Embolie

Bei einer Embolie kommt es zum Verschluss eines Blutgefäßes durch Material, das von einer anderen Stelle des Körpers über die Blutbahn verschleppt wird und sich im Gefäß festkeilt. Durchblutung und Sauerstoffversorgung werden schlagartig unterbrochen – oft mit lebensgefährlichen Folgen. Lesen Sie mehr über Symptome, Verlauf und Behandlung von Embolien.

Synonyme

Gefäßverschluss

Definition

Blutgerinnsel-Embolie

Was ist eine Embolie?

Als Embolie bezeichnet man den plötzlichen Verschluss eines Blutgefäßes durch nicht lösliches Material, das vom Blut in das Gefäß eingeschwemmt wird. Dabei kann es sich um körpereigene oder körperfremde Stoffe handeln, beispielsweise um Blutgerinnsel, Fett, Fruchtwasser, Tumorzellen oder Parasiten. Wenn der Pfropfen (Embolus) größer als die betroffene Arterie oder Vene ist, kommt es zum Verschluss und schlagartigen starken Schmerzen. Die Durchblutung der dahinter liegenden Organe wird teilweise oder ganz blockiert und das Gewebe kann absterben.

Die häufigste Form der Embolie ist die Thrombembolie, bei der ein Blutgerinnsel (Thrombus) eine Lungenschlagader oder eine Hirnarterie verstopft. In der Folge kommt es zu einer Lungenembolie bzw. einem Schlaganfall. Ausführliche Informationen zu den beiden Krankheitsbildern finden Sie hier:

Was ist der Unterschied zwischen Embolie und Thrombose?

Eine Thrombose ist ein Gefäßverschluss, der durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) verursacht wird, und zwar direkt an der Stelle des Blutgefäßes, wo das Blut verklumpt. Löst sich das Blutgerinnsel oder ein Teil davon und wandert durch die Blutbahn, wird es zum Embolus, der an einer anderen Stelle ein Gefäß blockieren und eine Embolie hervorrufen kann. Embolien werden nicht nur durch Blutgerinnsel hervorgerufen: Die Pfropfen, die verschleppt werden, können aus unterschiedlichen körpereigenen und körperfremden Materialien bestehen. Hier lesen Sie mehr über Thrombosen.

Was heißt Embolie?

Das Wort „Embolie“ ist abgeleitet vom griechischen „embole“, das so viel wie „Hineindringen, Verstopfung“ bedeutet. „Embolus“ steht für „Pfropf“, griechisch „embolos“.

Wo kann eine Embolie entstehen?

Grundsätzlich kann jedes Blutgefäß von einer Embolie betroffen sein, Arterien und Venen. So können beispielsweise Arm- und Beinarterien oder Blutgefäße zu Milz, Darm oder Niere durch einen Embolus verschlossen werden. Bei einer Hirnembolie wird eine zum Gehirn führende Arterie blockiert.

Venöse Embolien werden meist durch ein Blutgerinnsel verursacht, das aus einer Bein- oder Beckenvene in eine der beiden Lungenarterien oder in das verästelte Gefäßsystem der Lunge wandert. Auch die Gefäße in den Augen können durch einen Embolus verschlossen werden, was zu Sehstörungen und zur Erblindung führen kann.

Häufigkeit

Zur Häufigkeit von Embolien liegen nur grobe Schätzungen vor. An einer Lungenembolie sterben in Deutschland jährlich zwischen 40.000 und 100.000 Menschen. Etwa 15 Prozent der tödlichen Lungenembolien ereignen sich nach einer Operation. Mehr als 200.000 Menschen in Deutschland erleiden jährlich einen Hirnschlag aufgrund eines Gefäßverschlusses. Etwa jeder fünfte davon ist verursacht durch eine arterielle Embolie aus dem linken Herz.

Symptome

Die Anzeichen einer Embolie hängen davon ab, wo sich der Gefäßverschluss ereignet hat. Die meisten Embolien sind durch plötzliche peitschenschlagartige Schmerzen gekennzeichnet, die durch das Verstopfen des betroffenen Blutgefäßes verursacht werden. Es gibt allerdings auch kleine Verschlüsse, die ohne Beschwerden verlaufen. Dies ist vor allem dort möglich, wo die Durchblutung über Umgehungskreisläufe (Kollateralen) aufrechterhalten werden kann.

Was sind Warnzeichen für eine mögliche Embolie in den Armen oder Beinen?

Die Warnzeichen für eine Embolie in einer großen Arterie im Bein oder im Arm werden auch als die sogenannten „6 P“ bezeichnet:

  • Pain (Schmerz)
  • Paleness (Blässe)  
  • Pulselessness (Fehlen des Pulses)
  • Paralysis (Lähmungserscheinungen)
  • Paresthesia (Sensibilitätsstörung)
  • Prostration (Schock

Was sind Symptome einer Lungenembolie?

Bei einer Lungenembolie kommt es meist zu folgenden Beschwerden:

  • Ausgeprägte Atemnot (Dyspnoe)
  • Kurzatmigkeit (Tachypnoe)
  • Schmerzen im Brustkorb, die sich beim Einatmen verstärken und/oder bis ins Bein ausstrahlen
  • Herzrasen (Tachykardie)
  • Abfall des Blutdrucks (Hypotonie)
  • Husten mit blutigem Auswurf
  • Herzrhythmusstörungen

Woran erkennt man eine Embolie im Gehirn?

Bei einer plötzlichen Minderdurchblutung des Gehirns können Symptome auftreten wie:

  • Angst und Beklemmungsgefühle
  • Lähmungserscheinungen, Halbseitenlähmung (Hemiplegie)
  • Desorientiertheit
  • Sprechstörungen
  • Bewusstlosigkeit

Wenn nicht innerhalb weniger Minuten die Durchblutung wieder hergestellt wird, tritt eine Schädigung der Nervenzellen und damit der betreffenden Hirnfunktionen ein.

Wie verläuft eine Embolie im Bereich der Eingeweide?

Bei einer Embolie im Bereich der Darmarterien (Mesenterialgefäße) kommt es zum Darminfarkt, einem Notfall, der schnellstmöglich behandelt werden muss. Leitbeschwerden sind plötzlich einsetzende, starke Bauchschmerzen, eventuell begleitet von Fieber und Durchfällen.

Nach einigen Stunden scheinen sich die Beschwerden zu bessern. Die Ursache aber bleibt bestehen. Diese trügerische Ruhe ist auf ein beginnendes Absterben von Darmgewebe zurückzuführen. Die darauffolgende Phase einer Embolie im Bereich der Eingeweide geht mit starken Schmerzen einher – und verläuft ohne schnelle medizinische Versorgung mit Darmverschluss, Schock und Blutvergiftung sehr oft tödlich.

Ein Gefäßverschluss im Bereich der Niere äußert sich durch starke Schmerzen im Lendenbereich und Blut im Urin. Ein sofortiges Handeln ist notwendig, um ein Nierenversagen abzuwenden.

Auch die Milz kann von einer Embolie betroffen sein. Typische Symptome sind Schmerzen im linken Oberbauch, begleitet von Reibegeräuschen im Bereich der Milz.

Was sind die Symptome bei einer Embolie im Auge?

Ist ein Auge von einer Embolie betroffen, kommt es zu einer plötzlichen Verschlechterung des Sehens oder einem Grauschleier vor den Augen, jedoch ohne Schmerzen oder weitere Beschwerden. Es handelt sich um einen medizinischen Notfall, der schnellstmöglich behandelt werden muss, da unter Umständen eine Erblindung droht.

Ursachen

Wie entsteht eine Embolie?

Bei einer Embolie verschließt ein nicht lösliches Material (Embolus) ein Blutgefäß von meist kleinem bis mittlerem Durchmesser. Dabei unterscheidet man drei Formen von Emboli:

  • Feste Emboli sind häufig Teile eines Blutgerinnsels (Thrombus), die sich vom Ort ihres Ursprungs gelöst haben und durch die Blutbahn strömen. Auch Teile von Tumoren oder Parasiten können eine Embolie verursachen.
  • Flüssige Emboli: Dazu gehören Fetttropfen, die nach einem Knochenbruch aus dem Knochenmark freigesetzt werden, oder Fruchtwasseranteile, die während der Geburt ins Blut gelangen.  
  • Gasförmige Emboli sind meist Luftblasen, die durch Verletzungen oder während einer Operation in die Blutbahn geraten.

Darüber hinaus unterscheiden Mediziner nach der Quelle des Embolus:

  • Arterielle Embolien haben ihren Ursprung meist in der linken Herzhälfte und führen zur Verstopfung einer Arterie. Vorhofflimmern, die häufigste Herzrhythmusstörung, ist ein Risikofaktor für die Ausbildung eines Embolus, der im Gehirn zum Schlaganfall führt.
  • Venöse Embolien gehen von einer Vene des großen Blutkreislaufs aus. Die Emboli geraten häufig von einer Bein- oder Beckenvene über das rechte Herz in die Lunge. Ein wichtiger Risikofaktor ist hierbei die Arterienverkalkung (Arteriosklerose).
  • Paradoxe Embolien nehmen ihren Anfang in einer Vene. Der Embolus wird dann über eine Öffnung zwischen den beiden Herzvorhöfen in eine Arterie geschwemmt werden und gelangt so in den Körperkreislauf.

Warum eine Embolie nach einer OP auftreten kann

Nach einer Operation ist die Beweglichkeit oft stark eingeschränkt. Der Blutfluss ist verlangsamt und es kommt zu einem Rückstau, der die Bildung von Blutgerinnseln begünstigt. Diese können durch die Blutbahn wandern und eine Embolie verursachen. Diese Gefahr besteht auch bei langen Auto- oder Flugreisen, wenn Menschen in unbeweglicher Position verharren.

Untersuchung

Zur Diagnose von Embolien gehört neben einer genauen Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) eine körperliche Untersuchung mit Prüfung der Vitalparameter (Blutdruck, Herzfrequenz, Atemfrequenz) inklusive Beurteilung des Zustands der Haut, der Temperatur, der tastbaren Pulse und Gefäßgeräusche. Zusätzlich kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz. Dazu gehören Ultraschalluntersuchungen (Dopplersonografien), Röntgenaufnahmen, nuklearmedizinische Untersuchungen (Szintigrafien) sowie kontrastmittelgestützte Computertomografien (CT-Angiografien) und Magnetresonanztomographien (MRT).

Behandlung

Was tun bei Embolie?

Bei Verdacht auf eine Embolie sollte schnellstmöglich ein Notarzt gerufen werden. Je nach Symptomen müssen Kreislauf und Atmung stabilisiert oder Sauerstoff, Schmerzmittel und Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung (Antikoagulanzien) verabreicht werden.

Ziel der weiteren Behandlung ist es, die Durchblutung des betroffenen Gewebes schnellstmöglich wiederherzustellen. Zu diesem Zweck kann der Embolus mit Medikamenten aufgelöst werden (Lysetherapie). Dabei wird das Medikament in die Vene gespritzt oder über die Arterie direkt am Blutgerinnsel verabreicht. Alternativ wird der Embolus operativ entfernt (Embolektomie).

Meist schließt sich eine mehrmonatige oder lebenslang andauernde Behandlung mit gerinnungshemmenden Medikamenten an, um einer erneuten Embolie vorzubeugen (siehe Vorbeugung).

Prognose

Der Verlauf einer Embolie und die weitere Prognose hängen vom Ort und Ausmaß des Gefäßverschlusses ab, ebenso vom Zeitpunkt des Behandlungsbeginns und möglichen Komplikationen. Auch Alter und Vorerkrankungen spielen eine Rolle. Je schneller die Embolie therapiert wird, desto besser sind die Heilungsaussichten. Im Falle einer Hirnembolie und eines Schlaganfalls zählt beispielsweise jede Minute, um einen schweren Verlauf zu verhindern. Bei einem Darminfarkt sollte innerhalb von wenigen Stunden operiert werden, um das Absterben von Darmgewebe zu verhindern.

Vorbeugung

Man kann Embolien vorbeugen, indem man bekannte Risikofaktoren meidet oder behandelt, wie z. B.:

Vor Operationen und nach der Entbindung raten Experten zudem, Kompressionsstrümpfe zu tragen. Um die Gefahr einer wiederkehrenden Embolie abzuwenden, werden direkte orale Antikoagulantien (DOAK) mit Wirkstoffen wie Apixaban (Eliquis), Rivaroxaban (Pradaxa), Phenprocoumon (Marcumar) oder Acetylsalicylsäure (ASS) für mehrere Monate verschrieben. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist sehr wichtig.

In manchen Fällen wird mittels Katheter ein sogenannter Kava-Schirm aus Kunststoff in die große Körpervene im Bauchraum eingesetzt, um Thromben abzufangen.

Autor: Nataša Mioković-Lutze, fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)

Stand: 31.01.2022

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