Listeriose
Listeriose ist eine bakterielle Infektionskrankheit. Hier lesen Sie mehr über Ursache, Symptome und Behandlung von Listeriose und warum insbesondere Schwangere sich vor Listeriose schützen sollten.
Definition
Listeriose ist eine bakterielle Infektion, die durch Bakterien aus der Familie der sogenannten Listerien verursacht wird. Für die meisten Menschen sind diese Krankheitserreger ungefährlich. Anders ist das bei Menschen mit vermindertem Immunsystem, vor allem aber in der Schwangerschaft: Infiziert sich die Mutter während der Schwangerschaft mit Listerien, kann es zu Totgeburten oder Fehlgeburten kommen.
Wird das Bakterium bei der Geburt auf das Kind übertragen, sind schwere Komplikationen zu erwarten. Neugeborenen-Listeriose verläuft bei verzögerter Diagnose in bis zu 70 Prozent der Fälle tödlich. Rechtzeitig erkannt, lässt sich die bakterielle Infektion mit hoch dosierten Antibiotika gut behandeln.
Häufigkeit
Die Häufigkeit von Listeriose schwankt stark. Laut Statistik der meldepflichtigen Erkrankungen verzeichnete das Robert-Koch-Institut (RKI) für das Jahr 2018 insgesamt 698 Infektionen der Infektion. Das Minimum habe 2005 bei 308 Fällen gelegen.
Im Oktober 2019 wurden 3 Todesfälle durch Listeriose aus den Jahren 2018 und 2019 bekannt. Nach RKI-Angaben kommen die Opfer aus Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt. Sie seien direkt oder indirekt an Listeriose verstorben. Wahrscheinlich haben sich die Opfer durch mit Listerien verunreinigte Produkte aus einem hessischen Fleischereibetrieb infiziert.
Männer (65 Prozent) sind deutlich häufiger betroffen als Frauen. Zudem treten Listeriosen vor allem nach dem 50. Lebensjahr auf. In den meisten Fällen ist das Auftreten laut RKI durch eine Erkrankung des Immunsystems oder die Therapie einer Erkrankung (beispielsweise Cortisontherapie) begünstigt. In je gut einem Drittel der Fälle tritt Listeriose in Gemeinschaft mit einer Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Blutvergiftung (Sepsis) auf (siehe auch Symptome).
Die Häufigkeit der Neugeborenen-Listeriose wird in der Fachliteratur mit 3,7 Fällen auf 100.000 Geburten pro Jahr angegeben. Bei rund 785.000 Geburten in Deutschland (2017) kommt es demnach zu etwa 30 Neuerkrankungen pro Jahr.
Symptome
Bei den meisten erwachsenen und ansonsten gesunden Menschen verursacht Listeriose keine spürbaren Symptome. Mitunter kommt es zu grippeähnlichen Beschwerden, die auch von Übelkeit oder Erbrechen begleitet sein können.
Bei Menschen mit einem verminderten Immunsystem verursachen Listerien nicht selten sehr viel schwerere Krankheitsbilder. Das sind beispielsweise Lungenentzündung (Pneumonie), Hirnhautentzündung (Meningitis) , Blutvergiftung (Sepsis), Herzinnenhautentzündung (Endokarditis) oder Bauchfellentzündung (Peritonitis). Zudem bilden sich häufig Abszesse und die Gelenke entzünden sich.
Listeriose in der Schwangerschaft
Listeriose in der Schwangerschaft verläuft für die Mütter häufig unbemerkt. Falls es zu Symptomen kommt, werden Fieber, Muskelschmerzen oder Schwellungen der Lymphknoten meist nicht mit einer bakteriellen Infektion in Verbindung gebracht.
Symptome der Neugeborenen-Listeriose
Eine Infektion mit Listerien ist für Ungeborene überaus lebensbedrohlich. Bei einer Übertragung in der frühen Schwangerschaft besteht ein deutlich erhöhtes Risiko für Fehlgeburten oder Totgeburten. Bei vorgeburtlichen Übertragungen während des letzten Schwangerschaftsdrittels oder einer Infektion während der Geburt besteht ein stark erhöhtes Risiko für Komplikationen.
Typische Symptome der Neugeborenen-Listeriose sind Blutvergiftungen (Sepsis), die Schwellungen von Milz und Leber verursachen. Atemnot, Atemstillstand und schwere Krämpfe während und nach der Geburt sind weitere Symptome der Neugeborenen-Listeriose.
Weitere Komplikationen der Infektion mit Listerien sind Hirnhautentzündungen (Meningitis), Lungenentzündungen (Pneumonie) beim Neugeborenen. Die Symptome können entweder rasch nach der Geburt (early-onset) oder erst einige Tage bis zu 4 Wochen nach der Entbindung (late-onset) auftreten. Ein früher Symptombeginn geht mit einer schlechteren Prognose einher.
Ursachen
Ursache der Listeriose ist eine Infektion mit Listerien. Vor allem Listeria monocytogenes ist hochansteckend. Allerdings ist der krankheitsauslösende Effekt im Vergleich mit vielen anderen Bakterien eher schwach.
Listerien kommen weltweit vor allem bei Wiederkäuern wie Rindern, Schafen und Ziegen vor. Mit dem Kot dieser Tiere werden sie mitunter auf Pflanzen übertragen. So gelangen sie indirekt über Tierfutter und direkt über verunreinigte Lebensmittel (beispielsweise Fleisch) zum Menschen. Zudem sind nahezu alle mit Staub oder Erde bedeckten Lebensmittel (außer Äpfeln, Möhren und Tomaten) mit diesen Schmutzkeimen kontaminiert.
Behandlung
Die Behandlung von Listeriose erfolgt durch medikamentöse Therapie mit hoch dosierten Antibiotika. Dabei werden die antibakteriellen Medikamente bis zu 6 Mal täglich und über einen Zeitraum von bis zu 3 Wochen gegeben. Üblicherweise wird dabei Ampicillin aus der Wirkstoffgruppe der Penicilline angewendet. Je nach Komplikation wird die Antibiose aber auch durch weitere Medikamente ergänzt, beispielsweise durch Gentamicin oder Erythromycin.
Vorbeugung
Listerien verfügen über die besondere Fähigkeit, auch bei tiefen Temperaturen zu überleben. Sie vermehren sich beispielsweise auch, wenn Lebensmittel im Kühlschrank aufbewahrt werden. Menschen mit einem verminderten Immunsystem und Schwangere sollten daher bei rohem Fleisch, Rohmilch und Rohmilchprodukten sowie Fisch und kaltgeräucherten Lebensmitteln besondere Vorsicht walten lassen.
Autor: Charly Kahle
Stand: 24.10.2019