Ischias
„Ich habe Ischias“. Ein Satz, den die meisten Menschen schon einmal gehört haben dürften. Denn Ischiasschmerzen zählen zu den besonders häufigen Rückenschmerzen. Mehr über Symptome, Ursachen und Therapie von Ischialgie
Synonyme
Ischialgie, Ischiasschmerzen
Definition
Ischias ist eine umgangssprachliche Kurzform, die für den Ischiasnerv, Ischiasschmerzen oder Ischialgie verwendet wird. Mediziner sprechen von einer Ischialgie, wenn Rückenschmerzen in Bereichen auftreten, in denen der Ischiasnerv verläuft. Bei Ischialgie (in diesem Beitrag ist im Folgenden von Ischias oder Ischiasschmerzen die Rede) verspüren Betroffene häufig Schmerzen im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule oder am Steißbein. Alle Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule werden als Lumbalgie bezeichnet. Hexenschuss ist dabei die volkstümliche Bezeichnung für Lumbago.
Symptome
Die Symptome von Ischias sind gekennzeichnet durch Schmerzen entlang des Ischias-Nervs. Typischerweise strahlen die Schmerzen dabei von der unteren Wirbelsäule in die Beine oder ein Bein aus. Häufig treten die Beschwerden bei Bewegungen auf und verstärken sich bei Bewegungen noch.
Ursachen
Der Ischias-Nerv (auch Nervus ischiadicus oder Sitznerv) verläuft von der Lendenwirbelsäule über die Hüfte und den Oberschenkel bis zu den Knien. Ischias-Schmerzen sind in aller Regel darauf zurückzuführen, dass der Ischias-Nerv oder die Nervenwurzeln gereizt werden und sich entzünden.
Die Ursachen der Reizungen können sehr vielfältig sein. Die häufigsten Ursachen von Ischias-Beschwerden sind im Folgenden kurz beschrieben.
- Muskelverspannungen im Bereich der Lendenwirbelsäule führen häufig zu Schon- oder Fehlhaltungen, die die Wirbelsäule belasten. Dabei können auch die Nervenkanäle eingeengt oder Nervenfasern gequetscht werden. Sind der Ischias-Nerv oder seine Nervenwurzeln betroffen, kommt es zu den typischen in die Beine ausstrahlenden Schmerzen.
- Bandscheibenschäden wie Bandscheibenvorfall oder Bandscheibenvorwölbung drückt Gewebe aus der Bandscheibe auf die Nervenwurzeln und verursacht mitunter Ischias-Schmerzen.
- Facettengelenksarthrose ist eine verschleißbedingte Abnutzung der Facettengelenke. Die Facettengelenke sind kleine Gelenke, die die Wirbelkörper der Wirbelsäule miteinander verbinden. Eine Facettengelenksarthrose entsteht häufig als Folge von Überlastung der Wirbelsäule durch Übergewicht, Schon- und Fehlhaltungen sowie durch Bandscheibenschäden.
- Unfälle und Operationen: Brüche des Beckens oder des Oberschenkels sind typische Ursachen für eine Lähmung des Ischias-Nervs, die mit starken Schmerzen einhergehen kann. Auch Operationen im Bereich der Lendenwirbelsäule oder im Verlauf des Ischias-Nervs können zu zeitweiligen Lähmungen führen.
Untersuchung
Die Diagnose von Ischias gründet sich meistens auf die Beschreibung von ins Bein ausstrahlenden Rückenschmerzen. Den Verdacht auf Ischias bestätigt ein einfacher Test (Laségue-Test). Dabei liegt der Patient mit gestreckten Beinen flach auf dem Rücken. Der Arzt hebt dann ein Bein an. Bei Ischias verursacht das Schmerzen im unteren Rücken und im Bein. Gewissheit in der Diagnose von Ischias schaffen bei letzten Zweifeln bildgebende Verfahren.
Behandlung
Die ärztliche Behandlung von Ischias sorgt zunächst durch schmerzstillende Medikation dafür, dass die Patienten sich wieder schmerzfrei bewegen können. Dabei werden schmerz- und entzündungshemmende Schmerzmittel wie Diclofenac, Ibuprofen, Indometacin, Etofenamat, Felbinac, Ketoprofen, Naproxen oder auch Kortison (zum Beispiel Prednison und Prednisolon) eingesetzt. Bei sehr starken Schmerzen gibt es Alternativen zu diesen Wirkstoffen, beispielsweise Tramadol, Tilidin oder Hydromorphon als opioide Schmerzmittel. Auch Wirkstoffe aus der Gruppe der trizyklischen Antidepressiva wie Amitriptylin kommen bei Ischiasschmerzen zum Einsatz.
Muskelverspannungen können mit muskelentspannenden Wirkstoffen wie Methocarbamol und Tetrazepam gelöst werden.
Mitunter empfiehlt Ihr Arzt auch Schmerzkatheter oder Spritzen mit Wirkstoffen aus der Gruppe der örtlichen Betäubungsmittel (sogenannte Lokalanästhetika) wie Procain und Lidocain.
Bei bakteriell bedingter Entzündung des Ischiasnervs werden Antibiotika wie beispielsweise Penicillin oder Doxycyclin eingesetzt.
Wärme und manuelle Therapien
Die allermeisten Ischiasbeschwerden werden durch Fehl- und Schonhaltungen sowie daraus resultierende Muskelverspannungen verursacht. Die Behandlung dieser Verspannungen im Bereich des Ischias-Nervs reagiert häufig sehr positiv auf Wärmeanwendungen wie Moor, Fango und Rotlicht sowie auf manuelle Therapien und Massagen.
Physiotherapie
Der Physiotherapie kommt eine zentrale Rolle zu, wenn es darum geht, Ischias zu behandeln oder Ischias vorzubeugen. Im Rahmen der Physiotherapie wird zunächst die schmerzfreie Beweglichkeit der betroffenen Regionen wiederhergestellt. Danach gilt es, die Muskulatur des Rückens so weit aufzubauen, dass es nicht zu neuen Einengungen oder unnötigen Belastungen im Bereich des Ischias-Nervs kommt. Mit einer Rückenschule lernen Ischias-Geplagte schließlich rückenfreundliche Bewegungsabläufe, die neuen Ischias-Beschwerden vorbeugen.
Alternative Heilmethoden
Akupunktur und Osteopathie haben sich nach Ansicht vieler Patienten als alternative Heilmethoden bei Ischias-Beschwerden bewährt. Wissenschaftliche Belege für diese Heilerfolge gibt es allerdings nicht.
Selbsthilfe
Zur Selbsthilfe bei Ischias-Beschwerden sind die folgenden Tipps geeignet:
- zunächst Wirbelsäule entlasten, flach liegen und die Beine mit einer Unterlage (z.B. Kissen) unter den Knien anwinkeln (sogenannte Stufenbettlagerung)
- warm halten und Rückenmuskulatur entspannen. Bettruhe sowie Rheumabäder oder -packungen sind sehr wohltuend. Oder wärmewirksame Salben anwenden, beispielsweise mit Bienengift, Rosmarinextrakt, Campher, Cayennepfeffer sowie Nonivamid und Nicoboxil
- entzündungshemmende und leicht schmerzstillende Ibuprofen-Salben auftragen
- leichte Schmerzmittel mit Acetylsalicylsäure oder Paracetamol, um den Kreislauf "Schmerz- Muskelverspannung- noch mehr Schmerz" zu durchbrechen
- pflanzliche Wirkstoffe wie Teufelskralle und Bockshornklee oder homöopathische Präparate wie Kalium chloratum oder Magnesium phosphoricum als zusätzliche Therapie einnehmen, um einer weiteren Verschlechterung vorzubeugen.
Vorbeugung
Um Ischias-Beschwerden vorzubeugen, sollten Sie vor allem für einen starken Rücken sorgen. Dazu geeignet sind Ausdauersportarten wie Schwimmen, Aqua-Fitness oder Radfahren oder ein spezielles leichtes Krafttraining, wie es in vielen Fitnessstudios oder von Physiotherapeuten angeboten wird. Eine Rückenschule hilft, rückenfreundliche Bewegungsabläufe zu erlernen und so den Rücken zu entlasten.
Autor: Charly Kahle
Stand: 08.02.2019