Kieferhöhlenentzündung

Schmerzen im Oberkiefer, eine verstopfte oder laufende Nase und ein unangenehmes Druckgefühl im Kopf können Hinweis auf eine Kieferhöhlenentzündung sein. Meist wird sie durch Krankheitserreger ausgelöst, die sich in den Schleimhäuten der Nasennebenhöhlen ansiedeln. Die meisten Kieferhöhlenentzündungen heilen von selbst aus. Bessern sich die Symptome innerhalb von zwei Wochen nicht, ist eine fachärztliche Abklärung sinnvoll.

Synonyme

Sinusitis maxillaris

Definition: Was ist Kieferhöhlenentzündung?

Kiefernhoehlenentzuendung

Eine Kieferhöhlenentzündung ist eine Infektion der Kieferhöhlen. Genauer gesagt handelt es sich um eine Entzündung der Kieferhöhlenschleimhaut einer oder beider Kieferhöhlen. Mediziner bezeichnen Kieferhöhlenentzündung auch als Sinusitis maxillaris.

Die Kieferhöhlen sind luftgefüllte Hohlräume des Schädels. Sie liegen seitlich der Nasenflügel im Oberkieferknochen und sind mit Schleimhaut ausgekleidet. Über mehrere Öffnungen sind sie mit dem mittleren Nasengang verbunden.

Die Kieferhöhlen sind Teil der Nasennebenhöhlen (Sinus paranasales). Zu den Nasennebenhöhlen zählen außerdem:

  • Stirnhöhlen (Sinus frontalis), siehe auch Stirnhöhlenentzündung
  • Siebbeinzellen (Cellulae ethmoidales)
  • Keilbeinhöhle (Sinus sphenoidalis)

In der Regel sind Kieferhöhlenentzündungen nicht nur auf die beiden Kieferhöhlen beschränkt, sondern umfassen auch den Bereich der Nasenhöhle und ihrer Nebenhöhlen.

Akute und chronische Kieferhöhlenentzündungen

Akute Kieferhöhlenentzündungen treten spontan auf und heilen in der Regel innerhalb von wenigen Wochen vollständig aus. Unkomplizierte Infektionen dauern auch ohne Behandlung in der Regel nicht länger als zwei Wochen. Hartnäckige Entzündungen der Kieferhöhlen-Schleimhäute benötigen zum Abheilen mitunter bis zu zwölf Wochen.

Halten die Beschwerden länger als zwölf Wochen an oder treten sie öfter als viermal innerhalb eines Jahres auf, sprechen Mediziner von einer chronischen Kieferhöhlenentzündung.

Odontogene Sinusitis maxillaris

Eine Sonderform ist die von den Zähnen ausgehende odontogene Kieferhöhlenentzündung, die Mediziner als odontogene Sinusitis maxillaris bezeichnen. Dabei handelt es sich um ein eigenständiges Krankheitsbild. In der Regel entsteht die odontogene Kieferhöhlenentzündung durch:

  • Mund-Kieferhöhlen-Verbindungen, z.B. nach Entfernung eines Zahnes im Oberkiefer
  • Chronische oder akute Entzündung des Zahnhalteapparats (Paradontitis)
  • Entzündungen nach Setzen eines Implantats
  • Zysten in der Mundhöhle
  • Zahnwurzelreste
  • Zähne, die sich in die Kieferhöhle verschoben haben

Überblick

Kieferhöhlenentzündungen (Sinusitis maxillaris) sind eine häufige Form der Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis). Sie werden in der Regel durch Infektionen mit Viren oder Bakterien ausgelöst und verlaufen akut oder chronisch. Rund die Hälfte aller Kieferhöhlenentzündungen entsteht durch Zahnprobleme im Oberkiefer.

Symptome: Charakteristische Symptome sind ein starkes Druckgefühl im Kopf und Kopfschmerzen, die sich beim Beugen verstärken, Schnupfen, eitriges Nasensekret und Druckschmerz im Oberkiefer.

Ursachen: Infektionen durch Viren oder Bakterien, Zahnprobleme im Oberkiefer, seltener Allergien, Pilzinfektionen oder Verletzungen

Behandlung: Inhalieren, abschwellende Nasensprays, Wärme- oder Kältebehandlungen, schmerzstillende Medikamente, Antibiotika bei bakterieller Infektion, Zahnbehandlung

Prognose: Kieferhöhlenentzündungen heilen meist innerhalb weniger Wochen von selbst ab. Ärztliche oder zahnärztliche Behandlung ist bei chronischem Verlauf notwendig sowie bei Entzündungen, die vom Zahnhalteapparat ausgehen.

Häufigkeit

Kieferhöhlenentzündungen kommen häufig vor. Da viele Betroffene zunächst abwarten und die Infektion in vielen Fällen von selbst ausheilt, sind keine genauen Daten zur Häufigkeit der Kieferhöhlenentzündung verfügbar. Ärzte gehen aber davon aus, dass Kieferhöhlenentzündungen eine der häufigsten Formen der Nasennebenhöhlenentzündung (Rhinosinusitis) darstellt. Nach Schätzungen handelt es sich bei 40 bis 70 Prozent der Kieferhöhlenentzündungen um die odontogene Form der Erkrankung.

Kieferhöhlenentzündung: Symptome

Eine akute Entzündung der Kieferhöhlen geht meist mit laufender Nase (Rhinorrhoe), pulsierenden Kopfschmerzen sowie Druckgefühl und Berührungsempfindlichkeit im Bereich des Oberkiefers einher. Beim Vornüberbeugen verstärkt sich der Schmerz. Auch Sprung- und Aufprallbewegungen, etwa beim Sport, können Schmerzreize auslösen. Abgeschlagenheit, Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl sind weitere Symptome einer Kieferhöhlenentzündung. außerdem:

  • Oberkieferschmerzen
  • Eitriges Nasensekret, das unangenehm riechen kann (Foetor)
  • Behinderung der Nasenatmung
  • Unterlidschwellung
  • Eingeschränkte Geruchswahrnehmung (Hyposmie)
  • Husten
  • Reizgefühl im Hals
  • Heiserkeit
  • Gesteigerte Schleimproduktion, die zu häufigem Räuspern führt
  • Ohrenschmerzen
  • Schwindel

Die chronische Kieferhöhlenentzündung verläuft mit ähnlichen, aber meist mild ausgeprägten Symptomen, dafür über einen längeren Zeitraum. Druckschmerz und behinderte Nasenatmung überwiegen, sie kann aber auch ganz schmerzlos sein. Kieferhöhlenentzündungen ohne Schnupfen gehen meist vom Zahnhalteapparat aus.

Komplikationen: Sind Kieferhöhlenentzündungen gefährlich?

Eine Kieferhöhlenentzündung ist gut behandelbar und heilt in der Regel ohne schwerwiegende Folgen aus. Zu Komplikationen kann es aber kommen, wenn sich im Verlauf einer bakteriellen Infektion in der Kieferhöhle Eiter bildet, der nicht abfließen kann. Eine solche Ansammlung von Eiter bezeichnen Mediziner als Kieferhöhlenempyem. Es muss umgehend behandelt werden, da Keime aus Eiteransammlungen in die Blutbahn gelangen und eine Sepsis, umgangssprachlich als Blutvergiftung bezeichnet, auslösen können.

Selten dehnt eine unbehandelte Kieferhöhlenentzündung sich auf die Augenhöhlen, die Knochenhaut oder die Gehirnhaut mit der Gefahr eine Hirnhautentzündung (Meningitis) aus.

Warnzeichen für Komplikationen oder einen schwerwiegenden Verlauf sind starke Schmerzen, Schwellungen, anhaltendes Fieber, starke Antriebslosigkeit und Schwäche. Treten solche Symptome auf, sollte so schnell wie möglich ärztliche Behandlung in Anspruch genommen werden.

Ursachen: Woher kommt Kieferhöhlenentzündung?

Die Ursachen von Kieferhöhlenentzündungen sind vielfältig. Häufig geht die Entzündung von einer Infektion der Nasenschleimhaut mit Viren oder Bakterien aus. Seltener ist eine Pilzinfektion Auslöser der Erkrankung. Auch Allergien und Reizstoffe wie Staub, Rauch und Partikel, die in der Luft vorkommen, können zu einer Entzündung der Nasennebenhöhlen führen.

Häufigste virale Auslöser sind:

  • Rhinoviren
  • Influenzaviren
  • Adenoviren
  • RS-Virus (Respiratorisches Synzytial Virus); siehe auch RSV-Infektionen
  • Coronaviren
  • Enteroviren

Kieferhöhlenentzündungen und bakterielle Infektionen

Heilt eine virale Entzündung der Nasennebenhöhlen nicht vollständig aus, begünstig das eine zusätzliche bakterielle Infektion. Bakterien können sich auf den geschwollenen Schleimhäuten gut ansiedeln. Sie sind vor allem für chronische Kieferhöhlenentzündungen verantwortlich. Zu den häufigsten bakteriellen Erregern zählen Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae und Moraxella catarrhalis.

Schließlich kommen auch traumatische Formen der Kieferhöhlenentzündung vor. Sie entstehen durch Bruchverletzungen des Oberkiefers oder des Jochbeins, die die Besiedelung mit Keimen begünstigen.

Kieferhöhlenentzündung: Risikofaktoren

Einige Menschen haben ein erhöhtes Risiko, an einer Kieferhöhlenentzündung zu erkranken. Dazu zählen Personen, die unter Engstellen im Bereich des Nasenrachens leiden, Nasenpolypen oder Verkrümmungen der Nasenscheidewand haben oder aufgrund einer chronischen Entzündung unter einer Vergrößerung der Rachenmandel leiden. Auch Pilzinfektionen (Candidosen) erhöhen das Risiko für eine Kieferhöhlenentzündung. Sie treten vor allem bei immungeschwächten Personen auf.

Ist Kieferhöhlenentzündung ansteckend?

Die Erreger einer Kieferhöhlenentzündung können durch Husten oder Niesen (Tröpfcheninfektion) weitergegeben werden und auf diesem Weg zu einer Ansteckung anderer Personen führen. Erkrankte sollten deshalb nach Möglichkeit ausreichend Abstand zu besonders Gefährdeten wie chronisch kranken oder älteren Menschen halten. Das Anhusten oder Anniesen anderer Personen sollte man ebenfalls vermeiden. Schutz vor Ansteckungen bieten Atemschutz- oder OP-Masken.

Diagnose der Kieferhöhlenentzündung

Ob eine Kieferhöhlenentzündung vorliegt, stellt der Arzt anhand einer körperlichen Untersuchung fest. Druckschmerzen beim Betasten und Abklopfen von Wangen und Gesicht deuten auf eine Kieferhöhlenentzündung oder andere Formen der Nasennebenhöhlenentzündung.

Manchmal sind weitere Untersuchungen notwendig, beispielsweise bildgebende Verfahren wie Ultraschall (Sonografie), Röntgen oder Computertomografie.

Fachärzte für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde können den Nasenrachen endoskopisch untersuchen. Dabei lässt sich feststellen, ob im Bereich der Kieferhöhlen Eiter vorhanden ist. Zugleich kann ein Abstrich genommen werden, mit dem sich im Labor der Erreger und eventuelle Antibiotika-Resistenzen bestimmen lassen.

Hinweise auf eine Infektion geben auch Blutuntersuchungen (Blutbild, Differenzialblutbild, CRP, und Blutsenkungsgeschwindigkeit). Bei Verdacht auf einen allergischen Ursprung der Entzündung wird der Arzt einen Allergietest durchführen.

Behandlung: Was hilft bei Kieferhöhlenentzündung?

In der Regel wird die Kieferhöhlenentzündung medikamentös behandelt. Zum Einsatz kommen je nach Ursache abschwellende Nasensprays, schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente aus der Klasse der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) sowie Kortisonpräparate, die als Nasensalbe oder Spray in der Nase auf der Schleimhaut angewendet werden (topische Glukokortikoide). Bakterielle Infektionen werden mit Antibiotika behandelt, bei Pilzen als Auslöser kommen Antimykotika zum Einsatz.

Bei odontogener Kieferhöhlenentzündung sind je nach Ursache zahnärztliche oder zahnchirurgische Behandlungen notwendig, um den Auslöser der Entzündung zu beseitigen.

Welche Hausmittel bei Kieferhöhlenentzündung?

Um die Beschwerden einer Kieferhöhlenentzündung zu lindern, kommen auch Hausmittel zum Einsatz. Manche Menschen erleben Wärmepackungen als hilfreich, andere sprechen besser auf die Kühlung der geschwollenen Bereiche an. Inhalationen oder eine Nasendusche mit Salzwasser verflüssigen das Nasensekret und unterstützen die Reinigung der Nasennebenhöhlen.

Tritt eine Verschlechterung der Symptome ein, sollten Hausmittel nicht mehr angewendet werden. Eine ärztliche Behandlung ist dann unbedingt angeraten.

Prognose: Wie schnell heilen Kieferhöhlenentzündungen?

Die Prognose der unkomplizierten Kieferhöhlenentzündung ist in der Regel gut. Die meisten Erkrankungen heilen innerhalb einiger Wochen aus. Greift eine bakterielle Infektion allerdings auf benachbarte Areale über, kann es zur Chronifizierung oder Komplikationen kommen, die schneller medizinischer Behandlung bedürfen.

Vorbeugung: Was schützt vor Kieferhöhlenentzündung?

Der beste Schutz vor Kieferhöhlenentzündung ist die Vermeidung von Atemwegsinfekten. Dabei hilft es, die Nasenschleimhäute ausreichend feucht zu halten und entzündungsfördernde Reize wie trockene Raumluft, Staub und Rauch zu meiden.

Eine gute Handhygiene schützt davor, Krankheitserreger über die Hände auf andere Personen zu übertragen oder Gegenstände, die man angreift, zu kontaminieren. Besteht bereits eine Infektion, kann man andere schützen, indem man räumlich Abstand hält und direktes Anniesen oder Anhusten vermeidet. Auch Atemschutzmasken oder OP-Masken verringern das Risiko, andere oder sich selbst anzustecken.

Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)

Stand: 05.01.2024

Quelle:
  1. MSD-Manuals für medizinische Fachkreise: Sinusitis, zuleztzt abgerufen Dezember 2023
  2. S2k-Leitlinie Leitlinie odontogene Sinusitis maxillaris – Langfassung, zuleztzt abgerufen Dezember 2023
  3. WAO: Rhinosinusitis: Synopsis, zuleztzt abgerufen Dezember 2023
  • Auf Whatsapp teilenTeilen
  • Auf Facebook teilen Teilen
  • Auf Twitter teilenTeilen
  • DruckenDrucken
  • SendenSenden