Magen-Darm-Grippe (Gastroenteritis)
Eine Magen-Darm-Grippe mit Erbrechen und Durchfall ist schon für Erwachsene alles andere als angenehm. Besonders schwer und häufig treffen Darminfektionen Kinder. Hier erfahren Sie mehr über Symptome, Ursachen, Therapie und Hausmittel gegen Magen-Darm-Grippe und wie Sie einer Gastroenteritis vorbeugen.
Synonyme
Brechdurchfall, Gastroenteritis, Bauchgrippe, Happe
Definition
Magen-Darm-Grippe oder Brechdurchfall ist die umgangssprachliche Bezeichnung für Gastroenteritis. Mitunter wird diese Erkrankung auch Bauchgrippe oder Happe genannt. Magen-Darm-Grippe wird sehr häufig durch krankmachende Keime ausgelöst. Typische Erreger sind unter anderem Rotaviren, Noroviren und Salmonellen. Selten sind auch Gifte (Toxine) und Strahlen Auslöser des Brechdurchfalls.
Magen-Darm-Grippe geht fast immer mit Erbrechen und Durchfall einher. Diese Symptome können in der Regel gut mit Medikamenten, vermehrter Flüssigkeitszufuhr und Hausmitteln behandelt werden (siehe Therapie). Mit einfachen hygienischen Maßnahmen sind die meisten Formen von Magen-Darm-Grippe zu vermeiden (siehe Vorbeugung).
Typische Auslöser von Magen-Darm-Grippe
- Stark wässrige Durchfälle bei Kindern sprechen für eine Infektion mit dem Rotavirus.
- Norovirus-Infektionen beginnen oft aus völliger Gesundheit mit schlagartigem Erbrechen und plötzlichem Durchfall.
- Durchfall bei Cholera ist typischerweise dünnflüssig und mit Schleimflocken durchsetzt (sogenannter Reiswasserstuhl).
- Typhus hat als Leitsymptom erbsenbreiartige Durchfälle.
- Durchfall infolge Wurmerkrankungen ist häufig von gelblich-weißen Wurmabschnitten durchsetzt.
- Bei Salmonellen-Infektionen leiden oft Gruppen von Menschen, die zuvor salmonellenhaltige Lebensmittel (zum Beispiel Kartoffelsalat mit Mayonnaise auf einer Gartenparty) gegessen haben, an Durchfall.
Bei länger als 2 bis 3 Tage anhaltendem oder sehr starkem Durchfall und/oder Erbrechen (bei Kindern schon nach spätestens 24 Stunden) sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Zudem ist eine ärztliche Untersuchung dringend bei blutigem Stuhl sowie Durchfall mit weiteren Symptomen wie Fieber und Schüttelfrost anzuraten.
Symptome
Beim klassischen Verlauf beginnt Magen-Darm-Grippe im oberen Magen-Darm-Trakt. Betroffene haben keinen Appetit, ihnen ist übel und sie müssen erbrechen. Erst ein paar Stunden später kommt Durchfall hinzu. Häufig lassen die Magenbeschwerden mit dem Durchfall nach. Der Durchfall bei Magen-Darm-Grippe kann wässrig, schaumig, blutig, schleimig oder breiig sein.
Daneben löst Magen-Darm-Grippe (oder umgangssprachlich Brechdurchfall) mitunter Bauchschmerzen, Magen- und Darmkrämpfe, leichtes bis hohes Fieber sowie grippeähnliche Symptomen, Schwindel und ausgeprägte Erschöpfung aus.
Komplikationen von Magen-Darm-Grippe
Bei anhaltender Magen-Darm-Grippe, insbesondere bei Kindern, verlieren die Betroffenen oft so viel Flüssigkeit, dass sie regelrecht austrocknen. Symptome der Austrocknung (medizinische Bezeichnung ist Exsikkose) sind unter anderem trockene Haut, stehende Hautfalten nach dem Anheben von Haut sowie Krampfanfälle, zunehmende Bewusstseinsstörungen und Kreislaufversagen (Schock).
Invagination
Bei Kindern kann sich infolge der übermäßigen Darmaktivität ein Darmabschnitt in sich selbst stülpen (sogenannte Invagination). Typische Symptome einer Invagination sind starke Blässe, Anziehen der Beine und schrilles Schreien. Der Stuhl ist meist blutig mit schleimigen Auflagen und ähnelt Johannisbeergelee. Mitunter ist auch eine walzenförmige Verhärtung im Bauch tastbar. Gehen Sie bei Verdacht auf Invagination sofort zum Arzt oder rufen Sie den Rettungsdienst.
Ursachen
Die Ursachen von Magen-Darm-Grippe sind vielfältig. Krankheitserreger, Gifte (Toxine) und physikalische Faktoren können Brechdurchfall auslösen. Die häufigsten Erreger bei Magen-Darm-Grippe sind Viren (insbesondere Rotaviren, Noroviren, Adenoviren und Coronaviren).
Bakterien (vor allem Salmonellen, Shigellen, Yersinien, Campylobacter, Clostridium difficile und Choleravibrionen) und Protozoen (unter anderem Amöben und Giardien) sind weitere Erreger von Magen-Darm-Grippe. Diese Erreger zerstören die Schleimhaut von Magen und Darm in unterschiedlichem Ausmaß. Dadurch kann aufgenommene Nahrung nicht mehr richtig verdaut werden. Der unverdaute Nahrungsbrei bindet Wasser, was zu übermäßiger Flüssigkeitsansammlung in Magen und Darm führt. Dies macht den Stuhl dünnflüssig und löst Erbrechen aus.
Toxine als Ursache von Magen-Darm-Grippe
Einige Bakterien bilden Gifte (Toxine), die die Schleimhautzellen des Darms schädigen und einen zusätzlichen Salz- und Wasserverlust herbeiführen. Dazu gehören unter anderem einige Escherichia coli-Arten, die insbesondere für Durchfall in Urlaubsländern verantwortlich sind (sogenannte Reisediarrhoe, Reisedurchfall oder Montezumas Rache).
Eine von Toxinen ausgelöste Magen-Darm-Grippe wird durch Bakteriengifte ausgelöst, die sich in Nahrungsmitteln angereichert haben. Verzehrt man die „vergifteten" Nahrungsmittel, kommt es zur sogenannten Lebensmittelvergiftung. Dabei schädigen die Toxine die Schleimhaut von Magen und Darm. Diese verändert sich entzündlich und ruft die typischen Symptome wie Erbrechen und Durchfall hervor. Häufig sind Gifte verschiedener Staphylokokken, seltener das Gift des Bakteriums Clostridium botulinum (kurz Botulinumtoxin), Ursache für eine Lebensmittelvergiftung. Letzteres führt zu der lebensbedrohlichen Infektionserkrankung Botulismus.
Physikalische Faktoren als Ursache von Magen-Darm-Grippe
Magen-Darm-Grippe kann ebenfalls durch ionisierende Strahlen wie Röntgen- oder radioaktive Strahlung (zum Beispiel während einer Krebstherapie oder bei einem Reaktorunfall) ausgelöst werden. Dabei schädigen die Strahlen die Darmschleimhaut so, dass sie ihre normale Verdauungsfunktion nicht mehr ausüben kann.
Ansteckung mit Magen-Darm-Grippe
Die Übertragung der Krankheitserreger erfolgt bei Magen-Darm-Grippe häufig fäkal-oral über eine sogenannte Schmierinfektion. Dabei werden zum Beispiel mit Kot verunreinigte Finger (etwa durch ausbleibendes Händewaschen nach dem Toilettengang) zum Mund geführt. Auch Gegenstände wie Spielzeug oder Türklinken können unsichtbar mit Erregern behaftet sein und bei Mundkontakt Brechdurchfall bzw. Magen-Darm-Grippe auslösen.
Zuweilen sind mit Erregern belastetes Wasser und Lebensmittel Grund der Bauchgrippe. Selten werden auslösende Erreger (insbesondere Viren) beim Niesen oder Husten über das Sekret der Atemwege oder durch inhalierten kothaltigen Staub übertragen. Bis es nach der Erregeraufnahme zu Beschwerden kommt (sogenannte Inkubationszeit), können etwa 4 Stunden bis 2 Tage vergehen.
Untersuchung
Die Diagnose von Magen-Darm-Grippe ist anhand der offenkundigen Symptome wie Durchfall und Erbrechen leicht zu stellen. Um den jeweiligen Erreger festzustellen, helfen Blut- und Stuhluntersuchungen.
Behandlung
Die Therapie von Magen-Darm-Grippe zielt in erster Linie darauf ab, die Symptome zu beseitigen. Gegen die Ursache kann nur selten etwas getan werden.
Der Arzt wird zunächst verloren gegangene Flüssigkeit und Mineralstoffe ersetzen. Dabei sollten vorzugsweise standardisierte Lösungen mit einem Elektrolyt-Traubenzuckergemisch gewählt werden. Empfehlenswert ist die WHO-Trinklösung (WHO-Rehydrationslösung). Reicht das nicht aus, folgen Infusionen (umgangssprachlich als „Tropf" bezeichnet).
Medikamentöse Therapie von Magen-Darm-Grippe
Um Erbrechen zu lindern, helfen brechreizhemmende Wirkstoffe (sogenannte Antiemetika) wie Dimenhydrinat und Diphenhydramin. Opiate wie Loperamid wirken gegen Durchfall. Die Darmtätigkeit regulieren die sogenannten Prokinetika Domperidon und Metoclopramid. Bauchkrämpfe können durch Butylscopolamin gelindert werden. Antibiotika sind bei Magen-Darm-Grippe nur in äußerst seltenen Fällen erforderlich und sollten keinesfalls die Regel sein.
Selbsthilfe: Hausmittel gegen Magen-Darm-Grippe
Bei Magen-Darm-Grippe helfen oft schon einfache Maßnahmen, die Beschwerden zu lindern. Die folgenden Hausmittel sind bei Magen-Darm-Grippe zu empfehlen.
- Schonkost: Ein vorsichtiger Kostaufbau mit leicht verdaulichen Speisen ist bei Magen-Darm-Grippe bereits von Anfang an zu empfehlen. Geeignet sind vor allem Lebensmittel wie Zwieback und Weißbrot. Vollständig auf Nahrung verzichten sollten Sie besser nicht. Studien haben belegt, dass sich die Erkrankungsdauer von Magen-Darm-Grippe dadurch verlängert.
- Hygiene: Bei Magen-Darm-Infektionen im häuslichen Umfeld ist strenge Hygiene notwendig. Nach Stuhlkontakt sollten Sie die Hände mit einem Desinfektionsmittel desinfizieren. Denken Sie auch nach dem Windelwechsel bei Kindern mit Brechdurchfall daran, sofort die Hände zu waschen und ein Desinfektionsmittel zu verwenden. Ebenfalls ist es ratsam, auch Wickelunterlagen, Waschbecken oder die Toilette nach Kontakt mit einem Magen-Darm-Grippe-Patienten zu desinfizieren.
- Apfel bindet Keime: Schädigende Stoffe oder Krankheitserreger im Magen-Darm-Trakt können mit Apfelpektin aus der Apotheke gebunden werden. Denselben Zweck erfüllt auch geriebener Apfel.
- Cola und Salzstangen: Um den Mineralstoffverlust durch Erbrechen und Durchfall auszugleichen, können Sie sich selbst eine Mischung aus 1/2 Liter Wasser, 5 Teelöffeln Traubenzucker und 1/2 Teelöffel Salz herstellen. Alternativ helfen auch Fruchtsäfte oder Cola und Salzstangen. Insgesamt sollten bei Durchfall mindestens 2,5 Liter Flüssigkeit pro Tag getrunken werden.
- Probiotika: Sogenannte Probiotika können helfen, die Erkrankungsdauer von Magen-Darm-Grippe zu verkürzen. Dabei handelt es sich um bestimmte Bakterienstämme (insbesondere Bifidobacterium und Lactobacillus) wie sie zum Beispiel in probiotischen oder Naturjoghurts vorkommen. Probiotika gibt es aber auch gefriergetrocknet als Pulver oder Tabletten in der Apotheke.
- Ingwerwurzel: Ingwerwurzel lindert Erbrechen. Die brechreizhemmende Wirkung von Ingwer wurde in unterschiedlichen Studien bereits mehrfach belegt. Dabei hilft frischer Ingwer direkt von der Knolle genauso wie Ingwer in Form von Tabletten und Pastillen aus der Apotheke.
Vorbeugung
Das Risiko von Magen-Darm-Grippe kann nicht zu 100 Prozent beseitigt werden. Verringern können Sie es aber durchaus. Dabei helfen folgende Tipps:
- Bei Reisen in ferne Länder nur gekochte oder geschälte Speisen essen, kein offenes Speiseeis und keinen Salat.
- Trinkwasser abkochen oder Mineralwasser verwenden. Dies gilt auch für das Zähneputzen. Achtung: Keine Eiswürfel in Getränke!
- Möglichst keine rohen oder weich gekochten Eier (besonders im Sommer) und kein ungenügend gegartes Geflügel sowie ungewaschenes Obst und Salate essen.
- Einige Magen-Darm-Infektionen wie Rotaviren, Noroviren oder Salmonellen sind stark ansteckend. Beim Kontakt mit Erkrankten beziehungsweise für den Fall einer Erkrankung im persönlichen Umfeld sind besondere Hygienemaßnahmen notwendig.
Darmflora regenerieren
Zur Regeneration der Darmflora und zur Aktivierung der körpereigenen Abwehrkräfte können Präparate eingesetzt werden, die bestimmte Bakterienstämme (wie Milchsäurebakterien oder Escherichia coli) enthalten. Eine gesunde Darmflora ist weniger anfällig für krankmachende Keime.
Hefe hemmt das Wachstum von schädlichen Keimen und dient ebenfalls dazu, die Darmflora zu regenerieren. In einem gesunden Darmmilieu können sich eindringende, krankmachende Keime weniger stark vermehren.
Impfungen gegen Magen-Darm-Infektionen
Gegen einige Formen von Magen-Darm-Infektionen gibt es Schutzimpfungen, zum Beispiel gegen Rotaviren, Typhus und Cholera. Im Mai 2015 haben 2 Todesfälle nach einer Rotavirus-Schutzimpfung in Frankreich für einiges Aufsehen gesorgt. Nach Ansicht des Impffragen zuständigen Robert-Koch-Instituts (RKI) besteht kein Grund zur Sorge. Das RKI bestätigt seine Empfehlung für Rotavirus-Impfung.
Autor: Charly Kahle
Stand: 16.07.2020