Kreisrunder Haarausfall
Wenn aus heiterem Himmel die Haare ausfallen, ist das häufig ein Anzeichen für kreisrunden Haarausfall (Alopecia areata). Typisch sind die kreisförmigen Muster dieser Form des Haarausfalls. Glücklicherweise wachsen die Haare fast immer wieder nach. Mehr über Symptome, Ursachen und Therapie von kreisrundem Haarausfall.
Synonyme
Alopecia areata
Definition
Der kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata) ist eine entzündliche Erkrankung der Haut. Sie betrifft nur die behaarten Regionen und führt zu einem örtlich begrenzten Ausfall der Haare.
In etwa 80 Prozent der Fälle beschränkt sich der Haarausfall auf das Kopfhaar. Der kreisrunde Haarausfall kann aber auch jede andere behaarte Stelle inklusive Augenbrauen und Wimpern betreffen. Im schlimmsten Fall geht die gesamte Körperbehaarung verloren. Die genaue Ursache für diese Form des Haarausfalls ist nicht zweifelsfrei bekannt.
Häufigkeit
Etwa ein bis zwei Prozent aller Menschen leiden irgendwann in ihrem Leben unter einer leichteren Form des kreisrunden Haarausfalls. Sehr viel häufiger tritt der erblich bedingte Haarausfall auf.
Symptome
Kreisrunder Haarausfall tritt in sogenannten Herden auf, also umgrenzten Flächen – meist auf der Kopfhaut. Bei manchen Menschen gibt es nur einen Herd, bei anderen sind es mehrere gleichzeitig oder kurz hintereinander. Die Bezirke sind typischerweise kreisrund oder oval und scharf begrenzt. Der Durchmesser liegt meist bei etwa 3 bis 4 Zentimetern. Klassische Entzündungszeichen wie Rötungen oder Schuppungen sind nicht vorhanden. Der Leidensdruck von Betroffenen ist oft sehr hoch, die psychische Belastung schwerwiegend.
Doch es gibt gute Nachrichten: Bei einem Großteil der Patienten wachsen die Haare an den betroffenen Stellen auch ohne Behandlung innerhalb weniger Monate wieder nach, denn die Haarwurzeln bleiben erhalten oder werden nicht vollständig zerstört. Allerdings kann der kreisrunde Haarausfall jederzeit wieder aufflackern.
Symptome von kreisrundem Haarfall im Überblick
- eine oder mehrere Stelle(n) am Kopf mit kreisrundem Haarausfall
- am Rand der Herde "Ausrufungszeichen-Haare": abgebrochene, kurze, wenig gefärbte Haare mit einem dünnen oder gespaltenen Ende
- Verlust von Wimpern und/oder Augenbrauen
- Ausfall pigmentierter Haare - übrig bleiben nur noch die grauen Haare
- Veränderungen der Fingernägel wie Grübchen, Tupfen oder Rillen
- im schlimmsten Fall rascher Verlust sämtlicher Körperbehaarung
- kein Juckreiz, keine Schmerzen.
Ursachen
Die Ursachen für kreisrunden Haarausfall sind nicht geklärt. Gelegentlich ist ein familiär gehäuftes Auftreten zu beobachten. Von daher kommt eine genetische Komponente in Betracht. Ebenso kommt es vor, dass kreisrunder Haarausfall mit allergischen Erkrankungen wie Heuschnupfen oder allergischem Asthma einhergeht. Auch Menschen mit Neurodermitis oder Trisomie 21(Down-Syndrom) sind häufiger betroffen als der Durchschnitt.
Nach gegenwärtigem Stand der Forschung handelt es sich bei kreisrundem Haarausfall aller Wahrscheinlichkeit nach um eine Autoimmunerkrankung. Das körpereigene Abwehrsystem richtet sich also aus unbekannten Gründen plötzlich gegen die Haarbalge (Haarfollikel) und sieht sie als körperfremd an. Die Folge ist eine Entzündungsreaktion, die schließlich zum Verlust der Haare führt. Für diese These spricht auch, dass kreisrunder Haarausfall überdurchschnittlich oft in Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen wie der Schilddrüsenerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis oder der Hauterkrankung Weißfleckenkrankheit auftritt.
In der Öffentlichkeit hält sich hartnäckig der Mythos, dass schwer belastende psychische Ereignisse den kreisrunden Haarausfall verursachen. Aus medizinischer Sicht gibt es nicht den geringsten Hinweis auf einen solchen Zusammenhang.
Untersuchung
Die Diagnose von kreisrundem Haarausfall ist in der Regel anhand der charakteristischen Veränderungen leicht zu stellen. In Gewebeproben der betroffenen Areale können darüber hinaus mikroskopisch entzündliche Veränderungen rund um den Haarschaft nachgewiesen werden.
Bei plötzlich auftretenden kahlen Stellen am Kopf oder dem Verlust von Wimpern oder Augenbrauen sollten Sie zum Arzt gehen.
Behandlung
Bei kleinen oder wenigen Herden kreisrunden Haarausfalls ist es durchaus vertretbar, mit einer Behandlung zunächst einmal abzuwarten. Spontanheilungen, also Heilungen ohne Zutun, sind bei kreisrundem Haarausfall sehr häufig. Die Haare wachsen dann innerhalb von ein paar Monaten wieder nach. Manchmal dauert dieser Prozess aber auch bis zu drei Jahre. Zur Unterstützung des Heilungsprozesses können auf ärztlichen Rat kortisonhaltige Lösungen angewendet werden.
Medikamentöse Therapie mit Diphenylcyclopropenon
Bei größerer Ausdehnung oder schubweise wiederkehrendem kreisrunden Haarausfall kommt eine medikamentöse Behandlung infrage. Dabei werden Medikamente eingesetzt, die das Immunsystem unterdrücken und damit den Entzündungsprozess stoppen. Als sehr effektiv hat sich die Behandlung mit Diphenylcyclopropenon (DCP) erwiesen.
Der genaue Wirkmechanismus dieser stark allergieauslösenden Substanz ist noch nicht geklärt. Am wahrscheinlichsten ist folgende Erklärung: DCP, das lokal aufgetragen wird, bewirkt eine Allergie im betroffenen Bereich, also wiederum eine Reaktion des Immunsystems. Damit sind die Immunzellen gebunden, sodass sie sich nicht länger gegen die Haarbalge richten.
Typische Nebenwirkungen von Diphenylcyclopropenon sind Rötungen, Juckreiz und Schuppungen im behandelten Areal. DCP ist bisher nicht als Arzneimittel zugelassen, sondern gilt als potenziell gefährliche Chemikalie. Daher muss die Therapie gut überwacht werden. Die Kosten werden in der Regel nicht von den Krankenkassen übernommen.
PUVA-Therapie nicht empfehlenswert
Eine andere Therapiemöglichkeit ist eine Foto-Chemo-Behandlung, die sogenannte PUVA-Therapie. Dabei wird das haarlose Areal mit ultravioletten Strahlen einer bestimmten Wellenlänge und Psoralen, das die Haut lichtempfindlicher macht, behandelt. PUVA erhöht jedoch, vor allem langfristig angewandt, das Risiko an Hautkrebs zu erkranken. Darum wird diese Behandlung von vielen Ärzten nicht empfohlen, auch wenn manche Mediziner von ihr überzeugt sind.
Autor: Charly Kahle
Stand: 17.08.2020