Nagelbettentzündung
Nagelbettentzündungen sind häufig – und je nach Schwere sehr lästig: Und immer stößt man sich an dem Finger oder Zeh, der geschwollen und besonders schmerzempfindlich ist. Wie entstehen Nagelbettentzündungen? Sind sie gefährlich – und was hilft bei Nagelbettentzündungen, auch welche Hausmittel? Hier finden Sie die Antworten.
Synonyme
Onychie, Panaritium subunguale; Paronychie, Panaritium parunguale, Umlauf
Nagelbettentzündung im Überblick
Nagelbettentzündungen sind Entzündungen des Nagelbetts. Das Nagelbett ist das Gewebe unter den Nägeln von Fingern und Zehen. Die isolierte Entzündung des Nagelbetts bezeichnen Mediziner als Onychie oder Panaritium subunguale. Nicht selten greift eine Nagelbettentzündung auf die Nägel umgebende Hautbereiche wie Nagelfalz, Nagelwall oder Nagelhaut über. Dann sprechen Mediziner von Paronychie oder Panaritium parunguale. In der Umgangssprache wird diese Komplikation der Nagelbettentzündung auch Umlauf genannt.
- Symptome: Typische Anzeichen akuter Nagelbettentzündungen sind mehr oder wenig schmerzhafte Schwellungen im Bereich des Nagelbetts, in deren Verlauf sich oft Eiterherde bilden.
- Ursachen: Nagelbettentzündungen sind Infektionen durch Krankheitserreger (Keime). Die mit Abstand häufigsten Verursacher sind Bakterien (Staphylokokken, Streptokokken und Pseudomonas aeruginosa). Aber auch Hefepilze (Candida albicans) und Herpesviren können eine Nagelbettentzündung verursachen. Die Keime gelangen schon durch kleinste Verletzung in das Nagelbettgewebe.
- Komplikationen: In aller Regel verlaufen Nagelbettentzündungen ohne ernsthafte Folgen.
- Behandlung: Nagelbettentzündungen sollten immer in Absprache mit Medizinern behandelt werden. Selbstbehandlungen verschlimmern die Beschwerden in aller Regel. Die Behandlung richtet sich nach der Schwere der Infektion – und reicht von Kamillenbädern über Antibiotika bis zu operativen Eingriffen.
- Prognose: Bei rechtzeitiger Behandlung heilen Nagelbettentzündungen in der Regel innerhalb von sieben bis 14 Tagen folgenlos ab.
- Risikogruppen: Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Stoffwechselerkrankungen wie schwerem oder unbehandeltem Diabetes besteht ein erhöhtes Risiko, dass Nagelbettentzündungen schwer verlaufen oder chronisch werden.
Nagelbettentzündung: Häufigkeit
Nagelbettentzündungen sind eine alltägliche Erkrankung und damit häufig. Eine genaue Erfassung der Fälle gibt es aber nicht. Einzelnen Quellen zufolge machen sie 35 Prozent der Handinfektionen aus und wären damit die häufigste Infektion der Hand. Frauen sind Experten zufolge deutlich häufiger betroffen als Männer. Das liegt vor allem daran, dass Frauen deutlich mehr Nagelpflege betreiben und entsprechend häufiger Haut und Nägel verletzen.
Nagelbettentzündung: Symptome
Die Symptome von Nagelbettentzündungen können sehr unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
Frühe Symptome
- Hautrötungen im Bereich des Nagelbetts und der Nagelränder
- Hautschwellungen
- Juckreiz
- Überwärmung
Nagelbettentzündung: Schmerzen und Eiterung
Im weiteren Verlauf werden Nagelbettenzündungen häufig schmerzhaft und es kommt zu einer infektionsbedingten Eiterbildung:
- Zunehmende Schmerzen, anfangs nur bei Druck, später anhaltend, mitunter pulsierend
- Eiterbildung unter dem Nagel (Abszesse)
- Fieber, erhöhte Temperatur
- Ablösung der Nagelplatte
Komplikationen: Kann Nagelbettentzündung tödlich verlaufen?
Selten breiten sich unbehandelte Nagelbettinfektionen in tieferliegende Gewebeschichten aus. In sehr schweren Fällen kann es Knocheninfektionen (Osteomyelitis) kommen. Es gibt außerdem Berichte über Einzelfälle, in denen Nagelbettentzündungen eine lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis) verursacht haben sollen.
Nagelbettentzündung-Symptome: Wann zum Arzt?
Eiterblasen unter dem Nagel platzen nicht selten nach einigen Tagen von selbst und der Eiter fließt über den Nagelrand ab. Fließt der Eiter nicht ab, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Das gilt auch bei anhaltenden Schmerzen oder Fieber.
Nagelbettentzündung: Ursachen
Nagelbettenzündungen sind die Folge einer Infektion. Die häufigsten Erreger von Onychien sind:
- Bakterien (Staphylokokken und Streptokokken)
- Hefepilze, auch Verursacher von Fußpilz und Nagelpilz
- Herpesviren
Die Krankheitserreger gelangen durch kleinste Verletzungen der Haut in das Gewebe. Typisch sind – mitunter nicht einmal sichtbare - Verletzungen bei der Nagelpflege. Beispielsweise werden Nägel oft zu kurz geschnitten oder die Haut im Bereich der Nägel beim Schneiden oder Feilen verletzt. Auch Nägelkauen ist eine weitverbreitete Ursache von Nagelbett- oder Nagelfalzentzündungen.
Risikofaktoren
Zudem kann die schützende Hautbarriere durch eine ganze Reihe von Umständen geschwächt sein und so das Eindringen von krankmachenden Keimen erleichtern:
- Pflege- und Reinigungsmittel (beispielsweise Nagellackentferner, Putz- und Desinfektionsmittel)
- Übermäßig langer Wasserkontakt
- Eingewachsene Nägel
- Eingerissene Nägel oder Nagelhaut
- Hühneraugen unter Fußnägeln
- Trockene Haut
- Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte (Psoriasis)
- Durchblutungsstörungen, auch infolge von Diabetes
- Zu enge Schuhe
Nagelbettentzündung: Untersuchung und Diagnose
Nagelbettentzündungen diagnostizieren Mediziner in der Regel durch eine einfache Sicht- und Tastuntersuchung. Zuweilen erfolgen weitere Untersuchungen:
- Die Untersuchung einer Hautprobe unter dem Mikroskop dient beispielsweise dazu, bei einem entsprechenden Verdacht die Möglichkeit von schweren Hauterkrankungen wie Plattenepithelkarzinomen (eine Form von Hautkrebs) auszuschließen.
- Ein Eiterabstrich kann dazu verwendet werden, um den Erreger der Nagelbettentzündung labormedizinisch nachzuweisen. Da die Laborergebnisse aber erst nach Tagen vorliegen, wird darauf in der Regel verzichtet – und die Behandlung umgehend eingeleitet.
Nagelbettentzündung: Welcher Arzt?
Erste Ansprechpartner für Diagnose und Behandlung von Nagelbettentzündungen sind Hausärzte. Bei Komplikationen wird Ihr Hausarzt Sie möglicherweise an einen Hautarzt (Dermatologen) überweisen.
Nagelbettentzündung: Behandlung und Hausmittel
Die Behandlung einer Nagelbettentzündung richtet sich nach der Schwere der Symptome und der Ursache. Je früher die Behandlung beginnt, umso schneller heilt die Entzündung in der Regel ab. Die Palette der Behandlungsmöglichkeiten reicht von Ruhigstellung und einfachen Nagelbädern über medikamentöse Therapien bis hin operativen Eingriffen.
Hausmittel bei leichten Nagelbettentzündungen
Leichte Nagelbettentzündungen vergehen nicht selten innerhalb von wenigen Tagen von selbst. Der Heilungsprozess lässt sich durch lauwarme Hand- oder Fußbäder mit Kernseife unterstützen. Eine beruhigende Wirkung entfalten auch Badezusätze mit Kamille, Rosmarin, Teebaum oder Thymian. Ganz wichtig: Die betroffenen Nägel nach dem Bad vorsichtig trockentupfen. Desinfizierende Mittel wie Jodtinkturen können dazu beitragen, die Vermehrung von Keimen zu verringern. Bäder und Jod lindern in aller Regel auch den Juckreiz.
Nagelbettentzündung: Medikamentöse Behandlung
Nicht nachlassende Beschwerden, starke Hautrötungen, Schmerzen sowie Symptome wie erhöhte Temperatur oder Fieber sind Anzeichen für bakteriell verursachte Nagelbettentzündungen. Bei diesen Symptomen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um die Notwendigkeit einer antibiotischen Therapie klären zu lassen. Antibiotika können in Form von Salben lokal angewendet werden oder werden in Tablettenform eingenommen, beispielsweise Breitbandantibiotika wie Cephalosphorine, Aminopenicilline oder Clindamycin.
Nagelbettentzündung: Welche Salbe?
Auch Pilze oder Viren können schwere Entzündungen des Nagelbetts verursachen: Die Frage nach der richtigen Salbe bei Nagelbettentzündungen lässt sich also nicht beantworten, ohne den Erreger der Infektion zu kennen. Bei bakteriellen Nagelbettentzündungen sind Salben mit Antibiotika oft die beste Wahl. Gegen Viren (Herpesviren) oder Pilze helfen Antibiotika nicht: In diesen Fällen sind Salben mit virenhemmenden Wirkstoffen wie Aciclovir oder Pritelivir geeignet, bei Pilzen pilzhemmende Mittel (sogenannte Antimykotika) wie Nystatin und Naftifin.
Nagelbettentzündung: Punktion und Operation
Wenn Eiteransammlungen sich nicht zurückbilden oder von selbst abfließen, sollten solche Abszesse operativ geöffnet werden. Die kleinsten Eingriffe sind Einstechen (Punktion) und Einschneiden (Inzision). Dabei wird die Eiterabkapselung mit einer Nadel angestochen oder mit einem Skalpell aufgeschnitten. Je nach Lage des Eiterabszesses erfolgen diese Eingriffe mit lokaler Betäubung. Wenn der Eiter abgeflossen ist, lassen die Schmerzen in der Regel sehr schnell nach. Die Wunde heilt normalerweise innerhalb von einigen Tagen ab.
Nagelbettentzündung: Wann Operation?
Schwere chronische Nagelbettentzündungen greifen mitunter auf tieferliegende Gewebeschichten über. Wenn eine Röntgenuntersuchung einen entsprechenden Verdacht bestätigt, kommen größere Operationen infrage. Solche Operationen an Fingern oder Zehen erfolgen dann im Rahmen einer stationären Behandlung unter Vollnarkose.
Vorbeugung: Was schützt vor Nagelbettentzündungen?
Nagelbettenzündungen lassen sich nicht immer zuverlässig vermeiden. Es gibt aber viel, was Sie tun können, um sich vor einem erhöhten Risiko zu schützen.
- Nagelpflege: Manche Nagelbettentzündung entsteht durch übertriebene Maniküre oder Pediküre. Dermatologen empfehlen, Finger- und Zehennägel nicht zu kurz zu schneiden. Fingernägel können demnach gerade oder rund geschnitten werden, Fußnägeln sollte idealerweise gerade geschnitten werden.
- Nagelhautpflege: Vor allem bei der Maniküre wird häufig die Nagelhaut am Übergang vom Nagel zur Haut zurückgeschnitten oder hochgeschoben. Experten empfehlen, auf das Wegschneiden der Nagelhaut zu verzichten und die Nagelhaut allenfalls mit einem stumpfen Nagelhautschieber zu behandeln.
- Haut- und Nagelpflege: Hände regelmäßig durch Eincremen mit Feuchtigkeit versorgen, die Nägel von Zeit zu Zeit mit Nagelöl pflegen
- Trockene Haut ist von Natur aus rissig – und daher anfälliger für das Eindringen von Pilzen, Viren oder Bakterien. Feuchtigkeitsspendende Hautpflegeprodukte tragen dazu bei, die natürliche Barrierefunktion der Haut zu verbessern. Auch viele Seifen trocknen die Haut aus: Verzichten Sie idealerweise bei trockener Haut auf Reinigungsprodukte, die die Haut noch weiter austrocknen.
Noch mehr Tipps zur Vorbeugung von Nagelbettentzündungen
- Verzicht auf künstliche Nägel
- Nägelkauen und andere Angewohnheiten wie das Knibbeln an den Nägeln abstellen
- Hände bei Arbeiten im Feuchten oder mit aggressiven Chemikalien mit Handschuhen schützen
- Kleine Verletzung im Bereich der Nägel vorsorglich mit desinfizierenden Lotionen oder Salben versorgen, beispielsweise mit Povidon-Jod.
- Wechselbäder verbessern die Durchblutung – und damit das Immunsystem.
Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Stoffwechselerkrankungen wie schwerem oder unbehandeltem Diabetes besteht ein erhöhtes Risiko, dass Nagelbettentzündungen schwer verlaufen oder chronisch werden. Um das Risiko für schwere Nagelbettentzündungen zu senken, sollten die Grunderkrankungen gut behandelt werden.
Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)
Stand: 19.06.2024
National Library of Medicine: Paronychia