Elephantiasis tropica
Elephantiasis tropica: Der Name der Erkrankung reicht aus und vor dem geistigen Auge entstehen die Bilder von Menschen mit grotesk geschwollenen Gliedmaßen. Ursache für die elefantenähnlich wirkenden Schwellungen sind Fadenwürmer. Lesen Sie alles Wichtige über Symptome, Ursachen und Therapie dieser Wurminfektion.
Synonyme
Elefantiasis, Elefantenmann-Syndrom
Definition
Elephantiasis wird auch Elefantenmann-Syndrom genannt. Und spätestens diese Bezeichnung beschreibt das Krankheitsbild einprägsam. Bei Elephantiasis tropica können Körperteile enorme – elefantenähnliche – Maße annehmen. Ursache dafür ist ein Lymphstau, der durch Fadenwürmer verursacht wird, die von Mücken übertragen werden. Eine Heilung ist bis heute nicht möglich, weil sich die Würmer nicht komplett ausrotten lassen. Medikamente und chirurgische Verfahren können die Symptome aber lindern.
Häufigkeit
Elephantiasis tropica kommt vor allem im tropischen Afrika und in weiten Teilen des tropischen Asiens vor. Weitere Krankheitshäufungen gibt es in Süd- und Südostasien, China, der Karibik, Südamerika sowie im Südosten Indonesiens. Schätzungen zufolge sind weltweit mindestens 100 Millionen Menschen mit Filarien infiziert.
Touristen kaum gefährdet
Für Reisende ist die Gefahr, an Elephantiasis tropica zu erkranken, eher gering. Einer Infektion gehen in der Regel zahlreiche Mückenstiche über einen langen Zeitraum voraus. Sicherheitshalber sollten sich Reisende in Risikogebieten aber vor Insektenstichen schützen. Dabei helfen stichfeste Kleidung, Moskitonetze und Anti-Mücken-Mittel.
Symptome
Zwischen der Infektion und dem Ausbruch von Elephantiasis tropica können Jahre oder nahezu Jahrzehnte vergehen. In dieser Zeit reifen die Filarien heran. Erwachsene (adulte) weibliche Würmer können bis zu 10 Zentimeter lang werden (Männchen bis etwa 4 cm). Sie werden bis zu 10 Jahren alt. Die Würmer nisten sich vorzugsweise in Lymphgängen und Lymphknoten der Beine sowie im Unterhautfettgewebe des Bauchs ein und paaren sich. Nachkommen in Form von Mikrofilarien sind frühestens 2 bis 3 Monate nach einer Infektion nachweisbar, meist sogar erst viel später. Die Mikrofilarien verursachen mitunter entzündliche, nesselfieberartige Hautausschläge.
Mehr und mehr Filarien besetzen das Lymphsystem
Nach Monaten oder Jahren haben sich die Würmer so stark vermehrt, dass sie wiederholt fieberhafte Lymphbahn- und Lymphknotenentzündungen verursachen. Dabei werden die Lymphgefäße als gerötete, schmerzhafte Stränge sicht- und tastbar. Entzündete Lymphknoten schwellen an und schmerzen. Für Infektionen durch Fadenwürmer der Gattung Wuchereria sind vor allem akute Entzündungsschübe im Genitalbereich typisch. Sie äußern sich als schmerzhafte Hoden-, Nebenhoden oder Samenstrangentzündungen (Meyer-Kouwenaarsches Syndrom).
Chronischer Verlauf
Im chronischen Verlauf kommt es nach bis zu 15 Jahren zu den charakteristischen Lymphstauungen an den Beinen sowie im Bereich der Leisten und Genitalien. Der Hodensack schwillt schmerzhaft auf ein Vielfaches seiner ursprünglichen Größe an (Lymphskrotum oder Hydrozele), innere und äußere Schamlippen verformen sich teigig-ödematös und die Beine nehmen immer weiter an Umfang zu (Lymphödeme). Je stärker der Lymphabfluss behindert ist, umso ausgeprägter ist die typische elefantenähnliche Symptomatik (insbesondere bei Brugia-Infektionen).
Begleiterkrankungen häufig
Neben den starken Schwellungen kommt es häufig zu weiteren Erkrankungen. In erster Linie resultieren die aus dem deutlich geschwächten Abwehrsystem. Denn Bakterien und Pilze haben leichtes Spiel gegen das wurmdurchsetzte Lymphsystem. Vor allem Blasen-, Nieren- und Atemwegsentzündungen zählen zu den typischen Begleiterkrankungen von Elephantiasis.
Mitunter verursachen die Fadenwürmer das sogenannte tropische pulmonale Eosinophiliesyndrom. Das ist durch nächtliche Hustenattacken und Asthmaanfälle, chronische Lungenerkrankungen wie COPD und Lungenhochdruck, wiederkehrende Fieberschübe, Leber- und/oder Milzschwellungen sowie eine hohen Konzentration von eosinophilen Zellen (bestimmte Form von Abwehrzellen) im Blut gekennzeichnet.
Ursachen
Elephantiasis tropica wird durch verschiedene Arten von weißlichen, bindfadenähnlichen Fadenwürmern, sogenannten Filarien, verursacht. Daher gehört die Erkrankung zur Gruppe der Filariosen (Fadenwurmerkrankungen) bzw. Helminthosen (Wurmerkrankungen)
Die meistverbreiteten Filarien-Arten sind Wuchereria bancrofti, Brugia malayi und Brugia timori.
Übertragung
Die Würmer werden durch Mückenstiche auf den Menschen übertragen. Dort gelangen sie in das lymphatische System und lösen eine Entzündungsreaktion aus. Das führt dazu, dass die Lymphgefäße verstopfen oder sogar zerstört werden. Dadurch kann die Lymphflüssigkeit nicht mehr abfließen und staut sich auf. Das führt zu starken Anschwellungen der betroffenen Bereiche. Vor allem Beine und äußere Genitalien können sich abnorm vergrößern.
Eine seltenere Ursache der Elephantiasis tropica ist Lepra infolge einer Infektion mit dem Mycobacterium leprae.
Indirekte Übertragung von Mensch zu Mensch
Fadenwürmer werden nicht direkt von Mensch zu Mensch übertragen. Eine indirekte Übertragung ist aber möglich. Einmal mit Fadenwürmern infiziert, legen die weiblichen Filarien mehrere Hundert Eier. Die sich daraus entwickelnden Larven zirkulieren als Mikrofilarien über den Blutkreislauf im gesamten Organismus. Sticht jetzt eine Mücke zu, nimmt sie diese Larven mit ihrer Blutmahlzeit auf - und gibt sie beim nächsten Stich an einen anderen Menschen weiter.
Untersuchung
Der Verdacht auf Elephantiasis tropica ergibt sich üblicherweise schnell, wenn der Arzt die geschwollen Körperteile sieht. Im Blut lassen sich zudem Antikörper und eine Eosinophilie (Anstieg eosinophiler Granulozyten, eine Abwehrzellform) nachweisen.
Des Weiteren können Mikrofilarien im Blut nachgewiesen werden. Die Redewendung „Da ist der Wurm drin“ ist bei Elephantiasis tropica wörtlich zu nehmen. Der Mikrofilarien-Test sollte nachts zwischen 22.00 und 2.00 Uhr erfolgen, da die jungen Würmer bevorzugt in den Nachtstunden auf Wanderschaft gehen. Am besten wird dafür Blut aus dem Ohrläppchen entnommen. Mikrofilarien sind ebenfalls in Haut und Lymphknoten nachweisbar.
Behandlung
Die Therapie von Elephantiasis tropica erfolgt medikamentös mit antiparasitären oder antibiotischen Wirkstoffen. Mittel der Wahl ist Diethylcarbamazin (DEC). DEC wirkt gegen Mikrofilarien und adulte Würmer. Aber leider nicht bei allen Infizierten: Es gibt immer wieder sogenannte Therapieversager. Weitere Wirkstoffe gegen Elephantiasis tropica sind Doxycyclin und Ivermectin.
Um allergische Reaktionen zu mildern, können zusätzlich Kortikosteroide wie Prednisolon oder Antihistaminika wie Dimetinden eingesetzt werden.
Lymphdrainage und Kompressionstherapie
Patienten mit Elephantiasis tropica sollten regelmäßig physiotherapeutisch behandelt werden. An erster Stelle steht dabei die manuelle Therapie in Form einer Lymphdrainage. Die stimuliert den Lymphabfluss, dadurch kann die angestaute Lymphe besser abfließen. Zudem lindert eine Kompressionstherapie mit Bandagen oder maßgefertigten Strümpfen die Beschwerden.
Bei stark ausgeprägter Elephantiasis tropica können Lymphgefäße mikrochirurgisch transplantiert werden.
Vorbeugung
Gegen Elephantiasis tropica gibt es keine Impfung. Deshalb ist die beste Prophylaxe, sich vor Mückenstichen zu schützen. Dabei helfen stichfeste Kleidung, Moskitonetze und Anti-Mücken-Mittel.
Autor: Charly Kahle
Stand: 01.07.2017