten, wie Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) und Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)
- Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises und andere Autoimmunerkrankungen
- Mangelerkrankungen wie Calciummangel und vor allem Vitamin D-Mangel
- Knochenerkrankungen wie Zysten und Tumoren
- Rauchen
- Alkoholmissbrauch oder Alkoholismus
- Bewegungsmangel
- Medikamente, z.B. Einnahme von Kortison, Schilddrüsenhormonen oder Medikamenten gegen Epilepsie.
Untersuchung
Vor Beginn einer medikamentösen Osteoporose-Therapie wird Ihr Arzt zunächst einmal die Knochendichte messen, um die Diagnose Osteoporose zu sichern. Je nach allgemeinem Gesundheitszustand und körperlichem Leistungsvermögen wird er die Therapieoptionen mit Ihnen abstimmen. Der ursprüngliche Zustand des Knochens kann aber auch durch die beste Osteoporose-Therapie nicht wieder hergestellt werden.
Behandlung
Die Therapie von Osteoporose richtet sich vor allem nach Schwere und Ursache des Knochenschwunds. In der Regel werden Medikamente eingesetzt, die den Knochenabbau bremsen und den Knochenaufbau fördern. Bei sehr weit fortgeschrittener Osteoporose können Operationen zur Knochenversteifung unumgänglich werden. Die beste Selbsthilfe gegen Osteoporose besteht aus viel Bewegung und calciumreicher Ernährung, spätestens ab dem 40. Lebensjahr.
Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Osteoporose-Therapie wird vor allem bei älteren Menschen mit starken Bewegungseinschränkungen und bettlägerigen Patienten häufig angewendet. Dabei kombiniert der Arzt in der Regel Fluoride, Calcium- und/oder Vitamin D-Präparate, um die Knochenbildung anzuregen.
Um den Knochenabbau zu verlangsamen, werden Bisphosphonate und Calcitonin eingesetzt. Medikamente mit Parathormon und Strontium fördern den Knochenaufbau. Raloxifen ist hormonähnlich und wirkt im Knochen ähnlich wie weibliche Östrogene. Denosumab gehört zur Gruppe der monoklonalen Antikörper und behindert die Knochenfresszellen (Osteoklasten) an ihrer zerstörerischen Arbeit. In Ausnahmefällen werden auch Östrogene und Gestagen gegeben. Eine Hormontherapie sollte aber grundsätzlich nur nach einer sorgfältigen Einschätzung von Nutzen und Risiko erfolgen. Dabei muss unter anderem das erhöhte Brustkrebsrisiko berücksichtigt werden.
Schmerzmittel und Cox-2-Hemmer gegen Schmerzen durch Knochenschwund
Bei starken Schmerzen kommen entsprechende Medikamente mit Wirkstoffen wie Paracetamol sowie Diclofenac, Ibuprofen und Indometacin zum Einsatz. Auch sogenannte selektive COX-2-Hemmer (Coxibe) wie Celecoxib und Etoricoxib sind gegen die Schmerzen hilfreich. Sehr starke Schmerzen werden mitunter mit Opioiden Schmerzmitteln wie Tramadol oder Buprenorphin behandelt, Letzteres häufig als Haut-Pflaster.
Operative Verfahren bei Osteoporose
Bei sehr weit fortgeschrittener Osteoporose helfen mitunter operative Verfahren, um die Folgen des Knochenschwundes zu behandeln. So werden poröse Wirbel versteift oder Gelenke ersetzt. Wegen der hohen Belastung durch solche Operationen und des Risikos von Komplikationen sind die operativen Verfahren bei Osteoporose aber nur das Mittel der letzten Wahl.
Ernährung
Viele Erkrankungen erfordern eine aufwendige Ernährungsumstellung. Glücklicherweise ist das bei Knochenschwund, wie die Osteoporose umgangssprachlich auch genannt wird, anders: Die richtige Ernährung bei Osteoporose ist einfach. Wenn Sie sich frisch und abwechslungsreich ernähren, machen Sie schon das meiste richtig. Denn frische Lebensmittel enthalten einen sehr großen Teil der Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, die für gesunde Knochen nötig sind. Greifen Sie möglichst oft zu Obst und Gemüse sowie Getreide- und Milchprodukten und Fisch. Bei allen Lebensmitteln gilt die Faustregel: Je weniger stark die Nahrungsmittel verarbeitet sind, umso reicher ist der Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen.
Ausführliche Informationen: Richtige Ernährung bei Osteoporose
Vorbeugung
Den häufig schwerwiegenden Folgen von Osteoporose lässt sich in sehr vielen Fällen verhältnismäßig leicht vorbeugen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Vorbeugung spätestens im 4. Lebensjahrzehnt einsetzt. Eine frische abwechslungsreiche Ernährung mit Milch und Milchprodukten (kein Schmelzkäse), ausreichend Sonnenlicht und tägliche Bewegung sind die beste Selbsthilfe gegen Osteoporose und beugen Knochenschwund sehr gut vor. Ganz stoppen lässt sich der alterungsbedingte Abbau der Knochendichte allerdings auch bei bester Vorbeugung nicht.
Außerdem helfen die folgenden Empfehlungen bei der Selbsthilfe und Vorbeugung gegen Osteoporose:
- Sorgen Sie für eine tägliche Calciumzufuhr von 1200 bis 1500 mg. Dies gelingt meist durch eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Milchprodukten. Ist dies nicht möglich, helfen Calcium-Brausetabletten oder Trinkampullen, vorzugsweise aus der Apotheke. Weitere Informationen dazu finden Sie im Krankheitsbild Calciummangel.
- Insbesondere junge Mädchen sollten schon früh auf ausreichende Calciumzufuhr achten.
- Vitamin D-Präparate können sinnvoll sein, da Vitamin D an der Knochenbildung beteiligt ist. Sprechen Sie die Einnahme von Vitamin D aber mit Ihrem Arzt ab. Weitere Informationen im Krankheitsbild Vitamin-D-Mangel.
- Vitamin D bildet der Körper auch mithilfe des Tageslichts selbst. Sorgen Sie also für ausreichenden Aufenthalt im Freien – auch wenn sich die Sonne hinter den Wolken versteckt.
- Meiden Sie phosphathaltige Fertiggerichte und Cola-Getränke, denn Phosphat kann den Knochen indirekt Calcium entziehen.
- Bei bestehender Osteoporose sollten Sie Risikosituationen für Knochenbrüche, z.B. bestimmte Sportarten oder Haushaltsarbeiten auf Leitern meiden.
- Der Abbau von Übergewicht entlastet die Knochen.
- Schließen Sie sich einer Wirbelsäulengymnastik-Gruppe an. Wirbelsäulengymnastik unter Anleitung kräftigt die Bauch- und Rückenmuskeln.
- Neigen Sie zu Stürzen, vermitteln Gehstock oder Gehwagen (Rollator) mehr Sicherheit.
Autor: Charly Kahle
Stand: 18.06.2019