Hämangiome
Hämangiome: Viele Eltern kennen die kleinen Blutschwämmchen, die sich oft nach der Geburt bilden und mitunter im Laufe der ersten Lebensjahre wieder verschwinden. Andere wiederum bleiben ohne chirurgische Intervention lebenslang bestehen. Alle wichtigen Informationen über Hämangiome.
Synonyme
Blutschwämmchen, Erdbeerflecken
Überblick: Was sind Hämangiome (Blutschwämmchen)?

Definition: Als Hämangiome bezeichnen Mediziner gutartige Tumoren der Blutgefäße. In der Umgangssprache sind sie unter anderem als Blutschwamm, Blutschwämmchen oder Erdbeerflecken bekannt. Am häufigsten sind Blutschwämmchen bei Neugeborenen (infantiles Hämangiom). Zuweilen treten Blutschwämmchen auch bei Erwachsenen auf, beispielsweise in Form des senilen Hämangioms.
Mediziner unterscheiden Blutschwämmchen nach Aussehen und Ursachen in das kapilläre und kavernöse Hämangiom (siehe auch Symptome). Wenn sich gleichzeitig mehre Blutschwämmchen bilden, bezeichnet man das als Hämangiomatose.
Symptome: Fast alle Hämangiome sind aus medizinischer Sicht weitgehend unbedenklich. Nur sehr große Blutschwämmchen verursachen manchmal Beschwerden. Das gilt beispielsweise, wenn sie in Gelenkbeugen liegen. Dann kann es zu Schmerzen und Hautreizungen kommen.
Bei Neugeborenen bilden sich kleine Blutschwämmchen meist während der ersten Lebensjahre zurück und kommen auch nicht wieder. Größere Blutschwämme hingegen bleiben ohne chirurgische Behandlung mitunter lebenslang bestehen.
Erwachsene empfinden Erdbeerflecken zuweilen als kosmetisches Problem. Das umso mehr, als Hämangiome sich vor allem im Gesicht und am Hals bilden.
Behandlung: Wer die Blutschwämmchen als störend empfindet, kann sie der Regel leicht bei einem ambulanten Eingriff entfernen lassen. Hautärzten und Chirurgen stehen dafür verschiedene Verfahren zur Verfügung (siehe Therapie).
Häufigkeit von Blutschwämmchen
Über die Häufigkeit von Hämangiomen finden sich in der aktuellen Literatur unterschiedliche Angaben. Demnach treten Blutschwämmchen bei 3 bis 10 Prozent aller Geburten auf. In gut 75 Prozent der Fälle sind sie bereits bei der Geburt vorhanden. Das restliche Viertel bildet sich meist in den ersten Tagen nach der Geburt aus. Bei Frühgeborenen sind Hämangiome deutlich häufiger (30 bis 50 Prozent).
Mehr als die Hälfte aller Hämangiome (60 Prozent) bildet sich am Kopf (vor allem im Gesicht) und am Nacken.
Blutschwämmchen: Symptome
Die Symptome eines Hämangioms unterscheiden sich je nach Form. Die beiden wichtigsten und häufigsten Formen sind das kapilläre und das kavernöse Hämangiom.
Symptome des kapillären Hämangioms
Kapillaren sind die kleinsten Blutgefäße, die bis direkt an die Haut reichen. Kapilläre Hämangiome sind wuchernde Neubildungen dieser kleinen Äderchen. Typischerweise sind diese Blutschwämmchen schon bei der Geburt vorhanden.
Kapilläre Hämangiome (Haemangiosum capillare) scheinen als hellrote Blutschwämmchen durch die Haut. Wegen der Farbe werden sie auch als Erdbeerflecken oder Erdbeerhämangiom bezeichnet. Die Geflechte können einen Durchmesser von wenigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern haben. Etwa die Hälfte der kapillären Hämangiome betrifft Kopf (hier vor allem Lippen und Mund) und Hals. Sie können sich aber auch überall auf der Haut sowie an oder in Organen bilden.
Charakteristischerweise wachsen kapilläre Hämangiome in den ersten Lebensmonaten sehr schnell. Wenn die maximale Ausdehnung erreicht ist, verblasst die hellrote Färbung. Dieser Prozess vollzieht sich meist bis zum 3. Lebensjahr. Bis zur Pubertät haben sich dann etwa 80 Prozent der kapillären Hämangiome weitgehend zurückgebildet. Allerdings bleiben in etwa der Hälfte der Fälle meist leichte Gefäß- und Hautveränderungen zurück.
Symptome des kavernösen Hämangioms
Beim kavernösen Hämangiom (Haemangioma cavernosum) bilden die überschießend wuchernden Blutgefäße Hohlräume aus, die sogenannten Kavernen. In diesen Hohlräumen sammelt sich Blut.
Kavernöse Hämangiome erscheinen auf der Haut deutlich dunkler. Ihre Farben reichen von Dunkelrot bis Blau (ähnlich blauen Flecken). Kavernöse Blutschwämmchen sind nur selten schon bei der Geburt vorhanden. Vielmehr entstehen sie meistens in den ersten Lebenstagen. Sie bilden sich vor allem im Gesicht sowie am Rumpf, können aber auch im Gehirn oder in der Leber auftreten. Bei genauer Betrachtung ist mitunter eine Unterteilung der Kavernen in einzelne Bereiche erkennbar. Zudem können sie auch bluten.
Anders als die kapilläre Form bilden sich kavernöse Blutschwämmchen nicht von selbst zurück.
Eine Komplikation von großen kavernösen Hämangiomen besteht darin, dass sich aufgrund einer übermäßig starken Blutgerinnung im betroffenen Gefäßabschnitt Blutgerinnsel bilden können. In Folge dessen kann ein Blutplättchenmangel entstehen, der zu einer verminderten Blutgerinnung mit einer erhöhten Blutungsneigung führt.
Symptome weiterer Hämangiome
Wenn Hämangiome sich bei Erwachsenen bilden (senile Hämangiome), handelt es sich meistens um Gruppen von Gefäßwucherungen, die auch ineinander übergehen können. Die dunkelroten Flecken und Knötchen zeigen sich vor allem am Rumpf, bei Frauen verstärkt im Intimbereich.
Wegen der dunkelroten Farbe der senilen Hämangiome werden sie auch als Kirschhämangiom (Kirschflecken) bezeichnet. Sie bilden sich meist im mittleren Erwachsenenalter aus.
Generalisierte Hämangiome sind Symptom des Sturge-Weber-Syndroms. Hier bilden sich die Tumoren auf der Haut, im zentralen Nervensystem und auf der Netzhaut.
Ursachen: Woher kommen Blutschwämmchen?
Die Ursachen der meisten Hämangiome sind weitgehend unbekannt. Man geht davon aus, dass vererbbare Gendefekte eine Rolle spielen. Dafür spricht, dass die Kinder von Eltern mit Blutschwämmchen häufiger von Hämangiomen betroffen sind als Kinder von Eltern ohne.
Untersuchung
Die Diagnose von oberflächlichen Hämangiomen ist anhand der typischen Hautflecken offenkundig. Blutschwämmchen in Organen werden meistens als Zufallsbefund bei Röntgenuntersuchungen oder Magnetresonanztomografien entdeckt.
Behandlung: Was hilft gegen Blutschwämme?
Die Therapie von Hämangiomen richtet sich nach der Lage und Größe der Blutschwämmchen.
Kleine oberflächliche Blutrschwämmchen sind meist harmlos
Bei kleinen oberflächlichen Hämangiomen besteht in der Regel keine Notwendigkeit für eine Therapie. Das gilt vor allem, wenn die Blutschwämmchen keine Beschwerden verursachen. Außerdem bilden sich kapilläre Hämangiome von kleinen Kindern in der Regel bis zur Pubertät so weit zurück, dass sie kaum noch störend auffallen.
Sehr große Hämangiome können durchaus Beschwerden bereiten. Zudem lässt sich nur schwer beurteilen, ob ein solches Hämangiom bösartig entarten wird. Dann kann es medizinisch sinnvoll sein, die Blutschwämmchen zu entfernen. Das gilt zudem für (noch wachsende) Hämangiome im Bereich von Augen, Lippen und Nase, im Ano-Genitalbereich, an Händen und Füßen sowie in den Innenbeugen oder Außenseiten großer Gelenke.
Hämangiome entfernen
Kleine oberflächliche Hämangiome lassen sich bei einem kleinen ambulanten Eingriff bei örtlicher Betäubung entfernen. Am günstigsten ist die Vereisung (Kryotherapie).
Es ist aber auch möglich, die Blutschwämmchen mit einem Laser zu veröden. Diese Methode eignet sich auf für größere Blutschwämme sowie Hämangiome im Körperinneren.
Die chirurgische Entfernung von Hämangiomen war bis zur Einführung von Kryotherapie und Lasertherapie das meistverwendete Verfahren. Inzwischen werden Hämangiome aber nur noch selten mit dem Skalpell entfernt.
Medikamentöse Therapie
Unter bestimmten Umständen kommt eine medikamentöse Therapie von Hämangiomen in Betracht. Dabei werden vor allem kortisonhaltige Entzündungshemmer angewendet. Vergleichsweise neu ist die Therapie mit Betablockern. Wie der positive Effekt von Betablockern wie Propranolol auf Hämangiome zustande kommt, ist nicht abschließend geklärt. Die Betablocker-Therapie erfolgt bei einem stationären Krankenhausaufenthalt und wird nur bei besonders schweren Fällen angewendet.
Prognose: Sind Blutschwämmchen gefährlich?
Bei den meisten Hämangiomen sind die Heilungsaussichten sehr gut. Die absolute Mehrzahl der Blutschwämmchen bildet sich spontan zurück. Die Lebenserwartung wird nicht negativ beeinflusst.
Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur)
Stand: 22.05.2024