Chronische lymphatische Leukämie
Chronische lymphatische Leukämie ist eine Form des Blutkrebses, die vor allem im hohen Alter auftritt. Sie betrifft nicht hauptsächlich die Blutbildung im Rückenmark wie die chronische myeloische Leukämie, sondern Leber, Milz und Lymphknoten. Lesen Sie mehr über die Symptome, Ursachen, Therapie und Vorbeugung von chronischer lymphatischer Leukämie.
Synonyme
CLL, Chronisch lymphatischer Blutkrebs
Definition: Was ist chronische lymphatische Leukämie?
Bei chronischer lymphatischer Leukämie (abgekürzt CLL) sind die sogenannten lymphatischen Zellen bösartig verändert. Das betrifft vor allem die lymphatischen Organe wie Lymphknoten, Leber und Milz. Deshalb wird diese Leukämieform auch dem Lymphdrüsenkrebs (sogenannte maligne Lymphome) zugeordnet. Genauer gesagt ist die CLL eine Unterform der Non-Hodgkin-Lymphome. Die Bezeichnung Leukämie (umgangssprachlich Blutkrebs) kommt daher, dass die entarteten Zellen auch im Blut auftauchen. Zudem ist das Knochenmark regelmäßig von der CLL betroffen.
Bei einer anderen Form der chronischen Leukämie, der deutlich aggressiver verlaufenden chronischen myeloischen Leukämie, ist das Blutzellenbildungssystem im Knochenmark entartet.
Häufigkeit: Wie oft chronische lymphatische Leukämie?
Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) ist in Deutschland die häufigste Form des Blutkrebses. Die Zahl der Neuerkrankungen pro Jahr beträgt ungefähr 6.000 Fälle. Männer erkranken deutlich häufiger als Frauen. Laut Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland (gekid.de) von 2014 beträgt die Zahl der Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner und Jahr (Jahresinzidenz) bei Männern 5,5 und bei Frauen 2,9. Der Häufigkeitsgipfel liegt zwischen 70 und 75 Jahren. Deswegen wird chronische lymphatische Leukämie gelegentlich auch als Altersleukämie bezeichnet.
Chronische lymphatische Leukämie: Symptome
Symptome von chronischer lymphatischer Leukämie sind vor allem schmerzlos geschwollene Lymphknoten, Leistungsschwäche, Blässe, Kurzatmigkeit und eine auffällig leichte Blutungsneigung. Letztere macht sich durch schnell auftretende blaue Flecken, Nasenbluten beim Schneuzen sowie blutendes Zahnfleisch beim Zähneputzen oder beim Abbeißen bemerkbar. Ebenfalls häufig ist eine erhöhte Infektanfälligkeit.
Sind Leber oder Milz betroffen, kann es zu Druckschmerzen im Oberbauch oder Verdauungsbeschwerden kommen. Grundsätzlich aber kann jedes Organ von chronischer lymphatischer Leukämie betroffen sein. Darum sind noch viele Symptome mehr denkbar.
Die typischen auf Krebs hinweisenden Symptome (sogenannte B-Symptome) wie Fieber, ausgeprägter Nachtschweiß, Appetitlosigkeit, ungewollter bzw. unklarer Gewichtsverlust und Schmerzen sind bei chronischer lymphatischer Leukämie selten.
Ursachen: Wie entsteht chronische lymphatische Leukämie?
Bislang sind die genauen Ursachen der chronischen lymphatischen Leukämie noch nicht bekannt. Eine genetische Veranlagung scheint aber eine Rolle bei der Entstehung von CLL zu spielen. Umweltfaktoren wie Pestizide oder Asbest erhöhen möglicherweise das Risiko. Mediziner bezeichnen auch das Alter als Risikofaktor für CLL. Je älter ein Mensch ist, umso höher ist das Risiko, an chronischer lymphatischer Leukämie zu erkranken.
Untersuchungen zur CLL-Diagnose
Die Diagnose chronische lymphatische Leukämie ist häufig Zufallsergebnis einer Routine-Blutuntersuchung. Nach einem Anfangsverdacht folgen zur Sicherung der Diagnose Untersuchungen wie die sogenannte Immun-Phänotypisierung und ein Blutausstrich. Dabei sieht man gesunde und krankhaft veränderte Lymphozyten. Knochenmarkuntersuchungen und bildgebende Verfahren wie Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) oder eine Computertomografie (CT) können folgen.
Behandlung: Was hilft gegen chronische lymphatische Leukämie?
Da chronische lymphatische Leukämie häufig im höheren Lebensalter auftritt und sehr langsam fortschreitet, wird nicht jede CLL sofort nach Diagnosestellung behandelt. Bei älteren Personen würde eine Therapie möglicherweise im Vergleich mit den Belastungen aus der Behandlung keinen Vorteil bringen. In diesem Fall sind aber regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen unabdingbar. Diese Behandlungs-Strategie nennen Mediziner „Watch an Wait“.
Chemotherapie
Macht chronische lymphatische Leukämie Beschwerden oder verschlechtern sich die Blutwerte, kann eine Chemotherapie sinnvoll sein. Bei dieser medikamentösen Therapie werden beispielsweise die Wirkstoffe Chlorambucil, Deoxyformycin, Cyclophosphamid, Fludarabin oder Bendamustin eingesetzt. Ergänzend zur Chemotherapie werden der CD20-Antikörper Rituximab, Ofatumumab oder Obinutuzumab empfohlen. Oft verschwinden die Beschwerden nach der Chemotherapie für viele Jahre.
Die Chemotherapie wird häufig auch bei jüngeren Menschen mit CLL angewandt. Dann wird aber eine intensivere Chemotherapieform gewählt, die die Leukämiezellen für möglichst lange Zeit zurückdrängt. Diese Behandlung nennen Mediziner „komplette Remission“.
Antikörper als Alternative zur Chemotherapie
Monoklonale Antikörper wie Rituximab oder Alemtuzumab werden bei chronischer lymphatischer Leukämie eingesetzt, wenn eine Chemotherapie nicht möglich ist. Diese Antikörper wirken, indem sie sich an die bösartig veränderten Zellen heften und diese so absterben lassen.
Bestrahlung, Knochenmark- und Stammzelltherapie
Knochenmark- oder Stammzelltransplantationen sind bei chronischer lymphatischer Leukämie nicht ohne Risiko. Die Sterblichkeitsraten sind während der Therapie recht hoch. Deshalb ist diese an sich sehr gute Therapieform nur für bestimmte Patienten mit CLL geeignet. Bei großen Lymphdrüsentumoren kann eine Bestrahlung erfolgen.
Prognose: Ist CLL heilbar?
Eine Heilung der CLL ist bislang nicht möglich. Noch gibt es kein Mittel, das die Leukämiezellen dauerhaft verschwinden lässt. Die Lebenserwartung (Prognose) bei chronischer lymphatischer Leukämie ist recht unterschiedlich. Je nach Ausprägung und Ausbreitung kann mit einer Lebenserwartung zwischen drei und mehr als 20 Jahren gerechnet werden.
Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur)
Stand: 28.06.2024