Leberzirrhose (Schrumpfleber)
Leberzirrhose ist eine fortschreitende Schrumpfung der Leber, die mit einer Leberfunktionseinschränkung einhergeht. Mehr über Ursachen, Symptome und Behandlung einer Schrumpfleber.
Synonyme
Schrumpfleber
Definition: Was ist Leberzirrhose?
Bei Leberzirrhose sterben zunehmend Lebergewebszellen ab, daher auch der Name Schrumpfleber. Zudem wandelt sich Leberfunktionsgewebe fortschreitend in narbiges Bindegewebe um. Dadurch wird die Leberfunktion mehr und mehr eingeschränkt. Auch die Durchblutung der Leber ist gestört. Infolge dessen staut sich Blut vor der Leber im Bereich der Pfortader. Das bezeichnen Mediziner als portale Hypertension (Pfortaderhochdruck). Leberzirrhosen entwickeln sich in der Regel über mehrere Jahre. Nur selten gibt es Verläufe unter einem Jahr. Häufigste Ursachen sind Alkoholabhängigkeit (mehr als die Hälfte aller Leberzirrhosen in Industriestaaten) und Hepatitis (insbesondere Hepatitis C und Autoimmunhepatitis). Leberzirrhose ist nicht heilbar. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko von Leberkrebs.
Leberzirrhose: Symptome
Leberzirrhose selbst macht in den meisten Fällen recht spät Beschwerden. Im Vordergrund stehen vielmehr Symptome von Erkrankungen, die zur Leberzirrhose geführt haben. Das sind etwa Alkoholismus, Hepatitis oder Fettleber. Bei ausgeprägter Leberzirrhose kommt es zu einer Gelbfärbung der Haut und Schleimhaut (Ikterus, umgangssprachlich als Gelbsucht bezeichnet), braun gefärbten Urin und entfärbten Stuhl.
Pfortaderhochdruck
Des Weiteren staut sich das Blut vor der Leber (Pfortaderhochdruck bzw. portale Hypertension). Infolgedessen kommt es zu Speiseröhren-Krampfadern (Ösophagusvarizen), Milzschwellung (Splenomegalie), Wasseransammlungen im Bauchraum (Aszites) und der Bildung von sogenannten Umgehungskreisläufen. Diese sind als hervortretende Adern im Bauchbereich sichtbar. Mediziner nennen dieses Symptom Caput medusae (deutsch Medusenhaupt).
Leberhautzeichen
Außerdem gibt es bei Leberzirrhose typische Anzeichen, die als Leberhautzeichen bezeichnet werden. Dazu gehören unter anderem:
- Gerötete Handinnenflächen
- Netzartige Gefäßzeichnungen im Hals- und Oberkörperbereich (Spider naevi)
- Flohstichartige Hauteinblutungen (Petechien)
- Mundwinkeleinrisse (Rhagaden)
- Glatte Zunge (Lackzunge)
- Weiß verfärbte Nägel (Weißnägel)
- Juckreiz und Kratzspuren
- dünne, pergamentartige Haut (Geldscheinhaut)
- bindegewebsartige Verhärtung und Schrumpfung der Handinnenflächensehne, meist des meist 3. und 4. Fingers (Dupuytrensche Kontraktur).
Spezielle Leberzirrhose-Symptome bei Männern
Bei Männern mit Leberzirrhose kommt es häufig zu Impotenz, Verkleinerung der Hoden sowie einem Verlust der Achsel-, Bauch- und Schambehaarung. Außerdem schwellen die Brüste an, sodass der Mann verweiblicht wirkt.
Folgen der Leberzirrhose: Hepatische Enzephalopathie
Aufgrund der Leberzirrhose kann die Leber ihre Entgiftungsfunktion nicht mehr ausführen. Infolgedessen gelangen schädigende Stoffe wie Ammoniak ins Gehirn und schädigen die Gehirnfunktion. Dadurch kommt es zunächst zu leichten Symptomen wie verminderter Gesichtsmimik, flatternden Augenlidern und Zittern. Später folgen Muskelzuckungen, ein zwanghaftes Schlafbedürfnis, Gangunsicherheit, ein ausgeprägtes und grobes Zittern der Hände sowie Muskelabbau. Im Endstadium, dem sogenannten Leberkoma, kommt es zu zunehmender Verwirrtheit und Orientierungslosigkeit, einem leberartigen Mundgeruch, Stuhl- und Harninkontinenz, Bewusstseinseintrübung, Verlust der Muskelspannung und Bewusstlosigkeit.
Ursachen von Leberzirrhose
Leberzirrhose ist häufig das Spätstadium chronischer Erkrankungen. Krankheiten, die zu Leberzirrhose führen, sind insbesondere:
- Alkoholabhängigkeit (mehr als die Hälfte aller Leberzirrhosen in Industriestaaten)
- Hepatitis (insbesondere Hepatitis C und Autoimmunhepatitis)
- Fettleber
- Kupfer- und Eisenspeicherkrankheit (Morbus Wilson und Hämochromatose)
- erblich bedingte Fruchtzuckerunverträglichkeit (hereditäre Fructoseintoleranz)
- Mukoviszidose (Cystische Fibrose)
- Glutenunverträglichkeit (Zöliakie)
- Tropenkrankheiten wie Gelbfieber und Schistosomiasis.
Weitere Ursachen von Leberzirrhose
Leberzirrhose kann auch durch leberschädigende Substanzen verursacht werden. Dazu gehören vor allem Tetrachlormethan aus der Metall verarbeitenden Industrie und leberschädigende Medikamente wie Methotrexat (unter anderem bei rheumatischen und Krebserkrankungen eingesetzt) sowie der schmerzlindernde Wirkstoff Paracetamol. Mitunter kann bei Leberzirrhose auch gar keine Ursache festgestellt werden.
Untersuchung
Die Diagnose von Leberzirrhose wird anhand der typischen Symptome, einer körperlichen Untersuchung und bildgebenden Verfahren gestellt. Gesichert wird die Diagnose durch eine Leberbiopsie, also eine Entnahme und labormedizinische Untersuchung von Lebergewebe.
Leberzirrhose: Behandlung
Leberzirrhose ist (von sehr wenigen Ausnahmefällen abgesehen) nicht heilbar. So versuchen Ärzte, die Symptome der Schrumpfleber bestmöglich zu lindern und die auslösenden Erkrankungen zu behandeln. Informationen hierzu finden Sie beispielsweise unter Hepatitis C, Fettleber und Alkoholismus.
Notfallversorgung bei Leberzirrhose
Zudem müssen mitunter akute Notfallsituationen bei Leberzirrhose ärztlich behandelt werden. Dazu gehören beispielsweise die Blutstillung bei Blutungen aus Speiseröhren-Krampfadern (Ösophagusvarizenblutungen) sowie Wasserablassen bei ausgeprägten Wasseransammlungen im Bauch (Aszites). Des Weiteren erfolgen regelmäßige Kontrollen auf Leberkrebs, da Leberzirrhose als Risikofaktor dieser Krebserkrankung gilt.
Operative Therapie bei Schrumpfleber
Die letzte Therapiemöglichkeit, die Arzt und Patient bei Leberzirrhose haben, ist eine Lebertransplantation. Dabei wird eine gesunde Spenderleber eines Verstorbenen oder ein Teil einer Leber eines gesunden Lebenden in den leberkranken Patienten gepflanzt.
Selbsthilfe: Kein Alkohol und keine leberschädlichen Medikamente
Am wichtigsten bei der Behandlung von Leberzirrhose ist das konsequente Weglassen leberschädigender Stoffe (vor allem Alkohol und leberschädigende Medikamente). Ratsam ist zudem eine ausreichende Vitamin- und Nährstoffzufuhr. Dabei sollten Sie leicht verdauliche Kost bevorzugen. Mehrere kleine Mahlzeiten sind besser als eine große.
Bei der hepatischen Enzephalopathie, einer Gehirnerkrankung infolge der verminderten Entgiftungsfunktion der Leber bei Leberzirrhose, sollte die Eiweißaufnahme reduziert werden. Bei Leberzirrhose sind grundsätzlich die Beratung und die Erstellung eines speziellen Ernährungsplanes in einer Ernährungsberatungspraxis zu empfehlen.
Vorbeugung von Leberzirrhose
Nicht jeder Leberzirrhose kann vorgebeugt werden. Mit ein paar Verhaltensregeln können Sie das Risiko von Leberzirrhose jedoch erheblich verringern. Beachten Sie dazu folgende Tipps:
- Alkohol nur in Maßen trinken oder noch besser ganz darauf verzichten
- Impfung gegen Hepatitis - vor allem vor Auslandsaufenthalten in Hepatitis-Risiko-Gebieten
- Schutz (Maske, Anzug) vor giftigen Chemikalien am Arbeitsplatz
- leberschädigende Medikamente meiden und unbedingt auf die Höchstdosis-Empfehlungen achten - diese keinesfalls überschreiten (auch bei frei verkäuflichen Medikamenten wie Paracetamol).
Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur)
Stand: 08.03.2023