Kapselriss im Finger
Ein Kapselriss im Finger ist eine der häufigsten Sportverletzungen, kann aber auch andere Ursachen haben. Kapselrisse im Finger sind oft sehr schmerzhaft. Auch bei optimaler Behandlung dauert es meist mehrere Wochen, bis ein Kapselriss verheilt. Lesen Sie, was bei Kapselrissen im Finger wirklich hilft.
Synonyme
Fingerkapseldistorison, Fingerkapselriss
Kapselriss im Finger: Überblick
Beschreibung: Ein Kapselriss im Finger ist eine Verletzung einer Gelenkkapsel (Capsula articularis) eines Fingers. In den meisten Fällen sind Gelenkkapseln von Daumen oder Zeigefinger betroffen. Kapselrisse im Finger entstehen in der Regel durch starke akute Krafteinwirkungen. Mediziner sprechen von einem akuten Trauma. Typisch sind beispielsweise Sportverletzungen, bei denen einer oder mehrere Finger so stark überdehnt werden, dass die Gelenkkapsel überlastet ist und reißt. Andere Ursachen sind Unfälle oder Fehlbelastungen wie beispielsweise falsches Heben oder Tragen.
Wie bemerkt man einen Kapselriss im Finger?
Symptome: Kapselrisse sind in der Regel sehr schmerzhaft. Sie beginnen mit einem stechenden Schmerz. Das betroffene Gelenk schwillt meist schnell an. Schwellung und begleitende Blutergüsse schränken die Beweglichkeit stark ein.
Diagnose: Fingerkapselrisse sind nicht leicht zu diagnostizieren. Verstauchungen der Fingergelenkkapseln (Fingerkapseldistorisonen) sowie Zerrungen oder Überdehnungen der Muskeln und Bänder im Bereich des Fingergelenks können sehr ähnliche Symptome verursachen.
Behandlung: Die Behandlung von unkomplizierten Fingerkapselrissen erfolgt in der Regel konservativ. Der betroffene Finger wird durch eine Orthese (Fingerschiene) ruhiggestellt. Gegen Schmerzen und Schwellungen helfen Schmerzmittel und abschwellende Salbenverbände. Operative Eingriffe werden nur dann notwendig, wenn die Gelenkkapsel schwer verletzt wurde und andere Strukturen wie Knochen, Muskeln oder Bändern mitbetroffen sind.
Wann zum Arzt? Wenn Schwellungen und Schmerzen im Bereich der Finger oder der Hand länger als einen Tag anhalten, sollten Sie den Verdacht auf einen Kapselriss immer ärztlich abklären lassen. Unbehandelte Kapselrisse hinterlassen im schlimmsten Fall bleibende Schäden. Für Diagnose und Behandlung können Sie sich an Ihren Hausarzt wenden. Er wird Sie gegebenenfalls an einen Arzt für Orthopädie, einen Unfallchirurgen oder Handspezialisten überweisen.
Was ist eine Gelenkkapsel?
Die Gelenkkapsel umschließt den Gelenkspalt, an dem die durch das Gelenk verbundenen Knochen- und Knorpelstrukturen zusammenlaufen. In der Gelenkkapsel befindet sich die Gelenkflüssigkeit (Synovialflüssigkeit). Die Flüssigkeit (Gelenkschmiere) trägt dazu bei, dass die Bestandteile des Gelenks nicht aneinander reiben.
Die Gelenkkapseln der Finger
Gelenkkapseln umgeben alle echten Gelenke wie beispielsweise die Fingergelenke. Unechte Gelenke bestehen vor allem aus Knorpel oder Sehnen und sind nur eingeschränkt beweglich. Die Bandscheiben oder das Brustbein sind unechte Gelenke.
Die Finger der Hand haben 14 Gelenkkapseln: je zwei in den Daumen und je drei in den übrigen Fingern. Die Gelenkkapseln befinden sich in den:
- Fingergrundgelenken (Metacarpophalangealgelenke)
- Fingermittelgelenken (proximale Interphalangealgelenke)
- Fingerendgelenken (distale Interphalangealgelenke)
Jede dieser Gelenkkapseln kann bei entsprechend schweren Belastungen reißen oder gestaucht werden.
Häufigkeit
Die Häufigkeit von Fingerkapselrissen wird statistisch nicht erfasst. In der hausärztlichen und orthopädischen Praxis gehören Fingerverletzungen wie Kapselrisse zum alltäglichen Geschäft. Besonders häufig betroffen sind Sportler. Der Anteil der Männer ist größer, weil mehr Männer als Frauen die für diese Verletzungsart typischen Sportarten wie Handball, Volleyball oder Rugby spielen.
Kapselriss im Finger: Symptome
Wie äußert sich ein Kapselriss im Finger?
Ein Kapselriss im Finger macht sich zunächst durch einen stechenden Schmerz in dem betroffenen Fingergelenk bemerkbar. Das Gelenk schwillt meistens sehr schnell an. Es lässt nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt und unter starken Schmerzen bewegen. Die Schwellung entsteht, weil die Gelenkflüssigkeit aus der gerissenen Gelenkkapsel ausläuft und sich im Gewebe staut. Mit dem Anschwellen des Fingergelenks verändert sich die Schmerzqualität: von stechenden zu pulsierenden Schmerzen.
Kapselrisse im Finger entstehen durch eher starke Krafteinwirkungen. Das Überdehnen oder Stauchen der Gelenke verletzt oft auch kleine Blutgefäße. Deshalb sind Blutergüsse (Hämatome) ein weiteres Symptom bei Fingerkapselrissen. Je nach Größe schränken die Blutergüsse die Beweglichkeit des Fingergelenks zusätzlich ein.
Komplikationen bei Kapselrissen im Finger
Wie bereits erwähnt, reißt eine Fingerlenkkapsel in der Regel nur dann, wenn eine starke Kraft auf den Finger wirkt. Insbesondere für Sportverletzungen ist es typisch, dass dabei Muskeln, Sehnen oder Bänder des betroffenen Fingers oder der Hand in Mitleidenschaft gezogen werden. Bei schweren Traumata kommt es mitunter zu Knochenabsplitterungen, Bänderrissen oder Knochenbrüchen.
Ursachen von Fingerkapselrissen
Kapselrisse im Finger entstehen in der Regel durch starke akute Krafteinwirkungen. Mediziner sprechen von einem akuten Trauma. Typisch sind beispielsweise Sportverletzungen, bei denen einer oder mehrere Finger so stark überdehnt werden, dass die Gelenkkapsel überlastet ist und reißt. Andere Ursachen sind Unfälle oder Fehlbelastungen wie beispielsweise falsches Heben oder Tragen.
Was passiert bei einem Kapselriss?
Die Gelenkkapsel selbst besteht aus einem zweilagigen Bindegewebe: In der inneren Schicht, der Gelenkinnenhaut (Membrana synovialis) wird die Gelenkflüssigkeit produziert. Die äußere Schicht (Membrana fibrosa) stabilisiert das Gelenk und verbindet es mit den Bändern und Sehnen. Bei einem Riss der Gelenkkapsel reißt in der Regel die äußere Schicht. Manchmal sind aber auch beide Gelenkkapselschichten betroffen.
Untersuchung
Die Diagnose von Kapselrissen im Finger ist anspruchsvoll, weil sich die Symptome den Beschwerden bei zahlreichen anderen Fingerverletzungen ähneln. Dazu zählen beispielsweise Verstauchungen der Fingergelenkkapseln (Fingerkapseldistorisonen), Bänderrisse im Finger, Zerrungen oder auch Brüche (Frakturen) von Fingerknochen.
Wie wird ein Kapselriss festgestellt?
In der Diagnostik von Kapselrissen spielen bildgebende Verfahren eine zentrale Rolle. Bänderrisse beispielsweise lassen sich häufig schon durch eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) in der hausärztlichen Praxis oder beim einem Orthopäden nachweisen. Fingerkapselrisse hingegen sind so nicht nachweisbar. Hier sind Computertomografien (CT) oder Magnetresonanztomographien (MRT) die Untersuchungsmethoden, mit denen die Verdachtsdiagnose Kapselriss bestätigt werden kann.
Mit den bildgebenden Verfahren werden in der Regel auch Komplikationen wie Bänderrisse oder Knochenabsplitterungen diagnostiziert.
Behandlung
Unkomplizierte Kapselrisse im Finger werden konservativ behandelt, also ohne Operation. Bei begleitenden Verletzungen kann hingegen ein operativer Eingriff notwendig werden.
PECH-Regel: Erste Hilfe bei Kapselrissen im Finger
Je früher ein Kapselriss im Finger behandelt wird, umso besser stehen die Chancen auf einen guten Heilungsprozess. Die schnelle Erste Hilfe nach der PECH-Regel kann die Heilungsdauer um Wochen verkürzen.
Erste Hilfe nach der PECH-Regel
PECH steht für
- P wie Pause
- E für Eis
- C für Compression
- H für Hochlagern.
Das bedeutet: Nach einem Kapselriss den Finger und die Hand nicht mehr belasten und so schnell wie möglich kühlen. Zur Kühlung kann Eisspray verwendet werden. Kühlkompressen nicht direkt auf die Haut legen, sondern in ein Tuch wickeln, damit es auf der Haut nicht zu Erfrierungen kommt. Ein Kompressionsverband und das Hochlagern sorgen dafür, dass Schwellungen (Ödeme) oder Blutergüsse (Hämatome) nicht unnötig groß werden.
Konservative Behandlung: Wie wird ein Kapselriss behandelt?
In den meisten Fällen von Kapselriss im Finger reicht eine konservative Behandlung mit Ruhigstellung des betroffenen Gelenks aus. Für die Ruhigstellung sorgen Schienen (Orthesen).
- Daumenorthesen werden bei Kapselrissen in Daumengelenken eingesetzt. Die Orthesen in Form einer Manschette um Handgelenk und Daumen stellen sicher, dass der Daumen nur noch eingeschränkt bewegt werden kann.
- Fingerschienen stellen einen oder mehrere Finger still. Es gibt Fingerschienen, die nur am betroffenen Finger befestigt werden. Andere Fingerschienen stützen mehrere Finger, indem die Finger direkt verbunden werden. Zudem gibt es Fingerschienen für einen oder mehrere Finger mit Handgelenksmanschetten.
- Quengelschienen verfügen über Federdrahtbügel oder Gelenke, mit denen der Finger eingeschränkt beweglich bleibt. Quengelschienen werden vor allem bei langwierigen Heilungsprozessen angewendet und sollen dafür sorgen, dass die Bewegungsfähigkeit des Fingers nicht unnötig verloren geht.
Kapselriss: Finger tapen
Tapen allein reicht nicht aus, um Finger nach einem Kapselriss ausreichend zu stabilisieren. Professionelle Stützverbände mit Kinesiotape können aber die Erste Hilfe nach der PECH-Regel ergänzen und sind zudem für die Stabilisierung in einem fortgeschrittenen Heilungsstadium sowie zur Vorbeugung geeignet.
Physiotherapie nach Fingerkapselriss
Die Ruhigstellung von Gelenken über mehrere Wochen geht immer damit einher, dass Muskeln schrumpfen und Sehnen sich verkürzen. Um Funktionsverlusten vorzubeugen, ist die begleitende physiotherapeutische Behandlung von Fingerkapselrissen sinnvoll. Die Physiotherapie sollte immer in Abstimmung mit den behandelnden Ärzten erfolgen.
Medikamentöse Behandlung von Kapselrissen
Gegen Schmerzen und Schwellungen helfen entzündungshemmende Medikamente aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Naproxen oder Diclofenac. Ibuprofen und Naproxen sind in der Regel besser geeignet, weil sie den Magen nicht so stark reizen wie Diclofenac. Bei starken Schmerzen kann der Arzt auch andere Schmerzmittel wie Metamizol verschreiben.
Operative Behandlung von Kapselriss im Finger
Komplizierte Kapselrisse im Finger müssen mitunter durch einen operativen Eingriff versorgt werden. Häufig gilt die Operation nicht nur dem Kapselriss, sondern begleitenden Verletzungen wie Brüchen, Knochenabsplitterungen, Bänderrissen oder beschädigten Blutgefäßen. Die Operationen erfolgen in der Regel unter Vollnarkose und erfordern daher die stationäre Aufnahme in einem Krankenhaus.
Prognose
Wie lange dauern Kapselrisse?
Einfache Fingerkapselrisse verheilen bei konservativer Behandlung durch Ruhigstellung mit Orthesen oder Schienen in den meisten Fällen innerhalb von vier bis acht Wochen. Die Erste Hilfe nach der PECH-Regel kann die Heilung um mehrere Wochen verkürzen.
Unkomplizierte Kapselrisse in Fingern hinterlassen in der Regel keine bleibenden Schäden. Die Finger bleiben voll beweglich. Allerdings reagieren einmal verletzte Gelenkkapseln nicht selten empfindlich mit Schmerzen auf nicht alltägliche Belastungen.
Die Aussicht auf vollständige Heilung nach operativen Eingriffen ist ebenfalls sehr groß. Eine individuelle Prognose ist aber nicht möglich, da der Heilungserfolg insbesondere von der Schwere der Verletzungen abhängt.
Kapselriss im Finger: Unbehandelt droht Versteifung
Kapselrisse sollten grundsätzlich behandelt werden. Unbehandelte Kapselrisse können die Beweglichkeit des betroffenen Gelenks erheblich einschränken. Auch langfristige Folgen wie Gelenkarthrose (Gelenkverschleiß) sind möglich. Im schlimmsten Fall kann der Finger versteifen.
Wie lange ist man bei Kapselriss krankgeschrieben?
Die Dauer der Krankschreibung lässt sich für den Einzelfall nicht vorhersagen. Die Länge der Arbeitsunfähigkeit liegt zwischen 0 Tagen und mehreren Monaten. Wie lange Ärzte im Einzelfall krankschreiben, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Dazu gehört vor allem die Schwere des Kapselrisses (ein oder mehrere Finger, Komplikationen wie Bänderrisse oder Knochenverletzungen). Auch der Heilungsverlauf und die ausgeübte Berufstätigkeit haben einen erheblichen Einfluss auf die Dauer der Arbeitsunfähigkeit. Wer körperlich mit den Händen arbeitet, wird in der Regel länger krankgeschrieben als Arbeitnehmende, die ihre Hände bei der Arbeit schonend einsetzen können.
Vorbeugung
Kapselrissen in den Fingern lassen sich nicht mit Sicherheit vermeiden. Im Sport haben sich Tapes bewährt, um die Fingergelenke zu schonen. Das gilt insbesondere für Sportarten, in den die Finger besonders belastet werden. Turner, Handballer oder Volleyballer oder Torwarte sind besonders gefährdet. Auch im Arbeitsleben können Tapes oder Orthesen dazu beitragen, die Gelenkkapseln vor unnötigen Traumata zu schützen oder Belastungen zu verringern.
Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)
Stand: 24.01.2024