Nachtschweiß | Ursachen nächtlichen Schwitzens

Nachts ab und zu mal schwitzen: Das ist normal und fast nie ein Grund zur Sorge. Wer aber regelmäßig stark schwitzt in der Nacht oder von Nachtschweiß-Attacken heimgesucht wird, sollte das untersuchen lassen. Nachtschweiß kann ein Hinweis auf ernsthafte Erkrankungen sein.

Synonyme

idiopathischer Nachtschweiß, nächtliche Hyperhidrose, unphysiologisches Schwitzen während des Schlafes, night sweat, sleep hyperhidrosis

Definition

Nachtschweiß

Ehe Missverständnisse entstehen: Ab und zu nachts im Schlaf zu schwitzen ist etwas ganz anderes als auffälliger Nachtschweiß. Das eine ist normal und fast immer harmlos. Die meisten Menschen schwitzen nachts gelegentlich stärker als sie es normalerweise tun. Mediziner sprechen von auffälligem Nachtschweiß, wenn das Schwitzen in der Nacht oder nächtliche Schweißattacken ohne erkennbar harmlose Ursache über längere Zeit bestehen oder wiederkehren. Dieser Nachtschweiß kann Symptom einer ernsthaften Erkrankung sein (siehe Ursachen).

Nachtschweiß kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden. Zuweilen findet sich aber auch keine Ursache. Das bezeichnen Mediziner als idiopathischem Nachtschweiß. Nachtschweiß ist außerdem abzugrenzen von einer generellen starken Überaktivität der Schweißproduktion, der sogenannten Hyperhidrose.

Warum schwitzen wir?

Schwitzen dient vor allem dazu, die Körpertemperatur zu regulieren. Die Idealtemperatur für den menschlichen Organismus liegt zwischen 36 und 37 Grad. Steigt die Körpertemperatur darüber, beginnen wir stärker zu schwitzen. Der Schweiß verdunstet auf der Körperoberfläche und kühlt den Körper. Die Regelung der Körpertemperatur erfolgt über das vegetative (autonome) Nervensystem. Deshalb lässt sich Schwitzen nicht durch Willensanstrengung steuern oder unterdrücken.

Nächtliches Schwitzen ist normal

Alle Menschen schwitzen nachts. Wir verlieren im Durchschnitt etwa 0,5 Liter Wasser pro Nacht. Große oder stark übergewichtige Menschen verlieren mitunter mehr als einen Liter Schweiß pro Nacht, kleinere Menschen hingegen weniger als 0,5 Liter. Den größten Teil der Flüssigkeit (vor allem Wasser) geben wir über die Schweißdrüsen auf der Haut ab. Den kleineren Teil atmen wir mit der Atemluft aus.

Wo hat man Nachtschweiß?

Nachtschweiß zeigt sich bei den meisten Menschen vor allem auf an Kopf, Brustbereich, Nacken, Rücken und unter den Achseln sowie häufig auch an Armen und Beinen. Das ist aber von Mensch zu Mensch auch sehr verschieden.

Häufigkeit

Die Häufigkeit von Nachtschweiß wird nicht erhoben und lässt sich daher nicht beziffern. Aufgrund der zahlreichen möglichen Ursachen darf man aber davon ausgehen, dass die meisten Menschen die eine oder andere Periode von Nachtschweiß aus eigener Erfahrung kennen.

Zu den häufigsten Ursachen von Nachtschweiß zählen Erkrankungen, die mit Fieber einhergehen. Zudem ist Nachtschweiß besonders häufig bei Krebserkrankungen und in den Wechseljahren von Frauen (Menopause) und Männern.

Symptome

Nachtschweiß im krankhaften Sinn ist oft sehr ausgeprägt. Nicht selten schwitzen Menschen nachts so stark, dass sie die Schlafkleidung durchschwitzen oder sogar die Bettwäsche feucht wird. Manchmal stehen Menschen mit Nachtschweiß nachts auf und duschen, weil sie anders keine Linderung finden.

Häufig sind Nachtschweißausbrüche mit Schlafunterbrechungen und folgenden Einschlafstörungen verbunden. Auch Symptome wie erhöhter Herzschlag, Unruhe oder Albträume zählen zu den häufigen Begleiterscheinungen.

Ursachen

Die Ursachen von Nachtschweiß lassen sich vor allem in 2 große Gruppen unterteilen. Das sind ungünstige Schlafbedingungen und Verhaltensweisen auf der einen Seite sowie medizinische Ursachen auf der anderen Seite. Nicht selten findet sich keine erkennbare Ursache. In diesen Fällen sprechen Mediziner von idiopathischem Nachtschweiß.

Verhaltensbedingte Ursachen von Nachtschweiß

Es gibt eine ganze Reihe von Gründen für Nachtschweiß, die nicht durch Erkrankungen verursacht sind und auch kein Hinweis auf Erkrankungen sind. Dazu zählen vor allem ungünstige Schlafbedingungen wie hohe Schlafzimmertemperatur oder zu warme Decken. Aber auch Nachtwäsche aus synthetischen Stoffen (beispielsweise Polyester) kann verstärktem Nachtschweiß verursachen. Üppige Mahlzeiten, scharfe Speisen oder der Konsum von Alkohol, Koffein oder Nikotin vor dem Schlafengehen kurbeln die Schweißproduktion außerdem an. Das liegt unter anderem daran, dass über den Schweiß zu einem kleinen Teil auch Giftstoffe wie Alkohol oder Nikotin ausgeschieden werden.

Körperliche Ursachen von Nachtschweiß

Manche Menschen schwitzen stärker als andere. Das ist dann meistens auch in der Nacht so. Zuweilen ist plötzlich auftretender Nachtschweiß ein Vorbote von Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Häufige körperliche Ursachen von Nachtschweiß sind vor allem:

Nachtschweiß durch Medikamente

Es gibt eine ganze Reihe von Medikamenten, die tief in die natürlichen Regelsysteme des Körpers eingreifen und so auch den Temperaturausgleich stören. Dazu zählen beispielsweise Wirkstoffe, die in den Hormonstoffwechsel eingreifen. Das können Krebsmedikamente sein, aber auch Hormonpräparate gegen Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut (Endometriose) oder Wechseljahrbeschwerden. Psychopharmaka wie Antidepressiva und Neuroleptika können nächtliches Schwitzen ebenso begünstigen wie oder Wirkstoffe gegen Asthma oder Bronchitis oder Blutdrucksenker. Selbst Fiebermittel wie Paracetamol oder Acetylsalicylsäure (ASS) verursachen mitunter Nachtschweiß.

Warum schwitzen Krebskranke?

Nachtschweiß und Hitzewallungen sind in aller Regel Folgen der Behandlung von Krebserkrankungen. Strahlungstherapien und Chemotherapie stören nicht selten den Hormonstoffwechsel – bei Frauen wie bei Männern – und verursachen nächtliche Schweißausbrüche.

Nachtschweiß kann auch Hinweis auf eine nicht erkannte Krebserkrankung sein. Die Betonung liegt auf „kann“. In den allermeisten Fällen ist die Ursache für Nachtschweiß anderer Natur.

Untersuchung

Allgemein verbindliche Kriterien für die Diagnose von Nachtschweiß sind nicht definiert. Die Diagnose stellen Mediziner anhand der begleitenden Symptomatik, denn Nachtschweiß ist in der Regel nur eines von mehreren Symptomen. Andere Symptome wie beispielsweise Fieber, erhöhter Herzschlag, Gewichtsverlust, Abgeschlagenheit oder Schmerzen sind deutlich wichtiger, wenn es darum geht, die Ursache für das nächtliche Schwitzen zu finden.

Behandlung

Die Behandlung von Nachtschweißausbrüchen richtet sich nach der Ursache, also der auslösenden Grunderkrankung bzw. den auslösenden Umständen.

Prognose

Es gibt keine zuverlässigen Angaben über den Heilungsverlauf und den Heilungserfolg von Nachtschweiß. Man darf aber davon ausgehen, dass sich die meisten Fällen von Nachtschweiß lösen lassen, indem die eigentlichen Ursachen beseitigt werden.

Vorbeugung

Wie kann ich Nachtschweiß vorbeugen?

Nachtschweiß wird nicht selten durch ungünstige Schlafbedingungen verursacht. In diesen Fällen können Sie nächtlichen Schwitzen vorbeugen. Im Ratgeber Schlaf finden Sie unter anderem viele Anregungen, wie Sie für ein optimales Schlafzimmer sorgen und Nachtschweiß vermeiden, indem Sie vor dem Schlafengehen nicht falsch essen oder trinken.

Nachtschweiß, der durch Medikamente begünstigt ist, lässt sich oft durch eine Umstellung oder Anpassung von Medikationen vermeiden. Sprechen Sie dazu mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.
Bei Nachtschweiß unbekannter Ursache (idiopathischer Nachtschweiß) haben sich Psychotherapie und Entspannungstechniken als lindernde Optionen bewährt.

Die Heilpflanze Salbei wirkt schweißhemmend. Als besonders wirksam gelten Auszüge aus frischem Salbei. Der schweißhemmende Effekt von getrocknetem Salbei ist schwächer. Dennoch sind Salbeitees eine empfehlenswerte Option als Schlaftrunk.

Autor: Charly Kahle, fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)

Stand: 06.03.2022

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