Morbus Crohn
Morbus Crohn ist eine chronische entzündliche Darmerkrankung, die den gesamten Verdauungstrakt vom Mund bis zum After betreffen kann. Patienten mit Morbus Crohn haben häufiger eine lange Ärzte-Odysse hinter sich, weil die Erkrankung nicht ganz einfach zu erkennen ist. Häufig verläuft die Erkrankung Schüben. Hier erfahren Sie mehr über Symptome, Ursachen, Komplikationen und Therapie von Morbus Crohn.
Definition
Morbus Crohn gehört wie Colitis ulcerosa zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Sie verläuft in der Regel in Schüben. Im Gegensatz zu Colitis ulcerosa, die nur den Dickdarm betrifft, kann Morbus Crohn grundsätzlich jeden Abschnitt des Magen-Darm-Traktes von der Speiseröhre bis zum After befallen. Am häufigsten aber sind der untere Dünn- und obere Dickdarm betroffen. Relativ typisch für Morbus Crohn ist ein segmentaler Befall. Zwischen mehreren entzündeten Darmabschnitten liegen also gesunde Bezirke. Bei etwa der Hälfte der Patienten kommt es im Verlauf auch zu Entzündungen anderer Organsysteme, insbesondere der Gelenke, der Haut und der Augen.
Der Krankheitsverlauf von Morbus Crohn ist individuell sehr unterschiedlich und kann nicht vorhergesagt werden. Bei vielen Patienten wird über kurz oder lang mindestens eine Operation erforderlich. Mit modernen Therapiemethoden gelingt es aber andererseits, bei einem Großteil der Betroffenen eine lange Zeit der Beschwerdefreiheit zu erzielen. Die Lebenserwartung ist durch Morbus Crohn kaum eingeschränkt.
Häufigkeit
Morbus Crohn kann grundsätzlich in jedem Alter beginnen. Gehäuft finden sich Neuerkrankungen jedoch zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr sowie bei Menschen nach dem 60. Lebensjahr. Beide Geschlechter sind etwa gleich oft betroffen.
Symptome
Symptome von Morbus Crohn
- Schmerzhafte wässrige Durchfälle, selten blutiger Durchfall
- Schmerzen vor allem im rechten Unterbauch und nach dem Essen
- Gewichtsverlust
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit
- Fieberschübe
- Übelkeit, Erbrechen
- schmerzende Gelenke und Gelenkentzündungen (Arthritis)
- Augenentzündungen
- Hautveränderungen (Flecken, Knötchen) und Hautentzündungen.
Komplikationen von Morbus Crohn
Morbus Crohn geht häufig mit Komplikationen einher. Typisch sind Fisteln, Abszesse, abnorme Darmerweiterungen, Darmverschluss oder Darmdurchbrüche. Zudem besteht eine erhöhte Gefahr, an Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) zu erkranken. Auch Harn- und Gallensteine sind möglich.
- Fisteln sind krankheitsbedingte Verbindungsgänge zwischen Hohlorganen (wie Blase oder Darm) mit anderen Organen oder der Körperoberfläche. Bei Morbus Crohn treten Fisteln vor allem zwischen Darm und Harnblase, Darm und Geschlechtsorganen sowie Darm und Haut auf. Mögliche Anzeichen einer Fistel sind beispielsweise Stuhl im Urin, wenn sich eine Fistel zur Blase gebildet hat. Fisteln entwickeln sich meist ohne Schmerzen. Mehr im Krankheitsbild Steißbeinfistel
- Abszesse sind abgekapselte Eiteransammlungen, die sich im Zuge der Entzündungsreaktion in jeden betroffenen Darmabschnitt oder an Organen bilden können. Je nach Größe und Lage müssen Abszesse operativ entfernt werden.
- Ein Darmverschluss kann sowohl durch die Schwellung während eines akuten Schubes von Morbus Crohn entstehen als auch später durch Narbenbildungen im betroffenen Bereich. Ein Darmverschluss ist ein akuter Notfall, der lebensbedrohlich werden kann und im Krankenhaus stationär versorgt werden muss. Einzelheiten im Krankheitsbild Darmverschluss
- Darmdurchbruch: Unter ungünstigen Umständen kann Morbus Crohn einen Darmdurchbruch (sogenannte Kolonperforation) verursachen. Dann gelangt der Darminhalt in die freie Bauchhöhle und kann dort akut lebensgefährliche Entzündungen verursachen. Ein Darmdurchbruch ist ebenfalls ein akuter Notfall, der dringendst chirurgisch behandelt werden muss.
Ursachen
Die genaue Ursache von Morbus Crohn ist nicht geklärt. Vieles spricht dafür, dass es sich um eine Autoimmunkrankheit handelt. Das bedeutet, das körpereigene Abwehrsystem richtet sich aus unbekannten Gründen gegen die eigene Darmschleimhaut und ruft die Entzündung hervor.
Es gibt zudem eine gewisse erbliche Veranlagung für Morbus Crohn. Möglicherweise spielen auch Barrierestörungen des Darms (also eine „undichte“ Darmoberfläche) oder Bakterien und Viren bei der Entstehung von Morbus Crohn eine Rolle. Darüber hinaus werden weitere mögliche Auslöser wie Ernährung, Rauchen und psychische Faktoren diskutiert.
Untersuchung
Die Diagnose von Morbus Crohn ist aufwendig. Bei einem entsprechenden Verdacht kommt es unter anderem darauf an, Morbus Crohn von Colitis ulcerosa, einer weiteren entzündlichen Darmerkrankung, zu unterscheiden. Dabei helfen Ultraschalluntersuchungen des Bauchraumes (typisch bei Morbus Crohn ist eine abschnittweise Verdickung im Darmbereich), Röntgen- und Magnetresonanztomografie (gut erkennbar sind Fisteln und eine pflastersteinreliefartige Darmoberfläche) sowie Magen- und Darmspiegelungen (mit Entnahme von Gewebeproben) und Blutuntersuchungen.
Behandlung
Grundsätzlich wird in der ärztlichen Behandlung von Morbus Crohn zwischen der Therapie eines akuten Schubes und der Behandlung im schubfreien Intervall unterschieden.
Medikamentöse Therapie von akutem Schub
Die Behandlung bei akutem Schub von Morbus Crohn erfolgt vor allem medikamentös. Dabei werden die Medikamente nach Stärke des Schubes und abgestimmt auf den jeweiligen Patienten eingesetzt.
- Kortisonhaltige Präparate dämmen die akute Entzündung effektiv ein. Falls nur der Mastdarm befallen ist, kann das Kortison als Klysma eingesetzt werden. Durch die lokale Wirkung führt das Kortison dort zu geringeren Nebenwirkungen im gesamten Organismus.
- Aminosalicylate wie Sulfasalazin und Mesalazin wirken ebenfalls entzündungshemmend. Zum einen blockieren sie die Wirkung von körpereigenen Stoffen, die für den Entzündungsprozess verantwortlich sind, zum anderen drosseln sie auch deren Produktion. Je nach Ort des Befalls werden Aminosalicylate als Tabletten, Zäpfchen oder Klysmen angewendet.
- Antibiotika sind Mittel der Wahl, wenn sich Abszesse oder Fisteln zwischen Darmabschnitten gebildet haben. Typische Antibiotika für diesen Zweck sind Metronidazol oder Ciprofloxacin.
- Immunsuppressiva wie Ciclosporin oder Methotrexat unterdrücken das Immunsystem und werden bei schweren Schüben von Morbus Crohn verabreicht.
- Infliximab, Adalimumab oder Certolizumab-Pegol sind Antikörper und richten sich gegen den körpereigenen Stoff TNF-alpha (Tumornekrosefaktor), der eine wesentliche Rolle beim Auslösen einer Entzündung spielt.
Alle das Immunsystem beeinflussenden Medikamente können mit schweren Nebenwirkungen verbunden sein und werden daher nur unter äußerster Vorsicht und engmaschigen Kontrollen eingesetzt. Zusätzlich zu jeder medikamentösen Therapie von Morbus Crohn ist während eines Schubes eine Diät mit ballaststoffarmer Flüssignahrung zu empfehlen. Bei schweren Schüben kann auch eine künstliche Ernährung erforderlich werden.
Therapie im schubfreien Intervall
Nicht jeder Patient muss während der schubfreien Intervalle von Morbus Crohn behandelt werden. Empfohlen wird eine Therapie für Patienten, die schwere und häufige Schübe haben und bei denen nach Absetzen der akuten Kortisontherapie die Krankheit sofort wieder aufflackert. In diesen Fällen werden üblicherweise Immunsuppressiva oder TNF-alpha-Blocker verordnet.
Behandlung von Komplikationen
Bei schwerwiegenden Komplikationen wie einem Darmverschluss oder Darmdurchbruch ist eine Operation unumgänglich. Die Art des Eingriffs richtet sich nach dem vorliegenden Befund.
Selbsthilfe
Selbsthilfe: Ernährung bei Morbus Crohn
Grundsätzlich sollte die Ernährung bei Morbus Crohn in erster Linie aus leichter Vollkost bestehen. Das beinhaltet Vollkornbrotsorten, Reis, Nudeln, Gemüse, frisches Obst und Salate, fettarme Milchprodukte und fettarme Fleischsorten. Jegliche Form von Ballaststoffen fördert eine gesunde Verdauung. Zuckerhaltige Produkte und solche mit hohem Anteil an Weißmehl sollten eher vermieden werden. Weitere Anregungen finden Sie im Beitrag Ernährung bei Reidarmsyndrom. Zudem empfiehlt es sich, aufs Rauchen zu verzichten.
Vorbeugung
Eine gezielte Vorbeugung gegen Morbus Crohn ist nach gegenwärtigem Kenntnisstand nicht möglich.
Autor: Charly Kahle
Stand: 11.08.2022