Gallensteine
Entzündete Gallensteine können Gallenkoliken verursachen. Wie lassen sich Gallensteine entfernen? Was bringt eine Gallenstein-OP? Hier finden Sie die Antworten.
Synonyme
Cholelithiasis
Definition: Was ist Gallenstein?
Gallensteine sind Gebilde aus verfestigter Gallenflüssigkeit. Gallenflüssigkeit ist ein Gemisch von Wasser, Gallensäuren, Cholesterin und Bilirubin. Wenn das Mischungsverhältnis nicht mher stimmt, bilden sich zunächst Kristalle. Aus diesen Kristallen entstehen Gallensteine, die die Gallenwege verstopfen können und zu schmerzzhaften Gallenkoliken führen. Die medizinische Bezeichnung für Gallensteine ist Cholelithiasis.
Gallensteine: Häufigkeit
Junge Menschen sind selten von Gallensteinen betroffen, ab dem 30. Lebensjahr nimmt das Risiko für Gallensteine stetig zu. Frauen erkranken etwa doppelt so häufig wie Männer. Experten gehen davon aus, dass bis zu 20 Prozent der Erwachsenen Gallensteine haben, die allerdings in den meisten Fällen keinerlei Beschwerden verursachen.
Gallensteine: Symptome
Sehr viele Menschen haben Gallensteine, ohne es zu wissen und ohne dass die Steine Beschwerden verursachen. Wenn die Gallensteine aber die Gallenblasenwand reizen, kommt es zu Entzündungen. Die Entzündung verursacht Schmerzen im rechten Oberbauch, die häufig nach einer fettreichen Mahlzeit auftreten. Schmerzen durch Gallensteine können sehr heftig und krampfartig sein (sog. Koliken), tagelang anhalten und mit Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Schweißausbrüchen und Kreislaufbeschwerden einhergehen.
Gallen-Koliken: Koliken durch Gallensteine
Rutscht ein kleiner Gallenstein aus der Gallenblase in den Gallengang, wird der Galleabfluss gestört. Die Muskulatur der Gallengänge versucht dann, das Hindernis durch krampfartiges Zusammenziehen hinauszubefördern. Dadurch können Koliken entstehen. Je nachdem, wo der Stein festsitzt, kann außerdem eine Gelbfärbung von Haut und Schleimhaut (Ikterus) oder eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (akute Pankreatitis) hinzukommen.
Komplikation von Gallensteinen: Bauchfellentzündung
Im schlimmsten Fall wird die Wand der entzündeten Gallenblase porös und reißt. Dann ergießt sich die Gallenflüssigkeit in den Bauchraum. Das verursacht üblicherweise eine lebensbedrohliche Bauchfellentzündung (Peritonitis).
Bei häufigem Auftreten von unklaren Schmerzen im Oberbauch und Übelkeit nach einer fettreichen Mahlzeit sollten Sie den Verdacht auf Gallensteine von einem Arzt untersuchen lassen. Zudem ist bei jeder akuten Gallenkolik ist ein Arztbesuch notwendig.
Ursachen: Woher kommen Gallensteine?
Ursache von Gallensteinen ist eine veränderte Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit, kurz auch Galle genannt. Die Galle, die zur Fettverdauung im Zwölffingerdarm benötigt wird, wird von der Leber produziert und in der Gallenblase zwischengelagert. In der Verdauungsphase zieht sich die Gallenblase zusammen und die Galle gelangt über den Gallengang in den Darm. Gallensteine entstehen, wenn sich die übliche Zusammensetzung der Galle verändert hat. Dann kristallisieren Cholesterin, Kalzium und Gallenfarbstoffe aus und klumpen zu Gallensteinen zusammen.
Häufige Ursachen von Gallensteinen sind:
- Erbliche Veranlagung
- Fortgeschrittenes Alter
- Übergewicht
- Fettreiche Ernährung
- Bewegungsmangel
- Einnahme der Anti-Baby-Pille
- Engstellen in den Gallengängen.
Risikofaktoren für Gallensteine
Bestimmte Faktoren und Erkrankungen fördern die Entstehung von Gallensteinen. Dazu gehören insbesondere:
- Schwangerschaft
- Diabetes (Zuckerkrankheit)
- Erhöhte Cholesterinspiegel im Blut
- Dünndarmoperationen (Gallensäureverlustsyndrom)
- Chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn
- Überfunktion der Nebenschilddrüse (Hyperparathyreoidismus)
- Vorzeitiger Zerfall der roten Blutkörperchen mit Blutarmut (hämolytische Anämie)
- Schneller Gewichtsverlust bei sehr fettarmer Ernährung.
Gallensteine: Behandlung
Die Behandlung von Gallensteinen gehört zum Fachgebiet der Gastroenterologie, also dem Facharzt für Magen-Darm-Beschwerden. Die Gallensteintherapie hängt dabei von Art und Lage der Steine. In manchen Fällen kommt eine medikamentöse Behandlung der Gallensteine infrage. In vielen Fällen aber bleibt nur eine Operation.
Medikamentöse Behandlung von Gallensteinen
Wenn Ihr Arzt durch Ultraschall und Röntgen Größe, Menge, Lage und Art der Steine bestimmt hat, folgt zunächst einmal die medikamentöse Behandlung der Symptome. Er wird Ihnen schmerzstillende Medikamente wie Metamizol und Tramadol verordnen. Gegebenenfalls kommen die krampflösenden Wirkstoffe Butylscopolamin zum Einsatz. Bakterielle Entzündungen im Zusammenhang mit Gallensteinen werden mit Antibiotika wie Meropenem oder Ceftriaxon therapiert.
Gallensteine mit Medikamenten auflösen
Bestimmte Gallensteine (nämlich reine Cholesterinsteine) lassen sich in einer Langzeittherapie mit Medikamenten auflösen. Medikamente dafür enthalten die Wirkstoffe Ursodeoxycholsäure (UDCA) oder Chenodeoxycholsäure.
Gallensteine operativ entfernen
Je nach Lage und Art kommen verschiedene Verfahren in Betracht, um Gallensteine operativ zu entfernen.
Eine noch verhältnismäßig junge Methode ist es, Gallensteine endoskopisch bei einer Bauchspiegelung zu entfernen. Dabei wird über einen kleinen Schnitt ein Schlauch in die Bauchhöhle eingeführt, durch den der Operateur die Gallensteine mit einer Zange greift und herausholt. Große Gallensteine können dabei mit Schallwellen zertrümmert werden.
In vielen Kliniken werden Gallensteine bei einer klassischen Bauchraum-OP (Laparotomie) entfernt. Dieser Eingriff hat – vor allem wegen der Narkose – ein leicht höheres Risiko für Komplikationen.
Nach der Gallenstein-OP
Die Gallenblase dient als Depot für die Fett verdauende Gallenflüssigkeit, die allerdings in der Leber gebildet wird. Diese Flüssigkeit fließt zum kleinen Teil in das Reservoir der Gallenblase hinein und wird dort konzentriert. Der größte Teil allerdings wird über die Gallengänge in den Zwölffingerdarm geleitet. Kommt es durch eine fettreiche Mahlzeit zu einem Reiz, zieht sich die Gallenblase zusammen und stößt so bei Bedarf eine größere Menge Gallenflüssigkeit aus.
Bei der Gallenoperation wird lediglich die Gallenblase entfernt sowie der Gang, über den die Reservoirflüssigkeit in den Hauptgallengang gedrückt wird. Da die Produktion der Gallenflüssigkeit aber von der Leber übernommen wird und nach wie vor in den Darm fließt, muss nach einer Operation nichts medikamentös ausgeglichen werden. Nur auf Fett-Reize kann der Organismus nicht mehr wie zuvor reagieren. Das hat aber nur geringe Auswirkungen auf die Verdauung, die unter Umständen etwas länger dauert. Beschwerden werden dadurch in der Regel nicht verursacht.
Selbsthilfe bei Gallensteinen
Bei akuten Gallenkoliken sollten Sie keine Nahrung aufnehmen und einen Arzt aufsuchen. Warme Auflagen gegen die Schmerzen helfen nicht, Wärme verschlimmert die Entzündung oftmals sogar noch.
Pflanzliche Wirkstoffe bei Gallensteinen
Neben der ärztlichen Medikation helfen auch pflanzliche Präparate als Tee, Extrakt, Tropfen oder Dragees bei Gallensteinen. Artischockenblätter zum Beispiel optimieren die Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit, insbesondere das Verhältnis von Gallensäuren und Cholesterin. Schafgarbe wirkt gallentreibend und hilft bei Verdauungsstörungen. Löwenzahn wirkt mit seiner hohen Anzahl an Bitterstoffen ebenfalls gallentreibend, zudem entzündungshemmend und krampflösend. Das Kraut des Erdrauchs lindert vor allem krampfartige Beschwerden. Auch Kümmel hilft dank seiner krampflösenden Eigenschaften bei Gallensteinbeschwerden.
Vorbeugung: Was schützt vor Gallensteinen?
Eine der Hauptursachen für Gallensteine ist Übergewicht. Wenn Sie abnehmen oder Übergewicht vermeiden, senken Sie auch das Risiko für Gallensteine.
Zudem sollten Sie auf fette, gebratene oder blähende Kost weitgehend verzichten. Lieber 5 kleine Mahlzeiten täglich essen, und allzu üppige Mahlzeiten vermeiden. Dadurch können Gallensteine oder eine Kolik nicht zuverlässig verhindert werden, aber die Ernährungsumstellung wirkt sich insgesamt bei Gallenleiden positiv aus. Und sie hilft auch beim Abnehmen. (
Viele Ballaststoffe und gesunde Fette
Bevorzugen Sie eine ballaststoffreiche Ernährung. Denn Ballaststoffe binden Cholesterin und verhindern so dessen Anreicherung in der Gallenflüssigkeit. Damit beugen Sie der Entstehung von Gallensteinen vor. Anregungen finden Sie auch hier: Ernährung bei erhöhten Cholesterinwerten
Achten Sie auf gesunde Fette und bevorzugen Sie einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Omega-3-Fettsäuren, vor allem in Fischen (wie Lachs, Hering, Sardine und Makrele) enthalten, senken zum Beispiel den Cholesterinanteil in der Gallenflüssigkeit.
Und trinken Sie ausreichend. Eine tägliche Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2 Litern beugt der Gallensteinbildung vor.
Übrigens: Der Magenbitter nach einer fettreichen Mahlzeit ist nicht verdauungsfördernd, er schadet der Verdauung vielmehr. Trinken Sie stattdessen besser einen Kräutertee.
Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur)
Stand: 06.03.2024