Impetigo contagiosa (Borkenflechte)

Den Begriff Impetigo contagiosa dürften viele Eltern nicht kennen, das Erscheinungsbild hingegen schon. Denn die Erkrankung ist die häufigste Hautinfektion bei kleinen Kindern. Alles über Symptome, Ursachen und Therapie lesen Sie im Ratgeber Impetigo contagiosa.

Synonyme

Impetigo vulgaris, Borkenflechte, Eiterflechte, Grindflechte, Pustelflechte, Schmierflechte, Grindblasen, Eitergrind, Schleppeiter, Schleppe, Schleppschiss

Definition

Impetigo

Impetigo contagiosa ist eine sehr stark ansteckende Hautinfektion, die vor allem bei Kindern im Kindergarten- oder Grundschulalter auftritt. In den unterschiedlichen Regionen ist die Erkrankung unter zahlreichen Namen bekannt. Weit verbreitet sind etwa die Bezeichnungen Borkenflechte, Eiterflechte, Grindflechte, Pustelflechte sowie Grindblasen oder Schleppe.

Mediziner unterscheiden vor allem zwei Varianten: die kleinblasige und die großblasige Impetigo contagiosa (siehe Symptome). Beide Formen werden von Bakterien verursacht. Sie verlaufen in aller Regel harmlos. Es sind aber auch Komplikationen möglich, wenn der Ausschlag nicht rechtzeitig und fachgerecht behandelt wird. Die Therapie der Eiterflechte erfolgt medikamentös, zuweilen auch mit Antibiotika. Wegen der hohen Ansteckungsgefahr dürfen Kinder mit Impetigo contagiosa bis zur vollständigen Genesung bzw. dem Beginn einer Antibiotika-Behandlung nicht in den Kindergarten oder die Schule gehen.

Häufigkeit

Impetigo contagiosa gilt als die häufigste Hautinfektion bei Kindern. Am stärksten betroffen sind Kinder im Alter zwischen 3 und 8 Jahren. Typische Jahreszeiten für das Auftreten der Eiterflechte sind das späte Frühjahr und der Sommer. Der Grund: Wärme fördert das Wachstum der auslösenden Bakterien (siehe Ursachen).

Bei Erwachsenen ist die Impetigo contagiosa sehr selten.

Symptome

Das charakteristische Symptom von Impetigo contagiosa sind Hautblasen, die mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt sind. Sie bilden sich zunächst vor allem im Gesicht, insbesondere im Bereich um den Mund und unter der Nase. Die Blasen können sich auch über den Körper ausbreiten. Besonders häufig treten sie an Bauch, Hals, Achseln und im Genitalbereich auf.

Das Krankheitsbild unterscheidet sich in drei Varianten: die kleinblasige und die großblasige sowie die nicht-bullöse Impetigo contagiosa. Nicht-bullös bedeutet, dass sich bei dieser Form nur wenige oder keine Blasen bilden. Bei den blasenbildenden Formen entwickeln sich die Blasen aus fleckförmigen Hautrötungen (Makulae). Typischerweise sind die Blasen von einem schmalen, rötlichen Entzündungshof umgeben. Weiteres Symptom ist ein häufig sehr starker Juckreiz. Zuweilen wird Impetigo contagiosa von Fieber begleitet.

Symptome der kleinblasigen Impetigo contagiosa

Bei der kleinblasigen Impetigo contagiosa sind die Bläschen mitunter so klein, dass sie kaum zu erkennen sind. Außerdem sind die Bläschenwände so dünn, dass die Blasen sehr schnell platzen. Nach dem Platzen nässt die Haut stark. Wenn die Flüssigkeit eintrocknet, bilden sich auf gerötetem Grund asymmetrische, scharf abgegrenzte Hautdefekte mit honiggelben Krusten.

Symptome der großblasigen Impetigo contagiosa

Bei der großblasigen Impetigo contagiosa sind die Blasen größer und zahlreicher. Die klare Flüssigkeit in den Blasen nimmt innerhalb von wenigen Stunden eine gräuliche Farbe ein und erscheint schließlich eitrig. Nach dem Platzen oder Aufkratzen der Blasen bilden sich im Unterschied zur kleinblasigen Impetigo contagiosa kaum Verkrustungen. Auch nässt der Hautuntergrund deutlich weniger stark. Dafür bilden sich gerötete Hautdefekte, die feucht glänzen.

Symptome der nicht-bullösen Impetigo contagiosa

Die nicht-bullöse Impetigo contagiosa verläuft häufig unbemerkt, bis gelbliche Verkrustungen auf gerötetem Hautgrund sichtbar werden, vor allem im Bereich der Nase und der Lippen.

Komplikationen

Bei rechtzeitiger Behandlung (siehe Therapie) sind Komplikationen von Impetigo contagiosa sehr selten. Das Risiko steigt aber deutlich, wenn bei unzureichender Abwehrlage oder stark ausgeprägter Flechtenbildung keine Antibiotika angewendet werden. Dann können die Bakterien tiefer ins Körperinnere gelangen oder über Schmierinfektion übertragen werden. Mögliche Komplikationen sind dann:

  • Bindehautentzündungen (Konjunktivitis)
  • Mittelohrentzündungen (Otitis media)
  • Nierenentzündungen (postinfektiöse Glomerulonephritis nach Streptokokkeninfektion, sehr selten).

Dringen die Bakterien in tiefere Hautschichten vor sind Nagelbettentzündungen, Weichteilinfektionen und Abszesse möglich.

Infektionen mit dem Bakterium Staphylococcus aureus (siehe Ursachen) verursachen selten Entzündungen der Lymphbahnen bzw. Lymphknoten (Lymphangitis bzw. Lymphadenitis) oder in Einzelfällen sogar eine lebensgefährliche Sepsis (Blutvergiftung).

Ursachen

Ursache von Impetigo contagiosa ist eine bakterielle Infektion mit Streptokokken und/oder Staphylokokken. Häufigster Erreger der Infektion ist das Bakterium Staphylococcus aureus. Dieses Bakterium löst vor allem die großblasige Impetigo contagiosa aus. Die kleinblasige Variante geht hingegen meist auf pyogene Streptokokken aus der Gruppe der ß-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A zurück. Die bullösen Formen und die nicht-bullöse Impetigo contagiosa können aber auch durch beide Bakterienarten als auch durch Mischinfektionen verursacht werden.

Infektionswege

Impetigo contagiosa ist eine sehr stark ansteckende Infektion. Die Bakterien werden sowohl durch Hautkontakt als auch durch Schmierinfektionen übertragen. Schon eine sehr kleine Zahl von Bakterien reicht aus, um andere Menschen anzustecken. Wegen der hohen Infektiosität breitet sich Impetigo contagiosa in Kindergärten und Schulen sehr schnell aus. Daher sollten infizierte Kinder bis zur vollständigen Genesung bzw. Abheilung der letzten Kruste oder bis 24 Stunden nach Beginn einer wirksamen Antibiotikagabe zuhause bleiben (siehe Therapie und Vorbeugung).

Üblicherweise gelangen die Bakterien über kleinste Hautverletzungen oder die Nasenschleimhaut in die Haut. Im Verlauf der Infektion werden die Bakterien dann vor allem durch Kratzen mit den Händen über den Körper verteilt.

Inkubationszeit und Ansteckungsdauer

Die symptomfreie Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch von Impetigo contagiosa beträgt zwischen 2 und 10 Tagen. Ansteckend ist die Erkrankung erst nach Sichtbarwerden der Symptome. Ohne Therapie übertragen Kinder die Erkrankung solange, bis die letzten Krusten ausgetrocknet sind. Eine medikamentöse Therapie mit beispielsweise Antibiotika verkürzt die Ansteckungsdauer hingegen auf etwa 24 Stunden.

Untersuchung

Kinder- und Hautärzte sind mit dem typischen Krankheitsbild in der Regel bestens vertraut und stellen die Diagnose Impetigo contagiosa auf den ersten Blick. Zuweilen wird ein Abstrich gemacht, um die Sichtdiagnose zu bestätigen, andere Erkrankungen auszuschließen und den Erreger genau zu bestimmen.

Behandlung

Die Behandlung von Impetigo contagiosa erfolgt vor allem mit desinfizierenden Maßnahmen, lokalen Antibiotika und juckreizstillenden Medikamenten. Großflächige Blasen und Hautkrusten müssen mitunter abgetragen, die Hautflächen mit einer keimhemmenden Salbe behandelt und mit einen Verband abgedeckt werden.

Therapie von leichter Impetigo contagiosa

Bei leichten Fällen mit bis zu 3 betroffenen Hautarealen wird Borkenflechte meist lokal mit hygienischen und desinfizierenden Maßnahmen behandelt.

Nach den aktuellen Therapierichtlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft zählen hygienische Maßnahmen zu den bedeutsamsten Faktoren der Behandlung von Impetigo contagiosa. An erster Stelle stehen dabei die Vermeidung von Kratzen und regelmäßiges Händewaschen, bevorzugt mit sauren Syndets. Auch sollten Handtücher, Waschlappen, Spuck- und Schmusetücher, Lätzchen, Bettwäsche sowie am Körper anliegende Kleidung häufig gewechselt und regelmäßig bei mindestens 60 Grad Celsius gewaschen werden.

Die Fingernägel sollten sehr kurz geschnitten sein und bei starkem Juckreiz mit Fäustlingen bzw. Fingerhandschuhen aus Baumwolle geschützt werden. Das Abdecken der Krusten ist ebenfalls hilfreich. So können sich Erreger durch Kratzen nicht unter dem Nagel anreichern und auch nicht über eine Schmierinfektion weiter übertragen werden.

Desinfizierende Lösungen zum Betupfen sowie Umschläge oder Bäder mit Wirkstoffen wie Chlorhexidin, Clioquinol, Chinolinolsulfat, Kaliumpermanganat, Octenidin oder Polyvidon-Iod unterstützen das Abheilen der Hautbläschen und Krusten. Mitunter werden auch lokale Antibiotika wie Fusidinsäure, Mupirocin, Tyrothricin oder Retapamulin eingesetzt. Fusidinsäure gilt dabei aber wegen zunehmender Resistenzen als problematisch.

Innerliche Antibiotika nur bei schweren Verläufen

Nach den derzeitigen Empfehlungen der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft ist eine innerliche Antibiotikagabe nur in ernsten Fällen angebracht. Bei einer größeren Ausdehnung oder bei wiederkehrenden Fällen von Impetigo contagiosa sowie bei einer durch Streptokokken ausgelösten Borkenflechte werden die Antibiotika als Tablette oder Saft verabreicht. Häufig eingesetzte Wirkstoffe sind Cephalosporine wie Cefaclor und Cefalexin oder Penicilline wie Flucloxacillin und Penicillin V peroral. Bei einer Penicillinunverträglichkeit sind Makrolide wie Erythromycin und Roxithromycin oder Lincosamide wie Clindamycin eine gute Alternative. Bei der Gabe von Makrolidantibiotika muss aber die zunehmende Resistenzbildung beachtet werden. Vor Beginn der systemischen Antibiotikagabe ist in jedem Fall ein individuelles Antibiogramm zu empfehlen.

Die Antibiotika müssen in der Regel etwa 10 Tage lang angewendet werden.

Gegen den Juckreiz helfen Antihistaminika wie Cetirizin, Clemastin, Desloratadin, Dimetinden oder Loratadin.

Prognose

In der Regel heilt Impetigo contagiosa bei Behandlung mit Antibiotika innerhalb von 2 Wochen folgenlos aus. Ohne antibiotische Therapie hingegen steigt das Risiko für Komplikationen wie Bindehautentzündungen und Mittelohrentzündungen. Bei sehr ungünstigen Verläufen und Streptokokken als auslösende Bakterien der Impetigo contagiosa kann es außerdem zu einer bestimmten Form der Nierenentzündung, der Poststreptokokken-Glomerulonephritis, sowie Lymphbahn- und Lymphknotenentzündungen (Lymphangitis und Lymphadenitis) oder in ganz seltenen Einzelfällen zu einer lebensgefährlichen Sepsis (Blutvergiftung) kommen.

Vorbeugung

Eine sichere Vorbeugung von Impetigo contagiosa ist nicht möglich. Eltern können aber viel dafür tun, dass sich die Infektion nicht unnötig ausbreitet. Dazu gehört vor allem, Kinder mit Anzeichen der Infektion nicht in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergarten, Schule oder Sportverein zu lassen. Der Wiedereintritt sollte mit ärztlichem Attest frühestens 24 Stunden nach Beginn einer effektiven Antibiotikabehandlung erfolgen. Anderenfalls müssen die Kinder so lange zuhause bleiben, bis auch die letzte Kruste abgeheilt ist. Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt, sich dies schriftlich von einem Arzt bestätigen zu lassen.

Schweren Verläufen lässt sich durch sorgfältige Hygiene ein Stück weit vorbeugen. Gründliche Handhygiene beim erkrankten Kind und den behandelnden Personen beispielsweise verringert das Risiko von Schmierinfektionen. Wegen des Juckreizes kratzen sich Kinder wie Erwachsene mit Impetigo contagiosa nahezu unvermeidbar. Unter den Fingernägeln sammeln sich dabei die Bakterien. Daher ist es ratsam, erkrankten Kindern die Nägel sehr kurz zu schneiden.

Baumwollhandschuhe oder Fäustlingsüberzieher verhindern das wiederholte Aufkratzen der Krusten und Weitergeben der Bakterien. Wäsche und Bekleidung, die mit den infizierten Hautarealen in Kontakt gekommen sind, sollten grundsätzlich im Kochwaschgang ab 60 Grad Celsius gewaschen werden. Zudem sollte die Wäsche des erkrankten Kindes strikt von der der anderen im Haushalt lebenden Personen getrennt werden.

Autor: Charly Kahle

Stand: 15.09.2017

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