Lippenherpes
Lippenherpes beginnt fast immer mit einem Kribbeln und weitet sich schnell zu empfindlichen Bläschen auf der Lippe aus. Hier erfahren Sie, wie diese Herpes-Infektion entsteht und was wirkungsvoll gegen Lippenherpes hilft.
Synonyme
Herpes labialis
Definition: Was ist Lippenherpes?
Lippenherpes ist gekennzeichnet durch schmerzhafte Bläschen, die vor allem an den Lippen oder am Übergang zwischen Lippenrot und Haut, seltener an der Nase, Wange oder dem Augenlid auftreten. Sie werden durch das Herpes-Simplex-Virus Typ I hervorgerufen. Die medizinische Bezeichnung für Lippenherpes ist Herpes labialis. Umgangssprachlich und von den meisten Ärzten wird jedoch nur die Kurzbezeichnung Herpes verwendet.
Nach der ersten Ansteckung mit diesem Virus, die oft unbemerkt verläuft, bleibt der Krankheitserreger im Körper. Die erste Ansteckung erfolgt bereits häufig im Säuglingsalter durch Haut- oder Speichelkontakt im familiären Umfeld. Da die Ansteckung schon durch einmaligen Kontakt mit einer erkrankten Person stattfinden kann, tragen fast alle Menschen das Virus in sich.
Lippenherpes: Symptome
Lippenherpes beginnt fast immer mit einem Kribbeln. Dann wissen Betroffene, was in den nächsten Stunden kommen wird: die typischen Symptome von Lippenherpes. Zunächst brennt, spannt und juckt die Haut auf den Lippen. Nach einigen Stunden bilden sich Bläschen, die mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt sind. Diese öffnen sich Stunden oder Tage später. Dann kommt es zu gelblichen Verkrustungen, die langsam abheilen. Die Bläschen bei Lippenherpes werden zuweilen von Fieber, geschwollenen Lymphknoten und allgemeinem Krankheitsgefühl begleitet. Die Beschwerden dauern meist nicht länger als 10 Tage.
Lippenherpes kommt meist wieder
Wer einmal Lippenherpes hatte, bekommt die Bläschen unter den entsprechenden Umständen häufig wieder. Bei Patienten mit Lippenherpes, bei denen die Immunabwehr durch eine schwere Erkrankung, wie etwa eine Lungenentzündung, stark geschwächt ist, können sich Herpesinfektion auf größere Hautareale oder den gesamten Körper ausbreiten, mitunter greift die Infektion z.B. auf die Hirnhäute über. Im ungünstigsten Fall überschwemmen die Herpesviren das Blut (Herpes-Sepsis).
In seltenen Fällen gelangen die Herpesviren auch weiter in den Körper. Dann sind Komplikationen wie Hirnhautentzündungen möglich. Eine andere Komplikation sind die Herpesinfektionen der Speiseröhre (Herpes-Simplex-Ösophagitis) und der sogenannte Augenherpes. Gelangen die Herpesviren in die Augen (zum Beispiel durch die Hände) können Sie dort eine Infektion der Netzhaut verursachen, die unbehandelt bis zur Erblindung führen kann. Die Symptome mit Juckreiz und Fremdkörpergefühl ähneln denen einer Bindehautentzündung.
Eine andere Form der Herpesinfektion ist Genitalherpes.
Ursachen: Woher kommt Lippenherpes?
Ursache von Lippenherpes ist eine Infektion mit dem sogenannten Herpes-Simplex-Virus vom Typ 1. Nach der Ansteckung verbleibt das Virus im Körper. Dort wandert es entlang der Nervenbahnen bis zu den Nervenwurzeln, wo es inaktiv verharrt, es ruht sozusagen. Individuell verschiedene Umstände können das Virus „wecken“. Dann wandert es an den Nerven entlang bis zu den Nervenenden in der Haut (oder Schleimhaut), wo es eine Entzündungsreaktion hervorruft, die zu den Symptomen von Lippenherpes führt.
Übertragung der Herpes-Viren
Herpesviren gelangen über mehrere Wege in den Körper.
- Tröpfcheninfektion: durch Husten, Niesen oder Sprechen
- Schmierinfektion: zum Beispiel durch infizierte Gegenstände wie Türklingen, Tassen oder Besteck, das man mit infizierten Personen teilt.
- direkten Hautkontakt: Berührung der Bläschen oder Küssen von Menschen mit Lippenherpes.
Auslöser von Lippenherpes
Auslöser von Lippenherpes sind verschiedene Reize wie Fieber (daher kommt auch die Bezeichnung Fieberbläschen), starke Sonneneinstrahlung, andere Infektionen, hormonelle Einflüsse oder Stress. Wenn diese das Immunsystem auch nur geringfügig schwächen, aktivieren sie das „schlafende“ Herpesvirus. Es kommt zum Ausbruch der Krankheit.
Auslöser von Lippenherpes im Überblick
Folgende Auslöser von Lippenherpes verursachen häufig eine akute Phase der Bläschenbildung:
- Sonneneinwirkung, besonders im Hochgebirge
- zahnärztliche Behandlung
- Fieber, Erkältungskrankheiten, Grippe
- psychische Belastungen wie Stress, Angst, Wut oder Ekel
- Menstruation
- Nahrungsmittelallergien
- Abwehrschwäche
- Übermüdung
- hormonelle Schwankungen (zum Beispiel während der Menstruation oder in der Schwangerschaft)
- schwere Erkrankungen wie Krebs, Lungenentzündungen oder Gehirnentzündungen
- Operationen, auch Zähne ziehen.
Behandlung: Was hilft bei Lippenherpes?
Wenn es kribbelt, ist schnelle Hilfe gefragt. Wenn Sie umgehend einen Termin bei Ihrem Arzt bekommen, können Sie den Lippenherpes dort untersuchen lassen. In der Regel verordnet Ihr Arzt dann Antivirenmittel wie Aciclovir und Penciclovir. Die Wirkstoffe arbeiten gemeinsam, um die Virenvermehrung zu hemmen.
Ein relativ neuer Wirkstoff ist Docosanol. Dieser Wirkstoff hemmt, unmittelbar nach dem ersten Kribbeln aufgetragen, die Verbreitung der Herpesviren.
Selbsthilfe bei Lippenherpes
Die Selbsthilfe bei Lippenherpes ist für die meisten Betroffenen selbstverständlich, denn sie kennen die Symptome und den Ablauf aus mehrfacher Erfahrung. Auch in der Selbsthilfe gegen Lippenherpes kommen die oben genannten Wirkstoffe zum Einsatz. Desweiteren helfen Cremes mit Zinksulfat, Lösungen oder Tinkturen mit Melissenblättern oder Salben mit desinfizierenden Zusätzen. Viele Patienten berichten über gute Erfolge durch das Auftragen von Heilerde.
Verschleppung und Ansteckung vermeiden
Bei der Anwendung von Herpesmitteln und im Umgang mit den Blasen sollten Sie darauf achten, die Herpesviren nicht mit den Händen auf gesunde Hautpartien oder in die Augen zu übertragen. Gelangen die Herpesviren in die Augen, können Sie dort Augenherpes verursachen (siehe auch Komplikationen bei Lippenherpes).
Die Ansteckungsgefahr verringern Sie, indem Sie beispielsweise während eines akuten Lippenherpes-Schubes Küsse und das gemeinsame Benutzen von Essgeschirr oder Zahnbürsten vermeiden. Und säubern Sie bitte niemals den Schnuller (Sauger, Nuckel) Ihres Kindes mit dem eigenen Speichel. Damit leisten Sie nicht nur Lippenherpes Vorschub, sondern erhöhen auch die Gefahr der Übertragung von anderen Krankheitserregern.
Vorbeugung: Was schützt vor Lippenherpes?
Eine zuverlässige Vorbeugung von Lippenherpes gibt es leider nicht. Es darf aber davon ausgegangen werden, dass eine gesunde Lebensweise die Wahrscheinlichkeit für akute Schübe von Lippenherpes verringert. Zu einer gesunden Lebensweise, die das Immunsystem stärkt, gehören eine abwechslungsreiche und frische Ernährung, viel Bewegung und ein Wechsel von Anspannung und Entspannung.
Außerdem tun Sie gut daran, die Lippen vor Umwelteinflüssen zu schützen. Dabei sind Lippencremes und Lippenstifte oder auch Herpespflaster hilfreich. Bei Sonneneinstrahlung sollten Sie Pflegeprodukte mit einem hohen Lichtschutzfaktor verwenden.
Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur)
Stand: 22.02.2024