Kehldeckelentzündung (Epiglottitis)

Kehldeckelentzündung ist eine akut lebensbedrohliche Erkrankung, die vor allem bei Kleinkindern auftritt. Hier finden Sie mehr über Symptome, Ursachen und Behandlung einer Epiglottitis.

Synonyme

Epiglottitis, Laryngitis supraglottica

Definition

Kehldeckelentzündung Mann

Kehldeckelentzündungen bezeichnen Mediziner als Epiglottitis. Die typischen Symptome sind urplötzlich einsetzendes Fieber (oft mehr als 40 Grad), das von Atemnot mit schnarchenden Atemgeräuschen und vermehrtem Speichelfluss begleitet ist. Eltern sollten diese Alarmzeichen kennen, denn die Kehldeckelentzündung ist eine akut lebensbedrohliche Erkrankung, die vor allem in Kleinkindalter auftritt. Schon bei geringstem Verdacht auf Epiglottitis sollten Kinder mit Notarztbegleitung ins Krankenhaus gebracht werden.

Kehlkopfentzündungen sind eine vergleichsweise häufige Erkrankung von Kindern zwischen dem 2. und 6. Lebensjahr. Verursacht werden sie durch Infektionen mit dem Bakterium Haemophilus influenzae Typ B. Bei rechtzeitiger Therapie heilen Kehldeckelentzündungen ohne Folgen aus. Gegen die Infektion schützt eine Impfung gegen Haemophilus influenzae Typ B.

Verwechslung mit Pseudokrupp

Die Anzeichen für eine Kehldeckelentzündung ähneln mitunter denen vom Pseudokrupp und werden daher zuweilen verwechselt. Eltern von Pseudokrupp-Kindern gehen häufig sehr souverän mit der Erkrankung und den nächtlichen Hustenanfällen um. Bei ausgeprägter Atemnot und heftigen Hustenattacken sollte jedoch vorsorglich immer ein Notarzt gerufen werden.

Häufigkeit

Nach Einführung der HiB-Schutzimpfung (1990) ist die Zahl der Infektionen mit dem Bakterium Haemophilus influenzae Typ B deutlich zurückgegangen. Seitdem sind Todesfälle durch Epiglottitis sehr selten geworden. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts steckt sich aber auch heute noch jedes 500. Kleinkind mit dem HiB-Erreger an. Ansonsten erkranken nur noch ungeimpfte Menschen bzw. Impfversager (Menschen, bei denen die Schutzimpfung nicht wirkt) und alte Menschen mit schwacher Immunabwehr.

Weltweit sterben noch immer bis zu 200.000 Kinder pro Jahr an den Folgen einer HiB-Infektion. In Ländern ohne Impfung ist HiB auch für die meisten Hirnhautentzündungen (Meningitis) und Blutvergiftungen (Sepsis) verantwortlich.

Symptome

Typisch für eine Kehldeckelentzündung sind sehr schnell steigendes und meist hohes Fieber um die 40 Grad Celsius sowie eine sich schnell verschlechternde Atemnot. Eine kloßige Sprache (als hätte man einen heißen Kloß im Mund) sowie ziehende und schnarchende Atemgeräusche (vor allem beim Einatmen) gehören ebenfalls zu den Symptomen. Weiterhin charakteristisch sind vermehrter Speichelfluss und starke Schluckbeschwerden sowie Schluckschmerzen bis zur absoluten Nahrungsverweigerung.

Typischerweise ist der Mund der Kinder permanent geöffnet. Oft konzentrieren sie sich nur noch auf die Atmung. Sie nutzen die Atemhilfsmuskulatur, um ausreichend Luft zu bekommen. Deshalb sitzen sie beispielsweise im atemunterstützenden Kutschersitz, also mit auf den Oberschenkeln aufgestützten Armen. Viele Kinder sind um den Mund herum sehr blass. Mitunter erscheint der Mundbereich sogar bläulich.

Charakteristischerweise beginnt eine Kehldeckelentzündung von jetzt auf gleich. Gerade noch gesunde Kinder sind plötzlich schwer krank. Und ihr Zustand verschlechtert sich immer weiter. Ohne rechtzeitige Hilfe schwillt der Kehldeckel so stark an, dass der Erstickungstod droht.

Ursachen

Haupterreger einer Kehldeckelentzündung ist das Bakterium Haemophilus influenzae Typ B (Pfeiffer-Influenzabakterium). Sehr viel seltener sind Streptokokken oder Staphylokokken für eine Kehldeckelentzündung verantwortlich. Nach der bakteriellen Infektion schwellen der Kehldeckel und das umliegende Gewebe an. Der Kehldeckel erscheint als hochrote pralle Kugel. Das ist so deutlich ausgeprägt, dass Mediziner davon sprechen, die Epiglottis imponiere. Im schlimmsten Fall verschließt die Schwellung die Luftröhre. Das kann in kürzester Zeit zum Ersticken führen.

Eine Kehldeckelentzündung ist hoch ansteckend. Deshalb empfiehlt die Ständige Impfkommission, alle Kleinkinder gegen Haemophilus-influenzae-Typ B-Infektionen (Hib-Impfung) impfen zu lassen.

Untersuchung

Mediziner diagnostizieren eine Kehldeckelentzündung meistens schon nach einer einfachen Sichtuntersuchung des Rachenraumes. Der entzündete, gerötete Kehldeckel und die Schwellung der Epiglottis sind leicht ohne Hilfsmittel zu erkennen.

Erfahrene Mediziner verzichten beim Verdacht auf Epiglottitis nach Möglichkeit auf eine instrumentelle Untersuchung des Rachenraums. Ansonsten besteht die Gefahr eines sogenannten Laryngospasmus, also eines Stimmritzenkrampfes. Dann droht der Erstickungstod.

In sehr seltenen Fällen braucht es eine Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie) oder eine Spiegelung von Luftröhre und Bronchien (Bronchoskopie), um die Diagnose Epiglottitis zu sichern oder auszuschließen.

Behandlung

Die Behandlung einer Kehldeckelentzündung muss dringendst so schnell wie möglich beginnen. Plötzlich einsetzendes hohes Fieber bei Kindern ist keine Seltenheit. Wenn das Fieber aber von stark vermehrtem Speichelfluss und hörbaren ungewohnten Atemgeräuschen begleitet ist, sollten Sie sofort einen Notarzt verständigen. Ein Krankenwagen alleine ist nicht ausreichend. Das Kind könnte auf dem Weg ins Krankenhaus ersticken. In seltenen Fällen müssen Notärzte noch während des Transportes einen Luftröhrenschnitt setzen, um das Leben des Erkrankten zu retten.

Wenn Sie auf den Notarzt warten

Bis zum Eintreffen des Notarztes sollten Sie für frische Luft sorgen und das erkrankte Kind sanft beruhigen. Vermeiden Sie alles, was das Kind verkrampfen lassen könnte. Versuchen Sie also bitte nicht, gegen den Willen des Kindes in den Mund zu schauen oder das Kind in eine bestimmte Körperhaltung zu zwingen. Und geben Sie keinesfalls irgendwelche Medikamente, auch keine Globuli, Tropfen oder Beruhigungszäpfchen.

Stationäre Behandlung der Kehldeckelentzündung

Die stationäre Behandlung der Kehldeckelentzündung erfolgt auf einer Intensivstation und dauert in der Regel etwa 10 Tage. Dabei werden die Betroffenen engmaschig überwacht.

Die medikamentöse Therapie gegen die HiB-Infektion erfolgt mit hoch wirksamen Antibiotika aus der Gruppe Cephalosporine (2. oder 3. Generation) wie Cefotaxim, Cefuroxim und Ceftriaxon. Um den Kehlkopf abschwellen zu lassen, werden Glukokortikoide wie Prednison und Prednisolon eingesetzt. Die Medikamente werden intravenös verabreicht. Ebenso Nährstoffe und Flüssigkeiten. Unter Umständen wird der Notarzt auch eine hoch dosierte Epinephrin-Inhalation verabreichen, um die Abschwellung der Atemwege zu unterstützen.

Bei besonders stark ausgeprägter Atemnot durch einen stark geschwollenen Kehldeckel werden die Betroffenen über einen Tubus beatmet. Lässt sich kein Tubus einführen, wird ein Luftröhrenschnitt notwendig. Die Dauer der Beatmung beträgt in der Regel etwa 48 Stunden.

Prognose

Die Heilungsaussichten bei einer Kehldeckelentzündung sind sehr gut, wenn der Betroffene die Intensivstation eines Krankenhauses erreicht hat. Das größte Sterberisiko besteht in der Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes. Seit Einführung der Impfung gegen HiB-Infektionen sind Todesfälle durch Epiglottitis hierzulande zu einer sehr seltenen Ausnahme geworden.

Vorbeugung

Einer Kehldeckelentzündung lässt sich mit einer Impfung gegen HiB-Infektionen leicht und sicher vorbeugen. Die Hib-Impfung wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI) ausdrücklich empfohlen. Der Impfschutz gilt als sehr zuverlässig. Nach vollständiger und ordnungsgemäßer Impfserie ist eine Schutzwirkung von etwa 95 Prozent zu erwarten. Ausführliche Informationen zur Impfung lesen Sie im Ratgeber HiB-Infektionen.

Autor: Charly Kahle

Stand: 01.07.2017

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