Mandelsteine (Tonsillensteine)

Mandelsteine sind in aller Regel harmlos. Die Millimeter durchmessenden Steinchen an den Gaumenmandeln fallen oft nicht einmal auf. Manchmal aber sind sie Ursache für Schluckbeschwerden und Mundgeruch. Beschwerden bereiten normalerweise nur größere Steine.

Synonyme

Tonsillensteine, Tonsillolithen, Tonsillarpfropfen

Definition

Mandelsteine

Was sind Mandelsteine?

Mediziner bezeichnen Mandelsteine als Tonsillensteine, Tonsillolithen oder Tonsillarpfropfen. Tonsillen ist der Fachausdruck für die Gaumenmandeln. Die beiden Gaumenmandeln liegen rechts und links in der Schleimhautfalte der Gaumenbögen. Mandelsteine bilden sich vor allem in den Furchen der gefalteten Gaumenmandeln, den sogenannten Krypten.

Viele Menschen nehmen an, dass Mandelsteine durch schlechte Mundhygiene und Essensreste entstehen. Das ist so nicht richtig. Mandelsteine bestehen bis zu 99 Prozent aus toten Schleimhautzellen (Epithelzellen) und weißen Blutkörpern, die sich mit Mineralien aus Essensresten verbinden. Normalerweise werden diese Zellen beim Schlucken aus den Mandeln gespült. Manchmal aber setzen sich die Zellreste fest. Mehr dazu im Bereich Ursachen.

Mandelsteine oder Eiter?

Mandelsteine sind kleine gelblich-weißliche Ablagerungen. Ihr Aussehen ähnelt Eiterfleckchen, mit denen sie leicht verwechselt werden. Anders als Eiter sind Mandelsteine krümelig bis hart. Ihr Durchmesser beträgt in der Regel wenige Millimeter. Mandelsteine werden hart, weil sie Kalkverbindungen enthalten, die vor allem aus dem Speichel und Nahrungsresten stammen. Eiter hingegen verhärtet nicht.

Was verursachen Mandelsteine?

Mandelsteine sind in aller Regel vollkommen harmlos. Manchmal aber verursachen sie Beschwerden. Das können Halsschmerzen oder Schluckbeschwerden sein. Eines der unangenehmsten Symptome von Mandelsteinen ist Mundgeruch.

Warum stinken Mandelsteine?

Der unangenehme Geruch von Mandelsteinen wird von natürlicherweise in der Mundhöhle lebenden Bakterien verursacht. Diese Bakterien zersetzen die Zellreste in den Furchen der Gaumenmandeln. Und bei diesem Prozess entstehen Schwefelgase, die für den mitunter starken Mundgeruch durch Mandelsteine verantwortlich sind.

Sind Mandelsteine gefährlich?

Mandelsteine sind nicht gefährlich. Außerdem lassen sie sich leicht entfernen.

Häufigkeit

Die Häufigkeit von Mandelsteinen ist wissenschaftlich nicht untersucht. Es liegt aber nahe, dass viele Menschen von Zeit zu Zeit Mandelsteine haben. In aller Regel bleiben sie unentdeckt oder sind ein Zufallsbefund beim Hausarzt oder Zahnarzt. Durch den Selbstreinigungsprozess beim Schlucken können sie unbemerkt spurlos verschwinden.

Symptome

In der Regel verursachen Mandelsteine keine Symptome.

Mandelsteine wachsen in den Furchen der Gaumenmandeln. Aufgrund der faltigen Struktur der Mandeln können Mandelsteine längere Zeit wachsen, ohne sichtbar zu werden. Erst wenn sie größer werden und bis an die Oberfläche der Mandeln gewachsen sind, werden sie sichtbar.

Typische Symptome von Mandelsteinen

  • An Eiterflecken erinnernde klar begrenzte weiß-gelbe Ablagerungen auf den Gaumenmandeln (meist kleiner als ein Stecknadelkopf)
  • Fauliger Geschmack im Mundraum
  • Fremdkörpergefühl im Rachen
  • Verstärkter Räusperzwang
  • Schluckbeschwerden, Schwellungen oder Schmerzen im Bereich der Gaumenmandeln
  • Selten: Ohrenschmerzen

Größere Mandelsteine können starken Mundgeruch verursachen. Das ist vor allem der Fall, wenn die Steinchen durch Berührungen mit der Zunge oder bei Bewegungen platzen. Dabei werden Schwefelgase freigesetzt, die nach faulen Eiern riechen.

Ursachen

Wo kommen Mandelsteine her?

Die genauen Ursachen von Mandelsteinen sind nicht erforscht. Das liegt auch daran, dass sich die Bildung von Mandelsteinen in den Gaumenfurchen kaum beobachten lässt.

Die Bildung von Mandelsteinen beginnt mit einem natürlichen Selbstreinigungsprozess. Alte Zellen wie Zellen der Schleimhäute und weiße Blutkörperchen (Leukozyten) werden abgebaut. Dabei verbleiben mitunter mikroskopisch kleine Reste in den Gaumenfurchen – und bilden den Kern eines langsam wachsenden Mandelsteins. Normalerweise wird dieser recht bald verschluckt, ausgeniest oder ausgehustet.

Die Gaumenmandeln sind überdies ein Bestandteil unseres Immunsystems. Deshalb gibt es dort viele weiße Blutkörperchen. Diese Leukozyten wehren Eindringlinge wie Bakterien oder Viren ab. Das Immunsystem produziert weiße Blutkörperchen in großer Zahl – und bei drohenden Infektionen in hoher Frequenz. Entsprechend groß ist auch die Menge der Zellreste beim Abbau „verbrauchter“ Leukozyten.

Risikofaktoren für Mandelsteine

Auch wenn die genauen Ursachen für Mandelsteine nicht bekannt sind, sind sich Fachärztinnen und Fachärzte für Hals, Nase und Ohren (HNO) darüber einig, dass es Risikofaktoren gibt, die Mandelsteine begünstigen.

  • Häufige Mandelentzündungen und andere Racheninfektionen: Nach Infekten ist das Immunsystem meistens geschwächt – und damit auch die Selbstreinigungskraft der Gaumenmandeln. Wiederholte Infektionen wir Mandelentzündungen (Angina), Seitenstrangangina oder Rachenentzündungen können diesen Effekt verstärken und Mandelsteine begünstigen.
  • Wiederholte Mandelentzündungen können Narben im Mandelgewebe verursachen. Und diese Narben können den natürlichen Selbstreinigungsmechanismus stören, mit dem die Vorstufen von Mandelsteinen (Detritus) entfernt werden.
  • Größe der Mandeln: Bei Menschen mit großen Mandeln sind die Furchen der Gaumenmandeln tiefer als bei anderen. Je tiefer diese Krypten, umso leichter können sich Mandelsteine bilden.

Untersuchung

Ansprechpartner für die Diagnose von Mandelsteinen sind vor allem Hausärzte sowie HNO-Fachärztinnen und -Fachärzte (HNO = Hals, Nase, Ohren). Die Tonsillolithen werden oft als Zufallsbefund bei der Untersuchung von Beschwerden des Hals-Rachen-Raumes oder bei zahnärztlichen Untersuchungen entdeckt. Nicht sichtbare Mandelsteine fallen mitunter bei Röntgenaufnahmen auf.

Um Mandelsteine sicher von eitrigen Mandelentzündungen abzugrenzen, nehmen HNO-Mediziner in seltenen Fällen einen Abstrich, den sie im Labor auf krankmachende Keime wie Bakterien untersuchen lassen.

Behandlung

Mandelsteine lassen sich fast immer ohne Probleme entfernen. Nur in sehr selten Fällen ist ein chirurgischer Eingriff notwendig.

Mandelsteine entfernen in der HNO-Praxis

Mediziner schaben einfache Mandelsteine in der Regel mit einem löffelartigen Werkzeug ab. Das nennt man Kürettage. Mit Pipetten kann ein Mediziner die Mandelsteine zudem absaugen. Eine veraltete Methode zur Entfernung von Mandelsteinen ist die Roederbehandlung. Bei diesem nur noch selten verwendeten Verfahren werden kleine Schröpfgläser auf die Mandeln gesetzt.

In modern ausgestatten HNO-Praxen kommen mitunter spezielle Laser zum Einsatz, um Mandelsteine zu entfernen.

Mandelsteine selber entfernen – ohne Würgen

Vielen Menschen fällt es schwer, im eigenen Rachen zu hantieren. Die Berührung der Gaumenmandeln löst eine Schutzreaktion des Körpers aus, den Würgereflex. Mit den folgenden Tipps können Sie Mandelsteine selber entfernen – ohne Würgen.

  • Gurgeln und Husten: Manchmal lassen Mandelsteine sich nahezu mühelos durch kräftiges Gurgeln entfernen. Als Flüssigkeiten geeignet sind Mundwasser, leichtes Salzwasser oder Kräutertees (Salbei, Kamille). Nach dem Gurgeln kräftig räuspern oder husten. Und danach noch einmal zum Ausspülen gurgeln.
  • Mandelsteine mit der Zunge entfernen: Häufig reicht es schon aus, mit der Zunge kräftig gegen die Gaumenmandeln zu drücken. So lassen sich die Mandelsteine weiter an die Oberfläche schieben – und durch Spülen, Husten oder Räuspern entfernen.
  • Kehle strecken: Mitunter genügen ein paar Muskelbewegungen, um Mandelsteine ohne Würgen zu entfernen. Dazu einfach den Kopf nach oben und hinten strecken und den Mund mehrmals weit öffnen und wieder schließen. Danach spülen, räuspern oder husten.
  • Munddusche gegen Mandelsteine: Wenn Sie eine Munddusche besitzen, können Sie den Wasserstrahl direkt auf die Gaumenmandeln richten und Mandelsteine so entfernen. Aber Vorsicht: Empfindliche Menschen reagieren mit dem Würgereiz auf den Wasserstrahl.

Wie Mandelsteine selbst entfernen?

Bei gering ausgeprägtem Würgereiz lassen sich Mandelsteine mit einer Zahnbürste, einem Wattestäbchen oder einem Zungenschaber entfernen. Sie sollten allerdings darauf achten, keinen starken Druck auszuüben. Mit sanften massierenden Bewegungen auf der Unterseite der Mandeln lassen sich mitunter auch tief sitzende Mandelsteine entfernen.

Vorbeugung

Mandelsteinen lässt sich nicht sicher vorbeugen. Eine gute Mundhygiene trägt aber dazu bei, die Mundflora gesund zu erhalten. Wer zu Mandelsteinen neigt, kann vorbeugen, indem er die Gaumenmandeln regelmäßig mit einer Munddusche reinigt oder häufig gurgelt.

Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)

Stand: 24.01.2024

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