Periorale Dermatitis - Was hilft wirklich bei Mundrose?
Periorale Dermatitis ist der Fachbegriff für eine entzündliche Hauterkrankung, die viele Menschen als Mundrose oder Stewardessenkrankheit kennen. Die Erkrankung geht mit einem mehr oder minder starken Hautausschlag im Gesicht einher und wird in der Regel als sehr belastend erlebt. Was hilft wirklich bei Mundrose?
Synonyme
Mundrose, Stewardessenkrankheit, rosazeaartige Dermatitis
Überblick: Was ist periorale Dermatitis?
Symptome: Typisch für periorale Dermatitis ist ein meist sehr auffälliger roter Hautausschlag um den Mund herum. Diese Symptomatik hat der Hautkrankheit ihren Namen gegeben. „Perioral“ bedeutet „um den Mund herum“ und Dermatitis ist der Fachbegriff für Hautentzündung. Die umgangssprachliche Bezeichnung Mundrose bezieht sich ebenfalls auf das typische Hautbild. Anders als der Name Mundrose es nahelegt, kann sich periorale Dermatitis im gesamten Gesicht ausbreiten. Wegen der ähnlichen Symptomatik bei der Hauterkrankung Rosacea wird Mundrose zuweilen als rosazeaartige Dermatitis bezeichnet. Die Krankheit kann in Schüben verlaufen.
Ursachen: Die genauen Ursachen von Mundrose sind nicht bekannt. Es gibt aber starke Hinweise darauf, dass der übermäßige Gebrauch von Kosmetikartikeln den Hautausschlag begünstigt. Das gilt insbesondere für den übermäßigen Gebrauch von Feuchtigkeitscremes oder Cremes, die nicht dem Hauttyp angepasst sind.
Behandlung: Wichtigstes Element der Behandlung von perioraler Dermatitis ist die sogenannte Nulltherapie. Nulltherapie bedeutet, zunächst komplett auf die Anwendung von Hautpflegemitteln und Kosmetika auf der Gesichtshaut zu verzichten. Besonders schwere Fälle von Mundrose werden antibiotisch behandelt – lokal als Creme (topische Therapie) oder durch Einnahme in Tablettenform (systemische Antibiose).
Warum wird Mundrose als Stewardessenkrankheit bezeichnet?
Mundrose wird manchmal Stewardessenkrankheit genannt, weil Flugbegleiterinnen häufiger als anderen Berufsgruppen von dem Hautausschlag betroffen sind. Arbeitgeber halten Stewardessen in der Regel dazu an, das Gesicht zu schminken. Zudem ist die Luft in Flugzeugen sehr trocken. Diese Kombination belastet die Haut und ist ein Erklärungsansatz, warum periorale Dermatitis bei Stewardessen überdurchschnittlich häufig auftritt.
Mundrose: Häufigkeit
Die Häufigkeit von perioraler Dermatitis ist nicht zuverlässig zu bestimmen, weil viele der Betroffenen nicht zum Arzt gehen, sondern sich selbst behandeln. In einzelnen Studien wird die Häufigkeit mit 0,3 Prozent der Erwachsenen angeben. Gut belegt ist hingegen, dass Mundrose vor allem bei Frauen im Alter zwischen 16 und 50 Jahren häufig auftritt. Über die genaue Verteilung der Häufigkeit bei Frauen und Männern finden sich hingegen keine zuverlässigen Angaben. In der hautärztlichen Praxis bilden Frauen die große Mehrheit.
Symptome: Wie sieht Mundrose aus?
Das charakteristischste Symptom von perioraler Dermatitis ist ein roter Hautausschlag rund um den Mund. Typisch für den Mundrosen-Ausschlag ist ein feiner 1 bis 2 mm breiter Saum rund um die Lippen ohne Hautveränderungen.
Das Ausmaß der Hautveränderungen bei Mundrose ist von Mensch zu Mensch sehr verschieden. Oft sind nur einzelne Bereiche in Lippennähe betroffen, manchmal der ganze Mund. Zudem breitet sich Mundrose zuweilen über die Nasenlippenfurche (Nasolabialfalte), das Kinn, die Wangen oder um die Augen herum aus.
Symptome im Verlauf von perioraler Dermatitis
Mundrose beginnt häufig mit kleinen Pickeln rund um den Mund und Spannungsgefühl in der Gesichtshaut bzw. um die Mundpartie. Im nächsten Stadium bilden sich mehr oder minder große Hautrötungen. Mitunter können diese Erytheme stark jucken und/oder brennen.
Im weiteren Verlauf entstehen kleine Knoten unter der Hautoberfläche (Papeln). Oft schon kurze Zeit später platzen die Papeln auf und ihre Spitze vereitert. In diesem Stadium sprechen Mediziner von Pusteln.
Je nach Schwere der perioralen Dermatitis verbinden sich die Pusteln flächig zu sogenannten Plaques. Die Ausdehnung der Mundrose-Plaques ist von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Oft bleiben sie auf die Mundregion beschränkt. Sie ziehen sich aber auch über die Wangen (ein- oder beidseitig) oder treten isoliert in der Augenregion auf. Mundrose im Bereich der Augen bezeichnen Mediziner als periorbitale Dermatitis.
Periorale Dermatitis bei Kindern
Typisch für periorale Dermatitis bei Kindern sind Papeln und Pusteln rund um die Nase oder rund um die Augen.
Was unterscheidet Mundrose und Akne?
Mundrose und Akne sind leicht zu unterscheiden. Das typische Symptom von Akne sind Mitesser und kleine Hautgrießeinlagerungen: Diese sogenannten Komedonen findet man bei der perioralen Dermatitis nicht.
Was unterscheidet Mundrose und Rosacea?
Rosacea ist eine chronische Hauterkrankung mit auffälligen Rötungen, Pusteln und Hautverdickungen im Gesicht. Die Symptome dieser Akne Rosacea ähneln denen der Mundrose. Ein Unterscheidungsmerkmal: In der Regel tritt Rosacea nicht im Bereich der Augen auf. Bei Mundrose bilden sich auch keine Erweiterungen der oberflächlichen Äderchen (Teleangiektasien), die als feine Geflechte durch die Haut scheinen und für Rosacea typisch sind. Zu den ausführlichen Informationen über Rosacea
Ursachen: Woher kommt Mundrose?
Die genauen Ursachen von perioraler Dermatitis sind nicht bekannt. Es gibt vor allem zwei plausible Erklärungsansätze: den übermäßigen Gebrauch von Hautpflegeprodukten und hormonelle Schwankungen.
Mundrose durch Überpflege der Gesichtshaut
Die Haut ist ein sehr sensibles Organ. Mit ihrer Barrierefunktion schützt sie das Körperinnere vor Umwelteinflüssen. Gesunde Haut verfügt über ein sehr fein austariertes System für die Versorgung mit Feuchtigkeit. Dieses System kann durch die übermäßige Verwendung von feuchtigkeitshaltigen Hautpflegeprodukten wie Feuchtigkeitscremes, Nachtcremes und andere Cremes oder Lotionen aus dem Gleichgewicht geraten. Fachleute spreche von Überpflege. Typisch ist Überpflege für Menschen mit eher trockener Haut sowie für Menschen, die in trockener Luft arbeiten. Ein typisches Beispiel dafür sind Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter, bei denen Mundrose überdurchschnittlich oft auftritt. Daher auch der Name Stewardessenkrankheit.
Hormonelle Ursachen von Mundrose
Mundrose ist besonders häufig bei Mädchen und Frauen zwischen 16 und 45 und tritt zuweilen erstmals während Schwangerschaften auf. Auch die Einnahme der Pille scheint mit einem erhöhten Risiko für periorale Dermatitis einherzugehen. In der Menopause (nach den Wechseljahren) hingegen sind Fälle von Mundrose eher selten. Das lässt vermuten, dass es einen Zusammenhang zwischen der Produktion weiblicher Geschlechtshormone und dem Auftreten von perioraler Dermatitis gibt.
Weitere Auslöser von perioraler Dermatitis
Neben den beiden Hauptursachen gibt es noch eine ganze Reihe anderer Haut-Stressoren, die periorale Dermatitis auslösen können:
- Äußerliche Anwendung von kortisonhaltigen Präparaten (Glukokortikoiden)
- Trockene und empfindliche Haut
- Starke Sonneneinstrahlung (ohne ausreichenden Sonnenschutz)
- Hauterkrankungen mit erhöhter Talgbildung wie seborrhoisches Ekzem oder Neigung dazu
- Mechanische Reizungen (beispielsweise durch Mundschutz oder Piercings)
- Psychischer Stress
- Fluorhaltige Dentalprodukte wie Zahnpasta
Periorale Dermatitis durch Mundschutz
Periorale Dermatitis kann durch das Tragen eines Mundschutzes begünstigt werden. Mediziner sprechen in diesem Fall von einer Maskendermatitis. Das Risiko erhöht sich in der Regel aber erst, wenn Mundschutzmasken über längere Zeit getragen werden müssen.
Untersuchung: Wie wird Mundrose festgestellt?
Ansprechpartner für die Diagnose sind Hausärzte und Fachärzte für Hautkrankheiten (Dermatologen). Die Diagnose periorale Dermatitis lässt sich in den meisten Fällen anhand des Hautbildes und der Schilderung der Hautpflegegewohnheiten stellen. Als Differenzialdiagnosen kommen vor allem Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Rosacea oder Kontaktallergien in Betracht.
Wie behandelt man Mundrose?
Da die genauen Ursachen von perioraler Dermatitis nicht ausreichend erforscht sind, gibt es auch keine kausale Therapie. In einigen seltenen Fällen bildet sich Mundrose innerhalb von wenigen Wochen von selbst zurück. In anderen Fällen kommt es zu wiederholten Schüben.
Als wichtigstes Element der Behandlung von Mundrose hat sich der Verzicht auf jegliche Hautpflege in den betroffenen Regionen bewährt, die sogenannte Nulltherapie. Darüber hinaus können Hautärzte Medikamente mit Entzündungshemmern oder Antibiotika verschreiben. Hautärzte empfehlen zudem, lokal angewendete Kortison-Präparate abzusetzen und auf fluorfreie Zahnpflegeprodukte zu wechseln.
Nulltherapie: Verzicht auf Hautpflege
Bei perioraler Dermatitis ist das natürliche Gleichgewicht der Haut gestört. Sehr oft hat die übermäßige Verwendung von Hautpflegeprodukten zur Entstehung der Mundrose zumindest beigetragen. Das Absetzen aller Hautpflegeprodukte, die Nulltherapie, soll der Haut Gelegenheit geben, sich zu erholen und wieder in das natürliche Gleichgewicht zu finden.
Die Nulltherapie für viele Betroffene eine große Herausforderung und erfordert Geduld – von Betroffenen und Ärzten. Denn mit dem Absetzen der Hautpflegeprodukte verschlimmern sich die Symptome in der Regel vorübergehend. In dieser Situation fällt es verständlicherweise schwer, nicht in die häufig jahrelang eingeübten und nahezu automatisierten Hautpflegeroutinen zurückzufallen.
Medikamentöse Behandlung von perioraler Dermatitis
Mundrose-Beschwerden können stark und belastend sein. Die medikamentöse Behandlung von perioraler Dermatitis ist bei ausgeprägten Entzündungsprozessen meistens unumgänglich. Für die Behandlung stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung, die in der Regel äußerlich angewendet werden.
Antientzündliche Wirkstoffe: Dazu gehören antientzündliche Salben mit Pimecrolimus, einem Wirkstoff, der auch bei Neurodermitis und anderen Hauterkrankungen eingesetzt wird.
Antibiotische Wirkstoffe: Bei starken Entzündungen kann eine antibiotische Therapie notwendig sein. Antibiotika wie Metronidazol oder Erythromycin werden äußerlich (topisch) angewendet. In Form von Tabletten (systemische Therapie) werden meist Antibiotika aus der Wirkstoffgruppe der Tetracycline wie Doxycyclin oder Minocyclin gegen periorale Dermatitis eingesetzt.
Akne-Mittel Isotretinoin: Das Akne-Mittel Isotretinoin setzen Hautärzte wegen seiner häufigen und ernsten Nebenwirkungen nur in besonders schweren Fällen von Mundrose ein. Schwangere dürfen nicht mit Isotretinoin behandelt werden (Kontraindikation), da der Wirkstoff schwere Missbildungen des Fötus verursachen kann. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Einnahme von Isotretinoin und bis mindestens einen Monat nach Ende der Einnahme sicher verhüten.
Prognose: Wie lange dauert Mundrose?
Periorale Dermatitis tritt bei den meisten Menschen schubweise auf. Ohne Behandlung dauert Mundrose in der Regel mehrere Wochen oder Monate. Manchmal bilden sich die Symptome nach zwei bis drei Wochen ohne Behandlung zurück.
Die Heilungsaussichten (Prognose) bei perioraler Dermatitis sind sehr gut. Mundrose hinterlässt in der Regel keine bleibenden Spuren wie Narben oder Pigmentstörungen.
Wer einmal an Mundrose erkrankt war, hat allerdings ein erhöhtes Risiko für einen neuen Schub der Erkrankung.
Vorbeugung: Was schützt vor Mundrose?
Sie können das Risiko für Mundrose oder erneute Schübe erheblich mindern, indem Sie Hautpflegeprodukte sparsam und gezielt einsetzen, idealerweise in Absprache mit Hausärzten oder Kosmetik-Fachkräften.
Periorale Dermatitis: Ernährung
Von einer frischen und abwechslungsreichen Ernährung profitiert der gesamte Stoffwechsel – und damit auch die Haut. Stark verarbeitete Lebensmittel enthalten eine Vielzahl von Zutaten, die das Immunsystem stören können. Da allergische Reaktionen häufig die Haut belasten, kann ein Test auf Nahrungsmittelallergien das Risiko für Hauterkrankungen senken.
Übermäßiger Konsum von Koffein, Nikotin oder Alkohol schwächt das natürliche Gleichgewicht der Hautbarriere und verringert ihre Schutzfunktion. Von daher lohnt es sich, den Konsum dieser Genussmittel einzuschränken oder aufzugeben.
Viel trinken: Die Haut braucht Feuchtigkeit – und die kommt am besten von innen. Gerade bei trockener Haut oder in trockener Umgebungsluft sollten Sie mindestens 2 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen. Besonders gut geeignet sind Wasser, Kräutertees und Fruchtsaftschorlen (1 Drittel Fruchtsaft, zwei Drittel Wasser).
Selbsthilfe bei Mundrose: Fragen & Antworten
Was hilft schnell gegen periorale Dermatitis?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Leichte Verläufe von perioraler Dermatitis bilden sich mitunter von selbst innerhalb von zwei bis drei Wochen zurück. Bei ausgeprägter Symptomatik ist schnelle Hilfe gegen periorale Dermatitis eher nicht zu erwarten. Um Mundrose schnell zu lindern, sollten Sie in jedem Fall darauf verzichten, kosmetische Produkte oder Reinigungsmittel in den betroffenen Hautarealen anzuwenden. Die weitere Behandlung stimmen Sie idealerweise mit Ihrem Hausarzt ab.
Welche Creme hilft bei Mundrose?
Die Frage nach der besten Creme gegen Mundrose lässt sich einfach beantworten: Es gibt keine beste Creme gegen Mundrose. Das beste Mittel gegen Mundrose ist der Verzicht auf Cremes. Das gilt nicht nur für Cremes, sondern auch für alle anderen Salben oder Lotionen oder Reinigungsprodukte. Einzige Ausnahme: ärztlich verordnete Präparate wie Salben gegen periorale Dermatitis.
Welche Hausmittel gegen Mundrose?
Feuchte Kompressen mit grünem oder schwarzem Tee werden häufig als Hausmittel gegen Mundrose empfohlen. Die Gerbstoffe in den Tees haben eine adstringierende Wirkung. Das bedeutet, die Haut zieht sich unter der Kompresse zusammen. Betroffenen erleben das mitunter als lindernd. Die Wirkung von Hausmitteln gegen Mundrose ist wissenschaftlich nicht belegt.
Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)
Stand: 06.03.2024