Kaliummangel (Hypokaliämie)
Kaliummangel zählt zu den sogenannten Elektrolytstörungen. Bei gesunden Menschen ist Kaliummangel eher selten. Besonders betroffen sind vor allem ältere Menschen, die entwässernde Medikamente oder bestimmte Herzmedikamente einnehmen.
Synonyme
Hypokaliämie
Definition: Was ist Kaliummangel?
Kaliummangel ist eine Art von Mineralstoffmangel und zählt zu den Elektrolytstörungen. Kalium (selten auch als Potassium bezeichnet) gehört zu den Elektrolyten und Mineralstoffen, die viele Menschen aus Sportlergetränken kennen.Bei Kaliummangel werden viele Stoffwechselfunktionen beeinträchtigt.
Kalium und Natrium steuern den Wasserhaushalt. Außerdem ist Kalium ganz erheblich an der Weiterleitung von Impulsen in den Nerven- und Muskelzellen beteiligt. Insbesondere spielt Kalium eine entscheidende Rolle bei der Erregbarkeit und Funktion von Herzmuskelzellen. Zudem wird der Mineralstoff für den Eiweißaufbau und der Aktivität zahlreicher Enzyme (Funktionseiweiße) benötigt. Ebenso braucht der Körper Kalium, um aus Kohlenhydraten Energie zu gewinnen.
Kalium befindet sich vor allem in den Zellen (Intrazellularraum). Außerhalb der Zellen, im Extrazellularraum, kommt Kalium nur in geringer Konzentration vor. Dieser Konzentrationsunterschied ist für eine normale Zellfunktion unabdingbar.
Kaliummangel: Symptome
Normalerweise liegt die Konzentration von Kalium im Blut zwischen 3,6 und 5,4 mmol pro Liter. Kaliummangel, Mediziner sprechen von Hypokaliämie, macht sich meistens ab 3,2 mmol/Liter mit körperlichen Symptomen bemerkbar. Die Symptome von Kaliummangel sind in der Regel zunächst unspezifisch.
Typisch sind Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, erhöhte Nervosität, Appetitlosigkeit, Darmträgheit sowie Blähungen und Verstopfung. Auch Kopfschmerzen oder Schwindel und eine schnell ermüdbare Muskulatur zählen zu den Symptomen eines geringfügig ausgeprägten Kaliummangels. Weitere Anzeichen sind Hauttrockenheit mit erhöhter Akne-Neigung, Wundheilungsstörungen sowie eine vergrößerte Urinmenge, zuweilen begleitet von Schwierigkeiten beim Wasserlassen.
Ist Kaliummangel gefährlich?
Leichter Kaliummnagel ist meist harmlos. Lebensgefahr besteht aber bei ausgeprägtem Kaliummangel. Ab einer Konzentration von weniger als 2,5 mmol/l kann Kaliummangel lebensbedrohliche Konsequenzen haben. Weil der Kaliummangel die Kommunikation von Nerven- und Muskelzellen stört, kommt es in vielen Bereichen zu Symptomen. Im Herz-Kreislauf-S ystem sind beispielsweise Herzrhythmusstörungen oder eine beschleunigte Herzschlagfolge sowie Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) typische Anzeichen für einen Kaliummangel. Das ist für herzkranke Menschen besonders komplikationsträchtig.
Im Bereich von Nerven und Muskulatur kommt es zunächst zu Kraftlosigkeit, Muskelschwäche und Muskelkrämpfen. Bei einem ausgeprägten Kaliummangel steigern sich die Beschwerden bis hin zu Lähmungen, Bewusstseinsstörungen, Bewusstseinsverlust und Koma.
Ein nicht unbeträchtlicher Teil von stationären Aufnahmen in Krankenhäuser (zwischen 2 und 6 Prozent) geht mit den Folgen von Kaliummangel einher.
Kaliummangel: Ursachen
In vielen Fällen geht Kaliummangel auf die Einnahme von Medikamenten zurück. Das sind vor allem Medikamente, die die Nierentätigkeit anregen und entwässernd, also harntreibend, wirken. Bei den verschreibungspflichtigen Medikamenten sind hier insbesondere Diuretika wie Thiazide und die besonders häufig verwendeten Schleifendiuretika wie Furosemid oder Torasemid zu nennen. Auch digitalishaltige Herzmedikamente begünstigen Kaliummangel.Aber auch nicht verschreibungspflichtige Medikamente können zu Kaliummangel führen. Das gilt beispielsweise für die regelmäßige Einnahme von Abführmitteln.
Erkrankungen als Ursache von Kaliummangel
Da der Kaliumhaushalt wesentlich von einer gesunden Nierenfunktion abhängt, gehen Erkrankungen der Niere zuweilen mit Kaliummangel einher. Auch bestimmte Hormonstörungen und Magnesiummangel erhöhen das Risiko für eine Hypokaliämie. Eine weitere Ursache sind starke Flüssigkeitsverluste durch Erbrechen, Durchfall oder starkes Schwitzen.
Weitere Erkrankungen, die einen Kaliummangel begünstigen, sind Überfunktionen der Nebennierenrinde (mit einem Überschuss an Cortisol oder Aldosteron) oder insulinpflichtige Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus).
Kaliummangel durch Fehlernährung
Selten ist Fehlernährung (Unterernährung oder Mangelernährung) die Ursache von Kaliummangel. Davon betrofffen sind insbesondere Patienten mit Magersucht (Anorexie) oder Ess-Brech-Sucht (Bulimie). Aber auch Senioren in Pflegeheimen, Alkoholkranke, Obdachlose oder stressgeplagte Menschen ernähren sich häufig mineralstoffarm.
Eine erhöhte Zufuhr von Salz kann ebenfalls für einen Kaliummangel verantwortlich sein. Denn eine stark salzhaltige Ernährung erhöht die Natriumkonzentration im Blut. Der Körper versucht nun, das Zuviel an Natrium über die Nieren auszuscheiden. Das geschieht allerdings nur in der Kombination mit Kalium – ein Kaliummangel ist die Folge.
Ebenso kann eine gestörte Aufnahme von Kalium aus dem Darm einen Kaliummangel bedingen. Hiervon sind insbesondere Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder auch mit einer Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) betroffen.
Behandlung von Kaliummangel
Je nach Ausprägung des Kaliummangels reicht eine kaliumreiche Ernährung aus, um den Kaliumhaushalt wieder zu normalisieren. Genügt das nicht, können Tabletten, Brausetabletten, Kapseln und Pulver mit Kalium eingesetzt werden. Häufig wird das Kalium dabei mit Natriumchlorid (Kochsalz) oder Glucose (Traubenzucker) sowie mit Magnesium und Calcium kombiniert. In besonders schweren Fällen wird Kalium mit Injektionslösungen verabreicht.
Medikamente: Dosierungsvorschriften beachten
Medikamente gegen Mineralstoffmangel wie Kaliummangel sollten Sie immer genau nach den Anweisungen des Arztes einnehmen. Mit einer "Viel-hilft-viel-Haltung" riskieren Sie gefährliche Nebenwirkungen wie Muskelschwäche, Muskelkrämpfe, Herzrhythmusstörungen und Herzmuskelschwäche.
Kaliummangel vorbeugen
Im besten Fall lassen Sie es gar nicht erst zu einem Kaliummangel kommen. Es ist leicht, Kaliummangel vorzubeugen. Bei gesunden Menschen kann das ganz ohne Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel leicht gelingen. Dazu reicht eine frische und abwechslungsreiche Ernährung. Außerdem sollten Sie darauf achten, immer ausreichend zu trinken. Mineralwasser, Fruchtsaftschorlen oder Kräutertees haben wenige Kalorien, liefern aber reichhaltig natürliche Mineralstoffe und Elektrolyte.
- Besonders viel Kalium enthalten vor allem pflanzliche Lebensmittel wie Bananen, Aprikosen, Himbeeren oder Rhabarber.
- Nahezu alle frischen Gemüse (vor allem Kohlgemüse und grüne Gemüse, aber auch Karotten, Kürbis oder Sellerie)
- Hülsenfrüchte
- Kartoffeln
- Pilze
- Vollkornprodukte
- Nüsse
Wichtig: Kalium löst sich aus Lebensmitteln, wenn es zu lange in Wasser gelagert oder gekocht wird. Das reichlich vorhandene Kalium aus Kartoffeln beispielsweise können Sie nutzen, indem Sie das Kochwasser von Kartoffeln als Grundlage für Brühen oder Suppen verwenden.
Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur)
Stand: 07.04.2023