Internetsucht (Onlinesucht)
Normal oder schon krankhaft? Symptome, Ursachen oder Behandlung von Internetabhängigkeit (Onlinesucht).
Synonyme
Internetabhängigkeit, Onlinesucht, exzessives Onlineverhalten (EOV)
Definition
So populär der Begriff der Internetsucht auch verwendet wird: Eine exakte psychologische oder medizinische Definition von Internetabhängigkeit gibt es bislang nicht. Dennoch lässt sich nicht bezweifeln, dass exzessives Onlineverhalten insbesondere bei vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen suchtähnlichen Charakter zeigt.
Die Schwierigkeit bei der Definition von Onlinesucht besteht vor allem darin, dass es noch keine objektiven Kriterien gibt. Sicher sind die Grenzen von nicht krankhafter Onlinenutzung und pathologischer Onlinesucht fließend.
Häufigkeit
Vor allem wegen der fehlenden einheitlichen objektiven Kriterien kommen Studien zur Häufigkeit von Onlinesucht zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Demnach liegt die Prävalenz zwischen 0,8 und 26,7 Prozent. Diese Ergebnisse sind also bestenfalls als Anhaltspunkte zu verstehen.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung berichtet Anfang 2019 in einer Studie, dass 12- bis 25-Jährige in Deutschland in ihrer Freizeit jeden Tag durchschnittlich mindestens drei Stunden und am Wochenende bis zu vier Stunden online sind. Nach Angaben der BZgA ist bei etwa 270.000 Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren von einer zumindest problematische Nutzung des Internets und von Computerspielen auszugehen.
2016 berichtete die Bunxdeszentrale, dass etwa 6 Prozent aller Jugendlichen die Kriterien für eine behandlungsbedürftige internetbezogene Störung erfüllen. Im Vergleich zu 2011 habe sich die Zahl verdoppelt.
Symptome
Was ist krankhafte Onlinesucht und was nur eine ausufernde Online-Nutzung? Die Symptome von Onlinesucht sind wissenschaftlich kaum untersucht und standardisiert. Dennoch gehen Psychologen wie Mediziner davon aus, dass es typische Anhaltspunkte dafür gibt, dass Online-Nutzung als krankhaft und behandlungsbedürftig erscheint. Diese Symptome von Online-Sucht sind:
- stetig zunehmende Online-Zeiten bis hin zur vollständigen Nutzung der Freizeit an Computer, Laptop oder Smartphone
- Online-Zeiten am Arbeitsplatz bzw. während der Arbeitszeit mit Vernachlässigung der eigentlichen beruflichen Tätigkeit
- Entzugserscheinungen: gereiztes oder aggressives Verhalten, wenn Smartphone und andere Geräte nicht verfügbar sind oder keine Online-Verbindung zur Verfügung steht
- unwiderstehlicher innerlicher Zwang zur Online-Nutzung
- Kontrollverlust
- zunehmende Verwahrlosung und und nachlassende körperliche Pflege.
Der Verdacht auf eine krankhafte Onlinesucht liegt darüber hinaus näher, wenn die Online-Zeit sich auf mehr als 4 Stunden pro Tag summiert und auf folgende Inhalte konzentriert:
- pornografisches Material und sexuelle Interaktionen (vor allem bei jungen Männern)
- zwanghafte Abhängigkeit von virtuellen Freundschaften (vor allem bei Kindern und Jugendlichen)
- obsessive Internetaktivitäten einschließlich Glücksspiel, Einkaufen und Auktionen
- ständiges Recherchieren und Surfen ohne erkennbaren Grund
- exzessives Computerspielen, insbesondere Rollenspiele in imaginären Welten mit fiktiven Charakteren.
Behandlung
Die Behandlung von Onlinesucht setzt, wie bei allen anderen Suchterkrankungen, vor allem die Krankheitseinsicht der Betroffenen voraus. Darin besteht häufig die größte Hürde. Denn die fehlende Einsicht in das Kranksein zählt zu den krankheitsbedingten Merkmalen von Suchterkrankungen.
Im Fall der Onlinesucht kommt erschwerend hinzu, dass es keine erprobte medikamentöse Therapie gibt, die den Einstieg in die Psychotherapie erleichtern könnten. In Suchtzentren wird zuweilen mit dem Einsatz von Antidepressiva und Beruhigungsmitteln experimentiert. Aussagekräftige Studien dazu liegen bislang nicht vor.
In der Psychotherapie von Onlinesucht lassen sich verschiedenste Ansätze kombinieren. Im Mittelpunkt steht dabei in der Regel eine kognitive Verhaltenstherapie. Ziel dieses Konzeptes ist es, die eingeübten Verhaltens- und Gedankenmuster der Onlinesüchtigen zu erfassen, zu verstehen und dann durch konstruktive Gedanken und gesundes Verhalten zu ersetzen.
Autor: Charly Kahle
Stand: 14.02.2019