Bakterielle Hirnhautentzündung (Meningitis)
Hirnhautentzündungen sind sehr schwere Erkrankungen, die umgehend intensiv behandelt werden müssen. Selbst bei rechtzeitigem Therapiebeginn sterben bis zu 30 Prozent der Betroffenen. Lesen Sie mehr über die Symptome, Ursachen, Therapie und Vorbeugung von Hirnhautentzündung.
Synonyme
Meningitis, bakteriell
Definition: Was ist eine Hirnhautentzündung?

Als Hirnhautentzündung (Meningitis) wird eine Entzündung der Rückenmarkshäute und Hirnhäute bezeichnet. Die Rückenmarkshaut umhüllt das Rückenmark, die Hirnhaut umgibt das Gehirn. Ist zusätzlich das Rückenmark entzündlich verändert, sprechen Mediziner von einer Meningomyelitis. Desweiteren gibt es die Meningoenzephalitis, bei der Hirnhäute und Hirngewebe entzündet sind.
An einer Hirnhautentzündung erkranken vor allem Kinder und Jugendliche. Etwa 70 Prozent aller Hirnhautentzündungen treten bei Kindern unter 5 Jahren auf.
Bakterielle Hirnhautentzündung: Symptome
Akute Hirnhautentzündung beginnt meist mit allgemeinem Krankheitsgefühl, Schwäche, Abgeschlagenheit, Frösteln, Kopfschmerzen und leichtem Fieber. Erste Symptome von Hirnhautentzündung sind auch Glieder- und Gelenkschmerzen sowie das Gefühl, als „brüte man etwas aus“. Danach folgen die typischen Meningitisbeschwerden.
Es gibt verschiedene Formen der Hirnhautentzündung, die nach Ihrer Ursache unterschieden werden. Im Folgenden geht es um bakteriell verursachte akute Hirnhautentzündungen, bezeichnet als bakterielle Hirnhautentzündungen.
Symptome bei bakterieller Hirnhautentzündung
Eine bakterielle Hirnhautentzündung beginnt üblicherweise mit extrem starken Kopfschmerzen sowie ausgeprägter Nackensteifigkeit. Der Kopf lässt sich dabei kaum und nur unter Schmerzen nach vorn beugen. Weitere typische Symptome bei bakterieller Hirnhautentzündung sind:
- erhöhte Empfindlichkeit auf äußere Reize, so werden Licht und selbst leise Geräusche kaum ertragen
- extreme Berührungsempfindlichkeit der Haut
- Übelkeit und Erbrechen
- Fieber (je nach Bakterie bis über 40 Grad Celsius)
- eventuell Bewusstseinsstörung mit Verwirrtheit und Benommenheit, Bewusstseinsverlust bis hin zum Koma
- mitunter treten Krampfanfälle auf.
Bakterielle Hirnhautentzündungen bei Säuglingen
Bei Säuglingen und Kleinkindern verursachen bakterielle Hirnhautentzündungen oft nur sehr unspezifische Symptome. Säuglinge verweigern das Trinken, sind unruhig und schlapp. Sie wollen nicht gehalten werden, sind schlecht weckbar und schlafen immer wieder ein. Eventuell schreien sie schrill und haben Fieber. Übelkeit und Erbrechen sowie die bereits beschriebene Nackensteifigkeit fehlen oft bei Säuglingen und Kleinkindern. Grundsätzlich kann man sagen, je älter ein Kind ist, umso spezifischer sind die Beschwerden einer bakteriellen Hirnhautentzündung.
Bakterielle Hirnhautentzündung: Ursachen
Hirnhautentzündungen werden überwiegend durch Viren (wie Masern-Virus und Epstein-Barr-Virus) und Bakterien (insbesondere Meningokokken und Pneumokokken, bei jüngeren Kindern auch Hämophilus influenzae) verursacht, seltener durch Pilze oder Parasiten. Hirnhautentzündungen treten oft nach einer Atemwegsinfektion oder nach Ohrentzündungen (wie Innen- oder Mittelohrentzündung) auf. Die Meningokokken-Meningitis beispielsweise wird ohne Vorerkrankung direkt über Tröpfcheninfektionen (vor allem über Husten oder Niesen) übertragen. Bei der Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) ist ein Zeckenbiss Ursache der Entzündung.
So gelangen die Erreger in die Hirnhäute
Die Erreger gelangen auf drei Wegen in die Hirnhäute:
- Über das Blut, häufig bei Infektionen durch Bakterien oder Viren
- Durch Entzündungen in unmittelbarer Umgebung, zum Beispiel Entzündungen im Nasen- und Rachenraum, Mittelohrentzündungen, Nasennebenhöhlenentzündungen oder Zahnwurzelentzündungen
- Auf direktem Weg, insbesondere nach offenen Verletzungen (Wirbelsäulenverletzungen, Schädel-Hirn-Trauma oder aber auch nach Medikamentengabe in das Nervenwasser (Liquor).
Untersuchung
Die wichtigste Maßnahme, um eine Hirnhautentzündung zu diagnostizieren, ist die Entnahme und Untersuchung von Nervenwasser (Liquor). Der Liquor ist zwischen den Hirnhäuten eingebettet, um Gehirn und Rückenmark vor Stoß oder Druck zu schützen. Entzünden sich die Hirnhäute, gelangen Erreger in das Nervenwasser und die Zusammensetzung des Liquors verändert sich. Meist wird der Liquor über eine Lumbalpunktion, also einem Einstich in den Rückenmarkskanal im Lendenwirbelbereich, gewonnen. Zudem folgen häufig bildgebende Verfahren des Kopfes wie Computertomografie und Magnetresonanztomografie.
Hirnhautentzündung: Behandlung
Bei Verdacht auf bakterielle Meningitis werden so rasch wie möglich Antibiotika gegeben. Bei Erwachsenen ist Ampicillin aus der Gruppe der Penicilline plus einem Wirkstoff aus der Gruppe der Cephalosporine (wie Ceftriaxon) Mittel der Wahl.
Eine Meningitis bei Tuberkulose wird üblicherweise mit speziellen Antibiotika (Tuberkulostatika), wie Isoniazid, Rifampicin, Streptomycin oder Pyrazinamid, behandelt.
Therapie von viraler Hirnhautentzündung
Bei viraler Meningitis können nur die Symptome gelindert werden. So werden beispielsweise Krampfanfälle mit Antiepileptika wie Carbamazepin oder Valproinsäure behandelt. Gegen Kopfschmerzen helfen nicht-opioide Schmerzmittel wie Paracetamol, Diclofenac oder Ibuprofen, bei starken Schmerzen auch opioide Scherzmittel wie Tramadol oder Tilidin. Fieber wird mit fiebersenkenden Wirkstoffen wie Paracetamol, gegebenenfalls auch Metamidazol, gesenkt. Virenhemmende Mittel wie Aciclovir werden nur bei einer Meningitis durch bestimmte Herpesviren gegeben.
Prognose
Unbehandelt führt die bakterielle Hirnhautentzündung fast immer zum Tod. Selbst bei einer Behandlung mit Antibiotika versterben noch 10 bis 30 Prozent der Patienten an einer bakteriellen Meningitis. Geheilte Patienten leiden oft noch einige Zeit an Allgemeinbeschwerden wie Konzentrationsschwäche, Reizbarkeit und Schwindel. Selten bleiben eine Taubheit oder Lähmungen als Spätfolgen zurück.
Vorbeugung
Einigen Hirnhautentzündungen können Sie mit einer Impfung vorbeugen. Impfungen gibt es gegen:
- Hämophilus influenzae-Typ B Infektion
- FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)
- Meningokokken-Meningitis
- Pneumokokken-Meningitis
- Auch Impfungen gegen Infektionserkrankungen wie Masern, Mumps, Röteln und Windpocken helfen, einer Meningitis vorzubeugen.
Bei einer Impfung müssen die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch Institutes (RKI) beachtet werden. Ihr Hausarzt oder Ihre Krankenkasse beraten Sie gern über die aktuellen Empfehlungen.
Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur)
Stand: 24.04.2023