Colitis ulcerosa
Colitis ulcerosa, die chronische Entzündung des Dickdarms, tritt schubweise auf. Während es lange Phasen ohne Symptome und Beschwerden gibt, kann es bei Krankheitsschüben zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen. Hier erfahren Sie mehr über die Symptome, Komplikationen, Diagnose und die Therapie von Colitis ulcerosa.
Definition
Colitis ulcerosa gehört zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Im Gegensatz zu Morbus Crohn ist bei Colitis ulcerosa ausschließlich der Dickdarm betroffen. Die Erkrankung verläuft meist in Schüben, das heißt, es gibt oft monate- selten sogar jahrelange Phasen ganz ohne Beschwerden. Die genaue Ursache der Colitis ulcerosa ist nicht geklärt. Bei einem Teil der Patienten kommt es im Verlauf auch zu Entzündungen anderer Organsysteme, insbesondere der Gelenke, der Gallenwege und der Haut.
Patienten mit einer Colitis ulcerosa haben zudem ein erhöhtes Dickdarmkrebs-Risiko. Dieses Risiko steigt mit der Dauer der Erkrankung und mit der Ausdehnung der Entzündung.
Häufigkeit
In Deutschland leiden knapp 170.000 Menschen an einer Colitis ulcerosa. Die Erkrankung beginnt meist zwischen dem 20. und 40 Lebensjahr. Beide Geschlechter sind etwa gleich oft betroffen.
Symptome
Der Krankheitsverlauf bei Colitis ulcerosa ist sehr individuell und kann nicht vorhergesagt werden. Colitis ulcerosa beginnt häufig im Mastdarm und kann sich von dort kontinuierlich über den gesamten Dickdarm ausbreiten. Typisch bei Colitis ulcerosa ist, dass sich beschwerdenreiche und beschwerdenfreie Phasen abwechseln.
Symptome von Colitis ulcerosa im Überblick
Im akuten Krankheitsschub von Colitis ulcerosa sind folgende Symptome typisch:
- schwere Durchfälle, häufig mit Blut-, Schleim- oder Eiterbeimengungen (häufig bis zu 20 Mal am Tag, selten sogar mehr)
- schmerzhafter – teils ständiger – Stuhldrang (Tenesmen)
- Gefühl der unvollständigen Darmentleerung
- krampfartige Bauschmerzen, oft im linken Unterbauch
- Gewichtsverlust
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit
- teilweise Fieberschübe (vor allem im heftigen Schub)
- Beschwerden außerhalb des Darms sind schmerzende Gelenke, Hautentzündungen oder entzündete Augen.
Komplikationen bei Colitis ulcerosa
Wie bereits erwähnt, verläuft Colitis ulcerosa sehr unterschiedlich. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Komplikationen für viele Krankengeschichten von Colitis ulcerosa typisch sind.
Blutungen: Ist der Blutverlust über den Darm zu groß, können Bluttransfusionen notwendig werden. Unter Umständen ist auch ein operativer Eingriff erforderlich.
Darmdurchbruch (Perforation): Wenn die Darmwand durchbricht, gelangt der Darminhalt in die freie Bauchhöhle und kann dort akut lebensgefährliche Entzündungen verursachen.
Toxisches Megakolon: Das toxische Megakolon ist eine akute, maximale Erweiterung des Dickdarmes, die durch einen schweren Schub der Colitis ulcerosa ausgelöst werden kann. Das toxische Megakolon führt zu einem lebensbedrohlichen Darmverschluss und es droht ein Durchbruch der Darmwand. Symptome sind ein extrem aufgeblähter Bauch, starke Schmerzen, Fieber und massive Kreislaufprobleme.
Spätfolgen von Colitis ulcerosa
Aktuelle dänische und amerikanische Studien legen nahe, dass Colitis ulcerosa das Risiko einer späteren Parkinsonerkrankung erhöht. Demnach fördern Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa das Risiko für die Parkinson-Krankheit um bis zu 28 Prozent.
Ursachen
Die genauen Ursachen von Colitis ulcerosa sind nicht geklärt. Es spricht ähnlich wie beim Morbus Crohn vieles dafür, dass es sich um eine Autoimmunkrankheit handelt. Das bedeutet, das körpereigene Immunsystem richtet sich aus unbekannten Gründen gegen die eigene Darmschleimhaut und ruft die Entzündung hervor. Es gibt zudem eine gewisse erbliche Veranlagung für die Colitis ulcerosa. Möglicherweise spielen auch Bakterien oder Viren eine Rolle.
Mediziner aus Erlangen, Nürnberg und Marburg konnten zudem nachweisen, dass bestimmte Zellen des Immunsystems von Menschen mit Colitis ulcerosa vermehrt den Transkriptionsfaktor GATA3 produzieren. Dieser Eiweißkomplex ist an den Entzündungsreaktionen beteiligt, mit denen die Erkrankung einhergeht.
Colitis ulcerosa wird nicht durch psychische Probleme verursacht – wie oft fälschlicherweise behauptet. Stress, Angst sowie seelische und körperliche Überforderungen können jedoch einen akuten Krankheitsschub auslösen.
Untersuchung
Im Zuge der Diagnose ist es vor allem wichtig, Colitis ulcerosa von der zweiten wesentlichen chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, dem Morbus Crohn, abzugrenzen. Trotz aller diagnostischen Maßnahmen gelingt diese Unterscheidung nicht bei allen Patienten. Hier kann erst der weitere Verlauf der Erkrankung Aufschluss geben.
Diagnostische Untersuchungen
Erste Hinweise auf Colitis ulcerosa bieten die folgenden Untersuchungen.
- Laboruntersuchung: Während eines akuten Schubs von Colitis ulcerosa sind im Blut die Entzündungswerte erhöht (z.B. Anstieg der weißen Blutkörperchen). Auch eine zeitgleiche Blutarmut (Anämie) kann auf Colitis ulcerosa hinweisen
- Ultraschall: Manche Darmveränderungen zeigen sich bei der Colitis ulcerosa bereits im Ultraschall, z.B. eine Verdickung der Darmwand.
- Darmspiegelung: Hier sind die veränderten Areale deutlich erkennbar. Gleichzeitig können Proben zur mikroskopischen Untersuchung entnommen werden.
- Röntgen/Kernspintomografie: Nach Gabe eines Kontrastmittels kann der Darm im Röntgenbild oder kernspintomografisch betrachtet werden. Dadurch werden die durch Colitis ulcerosa entzündeten Bereiche gut sichtbar gemacht.
Behandlung
Grundsätzlich wird in der Colitis ulcerosa-Therapie zwischen der Behandlung eines aktiven Schubes und der Therapie eines schubfreien Intervalls unterschieden.
Therapie bei aktivem schweren Schub
Die Therapie bei einem aktiven schweren Schub der Colitis ulcerosa setzt zunächst auf kortisonhaltige Präparate. Sie dämmen die akute Entzündung effektiv ein. Falls nur der Mastdarm befallen ist, kann das Kortison als Klysma (Darmeinlauf) eingesetzt werden. Durch die lokale Wirkung führt das Kortison dort zu geringeren Nebenwirkungen im gesamten Organismus.
Immunsuppressiva wie Ciclosporin unterdrücken das körpereigene Abwehrsystem und können ergänzend bei schweren Schüben nötig werden. Zusätzlich zu jeder medikamentösen Therapie ist während eines Schubes eine Diät mit ballaststoffarmer Flüssignahrung zu empfehlen, bei schweren Schüben kann auch eine künstliche Ernährung erforderlich werden.
Colitis ulcerosa-Therapie in schubfreien Intervallen
Bei Colitis ulcerosa wird auch im schubfreien Intervall eine Dauertherapie empfohlen. Zu diesem Zweck werden vor allem sogenannte Aminosalicylate (Mesalazin, Sulfasalazin,) eingesetzt. Sie blockieren zum einen die Wirkung von körpereigenen Stoffen, die für den Entzündungsprozess verantwortlich sind, zum anderen drosseln sie auch deren Produktion. Außerdem senken sie das Krebsrisiko. Je nach Ort des Befalls werden sie als Tabletten, Zäpfchen oder Klysmen angewendet.
Therapie bei chronisch-aktivem Verlauf
Sehr selten verläuft eine Colitis ulcerosa kontinuierlich, also ohne beschwerdefreie Intervalle. Bei diesem sogenannten chronisch-aktiven Verlauf der Colitis ulcerosa dauern trotz einer dauerhaften medikamentösen Therapie die Symptome der Darmentzündung an. In diesem Fall kommt vor allem das Immunsuppressivum Azathioprin zum Einsatz. In manchen Fällen wird der Wirkstoff Infliximab eingesetzt. Es handelt sich dabei um einen Antikörper, der sich gegen den körpereigenen Stoff TNF-alpha (Tumornekrosefaktor) richtet. TNF-alpha spielt eine wesentliche Rolle beim Auslösen einer Entzündung. Zwei weitere in Deutschland für die Behandlung von Colitis ulcerosa zugelassene TNF-alpha-Hemmer sind Adalimumab und Golimumab.
Wenn die herkömmliche medikamentöse Therapie nicht wirkt, steht der Wirkstoff Tofacitinib als Alternative zur Verfügung. Tofacitinib zählt zu den den Januskinase-Hemmern und hemmt Eiweiße (Januskinasen), die eine Rolle im Entzündungsprozess spielen. Tofacitinib ist erst seit Mitte 2018 als Reservemedikament gegen Colitis ulcerosa zugelassen.
Schwere Nebenwirkungen sind die Regel
Alle immunregulierenden Medikamente können mit schweren Nebenwirkungen verbunden sein und werden daher nur äußerst vorsichtig eingesetzt. Die Therapie muss engmaschig vom Arzt kontrolliert werden.
Therapie von Komplikationen
Bei schwerwiegenden Komplikationen ist meist eine Operation unumgänglich. Die Art des Eingriffs richtet sich nach dem vorliegenden Befund. Wegen des erhöhten Risikos für Dickdarmkrebs bei Colitis ulcerosa sollte ab dem 8. Krankheitsjahr einmal jährlich eine Darmspiegelung mit Entnahme von Proben erfolgen.
Ernährung bei Colitis ulcerosa
Grundsätzlich sollte die Ernährung bei Colitis ulcerosa in den beschwerdefreien Intervallen in erster Linie aus leichter Vollkost bestehen. Das beinhaltet Vollkornbrotsorten, Reis, Nudeln, Gemüse, frisches Obst und Salate, fettarme Milchprodukte und fettarme Fleischsorten. Jegliche Form von Ballaststoffen fördert eine gesunde Verdauung. Zuckerhaltige Produkte und solche mit hohem Anteil an Weißmehl sollten eher vermieden werden.
Autor: Charly Kahle
Stand: 04.03.2019