Fibromyalgie
Fibromyalgie heißt übersetzt Faser-Muskel-Schmerz und ist eine sehr schwer zu diagnostizierende rheumatische Krankheit, die sich schleichend entwickelt und durch verschiedenste Symptome bemerkbar macht, die auch auf andere rheumatische Erkrankungen hinweisen können. Lesen Sie hier mehr über Ursachen, Symptome und Behandlung von Fibromyalgie.
Definition: Was ist Fibromyalgie?
Fibromyalgie ist eine Krankheit, die bei Patienten und Ärzten gleichermaßen immer wieder für Diskussionen sorgt. Weil für die Symptome, wie über den ganzen Körper verteilte Schmerzen, verbunden mit Depressionen und anderen Beschwerden, keine Ursache gefunden wird. Das führt mitunter dazu, dass Betroffene als „eingebildete Kranke" abgestempelt werden. Inzwischen zählt man die Fibromyalgie zu den Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, die in der Umgangssprache unter Rheuma zusammengefasst werden.
Fibromyalgie heißt übersetzt Faser-Muskel-Schmerz.
Fibromyalgie entwickelt sich schleichend. Von den ersten Symptomen bis zum Fibromyalgie-Syndrom vergehen im Schnitt sieben Jahre. Das American College of Rheumatology (ACR) spricht erst dann von Fibromyalgie, wenn Betroffene länger als drei Monate unter Schmerzen im Bereich von Muskeln und Gelenken leiden und mindestens 11 von 18 Druckschmerzpunkten (sogenannten Tender Points) druckschmerzhaft sind. Die meisten dieser Tender Points befinden sich im Bereich von Sehnenansätzen oder Muskel-Sehnen-Übergängen. Daher auch der Name der Erkrankung: Fibromyalgie heißt übersetzt Faser-Muskel-Schmerz.
Fibromyalgie: Symptome
Die Symptome von Fibromyalgie sind sehr komplex. Bis zu 144 Symptome weisen auf diese Erkrankung hin. Hier die wichtigen Fibromyalgie-Symptome im Überblick:
- Diffuse Schmerzen im Bereich von Muskeln, Sehnen, Weichteilen, teilweise mit Ausdehnung auf die Gelenke, Steifheit und Schwellungsgefühl der Gliedmaßen, die mindestens 15 Minuten anhalten
- Allgemeine Reiz- und Schmerzüberempfindlichkeit, Morgensteifigkeit, Wetterfühligkeit, dauernde schwere Abgeschlagenheit, Depressionen, ausgeprägte Erschöpfung nach körperlicher Betätigung, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen trotz Müdigkeit
- Reizblase, Reizdarm und Reizmagen, Durchfall und Verstopfung, Wassereinlagerungen, Ohrgeräusche, Allergien, Spannungskopfschmerzen, Herzklopfen und Herzrasen, Atemnot
- Ständiges Erkältungs- oder Fiebergefühl, häufige Infekte, Kloßgefühl im Hals, Juckreiz der Haut, Frieren, Schwitzen, kalte Hände, kalte Füße, trockene Augen und trockener Mund, Schwindel
- Herz- oder Atembeschwerden ohne erkennbare organische Ursache, nächtliches Zähneknirschen, erhöhte Lichtempfindlichkeit sowie Überempfindlichkeit für Gerüche oder Lärm.
Ursachen: Wie entsteht Fibromyalgie?
Die Ursachen der Fibromyalgie sind unbekannt. Mediziner beobachten aber eine familiäre Häufung. Daher ist eine genetische Komponente bzw. ererbte Veranlagung als Ursache denkbar.
Zudem beschreiben Ärzte, dass Betroffene im Laufe ihres Lebens immer empfindlicher auf Schmerzen reagieren. Das legt eine Schmerzverarbeitungsstörung nahe. Bei Fibromyalgie könnte es also sein, dass Betroffene auf starken Stress und ausgeprägte Überforderung mit Schmerzen reagieren, die sie in ähnlicher Weise in Kindheit und Jugend erfahren haben (sogenanntes Schmerzgedächtnis). Trotz fehlender Bestätigung dieser Vermutung ist bekannt, dass dauerhafte körperliche oder seelische Überlastungen die Wahrscheinlichkeit von Fibromyalgie erhöhen.
Stress und Ernährung als Fibromyalgie-Risikofaktoren
Als typische Auslöser von Fibromyalgie gelten andauernder beruflicher oder familiärer Stress, einseitige Tätigkeiten am Arbeitsplatz sowie ausgeprägter Perfektionismus. Als Auslöser werden weiterhin Störungen im Muskelfaser-Stoffwechsel diskutiert. Des Weiteren sollen Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, Virusinfekte oder eine erhöhte Hypothalamus-Aktivität (eine Hormon-Produktionsstätte im Gehirn) als Ursachen von Fibromyalgie infrage kommen.
Untersuchung
Der Weg vom ersten Arztbesuch bis zur Diagnose von Fibromyalgie ist oft lang. Man spricht von zirka 5 Jahren, die vergehen können. In dieser Zeit haben die Patienten oft eine wahre Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich. Das liegt daran, dass die Symptome ebenso gut auf andere Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises hinweisen können. Also müssen diese anderen Erkrankungen zunächst ausgeschlossen werden.
Ihr Arzt wird daher zunächst alle anderen Erkrankungen ausschließen wollen, die ähnliche Symptome wie Fibromyalgie haben. Das heißt, dass er eine Reihe von verschiedenen Untersuchungen macht, ehe er von Fibromyalgie reden wird.
Behandlung; Was hilft bei Fibromyalgie?
Da die Fibromyalgie ein vielgestaltiges Krankheitsbild ist, sind auch die Therapieoptionen breit gefächert. Neben verhaltenstherapeutischen und physikalischen Behandlungsansätzen wird Ihr Arzt in erster Linie die Schmerzen konsequent bekämpfen.
Fibromyalgie-Therapie in Schmerzzentren
Schmerzzentren sind auf die Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen wie bei Fibromyalgie spezialisiert. Falls bisherige Behandlungsansätze Ihnen keine Linderung gebracht haben, sollten Sie sich an ein solches Schmerzzentrum wenden. In der Regel handelt es sich hier um Praxen, Praxengemeinschaften oder Kliniken, in denen Ärzte verschiedener Fachrichtungen, Krankengymnasten, Physiotherapeuten und Psychotherapeuten zusammenarbeiten.
Medikamentöse Therapie
- Klassische Schmerzmittel wie Indometacin, Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Diclofenac
- Stark wirksame Schmerzmittel, hier insbesondere Opioide wie Tramadol
- Trizyklische Antidepressiva (zum Beispiel Amitryptilin)
- Muskelrelaxantien wie Flupirtin und Benzodiazepine.
Natürlich wird Ihr Arzt auch Begleiterscheinungen wie beispielsweise Übelkeit oder Schlafstörungen parallel behandeln.
Nicht alle Medikamente helfen bei jedem Patienten gleich gut. Geben Sie aber nicht gleich auf! Eine generalisierte Standardtherapie kann es bei Fibromyalgie angesichts der Vielfalt der Symptome und der unerkannten Gründe nicht geben. Die Krankheit ist daher bislang auch nicht heilbar, doch die Beschwerden können – wenn auch in geduldiger Zusammenarbeit – langfristig gelindert werden.
Selbsthilfe bei Faser-Muskel-Schmerz
Eine erfolgreiche Therapie von Fibromyalgie hängt ganz entscheidend von Ihrer Mithilfe ab. Sehr gut zur Linderung der Schmerzen geeignet sind Entspannungs- und Bewegungstherapien. Eine positive Lebenseinstellung trägt sehr zur Verbesserung des Krankheitsbildes bei.
Sehr wichtig sind körperliche Aktivitäten wie Gymnastik, Aquatraining, Schwimmen, Wandern, Walken oder auch andere Ausdauersportarten. Aber bitte ohne allzu großen Ehrgeiz, sondern mit Spaß und am besten in einer Gruppe.
In Selbsthilfegruppen von Fibromyalgie-Patienten können Sie Erfahrungen und Tipps mit Menschen austauschen, die sehr oft ähnliche Erfahrungen wie Sie gemacht haben. Oder die Selbsthilfegruppen helfen, dass Sie manch schlechte Erfahrung nicht machen müssen. Fibromyalgie-Selbsthilfen gibt es in vielen Städten. In der Regel haben die Gruppen Internetseiten. Oder erkundigen Sie sich bei dem für Sie zuständigen Gesundheitsamt oder Ihrer Krankenkasse.
Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur)
Stand: 08.03.2023