Darmverschluss (Ileus)

Bei einem Darmverschluss (Ileus) kann der Darm den Stuhlgang nicht mehr aus dem Körper befördern. Das hat lebensbedrohliche Folgen und erfordert eine sofortige Behandlung im Krankenhaus. Lesen Sie alles Wichtige über Anzeichen, Ursachen und Therapie eines Darmverschlusses.

Synonyme

Ileus, Darmlähmung, Ileuskrankheit

Definition: Was ist ein Darmverschluss?

Mann mit Verstopfung

Mediziner bezeichnen den Darmverschluss als Ileus. Sie definieren den Darmverschluss als eine vollständige Blockade eines Darmabschnitts. Diese Blockade kann durch Hindernisse (mechanischer Ileus) oder durch eine Lähmung des gesamten Darms oder von Darmabschnitten (paralytischer Ileus) entstehen.

Darmverschlüsse sind lebensgefährliche medizinische Notfälle, die dringend umgehend in einem Krankenhaus behandelt werden müssen. Die Lebensgefahr entsteht unter anderem durch die sogenannte Ileuskrankheit, die Kreislaufversagen (Schock) und Blutvergiftung (Sepsis) verursachen kann. Eine andere Komplikation des Darmverschlusses sind Risse, durch die der Darminhalt in die Bauchhöhle gelangt. Dann drohen komplikationsträchtige Bauchfellentzündungen (Peritonitis), systemische Infektionen und schließlich Sepsis und Multiorganversagen.

Die Behandlung von Darmscherschluss zielt darauf an, den Darm durchgängig zu machen bzw. Darmlähmungen zu beseitigen. Lassen sich diese Ziele mit einer konservativen Therapie nicht erreichen, wird Ileus im Zuge einer Bauchöffnung (Laparektomie) operiert. Bei rechtzeitiger Diagnose ist die Prognose für ansonsten gesunde Menschen sehr gut. Grundsätzlich gilt: Ileus sollte innerhalb von 24 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome behandelt werden.

Darmverschluss: Häufigkeit

Zur Häufigkeit von Darmverschluss liegen keine genauen Zahlen vor. Mediziner zählen Ileus zu einer Gruppe von Erkrankungen, die als akutes Abdomen zusammengefasst werden.

Häufigste Ursache für akutes Abdomen ist die Blinddarmentzündung (Appendizitis). Sie macht etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent) aller Fälle von akutem Abdomen aus. Hier kommt es zu etwa 100 Fällen pro 100.000 Einwohner.

Darmverschlüsse sind in etwa 10 Prozent der Fälle für stationäre Aufnahmen mit akuten Bauschbeschwerden verantwortlich. Aus der Häufigkeit von Blinddarmentzündungen kann man sich für den Darmverschluss daher eine Häufigkeit von etwa 20 Fällen pro 100.000 Einwohner pro Jahr ableiten (Jahresinzidenz).

Symptome: Wie bemerkt man einen Darmverschluss?

Die Symptome von Darmverschluss setzen häufig plötzlich und heftig ein. Am Anfang stehen vor allem Stuhlverhalt mit mitunter sehr starken krampfartigen Bauchschmerzen. Die Schmerzen treten oft zunächst in einem kleinen Bauchbereich auf. Dann breiten sie sich stark aus und lassen sich kaum mehr lokalisieren. In der Regel ist der Bauch stark gebläht, die Bauchdecke hart.

Je nach Lage und Dauer des Darmverschlusses erbrechen die Betroffenen Magen- oder Darminhalt. Das kann bis hin zum Erbrechen von Kot führen (Miserere).

Ein Darmverschluss kann sich auch durch erste Symptome wie leichte Bauschmerzen oder ein Gefühl des Unwohlseins ankündigen. Aufstoßen, Erbrechen oder Übelkeit in Kombination mit erhöhter Temperatur oder Fieber sowie beschleunigter Herzschlag sind ebenfalls mögliche Symptome eines bevorstehenden oder akuten Darmverschlusses. Allerdings sind diese Symptome so unspezifisch, dass sie als Warnzeichen kaum taugen.

Komplikationen von Darmverschluss

Wird ein Darmverschluss nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, besteht größte Lebensgefahr. Das hat mehrere Gründe.

  • Wenn der Darm blockiert ist oder sich nicht mehr bewegt, staut sich der Darminhalt. Das führt zu einer immer größer werdenden Menge an Stuhlgang, die den Darm weitet. Diese mechanische Belastung verursacht im schlimmsten Fall Risse in der Darmwand (Perforation).
  • Mit dem Darminhalt ergießen sich unzählige Bakterien in die Bauchhöhle, die beispielsweise zu schwer behandelbaren und komplikationsträchtigen Bauchfellentzündungen führen. Wenn die Erreger in die Blutbahn gelangen, drohen Blutvergiftung (Sepsis) und Multiorganversagen.
  • Um eine systemische Infektion mit Darmbakterien zu begünstigen, muss der Darm aber nicht einmal reißen. Je größer die Stuhlmenge und je langsamer er transportiert wird, umso mehr vermehren sich die Darmbakterien. Und mit der wachsenden Population steigt das Risiko, dass diese Erreger durch die Darmschleimhaut in den Körper gelangen.

Ursachen: Wie entsteht ein Darmverschluss?

Bei den Ursachen von Darmverschluss unterscheiden Mediziner den mechanischen und den funktionalen oder paralytischen Ileus. Darmverschlüsse bei Säuglingen sind mitunter erblich bedingt.

Ursachen von mechanischem Ileus

Die häufigsten Ursachen von mechanischem Ileus sind mechanische Verstopfungen, die Mediziner als Obturation bezeichnen. Diese Darmverschlüsse entstehen mitunter als Folge von lang anhaltender und wiederkehrender Verstopfung (Obstipation), bei der sich Kotballen im Darm bilden. Bei Säuglingen spricht man vom Mekoniumileus, wenn der erste Stuhl (sogenanntes Kindspech) nicht abgesetzt werden kann. Andere Ursachen von mechanischem Ileus sind:

  • verschluckte oder in den Darm eingeführte Fremdkörper
  • große Gallensteine (Gallensteinileus)
  • Verengungen (Stenosen) durch Darmtumoren oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn
  • Verlegungen der Darmpassage durch Verwachsungen oder Abknickungen
  • Verwachsungen des Darms mit der Bauchdecke (Adhäsionen)
  • eingeklemmter Eingeweidebruch (inkarzerierte Hernie)
  • Verdrehung des Darms (Volvulus)
  • Einstülpungen von Darmabschnitten (Invaginationen)
  • Darmentzündungen (Colitis, Ileitis)
  • schwangerschaftsbedingter Subileus als Vorstufe eines kompletten Darmverschlusses.

Ursachen von funktionellem (paralytischen) Ileus

Wenn die natürliche Darmbewegung deutlich verlangsamt ist oder ganz zum Erliegen kommt, sprechen Medizinder von einem funktionalen oder paralytischen (gelähmten) Ileus. Ursachen dafür sind unter unter anderem:

Zudem kann der Darm durch Koliken wie Nierenkoliken gelähmt werden. In diesen Fällen lösen die Schmerzen der Koliken reflektorisch Prozesse in den Muskeln und Nerven aus, die den Darm potenziell stilllegen.

Ursachen von Darmverschluss bei Säuglingen und Kleinkindern

Darmverschlüsse treten vergleichsweise häufig bei Säuglingen und Kleinkindern auf. Dafür verantwortlich sind vor allem zwei Ursachen:

  1.  Bei manchen Neugeborenen führt der erste Stuhlgang zu einem Darmverschluss als sogenannter Mekoniumileus. In der Regel lassen sich diese Verschlüsse ohne Operation beheben. Danach entwickelt sich die Darmtätigkeit normal.
  2. Mitunter kommen Neugeborene mit Fehlbildungen des Darms auf die Welt. In diesen Fällen bleibt in der Regel nur ein chirurgischer Eingriff als Therapieoption. Je nach Lage und Ausmaß der Fehlbildung können bleibende Schäden auftreten.

Untersuchung: Wie wird Darmverschluss festgestellt?

Die Untersuchung bei einem Verdacht auf Darmverschluss beginnt wie jede diagnostische Untersuchung mit der Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese). Im nächsten Schritt wird der Bauch abgetastet und mit dem Stethoskop abgehorcht. Ein mechanischer Ileus geht meist mit überaktiven, metallisch klingenden Darmgeräuschen einher. Beim funktionellen Ileus liegt meist eine sogenannte „Grabesstille“ vor.

Manchmal lassen sich oberflächennahe mechanische Darmverschlüsse sogar ertasten (insbesondere bei Kindern). Das Abhören der Darmgeräusche mit einem Stethoskop gibt weiteren Aufschluss. Starke Darmgeräusche sprechen mitunter für einen mechanischen Ileus. Sehr gering ausgeprägte oder fehlende Darmgeräusche lassen eher auf einen funktionellen Ileus schließen.

Mit einer Ultraschalluntersuchung (Sonografie) des Bauches lassen sich Darmverschlüsse in sehr vielen Fällen bildlich darstellen. Zudem braucht es zusätzlich oft eine Röntgenaufnahme (mit Kontrastmittel), eine Computertomografie oder eine Magnetresonanztomografie. Ergeben die genannten bildgebenden Untersuchungen kein ausreichend klares Bild, schaffen Magen- und/oder Darmspiegelungen mehr Aufschluss. Trotz aller modernen Verfahren bleibt die Suche nach der genauen Ursache manchmal aber auch erfolglos.

Blutuntersuchungen begleiten die bildgebende Diagnostik. Anhand der Blutwerte lässt sich beispielsweise erkennen, ob es schon zu Entzündungen gekommen ist. Außerdem dient die Blutuntersuchung der OP-Vorbereitung.

Behandlung: Konservative Therapie und Operation bei Darmverschluss

Die Behandlung von Darmverschluss richtet sich vor allem danach, wie hoch das Risiko für eine Darmperforation ist. Patienten, die mit schweren Symptomen und mit Anzeichen für eine bakterielle Infektion eingeliefert werden, landen mitunter umgehend im OP. Wenn das aber nicht zwingend notwendig erscheint, erfolgt zunächst der Versuch einer konservativen Therapie.

Konservative Behandlung von Darmverschluss

In der der konservativen Behandlung von mechanischen Darmverschlüssen konzentriert man sich zunächst darauf, das Hindernis durch Einläufe oder Medikamente zu beseitigen. Bei funktionellem Ileus bleibt nur der Versuch, die Darmaktivität medikamentös zu aktivieren.

Unabhängig von der Ursache erhalten Ileus-Patienten über einen Tropf Infusionen mit Nährstoffen, Flüssigkeit und Elektrolyten, um Komplikationen wie Nieren- und Kreislauffunktionsstörungen zu vermeiden. Zuweilen erhalten die Patienten eine Magensonde, um im Bedarfsfall schnell den Mageninhalt entleeren zu können.

Operation bei Darmverschluss

Bleibt die konservative Therapie ohne Erfolg, folgt der chirurgische Eingriff. Eine Ileus-OP ist ein umfassender Eingriff, bei dem die Bauchhöhle mit einem großen Schnitt eröffnet wird (Laparotomie). Die Operationsmethoden unterscheiden sich nach Lage und Ausmaß der Darmschädigung. Nicht selten müssen Teile des Darms entfernt werden. Mitunter bleibt den Operateuren auch keine andere Wahl, als einen künstlichen Darmausgang zu legen.

An die Operation schließt sich eine medikamentöse Behandlung nach Bedarf an. So werden bakterielle Infektionen mit Antibiotika behandelt. Wirkstoffe wie Paracetamol, Novalgin und Butylscopolamin lindern Schmerzen und Darmkrämpfe. Enoxaparin wird gegeben, um Thrombosen vorzubeugen. Flüssigkeiten und Nährstoffe werden in den ersten 4 bis 6 Tagen nach der Operation per Tropf oder über eine Sonde verabreicht.

Prognose: Wie gefährlich ist ein Darmverschluss?

Darmverschlüsse sind sehr ernsthafte Notfälle. Selbst bei stationärer Behandlung beträgt die Sterblichkeitsrate zwischen 5 und 25 Prozent. Ohne Therapie im Krankenhaus sind die Überlebenschancen nur sehr gering.

Die Heilungsaussichten nach einer erfolgreichen Ileus-Operation gelten als gut. Dennoch gibt es eine vergleichsweise hohe Komplikationsrate. Vernarbungen und Verwachsungen im Darm führen mitunter zu neuen Darmverschlüssen. In schweren Fällen müssen Betroffene lernen, mit einem künstlichen Darmausgang als Stomaträger zu leben.

Vorbeugung: Kann man Darmverschluss vorbeugen?

Einem Darmverschluss lässt sich nicht sicher vorbeugen. Sie können die Aussichten auf eine erfolgreiche Behandlung ohne bleibende Schäden deutlich erhöhen, wenn Sie Anzeichen für Ileus ernst nehmen. Bei stechenden oder kolikartigen Bauchschmerzen sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen, um eine ernsthafte Erkrankung auszuschließen. Das gilt auch bei anhaltender Übelkeit oder Fieber ohne erkennbar harmlose Ursache.

Und noch ein Tipp: Achten Sie auf regelmäßigem Stuhlgang, mitunter auch unterstützt durch abführende Maßnahmen. Viel trinken, häufige Bewegung an der frischen Luft und ballaststoffreiche Kost unterstützen eine geordnete Darmentleerung. Eine fehlende Darmentleerung länger als vier Tage sollte Sie vorsorglich zum Arzt führen.

Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur)

Stand: 08.02.2024

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