Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom)
Gebärmutterhalskrebs ist die zweithäufigste Krebsart bei Frauen in Deutschland. Etwa 2.000 Frauen pro Jahr überleben das Zervixkarzinom nicht. Auslöser sind vor allem humane Papillomaviren (HPV). Hier lernen Sie die Ursachen kennen und lesen, wie Sie Symptome früh erkennen. Rechtzeitige Therapie von Gebärmutterhalskrebs verbessert die Überlebenschancen ganz erheblich, eine HPV-Impfung schützt.
Synonyme
Gebärmutterhalskrebs, Zervixkarzinom
Definition: Was ist Gebärmutterhalskrebs?
Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) ist eine bösartige Veränderung des Gebärmutterhalsgewebes, die zumeist im Bereich des Muttermundes auftritt. Der Muttermund ist der untere Teil des Gebärmutterhalses. An dieser Stelle sind besonders häufig Zellveränderungen zu beobachten. Anfangs machen die bösartig veränderten Zellen oft keine Beschwerden. Später sind Schmierblutungen, Ausfluss sowie Schmerzen Symptome, die auf Gebärmutterhalskrebs hinweisen können.
Häufigste Ursache von Gebärmutterhalskrebs sind Infektionen mit humanen Papillomviren (HPV, siehe Ursachen), die bei sexuellen Kontakten (vor allem Geschlechtsverkehr) übertragen werden. Die Viren sind aber nicht nur für Mädchen und Frauen gefährlich. Bei Jungen lösen HPV-Infektionen mitunter Krebserkrankungen von Penis, After oder Mund-Rachen-Raum (Oropharynxkarzinome) hervor. Wirksamen Schutz vor einer HPV-Infektion bietet eine Schutzimpfung, die idealerweise im Kindesalter verabreicht wird. Ausführliche Informationen dazu weiter unten unter Vorbeugung.
Häufigkeit: Wie häufig ist Gebärmutterhalskrebs?
Bei Frauen zwischen 15 und 44 Jahren ist Gebärmutterhalskrebs nach Brustkrebs die zweithäufigste Krebsart. Jedes Jahr sterben weltweit 275.000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Alleine in Deutschland erkranken jährlich etwa 6.000 Frauen, mehr als 2.000 sterben daran.
Gebärmutterhalskrebs: Symptome
Gebärmutterhalskrebs verursacht üblicherweise zunächst gar keine Beschwerden. Nur gelegentlich treten leichte – von der Regelblutung unabhängige – Schmierblutungen auf. Wird der Tumor größer, zerfällt er in geschwürartige Fragmente. Dadurch entsteht ein Ausfluss, der für Zervixkarzinome charakteristisch ist. Der wässerige Ausfluss ist fleischfarben und riecht süßlich. Viele Frauen bemerken ein anderes Symptom, das der wachsende Tumor verursacht: Das sind regelmäßige Blutungen und Kontaktblutungen beim Geschlechtsverkehr. Blut an der Penisspitze oder an Kondomen sollte deshalb sehr ernst genommen werden und ärztlich untersucht werden.
Weitere Symptome von Gebärmutterhalskrebs
- Schmerzen beim Sex
- Schmerzen im Bereich des kleinen Beckens
- Rückenschmerzen
- Blut im Urin
- Wiederkehrende Harnwegsinfekte (zum Beispiel Blasenentzündung und Harnröhrenentzündung)
- Ungewollter/unklarer Gewichtsverlust.
Spätsymptome bei Gebärmutterhalskrebs
Wächst der Krebs weiter, kann er in umliegende Bereiche und Organe einwachsen, zum Beispiel ins kleine Becken, in die Harnleiter sowie in Blase und Darm. Dadurch sind schwerwiegende Folgen möglich, unter anderem eine Nierenstauung oder Lymphödeme der Beine. In schweren Fällen geht Stuhl über Scheide oder Harn ab, manchmal tritt aus dem After aus.
Gebärmutterhalskrebs streut und bildet Tochtergeschwülste (Metastasen). Diese Krebszellen werden über den Blut- oder Lymphkreislauf im gesamten Körper verteilt.
Ursachen: Woher kommt Gebärmutterhalskrebs?
Gebärmutterhalskrebs wird in den meisten Fällen durch Viren verursacht. Auslöser sind vor allem humane Papillomaviren (HPV, alternative Schreibweise: Humane Papillomviren). Davon gibt es etwa 200 verschiedene Virustypen, die neben Tumoren auch für die Entstehung von Warzen (Feigwarzen, Genitalwarzen und Dornwarzen) verantwortlich sind. In etwa 70 Prozent der Fälle verursachen die Typen HPV 16 und HPV 18 Gebärmutterhalskrebs. Vor den Viren schützt die HPV-Impfung (siehe Therapie).
Übertragung der humanen Papillomaviren
Humane Papillomaviren werden häufig durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Eine Ansteckung ist jedoch auch ohne Geschlechtsverkehr über Kontakt- und Schmierinfektionen möglich. Schon Petting mit einem infizierten Partner reicht für eine HPV-Infektion aus. Die Viren werden üblicherweise bereits im Jugendalter übertragen.
Nicht jede HPV-Infektion endet als Gebärmutterhalskrebs
Etwa 70 Prozent aller sexuell aktiven Frauen und Männer infizieren sich in ihrem Leben mit den humanen Papillomaviren. Glücklicherweise endet aber nicht jede HPV-Infektion bei Frauen als Gebärmutterhalskrebs. Vielmehr heilen 70 bis 80 Prozent der Infektionen ohne Symptome aus. In der Regel wissen die Betroffenen gar nicht, dass sie infiziert waren.
Bei bis zu 10 Prozent aller Frauen versagt jedoch das körpereigene Abwehrsystem bei der Bekämpfung der humanen Papillomaviren. Dann nisten sich die HP-Viren in der Gebärmutterhalsschleimhaut ein. Im ungünstigsten Fall führen sie zum Gebärmutterhalskrebs.
Andere Ursachen von Gebärmutterhalskrebs in der Diskussion
Neben den humanen Papillomaviren als Ursache von Gebärmutterhalskrebs werden auch andere Ursachen diskutiert. Dazu zählen insbesondere:
- Genitalinfektionen mit anderen Krankheitserregern
- Langzeiteinnahme von hormonellen Verhütungsmitteln („Pille")
- Hohe Geburtenzahl
- Schwäche des körpereigenen Abwehrsystems
- Rauchen.
Auslösende Faktoren
Zu den auslösenden Faktoren von Gebärmutterhalskrebs zählen vor allem:
- Frühzeitiger Beginn des Sexualverkehrs
- Sex mit häufig wechselnden verschiedenen Partnern oder mit mehreren Partnern parallel (hohe Promiskuität)
- Mangelnde Sexualhygiene (auch des Partners)
- Niedriger sozialer Status
Untersuchung
Frühe Stadien von Gebärmutterhalskrebs lassen sich nicht ohne Weiteres bei der regelmäßigen Sicht- und Tastuntersuchung feststellen. Unterrichten Sie Ihren Frauenarzt, wenn Sie etwa in jüngster Zeit bislang ungewohnte Schmerzen beim Geschlechtsverkehr haben, Schmierblutungen auftreten oder einen süßlich riechenden Ausfluss bemerken.
Nachweis mit dem PAP-Test
Dabei entnimmt der Gynäkologe mit einem kleinen Bürstchen oder einem Spatel je einen Abstrich vom Muttermund und aus dem Gebärmutterhalskanal. Das abgestrichene Material wird im Labor auf Zellveränderungen untersucht. Je nach der Ausprägung werden diese Zellveränderungen durch den PAP-Test in 5 Stufen eingeteilt. Ab Stufe III (gesprochen Pap 3) sind weitere Untersuchungen notwendig, um Gebärmutterhalskrebs auszuschließen.
Weitere Diagnoseverfahren
Zu den weiteren Diagnosemöglichkeiten gehören andere Laboruntersuchungen, eine Scheidenspiegelung (Kolposkopie) sowie spezielle Zelluntersuchungen (Dünnschichtzytologie sowie Zellentnahme mittels Biopsie, Kürettage oder Konisation). Bestätigt sich ein Anfangsverdacht, sichert der Arzt eine Gebärmutterhalskrebs-Diagnose üblicherweise ab. Zu diesen Verfahren gehören zum Beispiel Ultraschalluntersuchungen von Nieren und Leber, Blasen- und Darmspiegelungen sowie bildgebende Verfahren wie Röntgen, CT und MRT.
Gebärmutterhalskrebs: Behandlung
Die Behandlung von Gebärmutterhalskrebs hängt von der Größe und Ausbreitung des Tumors ab. In der Regel wird jede Krebsvorstufe am Gebärmutterhals entfernt. Einige Zellveränderungen werden mittels Elektroschlinge oder Konisation (ein Verfahren, bei dem ein Gewebekegel am Muttermund heraus geschnitten wird) entnommen.
Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie)
Ist der Tumor schon fortgeschritten, ist in vielen Fällen eine Gebärmutterentfernung (Hysterektomie) nicht zu umgehen. Die Standardtherapie für diesen Eingriff bezeichnen Mediziner als Wertheim-Meigs-Operation. Bei diesem Verfahren wird die Gebärmutter mitsamt ihrem Halteapparat und den Lymphknoten entlang der großen Beckengefäße entnommen. Mitunter müssen auch die Eierstöcke, die Harnblase oder ein Teil des Darms entfernt werden. Ausführliche Informationen dazu finden Sie hier: Gebärmutterentfernung (Hysterektomie).
Bestrahlung und Chemotherapie
Ob neben der Operation eine ergänzende Strahlen- und oder Chemotherapie erforderlich ist, entscheidet der Arzt nach dem Zellbefund. Bei ausgedehntem Befall von Lymphgefäßen und Lymphknoten, bei größeren Tumoren oder wenn der Krebs nicht komplett entfernt werden kann, senken diese beiden Therapien das Risiko, erneut an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken.
Prognose: Wie gefährlich ist Gebärmutterhalskrebs?
Die Heilungsaussichten bei Gebärmutterhalskrebs richten sich nach dem Ausmaß der Erkrankung. Krebszellvorstufen lassen sich in aller Regel komplett entfernen, die Heilungsaussichten sind sehr gut. Im frühen Krebsstadium kann die Prognose auch noch als relativ gut bewertet werden. Je größer der Krebs allerdings ist und je weiter er sich ausgedehnt hat, umso schlechter ist die Chance auf Heilung. Im Durchschnitt überleben nur etwa 60 Prozent der Frauen die ersten 5 Jahre nach Diagnosestellung.
Vorbeugung: Was schützt vor Gebärmutterhalskrebs?
Gebärmutterhalskrebs gehört zu den wenigen Krebsarten, denen man mit einfachen Maßnahmen wirksam vorbeugen kann. Die wichtigsten Rollen spielen regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und die Impfung gegen humane Papillomaviren. In 99 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs lässt sich nach Angaben des Robert-Koch-Institutes bei den Frauen Erbmaterial aus HP-Viren nachweisen. Das ist zwar kein Beweis für die Urheberschaft der Viren, aber ein sehr starkes Indiz.
Vorsorgeuntersuchungen
In Deutschland zahlen alle gesetzlichen Krankenkassen für Frauen ab 20 Jahren eine jährliche Vorsorgeuntersuchung mit dem PAP-Test als Teil des gesetzlich festgelegten, deutschen Krebsfrüherkennungsprogramms. Experten empfehlen dringend, diese Untersuchung wahrzunehmen. Sie hilft sehr dabei, Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs früh zu erkennen. Und je früher Gebärmutterhalskrebs entdeckt wird, umso erfolgversprechender ist die Therapie.
Alleine in Deutschland sterben jährlich etwa 2.000 Frauen, weil Gebärmuterhalskrebs zu spät erkannt wurde. Das ist ein Drittel der Frauen, die pro Jahr neu erkranken.
Cochrane-Auswertung bestätigt Wirksamkeit der HPV-Impfung
Der beste Schutz vor HPV-Infektion und Gebärmutterhalskrebs ist die HPV-Schutzimpfung. Das hat eine seriöse und unabhängige Auswertung von wissenschaftlichen Studien in diesem Jahr (2018) bestätigt. Laut dieses Cochrane-Reviews senkt die HPV-Impfung die Zahl der Neuinfektionen dramatisch: Von 10.000 nicht infizierten Frauen stecken sich nach einer HPV-Schutzimpfung nur 2 Frauen an. Ohne Impfung sind es 165 von 10.000 Frauen. Die Zahl der Krebsvorstufen (Läsionen) sinkt laut dieser Auswertung um mehr als die Hälfte. Bei Frauen ohne Impfschutz im Alter zwischen 15 und 26 finden sich Krebsvorstufen in 341 von 10.000 Fällen. Bei den geimpften Frauen sind es nur 157/10.000.
STIKO: Auch Jungen gegen HPV impfen
Um Frauen wie Männer besser vor den mitunter dramatischen Folgen einer HPV-Infektion zu schützen, hat die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Institutes (RKI) 2018 die Impfempfehlungen zur HPV-Schutzimpfung geändert. Die STIKO empfiehlt nunmehr, auch Jungen gegen humane Papillomviren zu impfen (siehe auch Vorbeugung). Das mit soll auch die Verbreitung von HPV-bedingten Genitalwarzen (Feigwarzen) bei beiden Geschlechtern sehr viel wirksamer eingedämmt werden.
Impfung gegen humane Papillomaviren
Die Ständige Impfkommission und die Weltgesundheitsorganisation WHO empfehlen die HPV-Impfung für alle Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren, in jedem Fall aber vor dem ersten Geschlechtsverkehr. Denn bis zu diesem Zeitpunkt ist eine Ansteckung mit dem humanen Papillomavirus sehr unwahrscheinlich.
Nach der Impfung besteht nach gegenwärtigem Kenntnisstand ein nahezu 100prozentiger Schutz gegen eine HPV-Infektion der Typen 6, 11, 16 und 18 (je nach Impfstoff zusätzlich gegen 31, 33, 45, 52 und 58). Die Virus-ähnlichen Partikel im Impfstoff können sich nicht vermehren und auch keinen Krebs auslösen. Vielmehr geht man davon aus, dass das körpereigene Abwehrsystem nach der Impfung Antikörper bildet und der Organismus im Fall einer Infektion gut gegen humane Papillomviren gewappnet ist.
HPV-Impfschema
Mittlerweile sind verschiedenen HPV-Impfstoffe auf dem Markt. Die Impfschemata folgen in aller Regel einem nahezu gleichen Muster.
- Erstimpfungen im Alter von 9 bis 13 bzw. 14 Jahren: je nach Impfstoff 2 Impfungen im Abstand von 5 bis 6 Monaten, maximaler Abstand: 13 Monate
- Erstimpfungen ab einem Alter von 14 Jahren: 3 Impfungen innerhalb eines Jahres, zweite Impfung 1 bis 2 Monate nach der ersten, dritte Impfung meist 6 Monate nach der zweiten (je nach Impfstoff)
- Nachholimpfungen oder Vervollständigung einer Impfserie: Bei einem Impfabstand von weniger als 6 Monaten zwischen der 1. und 2. Impfung ist eine 3. Impfdosis erforderlich.
Nebenwirkung der HPV-Impfung
Die Nebenwirkungen einer HPV-Impfung bleiben in der Regel auf lokale Reaktionen an der Einstichstelle beschränkt. Typisch sind Juckreiz, Rötungen, Schwellungen oder kleine Blutungen. Manchmal kommt es zu Fieber oder Schmerzen. Schwerwiegende Nebenwirkungen der HPV-Impfung sind bislang nicht bekannt.
Kassen zahlen HPV-Impfung bis zum 17. Lebensjahr
Die Kosten der HPV-Impfung werden von den gesetzlichen Krankenkassen für alle Mädchen übernommen, die unter die offiziellen Impfempfehlungen der STIKO fallen. Manche gesetzlichen Kassen zahlen sogar bis zum 26. Lebensjahr. Private Krankenversicherungen übernehmen die Kosten in Höhe von etwa 150 Euro in der Regel ebenfalls. Ansprechpartner für die Impfung ist - je nach Alter - der Kinderarzt (Pädiater) oder der Frauenarzt (Gynäkologe).
Eine HPV-Impfung ersetzt übrigens keinesfalls die jährlichen Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt.
Vorbeugung mit Kondomen
Für Männer und nicht geimpfte Frauen bieten Kondome den besten Schutz vor einer Infektion mit HPV. Allerdings ist dieser Schutz nicht 100prozentig. Denn HP-Viren können auch mit den Händen übertragen werden, beispielsweise beim Petting.
Ein bei Männern und Frauen äußerlich sichtbarer Hinweis auf eine Infektion mit HPV sind Genitalwarzen, die auch als Feigwarzen bezeichnet werden. Etwa 30 Prozent aller mit HPV infizierten Menschen haben diese Warzen. Warum sie bei nur einem Drittel auftreten, weiß man nicht.
Studienlage
- Cochrane Review: HPV-Impfung zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs und seinen Vorstufen: https://www.cochrane.org/de/CD009069/hpv-impfung-zur-vorbeugung-von-gebarmutterhalskrebs-und-seinen-vorstufen
- STIKO: Wissenschaftliche Begründung für die Empfehlung der HPV-Impfung für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2018/26/Art_01.html?nn=2375548
- STIKO: Wissenschaftliche Begründung für die Änderung der Empfehlung zur Impfung gegen humane Papillomviren: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2014/35/Art_02.html?nn=2375548
Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur)
Stand: 26.09.2024