Hüftschnupfen

Hüftschnupfen ist eine meist harmlos verlaufende Erkrankung mit Hüftschmerzen von Kindern im Vorschul- und Grundschulalter. Lesen Sie, was Eltern wissen sollten.

Synonyme

Coxitis fugax, Coxalgia fugax, Transiente Synovitis

Was ist Hüftschnupfen?

Ärztin untersucht Bein Kind

Definition: Hüftschnupfen ist eine nicht-infektiöse Entzündung der Hüftgelenke. Mediziner bezeichnen Hüftschnupfen als Coxitis fugax oder Coxalgia fugax. „Cox“ bedeutet Hüftgelenk. Die Endung „-itis“ steht für Entzündungen, Coxalgia bedeutet Hüftschmerz. „Fugax“ steht für vorübergehend.

Symptome: Hauptsymptom von Hüftschnupfen sind meist einseitige Hüftschmerzen, die oft in die Beine ausstrahlen. Besonders häufig ist Hüftschnupfen bei Kindern zwischen 3 und 10 Jahren. Zu den besonderen Symptomen von Hüftschnupfen bei kleinen Kindern zählt, dass die Kinder wegen der Schmerzen mitunter nicht mehr laufen wollen.

Wie lange dauert ein Hüftschnupfen? In nahezu allen Fällen verschwindet Hüftschnupfen so schnell wie ein gewöhnlicher Schnupfen. Daher auch die umgangssprachliche Bezeichnung Hüftschnupfen. Nach spätestens zwei Wochen sind die Hüftschmerzen und Bewegungseinschränkungen in aller Regel überstanden.

Ursachen: Die Ursache von Hüftschnupfen ist nicht eindeutig bekannt. Mediziner gehen aber davon aus, dass es sich um eine Überreaktion des Immunsystems handelt. Denn in den meisten Fällen haben die erkrankten Kinder vor der Coxitis eine Infektionserkrankung durchgemacht. Dazu zählen beispielsweise Grippe, grippale Infekte (Erkältungen), Mittelohrentzündungen oder Mandelentzündungen.

Behandlung: In der Behandlung von Hüftschnupfen werden vor allem Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen als Saft in kindgerechten Dosierungen angewendet. Bei älteren Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen kann die Hüfte durch Unterarmgehstützen entlastet werden. Manchmal ist es sinnvoll, Flüssigkeit aus dem Gelenkerguss abzusaugen (Punktion).

Prognose: Komplikationen oder Spätfolgen von Hüftschnupfen sind nicht bekannt. In der Regel bekommt man Hüftschnupfen nur einmal im Leben. Es gibt aber auch seltene Ausnahmen.

Häufigkeit

Die Häufigkeit von Hüftschnupfen wird in den meisten Quellen mit einem Fall auf 1.000 Kinder pro Jahr (Jahresinzidenz) angegeben. Damit ist die Erkrankung eher selten. Gleichzeitig ist Coxitis fugax aber die häufigste Ursache für Hüftschmerzen bei Kindern im Wachstumsalter zwischen 3 und 10 Jahren. Der Häufigkeitsgipfel liegt um das 5. und 6. Lebensjahr. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen.

Hüftschnupfen – Erwachsene nur selten betroffen

Hüftschnupfen bei Erwachsenen gilt als extrem selten. Hüftschmerzen im Erwachsenenalter sind in der Regel auf andere Erkrankungen wie beispielsweise Hüftarthrose (Coxarthrose) zurückzuführen.

Hüftschnupfen: Symptome

Wie äußert sich Hüftschnupfen?

Hauptsymptom von Hüftschnupfen sind meist plötzlich einsetzende Hüftschmerzen. In 95 Prozent der Fälle von Coxitis sind die Schmerzen einseitig. Kinder können die Schmerzen häufig nicht klar verorten. Sie zeigen in den meisten Fällen Schmerzen im Bereich der Leisten an. Nicht selten strahlen die Schmerzen in Oberschenkel und Knie aus.

Besonders auffällig sind Verhaltensänderungen als Symptom von Hüftschnupfen. Wegen der Schmerzen in Hüfte und Beinen bewegen sich die Kinder meist deutlich weniger. Kinder im Vorschul- oder Grundschulalter fangen häufig an, wegen der Hüftschmerzen zu hinken. Kleinere Kinder verweigern mitunter das Laufen und Krabbeln stattdessen wieder oder wollen getragen werden. In besonders schweren Fällen können Kinder mit Hüftschnupfen nicht mehr laufen.

Es gibt auch sehr milde Verläufe. In diesen Fällen ähneln die Symptome des Hüftschnupfens einem Muskelkater.

Wie entstehen die Symptome von Hüftschnupfen?

Die Symptome des Hüftschnupfens entstehen, weil sich die Gelenkkapsel des Hüftgelenks entzündet. Die Gelenkinnenhaut regiert darauf, indem sie verstärkt Gelenkflüssigkeit produziert. Die Flüssigkeit kann aber nicht abfließen, weil der Hüftgelenksspalt von der Gelenkkapsel umgeben ist. In der Folge schwillt die Gelenkkapsel an. Das führt zu den Schmerzen und der eingeschränkten Beweglichkeit des Hüftgelenks.

Hüftschnupfen: Ursachen

Wie kommt es zum Hüftschnupfen?

Die genauen Ursachen von Hüftschnupfen sind nicht bekannt. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass das Immunsystem eine wichtige Rolle spielt. Dafür spricht der zeitliche Zusammenhang von Hüftschnupfen und Infektionen. So tritt Hüftschnupfen nach Beobachtungen von Kinderärzten besonders häufig zwei bis drei Wochen nach typischen Infektionserkrankungen von Kindern auf. Dazu zählen beispielsweise Atemwegsinfektionen wie Erkältungen (grippale Infekte) oder die echte Grippe (Influenza). Mandelentzündungen oder akute Mittelohrentzündungen sind ebenfalls für Kinder typische Infektionen, die vor einem Hüftschnupfen auftreten. Auch Infektionen des Magen-Darm-Trakts durch Noroviren oder Rotaviren könnten Hüftschnupfen begünstigen.

Neben dem zeitlichen Zusammenhang spricht ein zweiter Umstand für die Immunsystem-Hypothese. Das kindliche Immunsystem ist noch nicht voll ausgebildet. Es muss sich an verschiedene Keime erst „gewöhnen“. Es ist plausibel, dass das Immunsystem dabei von Zeit zu Zeit überreagiert – und einen Hüftschnupfen verursacht.

Wie bekommt man einen Hüftschnupfen?

Hüftschnupfen wird mit einiger Sicherheit durch Infektionen begünstigt, ist aber selbst nicht ansteckend. Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass Eltern eine Neigung zu Hüftschnupfen (genetische Disposition) an ihre Kinder vererben.

Hüftschnupfen: Diagnose und Untersuchungen

In der Regel werden Kinderärzte oder Orthopäden Hüftschnupfen anhand der Krankengeschichte (Anamnese) und einer einfachen körperlichen Untersuchung (Beweglichkeitsprüfung und Schmerzempfindlichkeit) diagnostizieren. Mit einer speziellen Ultraschalluntersuchung des Hüftgelenks (Arthrosonografie) lässt sich Flüssigkeit in der Hüftgelenkkapsel (Gelenkerguss) nachweisen. Weitere bildgebende Verfahren wir Röntgen, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) sind bei Hüftschnupfen in aller Regel nicht nötig bzw. nicht sinnvoll.

Bei Hinweisen auf eine bakterielle Infektion (bakterielle Coxitis) wie anhaltendem Fieber und starkem Gelenkerguss wird der Arzt weitere diagnostische Untersuchungen veranlassen. Dazu gehört eine Blutentnahme zum Nachweis von Entzündungsparametern (Anzahl der weißen Blutkörperchen, C-reaktives Protein und Blutsenkung). In Ausnahmefällen wird eine Probe der Flüssigkeit aus der Gelenkkapsel entnommen (Gelenkpunktion mit Biopsie) und labormedizinisch untersucht.

Differenzialdiagnosen bei Hüftschnupfen

Es gibt eine ganze Reihe von anderen Erkrankungen, bei denen Schmerzen in der Hüfte als Symptom auftreten. Diese anderen Ursachen müssen Ärzte ausschließen. Mediziner bezeichnen das als Differenzialdiagnose (DD). Als Differenzialdiagnose in Betracht kommen beispielsweise bislang unbemerkte Verletzungen oder Fehlbildungen des Hüftgelenks, Rheuma, Borreliose, Entzündungen des Knochens (Osteitis) oder des Knochenmarks (Osteomyelitis) sowie Morbus Perthes, eine sehr seltene Durchblutungsstörung im Bereich der Hüfte. Auch harmlose Wachstumsschmerzen kommen als Differenzialdiagnose bei Hüftschnupfen in Betracht.

Behandlung: Was hilft gegen Hüftschnupfen?

Hüftschnupfen vergeht in der Regel von selbst. Die Heilungsdauer liegt zwischen wenigen Tagen und bis zu zwei Wochen. Gegen die Hüftschmerzen werden Schmerzmittel wie Diclofenac, Ibuprofen oder Paracetamol eingesetzt, die nach Alter und Gewicht dosiert werden.

Punktion der Gelenkkapsel

Bei besonders großen Hüftgelenksergüsse oder starken Schmerzen kann eine sogenannte Punktion der Gelenkkapsel erforderlich sein. Bei diesem Eingriff wird eine sehr feine Hohlnadel in das Hüftgelenk geführt und die Gelenksflüssigkeit abgesaugt. Durch den Volumenverlust zieht sich die Gelenkkapsel wieder zusammen und die Schmerzen lassen in der Regel nach, auch die Beweglichkeit nimmt zu.

Was kann man bei einem Hüftschnupfen machen?

Um die Symptome nicht zu verschlechtern und den Heilungsverlauf nicht zu verzögern, sollte das Hüftgelenk während der Erkrankung nicht unnötig belastet werden. Sport oder Anstrengungen wie längere Laufwege (Schulweg, Spaziergänge) sollten daher vermieden werden. In seltenen Fällen ist Bettruhe erforderlich. Die Entscheidung darüber stimmen Kinderärzte mit den Eltern ab.

Hüfte schonen mit Unterarm-Gehstützen

In der Behandlung von Hüftschnupfen bewährt haben sich Unterarm-Gehstützen. Diese Hilfsmittel zur Entlastung der Hüfte kommen für kleine Kinder aber in der Regel nicht in Betracht, weil die Kinder mit diesen Stützen noch nicht umgehen können. Für altere Kinder sind Stützen aber eine sinnvolle Option.

Heilungsverlauf und Prognose: Ist Hüftschnupfen gefährlich?

Hüftschnupfen heilt in der Regel innerhalb von ein bis zwei Wochen vollständig und ohne Folgen aus. Spätere Komplikationen sind nicht zu erwarten. Die meisten Menschen bekommen Hüftschnupfen nur einmal im Leben. Allerdings sind Rückfälle nicht mit Sicherheit auszuschließen.

Vorbeugung: Kann man Hüftschnupfen vorbeugen?

Gezielte Vorbeugungsmaßnahmen gegen Hüftschnupfen sind nicht bekannt. Hüftschnupfen ist wahrscheinlich eine Fehlreaktion des Immunsystems. Die gesunde Entwicklung des kindlichen Immunsystems lässt sich leicht fördern, durch

  • Frische abwechslungsreiche Ernährung
  • Bewegung an der frischen Luft
  • Verzicht auf überzogene Hygiene

Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)

Stand: 19.06.2024

  • Auf Whatsapp teilenTeilen
  • Auf Facebook teilen Teilen
  • Auf Twitter teilenTeilen
  • DruckenDrucken
  • SendenSenden