Fuchsbandwurm-Infektion (Alveoläre Echinokokkose)

Der Fuchsbandwurm ist ein Parasit, der normalerweise im Darm von Füchsen lebt, manchmal auch in Hunden und Katzen. Sehr selten befällt er Menschen und löst eine lebensgefährliche Lebererkrankung aus, die Mediziner als alveoläre Echinokokkose bezeichnen. Lesen Sie, wie Sie die Symptome von Fuchsbandwurm-Infektionen erkennen, wie die Behandlung erfolgt und wie Sie sich vor einer Infektion mit dem Parasiten schützen.

Synonyme

Echinococcus-multilocularis-Infektion

Überblick: Fuchsbandwurm-Infektionen

Fuchsbandwurminfektion

Beim Menschen sind Infektionen mit dem Fuchsbandwurm (Fünfgliedriger Fuchsbandwurm oder Echinococcus multilocularis) sehr selten. Wenn es aber zu einer Infektion mit dem Parasiten kommt, besteht vor allem das Risiko einer lebensgefährlichen Leberschädigung, die Mediziner als alveoläre Echinokokkose bezeichnen. Das Tückische an dieser Erkrankung: Die Symptome zeigen sich häufig erst Jahre nach einer Infektion.

Übertragen wird der Fuchsbandwurm durch den Kot von infizierten Tieren. Zum Menschen gelangen die Eier des Fuchsbandwurms vor allem durch mit Kot kontaminierte niedrig wachsende pflanzliche Lebensmittel wie Bärlauch, Beeren oder Pilze. Die Larven des Parasiten wandern dann aus dem Darm in die Leber, wo sie das Gewebe der Organe zerstören. Zuweilen verteilen sich die Larven im ganzen Körper: Das betrifft zunächst lebernahe Organe wie Gallenwege, Milz oder Lunge. Aber auch in den Knochen oder im Gehirn wurde der Parasit bereits nachgewiesen.

Wie gefährlich ist der Fuchsbandwurm für den Menschen?

Wird eine Fuchsbandwurm-Infektion früh erkannt, ist sie gut medikamentös zu behandeln. Wenn sich die Larven des Parasiten bereits länger in der Leber festgesetzt haben, ist eine Leberoperation häufig unumgänglich. Die Erfolgsaussichten hängen vor allem davon ab, wie stark das Lebergewebe bereits geschädigt wurde. Ohne Behandlung verläuft alveoläre Echinokokkose wegen der fortschreitenden Leberzerstörung tödlich.

Fuchsbandwurm-Infektionen: Häufigkeit

Fuchsbandwurm-Infektionen sind in Deutschland sehr selten. Die Zahl der Fälle liegt nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) seit Jahren auf einem niedrigen Niveau. 2020 registrierte das RKI insgesamt 46 Fälle von alveolärer Echinokokkose. Unter den Erkrankten waren etwa doppelt so viele Männer (29) wie Frauen (15). Bis auf zwei junge Erwachsene waren alle Erkrankten älter als 25 Jahre. Echinokokkose ist laut Infektionsschutzgesetz eine meldepflichtige Erkrankung.

Welche Symptome haben Fuchsbandwurm-Infektionen?

Fuchsbandwurm-Infektionen oft lange ohne Symptome

Fuchsbandwurm-Infektionen haben eine sehr tückische Eigenschaft: Sie können über viele Jahre vollkommen symptomlos verlaufen. Die Zeit zwischen einer Infektion mit den Fuchsbandwurmeiern und ersten spürbaren Symptomen (Inkubationszeit) liegt nach Angaben des RKI zwischen wenigen Monaten und mehreren Jahren. In anderen Quellen wird die Inkubationszeit mit 5 bis 15 Jahren angegeben.

In der symptomfreien Zeit nisten sich die Larven des Fuchsbandwurms in den inneren Organen ein. In 98 Prozent der Fälle ist nach Angaben des Kompetenzzentrums Fuchsbandwurm die Leber betroffen, selten Lunge, Milz oder Gallengänge. In den befallenen Organen verursachen die Larven tumorartige Veränderungen in Form von Zysten. Zysten sind mit Flüssigkeit (oft Eiter) gefüllte abgekapselte Hohlräume.

Wie macht sich der Fuchsbandwurm bemerkbar?

Meist verursacht erst das Wachstum der Zysten die ersten wahrnehmbaren Symptome einer Fuchsbandwurm-Infektion wie Druckgefühle oder Schmerzen am Oberbauch. Im Verlauf der alveolären Echinokokkose werden die Zysten zahlreicher und größer – und bereiten weitere Symptome:

Gallenstau: Wenn die Zysten die Gallengänge einengen, kann es zu einem Gallenstau (Cholestase) kommen. Sichtbares Symptom eines Gallenstaus sind gelbliche Verfärbungen von Augen und Haut, die in der Umgangssprache als Gelbsucht bezeichnet werden. Mediziner sprechen von Ikterus.

Pfortader-Hochdruck: Die Pfortader (Vena portae) transportiert Blut in die Leber. Wenn sie durch die Zysten eingeengt wird, steigt der Druck in der Pfortader. Typische Symptome von Pfortader-Hochdruck sind Krampfadern in der Speiseröhre (Ösophagusvarizen), Milzschwellung (Splenomegalie), Wasseransammlungen im Bauchraum (Aszites) und der Bildung von Umgehungskreisläufen, die als hervortretende Adern im Bauchbereich sichtbar werden. Mediziner nennen dieses Symptom Caput medusae (Deutsch: Medusenhaupt).

Leberhautzeichen sind weitere Symptome der fortschreitenden Zerstörung des Lebergewebes:

  • Gerötete Handinnenflächen
  • Netzartige Gefäßzeichnungen im Hals- und Oberkörperbereich (Spider naevi)
  • Flohstichartige Hauteinblutungen (Petechien)
  • Mundwinkeleinrisse (Rhagaden)
  • Glatte Zunge (Lackzunge)
  • Weiß verfärbte Nägel (Weißnägel)
  • Juckreiz und Kratzspuren
  • Dünne, pergamentartige Haut (Geldscheinhaut)
  • Bindegewebsartige Verhärtung und Schrumpfung der Handinnenflächensehne, meist des meist 3. und 4. Fingers (Dupuytrensche Kontraktur, Morbus Dupuytren).

Wenn die Veränderungen der Leberfunktion nicht erkannt und rechtzeitig behandelt werden, führt die alveoläre Echinokokkose zum Leberversagen und endet damit tödlich.

Ursachen: Infektion mit dem Fünfgliedrigen Fuchsbandwurm

Ursache der alveolären Echinokokkose ist eine Infektion mit dem Fünfgliedrigen Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis).

Übertragungswege: Wie stecke ich mit Fuchsbandwurm an?

Füchse und andere infizierte Tiere scheiden die Eier des Fuchsbandwurms mit ihrem Kot aus. Über die Übertragungswege streiten die Experten. In einigen Quellen heißt es, die Übertragung erfolge oft über den Verzehr von bodennah wachsenden pflanzlichen Lebensmitteln wie Pilzen oder Waldbeeren. Andere Experten halten diese Annahme für widerlegt. Einig sind sich die Experten aber darüber, dass Wald- und Forstarbeiter einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind. Bei Landwirten ist die alveoläre Echinokokkose als Berufskrankheit anerkannt.

Im privaten Bereich gelten vor allem Haustiere wie Hunde, Katzen oder Nagetiere als Infektionsquelle. Demnach gelangen die Bandwurmeier beim Streicheln der Tiere auf die Hände von dort in den Menschen. Auch bei der Gartenarbeit ist eine Übertragung der Eier durch den Kontakt mit durch Kot verunreinigte Erde möglich.

Eine Übertragung vom Mensch zu Mensch ist nicht möglich.

Fuchsbandwurm und Bärlauch

In Medien ist öfter zu lesen, dass Bärlauch überdurchschnittlich oft durch Eier des Fuchsbandwurmes belastet sei. Ob das tatsächlich so ist, ist wissenschaftlich zumindest umstritten. Es liegt aber nahe, dass Bärlauch-Vorkommen stärker belastet sein könnten. Denn das Kraut wächst an vielen Wegesrändern – nicht nur im Wald. Wildtierbiologen wissen, dass Füchse ihren Kot gerne an übersichtlichen Orten wie beispielsweise Wegrändern absetzen. Und auch Hunde erledigen ihr „Geschäft“ gerne an Wegrändern. Experten empfehlen daher, Bärlauch nicht am Wegrand zu pflücken, sondern einige Meter vom Wegrand entfernt. Zudem streifen Hunde gerne durch Bärlauch-Wiesen. Dabei können Bandwurmeier im Fell hängen bleiben – und beim Streicheln auf den Menschen übertragen werden.

Kann man Fuchsbandwurmeier abwaschen?

Die Eier des Fuchsbandwurms lassen sich nach Angaben von Experten nicht sicher vollständig von Lebensmitteln abwaschen. Dazu sind die Eier zu klein und zu klebrig. Auch wenn Bärlauch, Beeren oder Pilze sorgfältig gereinigt werden: Es bleibt ein Risiko, dass einige Fuchsbandwurmeier in roh verzehrte Mahlzeiten gelangen. Der einzig sichere Weg ist das Kochen: Temperaturen von mehr als 60 Grad überleben auch die Eier des Fuchsbandwurms nicht.

Verbreitung von Fuchsbandwürmern

Grundsätzlich ist der Fuchsbandwurm in den gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel verbreitet. Große Vorkommen gibt es in Mitteleuropa vor allem in Deutschland, Österreich, der Schweiz sowie in Frankreich und Norditalien.

In Asien sind Fuchsbandwürmer vor allem in China, Japan und der Mongolei sowie dem asiatischen Teil Russlands verbreitet. Weitere große Vorkommen gibt es in der Türkei und Alaska.

Risikogebiete für Fuchsbandwurm-Infektionen

Die Risikogebiete für Fuchsbandwurm-Infektionen in Deutschland liegen vor allem in Süddeutschland. Nach Angaben des RKI wurden 2020 die meisten Erkrankungen aus Baden-Württemberg (16 Fälle) und Bayern (11) gemeldet. Das bevölkerungsreiche Nordrhein-Westfalen verzeichnete 8 Fälle von alveolärer Echinokokkose. Aus 7 Bundesländern kamen weitere Meldungen: Berlin, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Sachsen-Anhalt. Ohne Fälle von Fuchsbandwurm-Infektionen blieben demnach Bremen, Brandenburg, Hamburg, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen. Eine genaue Einordnung von Risikogebieten lässt sich aus den RKI-Daten aber nicht ableiten, da die Erkrankungsgefälle in der Regel aus den Wohnorten der Erkrankten gemeldet werden.

Hohe Infektionsrate bei Füchsen in Bayern

Angesichts des Waldreichtums von Bayern und Baden-Württemberg und einem damit großen Bestands an Füchsen erscheint die hohe Zahl an Erkrankungen aus Süddeutschland plausibel. Nach Angaben des bayrischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (siehe Quellen) ist in Bayern ein Viertel bis zu ein Drittel der Füchse mit dem Fuchsbandwurm infiziert.

Untersuchung: Wie werden Fuchsbandwürmer festgestellt?

Wie ist eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm zu erkennen?

Infektionen mit dem Fuchsbandwurm sind auch für Mediziner nicht leicht zu erkennen. Das liegt unter anderem daran, dass erste leichte Symptome wie Appetitlosigkeit oder Druckgefühle am Oberbauch sehr unspezifisch sind. Aber auch in späteren Stadien ist eine alveoläre Echinokokkose nicht leicht zu identifizieren. Symptome wie Gelbsucht (Ikterus) oder Leberhautzeichen können auch Anzeichen von anderen Lebererkrankungen wie beispielsweise Hepatitis sein.

Kann man sich auf Fuchsbandwurm testen lassen?

Bislang gib es keinen Test auf Infektionen mit dem Fuchsbandwurm. Vielmehr ist der genaue labormedizinische Nachweis auf für Experten nicht einfach. Der Verdacht lässt sich endgültig nur durch eine aufwendige Diagnostik bestätigen. Auf eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) folgen dabei gegebenenfalls Computer-Tomographie (CT), Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) oder Positronen-Emissions-Tomografie (PET). Klarheit schafft aber erst die Entnahme von Gewebeproben (Biopsie), die in einem Labor aufwendig aufbereitet und untersucht werden.

Behandlung: Was kann man gegen Fuchsbandwurm machen?

Bei rechtzeitiger Diagnosestellung werden Fuchsbandwurm-Infektionen in den allermeisten Fällen medikamentös behandelt. Dafür stehen zwei Medikamente aus der Gruppe der Anti-Wurmmittel (Anthelminthika) zur Verfügung: In der Regel wird zunächst Albendazol eingesetzt. Bei nicht ausreichender Wirkung oder Unverträglichkeiten kann als weitere Option der Wirkstoff Mebendazol angewendet werden. Die Medikamente hemmen das Wachstum der Fuchsbandwurm-Larven, töten aber nicht alle Larven vollständig ab. Daher muss die medikamentöse Therapie in der Regel lebenslang erfolgen.

Operation nach Fuchsbandwurm-Infektion

Eine Chance auf vollständige Heilung von alveolärer Echinokokkose besteht in einer Operation. Nach Angaben des Kompetenzzentrums Fuchsbandwurm-Erkrankung ist eine Operation bei etwa einem Drittel der Erkrankten erfolgversprechend. Bei dem chirurgischen Eingriff werden die von Larven befallenen Areale herausgeschnitten.

Prognose: Ist der Fuchsbandwurm heilbar?

In zwei Dritten der Fälle wird die alveoläre Echinokokkose erst erkannt, wenn die Leber bereits so stark geschädigt ist, dass eine Operation nicht mehr möglich ist. Bei schweren Fällen von alveolärer Echinokokkose ist eine Lebertransplantation die letzte lebensrettende Möglichkeit.Nach einer Leberoperation infolge einer Fuchsbandwurm-Infektion empfehlen Experten jährliche Kontrolluntersuchungen. Denn es ist durchaus möglich, dass auch nach einer Operation noch Fuchsbandwurmlarven im Körper verbleiben.

Wird eine Fuchsbandwurm-Infektion erkannt, bevor die Leber geschädigt wurde, sind die Aussichten auf eine erfolgreiche Behandlung gut. Die 5-Jahres-Überlebensrate bei medikamentöser Therapie liegt nach Angaben des Berufsverbandes Deutscher Internistinnen und Internisten bei 90 Prozent.

Die Prognose bei bereits eingetretenen Leberschädigungen lässt sich nur individuell stellen und hängt stark vom Fortschritt des Lebensschadens sowie dem allgemeinen gesundheitlichen Zustand der Erkrankten ab.

Vorbeugung: Wie kann man sich vor dem Fuchsbandwurm schützen?

Fuchsbandwurm-Infektionen lässt sich nicht mit 100 Prozent Sicherheit vorbeugen. Sie können aber viel dafür tun, das Risiko für eine Infektion zu senken oder das Fortschreiten von alveolärer Echinokokkose frühzeitig zu stoppen.

Der beste Schutz vor Fuchsbandwürmern ist gute Hygiene.

  • Regelmäßiges Händewaschen, insbesondere nach dem Kontakt mit Haustieren (auch Streicheln) und deren Ausscheidungen sowie nach Arbeit mit Erde (Garten- oder Bauarbeiten beispielsweise)
  • Besonders sorgfältiges Waschen von selbst gesammelten pflanzlichen Lebensmitteln wie Bärlauch, Beeren, Pilzen oder Kräutern; idealerweise Erhitzen auf Temperaturen von mehr als 60 Grad. Einfrieren tötet Fuchsbandwurmeier erst ab Temperaturen von minus 80 Grad!
  • Regelmäßige Wurmkuren für Haustiere, insbesondere bei Haustüren die häufig unbegleitet draußen sind sowie in der Nähe von Waldgebieten mit Fuchsbestand. Vorsicht: Füchse leben nicht nur im Wald, sondern sind mittlerweile auch in vielen menschlichen Siedlungen heimisch, sogar in Großstädten.

Wann zum Arzt? Anhaltende Beschwerden ernst nehmen

Das kritische Stadium von alveolärer Echinokokkose beginnt oft mit unspezifischen Symptomen wie Appetitlosigkeit, leichtem Unwohlsein oder Druckgefühlen im Oberbauch. Wenn es keine eindeutig als harmlos erkennbare Ursache für diese Beschwerden gibt, sollten sie zum Arzt gehen. Gelbfärbungen von Augen oder Haut (Ikterus) oder Hautveränderungen (siehe Leberhautzeichen) sind Hinweise auf möglicherweise schwere Lebererkrankungen. Diese Symptome bedürfen einer schnellen ärztlichen Untersuchung.

Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), Yvonne Jurkoweit (Ärztin)

Stand: 06.03.2024

Quelle:
  1. Kompetenzzentrum Fuchsbandwurm-Erkrankung
  2. Robert-Koch-Institut: Echinokokkose (Hunde-, Fuchsbandwurm-Infektion)
  3. Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Der Fuchsbandwurm
  4. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Fuchsbandwurm
  5. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung - Kindergesundheit: Hunde- und Fuchsbandwurm
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