Hepatitis B

Akute Hepatitis B ist eine Leberentzündung, die durch Hepatitis-B-Viren verursacht wird. Sie verläuft häufig ohne spürbare Symptome. Leberschäden drohen, wenn die Erkrankung chronisch wird. Lesen Sie mehr über Ursachen, Behandlung und Vorbeugung von Hepatitis B.

Synonyme

HBV, CHB, virale Leberentzündung (B)

Definition

Hepatitis B

Hepatitis B (HBV) ist die häufigste Form der Hepatitis und gehört weltweit zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Etwa 2 Milliarden Menschen weltweit sind oder waren schon einmal an Hepatitis B erkrankt. Zu etwa 90 Prozent verläuft diese Leberentzündung akut und heilt innerhalb von sechs Monaten aus. Bei bis zu 10 Prozent kann Hepatitis B chronisch werden und länger andauern.Man kann Hepatitis B durch Impfung vorbeugen oder auch nach HBV-Infektion behandeln.

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Häufigkeit

Am häufigsten treten Hepatitis B-Virus-Infektionen in Sub-Sahara-Afrika und Ostasien auf. Dort sind 5 bis 10 Prozent der Erwachsenen chronisch infiziert. Weitere erhöhte HBV-Vorkommen gibt es im Amazonas-Gebiet und in den südlichen Teilen Ost- und Zentraleuropas. In Westeuropa und Nord-Amerika sind weniger als 1 Prozent chronisch HBV-infiziert.

Hepatitis B in Deutschland

Deutschland zählt zu den Ländern mit einer sehr niedrigen Verbreitung von Hepatitis B. Allerdings sind die Fallzahlen zuletzt deutlich angestiegen. Bis September 2020 verzeichnete das Robert-Koch-Institut schon mehr als 5.000 von Neuinfektionen. Das sind zwar gut 1.500 Infektionen weniger als im Vorjahreszeitraum, aber deutlich mehr als noch vor wenigen Jahren. 2015 beispielsweise waren dem RKI insgesamt 3.738 HBV-Infektionen übermittelt worden.

Symptome

Akute Hepatitis B

Akute Hepatitis B verläuft meist schwerer als Hepatitis A und heilt nicht so rasch aus wie diese. Vielfach wird eine anfängliche Infektion mit Hepatitis B-Viren nicht bemerkt. Wenn Symptome auftreten, sind diese oft sehr unspezifisch. Es kommt beispielsweise zu Leistungsschwäche, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Glieder- und Gelenkschmerzen oder einer leicht erhöhten Körpertemperatur.

Die für Leberentzündungen charakteristischen Symptome wie Oberbauchschmerzen, Juckreiz und eine Gelbfärbung von Haut und Schleimhaut (Ikterus) folgen bei einer Hepatitis B in der Regel 3 bis 10 Tage später (sogenannte ikterische Phase). Neben gelb gefärbter Haut und Schleimhaut ist dunkel verfärbter Urin auffällig. Diese Symptome klingen nach 2 bis 4 Wochen wieder ab.

Bei Kindern (insbesondere Jungen) kommt es häufig zu einem schubweise auftretenden rötlichen Hautausschlag mit Bläschen oder Knötchen sowie zu einer Schwellung von Milz und Lymphknoten (Gianotti-Crosti-Syndrom).

Typisch für Hepatitis B ist zudem ein ausgeprägter Widerwillen gegen bestimmte (vorher gemochte) Nahrungsmittel sowie gegen Nikotin und Alkohol.

Komplikationen bei akuter Hepatitis B: Ganz selten kann eine akute Hepatitis B so schwer und heftig verlaufen, dass es zu einem Leberausfallkoma kommt. Dann hilft nur noch eine Lebertransplantation. Wie schwer Hepatitis B verläuft, hängt jedoch nicht vom Virus ab, sondern von der Stärke des körpereigenen Abwehrsystems.

Chronische Hepatitis B

In mehr als 90 Prozent der Fälle heilt akute Hepatitis B nach 1 bis 6 Monaten aus. Bei bis zu 10 Prozent der erwachsenen Patienten wird sie aber chronisch. Besonders häufig ist die Chronifizierung bei Neugeborenen, die sich während der Geburt angesteckt haben. Hier sind etwa 90 Prozent der Neugeborenen betroffen.

Daneben entwickeln 30 bis 90 Prozent der Kleinkinder bis zum vollendeten 3. Lebensjahr und Menschen mit geschwächtem körpereigenen Abwehrsystem chronische HBV-Infektionen. Auch chronische Hepatitis B kann unbemerkt verlaufen. Es kann aber auch zu den folgenden Beschwerden kommen:

  • Müdigkeit und Leistungsschwäche
  • Gelenk- und Muskelschmerzen
  • unangenehmes Druckgefühl unter dem rechten Rippenbogen
  • Haut-und Schleimhautsymptome (sogenannte Leberhautzeichen wie glatte, rote Zunge, wie lackiert erscheinende Lippen, sternförmige Gefäßerweiterungen: „Spider naevi")
  • Juckreiz, pergamentartige, dünne Haut
  • weiß gefärbte Nägel und gerötete Handinnenflächen.

Komplikationen bei chronischer Hepatitis B: Bei einem Teil der Patienten mit chronischer Hepatitis B schrumpft die Leber und verhärtet sich. In der Folge kommt es zu einer Leberzirrhose, bei der die Leberfunktion versagt oder zu Krampfadern in der Speiseröhre (Ösophagusvarizen) führt. Leberzirrhose entwickelt sich in der Regel aber erst 20 Jahre nach der Ansteckung mit dem Hepatitis B-Virus. Zudem haben Patienten mit chronischer Hepatitis B im Vergleich mit der Normalbevölkerung ein deutlich höheres Risiko, an Leberkrebs zu erkranken.

Begleitinfektion mit Hepatitis D: Patienten mit Hepatitis B stecken sich zuweilen zusätzlich mit dem Hepatitis-D-Virus an. Es entsteht eine sogenannte Koinfektion. Diese verläuft schwerer als eine einfache Hepatitis B.

Ursachen

Hepatitis B wird durch das Hepatitis B Virus verursacht. Die Inkubationszeit (also die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung) beträgt zwischen 1 und 6 Monaten.

Das Hepatitis B-Virus wird durch Blut und andere Körperflüssigkeiten wie Sperma, Muttermilch, Speichel oder Tränenflüssigkeit übertragen. Die meisten Infektionen gehen dabei auf das Konto von ungeschütztem Geschlechtsverkehr (über Sperma oder Speichel beim Oralverkehr) und infiziertes Blut. Für eine Ansteckung genügen schon geringe Mengen der infizierten Körperflüssigkeit.

Infiziertes Blut kann beispielsweise an nicht richtig gereinigten Instrumenten haften (z. B. beim Ohrlochstechen oder Tätowieren). Aber auch gemeinsam benutzte Zahnbürsten oder Rasierapparate können virusbehaftet sein und Hepatitis B übertragen.

Eine stark gefährdete Risikogruppe sind Drogenabhängige, die sich über gebrauchte Spritzen und Kanülen mit dem Hepatitis B-Virus infizieren.

Schwangere übertragen Hepatitis B auf ihr Kind

Schwangere mit dem Hepatitis B-Virus können ihr Baby während oder nach der Geburt anstecken (zum Beispiel beim Stillen). Um dieses Risiko zu verringern, werden alle Mütter im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge auf Hepatitis B getestet. Im Falle von Hepatitis B wird das Neugeborene innerhalb von zwölf Stunden nach der Geburt gegen Hepatitis B geimpft.

Keine Angst bei Dialyse und Blutübertragungen

Viele Menschen haben Angst, sich bei einer Dialyse oder Blutübertragung mit dem Hepatitis B Virus zu infizieren. Diese Angst ist relativ unbegründet. Denn Blut und Blutprodukte werden in Deutschland mittlerweile so aufwendig untersucht, dass die Infektionsgefahr nur als äußerst gering einzustufen ist.

Behandlung

Die Behandlung von Hepatitis B richtet sich nach dem Verlauf. Spezielle Medikamente gibt es bislang nicht. Darum ist es wichtig, die Leber zu schonen. Schutz vor dem Hepatitis B-Virus (HBV) bietet eine Impfung. Die HBV-Impfung empfiehlt sich für alle Menschen, die einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind.

Leber schonen gegen Hepatitis B

Hepatitis B verläuft in bis zu 90 Prozent der Fälle mit gering ausgeprägten Symptomen. Zuweilen wird die Infektion nicht einmal bemerkt. Bei leichten Verläufen braucht es keine besondere Behandlung. Bei Verläufen mit ausgeprägten Symptomen sollten Sie sich vor allem körperlich nicht belasten – und in Phasen mit besonders ausgeprägtem Krankheitsgefühl nach Möglichkeit im Bett bleiben.

Fettarme Ernährung und kein Alkohol

Ernähren Sie sich fettarm. Empfehlenswert ist leichte Schonkost. So entlasten Sie die Leber, die bei Verwertung und Abbau von Fetten die Hauptlast trägt. Besonders leberschädigend ist Alkohol. Daher sollten Sie bei jeder Form der Leberentzündung unbedingt auf Alkohol verzichten. Schon kleinste Mengen belasten die Leber deutlich.

Paracetamol und Pille

Viele Medikamente werden in der Leber verarbeitet. Manche schädigen die Leber sogar. Daher sollten Sie während einer Hepatitis B auf leberschädigende Medikamente verzichten. Dazu gehören beispielsweise der schmerzstillende und fiebersenkende Wirkstoff Paracetamol sowie weibliche Geschlechtshormone in der Pille zur Empfängnisverhütung. Gegen Schmerzen und Fieber können Sie nach Absprache mit ihrem Arzt zu Ibuprofen und Metamizol greifen. Über alternative Verhütungsmittel sprechen Sie am besten mit Ihrem Frauenarzt.

Bei einem sehr schweren Verlauf akuter Hepatitis B kann Ihr Arzt virenhemmende Wirkstoffe wie beispielsweise Lamivudin verordnen.

Medikamentöse Therapie von chronischen Hepatitis B

In der medikamentösen Therapie von chronischen Hepatitis B sind virenhemmende Wirkstoffe wie Adefovir, Entecavir, Lamivudin und Telbivudin die Mittel der Wahl. Diese Wirkstoffe müssen über mehrere Monate und Jahre eingenommen werden.

Ein anderer Therapieansatz besteht darin, Interferon unter die Haut zu spritzen. Sogenannte pegylierte Interferone haben den Vorteil, dass sie als Depotpräparate nur einmal pro Woche gespritzt werden müssen. Aber auch die Interferonbehandlung ist langwierig. Sie dauert in der Regel 1 Jahr.

Darf Interferon nicht gegeben werden oder hat die Interferon-Therapie nicht angeschlagen, können Nucleos(t)id-Analoga wie Entecavir und Tenofovir eingesetzt werden.

Komplikation Leberzirrhose

Bei Hepatitis B mit Leberzirrhose im Endstadium kann nur noch eine Lebertransplantation helfen.

Vorbeugung und Impfung

Hygiene und allgemeine Vorsichtsmaßnahmen helfen am ehesten, einer Hepatitis B vorzubeugen. Dazu zählen:

  • kein ungeschützter Geschlechtsverkehr. Kondome schützen vor einer Hepatitis B Ansteckung.
  • Spritzen nie teilen und nur einmalig verwenden.
  • Keine Rasierutensilien, Zahnbürsten sowie Nagelscheren und –feilen von potenziell infizierten Personen leihen.
  • In Tattoo- und Piercing-Studios auf entsprechende Hygiene achten (zertifizierte Läden bevorzugen).

Aktive Hepatitis B-Impfung

Der beste Schutz vor Hepatitis B ist die Impfung. Erhältlich sind die aktive Schutzimpfung und die Impfung nach einem vermeintlichen Kontakt mit dem Hepatitis B Virus (HBV).

Impfempfehlungen aktive HBV-Schutzimpfung

Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Institutes (RKI) empfiehlt die aktive HBV-Impfung seit 1995 für alle Säuglinge und Kleinkinder. Warum aber sollen alle Kinder geimpft werden, wenn das Infektionsrisiko in der Regel nicht besonders hoch ist? Die Antwort: Wenn Säuglinge oder Kleinkinder sich mit HBV infizieren, verläuft die Hepatitis B in 90 Prozent der Fälle chronisch. Die Risiken der Krankheit und die Belastung durch eine dann notwendige Therapie rechtfertigen es nach Einschätzung der meisten Mediziner, auch Kinder mit einer geringen Infektionswahrscheinlichkeit zu impfen. Nicht geimpfte Kinder sollen laut aktueller STIKO-Impfempfehlung (August 2020) bis zum 18. Lebenjahr nachträglich immunisiert werden.

Ferner gilt die offizielle Impfempfehlung für Erwachsene, die gemeinsam mit einem chronischen Hepatitis-B-Patienten leben oder beruflich häufig in Kontakt mit Blut oder anderen erregerhaltigen Körperflüssigkeiten kommen. Zudem kann eine HBV-Impfung für sexuell aktive Menschen mit wechselnden Geschlechtspartnern sinnvoll sein.

Impfschema: Grundimmunisierung von Säuglingen

Laut der im August 2020 aktualisierten Empfehlung der STIKO erhalten Säuglinge die ersten beiden von in der Regel 3 Impfungen zur Grundimmunisierung gegen Hepatitis B im Alter von 2 und 4 Monaten. Die Serie wird mit einer 3. Impfung im Alter von 11 Monaten komplettiert, aber frühestens 6 Monate nach der 2. Impfung.

Für Frühgeborene empfiehlt die STIKO eine zusätzliche Impfstoffdosis im Alter von 3 Monaten, insgesamt also 4 Impfstoffgaben.

Hepatitis-Impfung vor Geburten

Schwangere können das Hepatitis B-Virus bei der Geburt auf ihr Kind übertragen. Für Kinder von Müttern mit chronischer Hepatitis B oder unbekannten Hepatitis B-Status ist eine Impfung direkt nach der Geburt dringend empfohlen, um das Kind vor den Folgen einer möglichen Infektion zu schützen.

Aktive Impfung auch kombinierbar

Bei der aktiven Schutzimpfung veranlasst der Impfstoff den Körper dazu, Antikörper zu bilden. Diese Impfung schützt zugleich vor einer Hepatitis D Infektion. Der Impfschutz hält mindestens 10 Jahre. Des Weiteren gibt es noch einen kombinierten Hepatitis A und B-Impfstoff, der gegen B-Hepatitis und Hepatitis A schützt.

Passive Impfung gegen Hepatitis B nach Erregerkontakt ratsam

Die passive Impfung gegen Hepatitis B ist nach einer vermutlichen Hepatitis B-Infektion ratsam, zum Beispiel nach einer Nadelstichverletzung von medizinischem Personal oder bei Mitarbeitern der Stadtreinigung. Dabei werden – möglichst innerhalb der ersten 6 bis 12 Stunden nach der vermutlichen Infektion – Antikörper gegen Hepatitis B-Viren gespritzt. Diese helfen dem körpereigenen Abwehrsystem, eingedrungene Hepatitis B-Viren zu bekämpfen. Zusätzlich sollte der Impfschutz durch eine aktive Schutzimpfung gegen Hepatitis B aufgebessert werden.

Kein Zusammenhang von Hepatitis B-Impfung und MS

Insbesondere in impfkritischen Publikationen ist wiederholt zu lesen, die Impfung gegen Hepatitis B könne bei Multipler Sklerose (MS) schwere Krankheitsschübe verursachen. Tatsächlich kommt es vor, dass Menschen mit MS nach einer Impfung einen Schub bekommen. Das bedeutet aber nicht, dass dieser Schub durch die Impfung verursacht wird. Mehrere Studien haben die Schubhäufigkeit bei geimpften und nicht geimpften MS-Kranken untersucht. Auffällige Unterschiede gab es in keiner dieser Studien. Das Fazit: Fällt ein MS-Schub in die Zeit nach einer Impfung, dann handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht um einen Zusammenhang, sondern um einen Zufall.

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