Mers-Coronavirus
Das Middle East Respiratory Syndrome, besser bekannt als Mers oder Mers-Coronavirus ist eine Infektionskrankheit, die erstmal im Mittleren Osten aufgetreten ist. Lesen Sie mehr über Symptome, Ursachen und Diagnose des Mers-Virus.
Synonyme
Mers, Middle East Respiratory Syndrome, Corona-Virus
Definition
Die südkoreanische Hauptstadt stand im Frühsommer 2015 im Mittelpunkt eines Mers-Ausbruchs. Im Juni 2015 erreichten uns beinahe täglich neue Meldungen und schlechte Nachrichten über die Infektionskrankheit Mers. Bislang sind in Südkorea mindestens 33 Menschen dem "Middle East Respiratory Syndrome“ erlegen. Bis zu diesem Zeitpunkt haben sich mindestens 181 Menschen mit dem Mers-Corona-Virus angesteckt. Die Folgen reichen über Südkorea hinaus. Thailand meldete mindestens eine Mers-Infektion. In Deutschland starb ein 65jähriger Mann im Anschluss an eine überstandene Mers-Infektion an einer Lungenerkrankung. Die Mers-Infektion hatte er sich wohl auf der arabischen Halbinsel zugezogen. Aber was ist Mers eigentlich? Müssen wir uns vor einer weltweiten Seuche fürchten? An welchen Symptomen ist die Infektion zu erkennen? Wie können wir uns vor dem Coronavirus schützen?
Woher kommt die Bezeichnung „Mers“?
Wahrscheinlich gelangte das Mers-Virus über Dromedare zum Menschen. Mers verdankt seinen Namen dem Ort des erstmaligen Auftretens dieser Atemwegsinfektion, dem Mittleren Osten – und hier vor allem Saudi-Arabien. Mers steht für das englische „Middle East Respiratory Syndrome“. Übersetzt bedeutet es: Atemwegs-Syndrom des Mittleren Ostens“. Die ersten Mers-Fälle wurden 2012 in Saudi-Arabien beobachtet. Nach dem bisherigen Kenntnisstand war das Mers-Coronavirus über Kamele auf den Menschen übergegangen. In die Kamele oder Dromedare gelangte es möglicherweise durch Fledermäuse, die das Virus bei Bissen auf die Tiere übertrugen. Gesichert ist dieser Zusammenhang aber noch nicht, denn Mers ist eine Erkrankung, die längst noch nicht eingehend erforscht ist.
Symptome
Ein bis zwei Wochen nach der Ansteckung mit dem Mers-Coronavirus kommt es meistens zu heftig einsetzenden grippeähnlichen Symptomen. Besonders charakteristisch sind schnell ansteigendes Fieber und Husten mit Auswurf. Anders als bei der Grippe ist auch Durchfall ein häufiges Symptom für Mers. Bei einem schweren Krankheitsverlauf entwickelt sich innerhalb von wenigen Tagen eine Lungenentzündung, die zu akuter lebensbedrohlicher Atemnot führen kann. Mediziner sprechen von einem akuten Atemnotsyndrom. Eine weitere schwere Komplikation der Mers-Infektion ist Nierenversagen.
Schwere Krankheitsverläufe treten vor allem bei Menschen auf, die durch andere Erkrankungen vorbelastet sind. Typische Beispiele dafür sind Diabetes, Krebserkrankungen und Erkrankungen, bei denen das Immunsystem geschwächt ist oder durch Medikamente in seiner Wirksamkeit herabgesetzt ist. Lungenentzündungen und Nierenversagen sind letztlich auch die häufigste Todesursache nach einer Mers-Erkrankung. Bis zum südkoreanischen Mers-Ausbruch war man davon ausgegangen, dass etwa die Hälfte der Erkrankten die Infektion nicht überlebt. Ende Juni deuten sich andere Zahlen an. Danach liegt die Sterblichkeit unter 20 Prozent. Selten verläuft eine Infektion mit dem Mers-Coronavirus auch symptomlos, also ohne Krankheitszeichen.
Ursachen
Tausende Arten von Coronaviren übertragen Erkältungen. Das Mers-Coronavirus ist selten und wird wahrscheinlich auch kaum von Mensch zu Mensch übertragen. Ursache der Mers-Erkrankung ist eine Infektion mit dem Mers-Coronavirus (Mers-CoV). Es zählt zu den Coronaviren, von denen Tausende Arten auf der ganzen Welt verbreitet sind. Fast alle Erkältungsviren beispielsweise zählen zu den Coronaviren. Glücklicherweise verbreitet sich das Mers-Coronavirus nicht so leicht wie normale Erkältungsviren.
Nach dem aktuellen Stand der Forschung nistet es sich sehr tief im Lungengewebe ein und gelangt mit dem Auswurf nur in verhältnismäßig geringer Konzentration in die Umwelt. Daher scheint die Übertragung von Mensch zu Mensch auf die Fälle beschränkt zu bleiben, bei denen ein enger Kontakt besteht. Das ist beispielsweise in Krankenhäusern der Fall, wenn das medizinische Personal infizierte Menschen behandelt und pflegt. Der Ursprung des aktuellen Mers-Ausbruchs in Südkorea konzentriert sich folgerichtig vor allem auf Menschen, die in einem Krankenhaus behandelt wurden. Die typischen Infektionswege aber bleiben – wie bei Erkältungen oder Grippe – die sogenannten Tröpfcheninfektionen oder Schmierinfektionen. Letztere beziehen sich vor allem auf die Verbreitung über die Hände.
Untersuchung
Der Nachweis des Mers-Coronavirus erfolgt durch ein Laboruntersuchung von ausgespültem Bronchialsekret. Grundlage für den sicheren Nachweis einer Mers-Infektion ist der Nachweis des Mers-Coronavirus. Für die Untersuchung wird in der Regel Bronchialsekret verwendet, das der Arzt im Zuge einer Lungenspiegelung gewinnt. Dabei wird über einen Katheter Flüssigkeit in die Lungen gespült und wieder abgesaugt.
Wegen der geringen Konzentrationen des Virus in den oberen Atemwegen gelten Rachenabstriche oder Auswurf als nicht ausreichend sicheres Probenmaterial. Das Probenmaterial muss in der Regel in spezialisierten Laboren, beispielsweise in besonderen Krankenhäusern oder Instituten, untersucht werden. Der Grund: Mit den gewöhnlichen Coronavirus-Testverfahren, wie sie beispielsweise bei Grippe angewendet werden, ist das Mers-Coronavirus nicht nachzuweisen. Das aufwendige Nachweisverfahren werden Ärzte erst bei einem begründeten Verdacht auf eine Mers-Infektion einleiten. Das ist beispielsweise der Fall bei schweren grippeähnlichen Symptomen und einem vorangegangenen Aufenthalt auf der arabischen Halbinsel. Oder einem Infektionsgebiet, wie es die südkoreanische Hauptstadt Seoul gegenwärtig darstellt.
Behandlung
Die Mers-Infektion lässt sich gegenwärtig leider (noch) nicht ursächlich behandeln, da es keine Medikamente gegen die Mers-Coronaviren gibt. Daher beschränkt sich die Therapie vor allem darauf, die Symptome zu lindern. Erkrankte erhalten beispielsweise Sauerstoff, um Atemprobleme auszugleichen. Bei schwerer Atemnot oder dem akuten Atemnot-Syndrom ist in der Regel eine künstliche maschinelle Beatmung notwendig. Die pharmazeutische Forschung arbeitet gegenwärtig an medikamentösen Verfahren, um die Viruslast bei Mers-Infektionen zu senken. So wird beispielsweise getestet, ob die Medikamente gegen eine virale Hepatitis C auch bei Mers erfolgversprechend eingesetzt werden könnten. Diese Versuche stecken aber noch in einem sehr frühen Stadium.
Vorbeugung
Einen 100prozentigen Schutz vor einer Mers-Infektion gibt es nicht. Die Wahrscheinlichkeit für eine Ansteckung lässt sich aber verhältnismäßig einfach gering halten. Vermeiden Sie bei Reisen auf die arabische Halbinsel den Kontakt mit Dromedaren und Kamelen. Das gilt für die bei Touristen beliebten Kamelritte, aber auch für den Besuch von Tiermärkten, auf denen diese Tiere angeboten werden. Waschen Sie sich regelmäßig die Hände. Das gilt vor allem, wenn Sie beispielsweise in einem Krankenhaus gewesen sind oder sonst Grund zu der Annahme haben, dass es in Ihrem Umfeld eine Mers-Infektion gegeben haben könnte. Verzehren Sie kein rohes Fleisch und nur vollständig erhitzte Milch (insbesondere von Dromedaren). Rohes Obst oder Gemüse (vor allem vom Markt) kann mit Ausscheidungen infizierter Tiere in Berührung gekommen sein. Deshalb gilt auch hier die bekannte Regel: Peel it, boil it, cook it – or forget it. Also Obst und Gemüse vor dem Verzehr waschen und schälen und Fleisch ausschließlich gekocht oder gebraten genießen.
Gehen Sie unverzüglich zum Arzt, wenn während Ihres Aufenthaltes in Mers-Risikogebieten Symptome wie schwerer Husten, hohes Fieber, anhaltender Durchfall und Atemnot auftreten. Informieren Sie Ihren Arzt auch dann, wenn diese Beschwerden bis zu zwei Wochen nach einer Reise auf die arabische Halbinsel und deren Nachbarländer auftreten. Besprechen Sie einen Aufenthalt in Mers-Risikogebieten mit einem Arzt, wenn Sie an einer chronischen Erkrankung (zum Beispiel Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz oder Hepatitis) oder einer anderen akuten Atemwegserkrankung leiden. Von diesen kleinen Einschränkungen abgesehen besteht nach gegenwärtiger Einschätzung der Experten kein Grund, eine übermäßige Verbreitung der Mers-Infektionen zu fürchten. Die meisten Experten gehen vielmehr davon aus, dass Mers auf eng begrenzte lokale Ausbrüche beschränkt bleiben wird. Für Angst vor einer weltweiten Seuche gibt es also gegenwärtig keinen Grund. Und auch den Urlaub in Südostasien oder auf der arabischen Insel brauchen Sie demnach nicht abzusagen.
Auswärtiges Amt: keine Reisewarnung wegen Mers
Das Auswärtige Amt der Bundesregierung sieht gegenwärtig keinen Grund, eine Reisewarnung für die arabische Halbinsel oder Südkorea auszusprechen. Der Grund: Es gibt bislang keine Hinweise, dass Mers im alltäglichen Umgang von Mensch zu Mensch übertragen wird. Menschen mit Diabetes oder das Immunsystem betreffenden chronischen Erkrankungen sollen sich laut Empfehlung des Auswärtigen Amtes vor einer Reise auf die arabische Halbinsel oder nach Südkorea mit ihrem Arzt beraten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt Menschen mit diesen chronischen Erkrankungen, in den betroffenen Ländern den Kontakt mit Dromedaren und Kamelen vorsichtshalber zu meiden.
Autor: Charly Kahle
Stand: 18.01.2016