Gürtelrose (Herpes zoster)
Gürtelrose ist weit verbreitet und sehr schmerzhaft. Der rötliche, bläschenförmige Hautausschlag schlingt sich oft wie ein Gürtel um den Oberkörper. Gürtelrose kann jedoch auch an anderen Körperstellen auftreten. Hier erfahren Sie mehr zu den Symptomen, den Ursachen und der Therapie einer Gürtelrose.
Synonyme
Gürtelrose, Herpes Zoster
Definition: Was ist Gürtelrose?
Gürtelrose (Herpes zoster) ist eine äußerst schmerzhafte Virus-Erkrankung. Das auslösende Virus gelangt häufig bereits im Kindesalter in den Körper und macht sich als Windpocken bemerkbar. Dieses Windpocken-Virus (Varicella-Zoster-Virus) verbleibt im Körper und ruht sozusagen in Nervenzellen. Unter bestimmten Umständen wird es im Erwachsenenalter reaktiviert: Gürtelrose bricht aus.
Ist Gürtelrose ansteckend?
Viele Menschen fragen sich: Wie ansteckend ist Gürtelrose? Sehr ansteckend, jedoch weniger stark als Windpocken. Varicella-Zoster-Viren gehören zur Familie der Herpes-Viren, sie sind weltweit verbreitet. Bei Gürtelrose werden sie – anders als bei Windpocken – nur durch direkten Kontakt mit der virushaltigen Bläschenflüssigkeit übertragen (sogenannte Schmierinfektion). Darum sollten an Gürtelrose erkrankte Personen vorsichtig sein, um andere nicht zu gefährden. Die Bläschen dürfen keinesfalls geöffnet werden. Eine Ansteckungsgefahr besteht solange, bis die Bläschen komplett verkrustet sind.
Wer sich erstmalig mit dem Varicella-Zoster-Virus infiziert, erkrankt nicht an Gürtelrose, sondern an Windpocken.
Gürtelrose: Symptome
Gürtelrose beginnt häufig mit leichtem Fieber, man fühlt sich krank, müde und abgeschlagen. 2 bis 3 Tage später folgen die typischen brennenden Schmerzen – üblicherweise nur auf einer Körperhälfte. Die betroffenen Hautstellen entsprechen den Nervenbahnen, an denen das Virus nach seiner Reaktivierung entlang wandert. Diese Hautareale werden medizinisch als Dermatome bezeichnet. Die Haut ist gerötet und sehr empfindlich, es bilden sich Knötchen, gefolgt von reiskorngroßen, prall gespannten Bläschen.
Der Ausschlag ähnelt anfangs sehr den Windpocken-Bläschen, juckt aber nicht so stark. In den ersten 2 bis 3 Tagen sind Bläschen mit wässriger oder blutiger Flüssigkeit gefüllt, danach mit Lymphe. Die Bläschen brechen auf, verschorfen und trocknen binnen 2 bis 7 Tagen aus. In der Regel heilen sie - häufig narbig – innerhalb von 2 bis 3 Wochen ab. Typischerweise wird der gürtelförmige Ausschlag einseitig am Rumpf sichtbar, es können aber auch Bereiche von Augen, Nase, Stirn und behaarter Kopfhaut betroffen sein. Bei einigen Menschen sind zusätzlich die naheliegenden Lymphknoten geschwollen.
Der schmerzhafte, bläschenförmige Hautausschlag kann über Wochen andauern. Zusätzlich können bakterielle Infektionen die Haut und innere Organe lebensbedrohlich schädigen. Möglich sind auch Hirnentzündungen oder Hirnhautentzündungen sowie bleibende Seh- und Hörstörungen. Es gibt zudem Hinweise, dass Gürtelrose das Risiko erhöht, an Multipler Sklerose zu erkranken.
Nervenschmerzen als Symptom von Gürtelrose
Besonders gefürchtet sind lang anhaltende, kaum erträgliche Nervenschmerzen nach der Gürtelrose (sogenannte Post-Zoster-Neuralgie). Manchmal flammen die Schmerzen an den betroffenen Körperstellen Wochen oder Monate später erneut auf und halten dann Monate, teils sogar über Jahre an. Diese Nervenschmerzen werden als sehr heftig beschrieben, Mediziner bezeichnen sie auch als postzosterische Neuralgie. Faktoren, die das Risiko solcher Nervenschmerzen erhöhen, sind z. B. eine nicht rechtzeitig eingeleitete oder unzureichende Therapie der Gürtelrose mit Medikamenten. Auch das Alter scheint eine Rolle zu spielen. So sind bis zu 70 Prozent der älteren Patienten von dieser Neuralgie betroffen.
Ursachen von Gürtelrose
Auslöser von Gürtelrose ist eine Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus. Zunächst erkrankt der Betroffene an Windpocken. Anschließend verbleibt das Virus im Körper. Es wandert entlang der Nervenbahnen und verharrt inaktiv in den Nervenwurzeln, es schläft dort sozusagen.
Über 95 Prozent aller Erwachsenen haben dieses Virus in sich. Unterschiedliche Faktoren können es wieder reaktivieren. Dazu zählen ein geschwächtes Immunsystem, vor allem in höherem Alter, Grippe, schwere Erkrankungen wie Aids oder eine Chemotherapie bei Krebs; aber auch Stress und intensive Sonnenbestrahlung werden als Auslöser gewertet. Das Virus wacht also auf und wandert entlang der Nervenbahnen zurück zur Haut. Dort verursacht es die typischen Symptome von Gürtelrose.
Untersuchung
Unwohlsein und Fieber, in Verbindung mit einseitig brennenden Schmerzen und Bläschen vor allem im Gesicht, sollten Sie zum Arzt führen. Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung der Gürtelrose ist wichtig, um Komplikationen zu vermeiden.
In der Regel wird Ihr Arzt die Diagnose Gürtelrose schon anhand der typischen Symptome stellen. Im Zweifelsfall können spezielle Antikörper oder der Virus selbst mittels Wundabstrich nachgewiesen werden.
Behandlung: Was hilft bei Gürtelrose?
Bei Verdacht auf Gürtelrose wird der Arzt so rasch wie möglich Medikamente verordnen, die die Vermehrung der Varicella-Zoster-Viren stoppen (sogenannte Virostatika wie etwa Aciclovir, Famciclovir oder Brivudin). Dauer und Intensität der Erkrankung werden so vermindert und Folgeschäden vorgebeugt. Bei der Behandlung der Gürtelrose gilt: je schneller, umso besser. Verlieren sie deshalb keine wertvolle Zeit im Wartezimmer. Teilen Sie ihren Verdacht schon beim Betreten der Praxis mit, damit die Praxismitarbeiter die Reihenfolge der anderen Patienten entsprechend planen und handeln können.
Neben virenhemmenden Wirkstoffen lindern Schmerzmittel sowie austrocknende Salben oder antiseptische Lösungen akute Symptome und Beschwerden. Antibiotika können zusätzliche Infektionen verhindern. Und schonen Sie sich, solange Sie krank sind.
Medikamentöse Behandlung von Gürtelrose
Zur medikamentösen Behandlung von Gürtelrose und ihren Symptomen kann eine Vielzahl von Medikamenten zu verschiedenen Zwecken eingesetzt werden:
Lokale Schmerzlinderung:
- Benzocain (in einer Salbengrundlage, rezeptfrei in der Apotheke erhältlich)
- Polidocanol (in einer Lotion, rezeptfrei in der Apotheke erhältlich)
Austrocknung der Bläschen:
- Zinkschüttelmixtur (Lotio alba: Rezeptur aus der Apotheke)
Virostatika (Mittel, die gegen Viren wirken):
- Famciclovir (Tabletten, verschreibungspflichtig)
- Brivudin (Tabletten, verschreibungspflichtig)
Homöopathie (Komplementärmedizin):
- Arsenicum album (bei Juckreiz, Angst und Unruhe)
- Apis mellifica (bei großen Blasen mit Schwellung und Juckreiz)
Phytotherapie (Pflanzenheilkunde, Komplementärmedizin):
- Teebaumöl (desinfizierend, als Verband)
- Ätherisches Öl aus Lavendel, Kamille oder Eukalyptus (20%ige Lösung, wirkt desinfizierend und entzündungshemmend)
Hydrotherapie (Wasserbehandlung, Komplementärmedizin):
- Pelose-Heilschlamm-Packungen
- Franz-Branntwein-Kompressen
- Apfelessig-Waschungen.
Behandlung von postzosterischer Neuralgie
Besonderes Augenmerk gilt den teils noch monatelang anhaltenden Nervenschmerzen nach abgeklungener Gürtelrose. Oft sind starke Schmerzmittel unumgänglich, manchmal in Kombination mit Antidepressiva. Diese unterstützen die schmerzstillende Wirkung. Auch Medikamente, die ursprünglich gegen Epilepsie entwickelt wurden (sogenannte Antiepileptika) können helfen. Dazu gehört zum Beispiel der Wirkstoff Carbamazepin.
Selbsthilfe bei Gürtelrose
Folgende Tipps sollten Sie beherzigen, wenn Sie an Gürtelrose erkrankt sind:
- Achten Sie auf strengste Hygiene und halten Sie Abstand zu gesunden Menschen, um deren Ansteckung zu vermeiden.
- Schonen Sie sich, um Ihr Immunsystem nicht weiter zu belasten.
- Vermeiden Sie zusätzliche bakterielle Infektionen, darum: Bläschen nicht aufkratzen, aufstechen oder aufscheuern, betroffene Regionen nur mit Wasser und evtl. milden Lotionen reinigen, baden ist erlaubt.
- Entfernen Sie keine Krusten gewaltsam von den Bläschen, allenfalls können Sie Borken mit feuchten Umschlägen und Kompressionen behutsam lösen.
- Schmerzen und Juckreiz lindern Sie mit rezeptfreien Medikamenten, etwa Vaseline oder Puder und Cremes mit lokalen Betäubungsmitteln (wie Benzocain oder Polidocanol).
- Zur Behandlung des Ausschlags haben sich auch Pflanzenheilkunde (z. B. Teebaumöl), Homöopathie sowie Heilschlamm-Packungen bewährt (siehe unter: Medikamentöse Behandlung von Gürtelrose).
- Benutzen Sie keine Mittel gegen Lippenherpes.
Gürtelrose: Vorbeugung und Impfung
Wer noch keine Windpocken hatte, sollte jeglichen Kontakt zu Menschen mit Gürtelrose meiden. Des Weiteren gilt:
- Das körpereigene Abwehrsystem durch entsprechenden Lebens- und Ernährungsstil stärken, um den Ausbruch der Krankheit zu verhindern.
- Schwangere, die das Virus nicht in sich tragen (oder nicht gegen Windpocken geimpft wurden), sollten sich strikt von an Gürtelrose erkrankten Personen fernhalten.
- Personen mit einem erhöhten Risiko für schwere Verlaufsformen (z. B. Schwangere und Immungeschwächte) können vorbeugend mit Zoster-Immunglobulinen oder einem virenhemmenden Medikament behandelnd werden (innerhalb von vier Tagen nach Kontakt mit Gürtelrose-Patienten).
Impfung gegen Gürtelrose
Eine Impfung gegen das Varicella-Zoster-Virus, so Untersuchungen aus den USA, halbiert bei älteren Menschen das Risiko, an einer Gürtelrose zu erkranken. Die Wirkung sei auch bei hochbetagten Menschen gegeben.
Seit 2018 ist in Deutschland ein Impfstoff gegen Herpes Zoster für Menschen ab dem 50 Lebensjahr zugelassen. Mit der Aktualisierung ihrer offiziellen Impfempfehlungen im August 2020 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine zweimalige Impfung mit dem adjuvantierten Herpes-Zoster-Totimpfstoff im Abstand von mindestens 2 bis maximal 6 Monaten für alle Menschen ab dem 60. Lebensjahr.
Für Personen ab dem 50. Lebensjahr gilt die Impfempfehlung, wenn das Immunsystem geschwächt sowie bei Asthma, COPD, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sowie bei rheumatoider Arthritis.
Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur)
Stand: 08.03.2023