Cholera

Cholera (Gallenbrechdurchfall) ist eine Infektionskrankheit, die durch sehr starken Durchfall und oft durch heftiges Erbrechen gekennzeichnet ist. Überträger ist das Cholera-Bakterium Vibrio cholerae. Es findet sich vor allem in mit Fäkalien verdrecktem Wasser. Jährlich erkranken etwa 6 Millionen Menschen, fast immer in Entwicklungsländern mit schlechten hygienischen Verhältnissen. Lesen Sie mehr über die Symptome, Ursachen, Therapie und Vorbeugung von Cholera.

Synonyme

Gallenbrechdurchfall

Definition

Cholera Impfung

Cholera ist der Medizin seit Jahrhunderten bekannt – und gilt auch heute noch als eine Geißel der Menschheit. Durchfallerkrankungen stellen in der westlichen Welt keine ernste Gesundheitsgefahr dar, sondern sind eher lästige, aber vorübergehende Erkrankungen. In den armen Ländern stellt sich die Cholera-Lage anders dar. In der jüngsten Erhebung über die weltweite Verbreitung von Krankheiten, der Global Burden of Disease Study, liegen Durchfallerkrankungen, das sind vor allem Cholera und Typhus, auf Platz 6 der häufigsten Ursachen für Krankheitsjahre.

Die Gründe werden am Beispiel Afrika deutlich: strukturelle Probleme in der Hygiene und bei der Versorgung mit sauberem Trinkwasser. In der Liste der größten Gesundheitsgefahren für Afrika führt die Global Burden of Disease Study unsicheres Wasser auf Platz 3 (nach Unterernährung und ungeschütztem Sex). Schlechte Hygiene von sanitären Anlagen und unsicheres Händewaschen folgen auf den Plätzen 5 und 6.

Eine weitere Ursache von Cholera sind Naturkatastrophen, die die Versorgung mit sauberem Wasser und die Entsorgung von Fäkalien erschweren oder verhindern und gleichzeitig die medizinische Versorgung verzögern. Schon wenige Tage nachdem der Wirbelsturm Matthew im Oktober 2016 mit zerstörerischer Kraft Haiti heimgesucht hatte, meldeten die Behörden die ersten 13 Cholera-Opfer, Ende Oktober hatten die Vereinten Nationen schon mehr als 2.000 Erkrankungen registriert.

Häufigkeit

Die Weltgesundheitsorganisation geht von 3 bis 5 Millionen Cholerafällen pro Jahr aus, manche Experten sprechen von 6 Millionen Fällen. In den meisten Studien wird die Zahl der Todesopfer auf 100.000 bis 120.000 pro Jahr geschätzt. Die Dunkelziffer dürfte aber deutlich höher liegen, so die Studien übereinstimmend.

In Deutschland ist Cholera eine meldepflichtige Infektionserkrankung. Das Robert-Koch-Institut registriert nur Einzelfälle – meist bei Urlaubern, die aus Entwicklungsländern zurückkehren.

Symptome

Nach einer Inkubationszeit (Zeit zwischen der Infektion und dem Auftreten von ersten Symptomen) von wenigen Stunden bis maximal 5 Tage verursacht der Choleraerreger Vergiftungserscheinungen, auf die der Darm mit überaus starkem Durchfall reagiert. Nicht selten verlieren Cholera-Kranke durch den wässrigen Durchfall 1 Liter Flüssigkeit pro Stunde. Der für Cholera typische Durchfall wird als Reiswasserstuhl bezeichnet, weil er milchig-weiße Schleimflocken enthält. Vor allem in den ersten Stunden wird er zunehmend wässriger. Begleitet wird der Reiswasserstuhl typischerweise von Bauchschmerzen, zuweilen auch von Erbrechen. Das Erbrochene enthält mitunter Blut und Gallenflüssigkeit. Das Erbrechen der Gallenflüssigkeit hat der Cholera auch ihren Namen gegeben: Cholera leitet sich von dem altgriechischen „chole“ für Galle ab und bedeutet Gallenbrechdurchfall.

Symptome der Austrocknung durch Cholera

Mit dem starken Flüssigkeitsverlust geht eine Austrocknung einher, die auch äußerlich wahrnehmbar ist. Erkennbare Symptome der Austrocknung durch Cholera sind ein eingefallenes Gesicht mit spitz hervorstehender Nase und eingesunkenen Augen, kalte Arme und Beine sowie ein sehr flacher Bauch und schwacher Puls. Charakteristisch ist auch eine Stimmveränderung. Die Vox cholerica ist durch eine heisere und schrille Tonlage gekennzeichnet.

Schwerwiegende Komplikation durch Austrocknung

Der menschliche Organismus ist dringendst auf ausreichend Wasser und Mineralstoffe angewiesen. Die fortschreitende Austrocknung durch Cholera verursacht stets stärker werdende Komplikationen, die auf den Wasser- und Mineralstoffmangel zurückzuführen sind. Dazu gehören:

  • Muskelkrämpfe
  • Herzrhythmusstörungen, vor allem Tachykardien (stark beschleunigter Herzschlag)
  • stark sinkender Blutdruck
  • Nierenversagen
  • Bewusstseinsstörungen
  • Kreislaufversagen.

Unbehandelt können diese Komplikationen tödlich verlaufen.

Ursachen

Cholera ist eine Infektion mit dem Bakterium Vibrio cholerae. Gelangen die Cholera-Bakterien in den Darm, produzieren sie dort das Gift das Choleratoxin. Dieses Gift reizt den Darm überaus stark und verursacht den massiven Durchfall.

Die Cholera-Erreger gelangen mit menschlichen Ausscheidungen in Abwässer und von dort ins Trinkwasser und in bestimmte Lebensmittel (Milch, Muscheln). Etwa jeder 6. Infizierte erkrankt, besonders anfällig sind unterernährte Personen und Menschen mit einer verminderten Bildung von Magensäure. Bei den meisten Menschen überleben die Cholerabakterien die Magenpassage nicht. Sie werden von der Magensäure zersetzt.

Aber: Alle Infizierten, auch die Nichterkrankten, scheiden den Erreger aus und können somit die Ausbreitung der Erkrankung fördern.

Behandlung

Bei allen Unannehmlichkeiten durch Durchfall oder Erbrechen: Das tatsächliche Gefährliche an einer Choleraerkrankung ist der Flüssigkeitsverlust. Im Idealfall kann die Flüssigkeit durch eine isotonische Mischung von Wasser, Glukose und Mineralstoffen intravenös ersetzt werden. Das hat den Vorteil, dass die Flüssigkeit direkt in den Blutkreislauf gelangt. So wird der belastete Magen-Darm-Trakt umgangen und die Nieren und das Herz werden schnell entlastet.

Gerade in den besonders oft betroffenen Entwicklungsländern sowie bei Naturkatastrophen ist die intravenöse Gabe aber nicht möglich. In diesem Fällen empfiehlt sich die sogenannte WHO-Trinklösung. In diesem Pulver sind Glucose (Traubenzucker), Natriumcitrat, Natriumchlorid (Kochsalz) und Kaliumchlorid in einem optimalen Verhältnis enthalten. Damit das Medikament wirken kann, muss das Wasser zum Lösen des Pulvers unbedingt sauber sein.

Schon durch den Ersatz der Flüssigkeit kann die Sterblichkeit von 60 Prozent auf weniger als 1 Prozent der Erkrankten gesenkt werden. Damit Erkrankte mit ihren Ausscheidungen das Cholerabakterium nicht weiter verbreiten, bleiben sie während der Choleratherapie im besten Fall so lange isoliert, bis der Erreger nicht mehr nachweisbar ist.

Nutzen von Antibiotika umstritten

Der Nutzen von Antibiotika gegen Cholera gilt unter Experten als umstritten. Möglicherweise verkürzen Antibiotika vom Fluorchinolontyp wie Ciprofloxacin die Zeit, in der Erkrankte infektiöse Erreger ausscheiden. Die Krankheitsdauer verkürzen sie jedenfalls nicht. Das RKI hält Antibiotika nur im Rahmen einer unterstützenden Therapie für sinnvoll. Für diesen Zweck seien neben Ciprofloxacin auch Cotrimoxazol und Tetracycline geeignet.

Krankheitsverlauf

Bei Menschen mit einem ansonsten guten Allgemeinzustand erzielt die Cholera-Therapie fast immer eine vollständige Heilung. Bei geschwächten Menschen allerdings (beispielsweise bei Unterernährung und/oder anderen Mangelerkrankungen) verläuft Cholera auch mit Therapie in bis zu 2 Prozent der Fälle tödlich. Ohne Behandlung, insbesondere ohne Ersatz von Flüssigkeit, sterben bis zu 60 Prozent der Infizierten.

Vorbeugung

Gegen Cholera ist eine Impfung möglich. Allerdings bietet sie nur unvollständigen Schutz. Experten gehen vor einer Schutzwirkung um 60 Prozent aus. Zudem sind die bislang verfügbaren Impfstoffe nur gut 6 Monate wirksam. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre Impfempfehlung daher 2010 wie folgt aktualisiert: „Die STIKO empfiehlt Reisenden die Impfung gegen Cholera bei Aufenthalten in Infektionsgebieten, speziell unter mangelhaften Hygienebedingungen bei aktuellen Ausbrüchen, z. B. in Flüchtlingslagern oder bei Naturkatastrophen.“

Verfügbare Impfstoffe

Aktuell gibt es einen Lebend- und einen Totimpfstoff, die als Schluckimpfung verabreicht werden. Der Lebendimpfstoff enthält geschwächte Cholerabakterien, der Totimpfstoff tote Vibrio cholerae. Beide Impfstoffe stimulieren die Immunabwehr, Cholera-Antikörper zu bilden. In Deutschland ist nur der Lebendimpfstoff zugelassen. Ein früher erhältlicher Injektions-Impfstoff ist wegen mangelnder Wirksamkeit nicht mehr im Handel.

In Risikogebieten peinlich auf Hygiene achten

Etwa jeder 2. Urlauber in Asien, Afrika oder Lateinamerika erkrankt während der Reise an Durchfall. In mehr als der Hälfte der Fälle sind diese Durchfälle auf Infektionen mit E.-coli-Bakterien zurückzuführen. Reisestress und Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Gewöhnungsschwierigkeiten sind weitere häufige Ursachen. Die Wahrscheinlichkeit für eine Cholera-Infektion hingegen ist selbst in Risikogebieten eher gering – und durch Selbsthilfe verhältnismäßig leicht zu vermeiden.

Das wichtigste Selbsthilfe-Mittel beschreibt eine Tropenregel, die schon zu Zeiten des britischen Weltreiches galt: „Cook it, boil it, peel it or forget it". Übersetzt bedeutet das: Wasser abkochen, Lebensmittel ausreichend erhitzen und durchgaren, frisches Gemüse und Obst schälen – und auf alles Zweifelhafte verzichten. Letzteres gilt beispielsweise für Eiswürfel, die nicht aus abgekochtem Wasser hergestellt wurden.

Eine vorbeugende Einnahme von Antibiotika kann wegen der möglichen Nebenwirkungen nicht empfohlen werden. Zudem fördert die unsinnige Einnahme von Antibiotika die Resistenzentwicklung der Cholerabakterien.

Autor: Charly Kahle

Stand: 25.10.2017

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