Campylobacter - Infektionen mit Darmentzündung und Durchfall
Campylobacter-Infektionen gehen mit Symptomen wie Durchfall, oft krampfhaften Bauchschmerzen und Fieber einher. Ursache dafür ist eine Darmentzündung durch Campylobacter-Erreger. Lesen Sie, wie Sie Campylobacter-Infektionen erkennen, wie sie behandelt werden und wie sie sich – auch durch Hausmittel – behandeln lassen.
Synonyme
Campylobacter-Enteritis, Campylobacteriose, Enteritis durch Campylobacter
Definition
Campylobacter zählen zu den gramnegativen Bakterien. Unter dem Mikroskop ist ihre stäbchen- oder s-förmige Gestalt zu erkennen. Bislang sind mehr als 30 Arten der Gattung Campylobacter bekannt. Einige Campylobacter-Stämme können Menschen krank machen. Die mit Abstand häufigste krankmachende Art ist Campylobacter jejuni. Sie verursacht 90 Prozent aller Fälle von Campylobacter-Infektionen. Campylobacter coli (8 Prozent) und Campylobacter lari (etwa 2 Prozent) sind weitere krankmachende Varianten. Alle anderen Campylobacter-Bakterien spielen für die Medizin keine wichtige Rolle.
Häufigste Campylobacter-Symptome
Campylobacter-Infektionen gegen in der Regel mit Magen-Darm-Beschwerden einher. Häufigste Symptome sind wässrige bis blutige Durchfälle, krampfartige Bauchschmerzen und Fieber. Die Symptome werden meist durch eine akute Darmentzündung (Enteritis) verursacht. Mediziner bezeichnen durch Campylobacter verursachte Darmentzündungen daher als Campylobacter-Enteritis oder Campylobacteriose.
Campylobacter und Guillain-Barré-Syndrom
Campylobacter jejuni ist der am häufigsten im Zusammenhang mit dem Guillain-Barré-Syndrom (GBS) nachgewiesene Erreger (siehe Quellen). GBS ist eine Erkrankung des Nervensystems, die mit fortschreitenden Lähmungen einhergeht und in bis zu 7 Prozent der schweren Verläufe tödlich endet. Ob Campylobacter jejuni oder andere Erreger das Guillain-Barré-Syndrom tatsächlich verursachen, ist bislang aber nicht belegt. Weitere Einzelheiten dazu im Beitrag Guillain-Barré-Syndrom.
Was hilft gegen Campylobacter?
Campylobacter-bedingte Durchfallerkrankungen vergehen in der Regel innerhalb von wenigen Tagen spontan. Die Durchfälle können breiig bis stark wässrig sein, in seltenen Fällen auch blutig. Durch Schwitzen bei Fieber geht weitere Flüssigkeit verloren. Deshalb kommt es bei der Behandlung darauf an, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen und den Körper mit ausreichend Mineralstoffen und Elektrolyten zu versorgen. In besonderen Fällen (siehe Behandlung) werden die Bakterien mit Antibiotika bekämpft.
Häufigkeit
Campylobacter-Infektionen sind die häufigste meldepflichtige bakterielle Infektion in Deutschland und die zweithäufigste Ursache für Durchfallerkrankungen nach Norovirus-Infektionen. Die Mehrheit der Erkrankten sind Kinder und junge Erwachsenen.
2020 registrierte das Robert-Koch-Institut etwa 46.500 Fälle von Campylobacter-Enteritis. Die Inzidenz liegt damit bei 56 Erkrankungen je 100.000 Einwohner. Damit war die Zahl der Campylobacter-Infektionen fast ein Viertel (minus 24 Prozent) geringer als 2019. Der Häufigkeitsgipfel liegt laut RKI zwischen Juni und September. Zudem gebe es wiederkehrend Spitzen am Jahresanfang.
Campylobacter 2020 besonders häufig in Ostdeutschland
2020 waren Campylobacter-Enteritiden in Mecklenburg-Vorpommern (109), Sachsen (102) und Thüringen besonders häufig. In Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Hamburg, Bremen, Hessen und Berlin gingen die Fallzahlen zwischen 38 und 45 Prozent zurück. Eine mögliche Ursache dafür sind die durch die Corona-Pandemie bedingten Hygiene-Maßnahmen, die lokal unterschiedlich stark beachtet wurden.
Weltweit verursachen Campylobacter-Bakterien etwa 10 Prozent aller infektionsbedingten Durchfallerkrankungen.
Symptome
Die ersten Symptome von Campylobacter-Enteritis stellen sich meistens nach einer Inkubationszeit (Frist vom Zeitpunkt der Infektion bis zum Auftreten erster Symptome) zwischen 2 und 5 Tagen ein. Manchmal treten Beschwerden aber auch erst nach 10 bis 12 Tagen auf.
Typische erste Symptome sind grippeähnliche Beschwerden wie:
- Fieber (bis 40 Grad)
- Kopfschmerzen
- Gelenkschmerzen
- Muskelschmerzen
- Müdigkeit
Kurze Zeit danach, aber spätestens 24 Stunden danach, kommt es zu den typischen Magen-Darm-Symptomen. Das sind:
- Meist wässeriger Durchfall, gelegentlich mit kleinen Beimengungen von Blut oder Schleim
- Bauchkrämpfe
- Übelkeit
- Erbrechen
Bei welchen Symptomen zum Arzt?
Bei Fieber von mehr als 39 Grad sowie mehr als 3 Tage anhaltenden Symptomen sollte ansonsten gesunde Menschen zum Arzt (Hausarzt) gehen. Bei Anzeichen für eine Austrocknung sowie bei Campylobacter-Enteritis bei Säuglingen und Kleinkindern ist ein sofortiger Arztbesuch ratsam.
Austrocknung bei Campylobacter-Enteritis
Die Austrocknung (Dehydrierung) zählt zu den oft unterschätzten Komplikationen von Campylobacter-Enteritis. Der Mangel an Flüssigkeit und Mineralstoffen sowie Elektrolyten beeinträchtigt die Funktion der Organe, insbesondere der Nieren. Besonders gefährdet sind Babys, Kleinkinder und alte Menschen. Bei den folgenden Austrocknungssymptomen sollten Babys, Kleinkinder und alte Menschen sicherheitshalber ärztlich untersucht werden:
- Trockene Schleimhäute und Mundtrockenheit
- Trockene Haut
- Eingefallene Augen
- Geringe Urinmenge und/oder verfärbter Urin
Ursachen
Ursache von Campylobacter-Enteritis ist eine Infektion mit Campylobacter-Bakterien. 90 Prozent aller Fälle von Campylobacter-Infektionen werden durch Campylobacter jejuni verursacht. Campylobacter coli (8 Prozent) und Campylobacter lari (etwa 2 Prozent) sind weitere krankmachende Varianten.
Wie wird Campylobacter übertragen?
Campylobacter-Infektionen werden indirekt von Tieren auf Menschen übertragen. Die Campylobacter-Bakterien gelangen in der Regel aus dem Verdauungstrakt von vielen Tieren in die Umwelt – und von dort vor allem auf drei Wegen zu Menschen:
- Rohe oder nicht ausreichend gegarte tierische Lebensmittel: Als häufige Überträger von Campylobacter gelten nicht ausreichend erhitzte Rohmilch und Geflügelfleisch. Nicht durchgebratenes Hackfleisch und frische Rohwurstsorten wie Mettwurst sind weitere Infektionsquellen. Aber auch Wildtiere, Rinder, Schweine und Schafe sowie Meeresfrüchte (Muscheln) können von Campylobacter infiziert sein. Anders als Salmonellen (siehe auch Salmonellenvergiftung) oder Escherichia (E.) coli vermehren sich Campylobacter-Bakterien aber nicht in Lebensmitteln.
- Haustiere: Der enge Kontakt mit Hunden und Katzen ist eine andere Quelle für Infektionen mit Campylobacter. Besonders häufig sind in diesem Zusammenhang Schmierinfektionen durch den Kontakt mit dem Kot der Haustiere, beispielsweise beim Einsammeln von Hundekot oder bei der Reinigung von Katzentoiletten. In Katzenklos findet sich neben Campylobacter jejuni und Campylobacter coli auch häufig der Erreger von Toxoplasmose.
- Verschlucken: Stehende Gewässer mit einem hohen Wildtierbesatz (Gänse, Enten) sind gelegentlich stark mit Campylobacter verunreinigt. Beim Verschlucken des Wassers aus solchen Gewässern ist eine Übertragung des Erregers möglich.
- Schmierinfektionen mit dem Erreger sind auch über Oberflächen möglich. Campylobacter können außerhalb des tierischen Darms bis zu 6 Tage lang überleben.
Wie lange ist Campylobacter ansteckend?
Campylobacter-Infektionen sind zwei bis vier Wochen ansteckend. Auch nach der akuten Darmentzündung scheiden Erkrankte die Campylobacter-Bakterien noch mehrere Wochen aus. Um weitere Infektionen zu vermeiden, spielt Hygiene im Bad und auf dem Wickeltisch eine besonders große Rolle. Ohne gründliche Handhygiene Toilettengang oder Windelwechsel besteht das Risiko, die Campylobacter-Bakterien in der Wohnung zu verteilen – und so andere Menschen anzustecken.
Untersuchung
Durchfallerkrankungen haben viele Ursachen. Für die Diagnose von Campylobacter-Infektionen wird Ihr Arzt Ihnen Fragen stellen. Oft findet sich bei dieser Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) schon ein Hinweis auf eine mögliche Infektion mit Campylobacter-Bakterien. Dieser Verdacht lässt sich durch eine einfache mikrobiologische Untersuchung einer Stuhlprobe erhärten. Campylobacter-Bakterien lassen sich außerdem durch spezielle PCR-Tests und durch Antigentests (ELISA: Enzyme-Linked Immunosorbent Assay) nachweisen. Da der Nachweis eines bestimmten Durchfallerregers in der Regel mehrere Tage dauert, kommt das Ergebnis oft erst, wenn die symptomatische Erkrankung schon vergangen ist.
Warum ist Campylobacter meldepflichtig?
Campylobacter-Infektionen zählen zu den meldepflichtigen Erkrankungen, um möglichst frühzeitig auf gehäufte Ansteckungen reagieren zu können. Nach der bestätigten Diagnose werden das Labor und Ihr Arzt die Infektion an das Gesundheitsamt Ihrer Kommune melden. Von dort werden die Angaben an das Robert-Koch-Institut weitergeleitet. Für Mitarbeitende in lebensmittelverarbeitenden Betrieben gilt, dass schon der Verdacht auf eine Campylobacter-Infektion dem Gesundheitsamt gemeldet wird.
Meldepflicht für Kinder: Kinder unter 6 Jahren dürfen schon beim Verdacht auf Durchfallerkrankungen durch Erreger wie Campylobacter für mindestens 2 Tage nicht in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kita, Schule oder Kindergarten gehen. Zudem sind die Eltern verpflichtet, die Einrichtung über die Erkrankung zu informieren.
Behandlung
Wie behandelt man Campylobacter?
Die akuten Symptome von Campylobacter-Infektionen vergehen in der Regel innerhalb von 3 bis 5 Tagen von selbst (spontan). Eine gezielte Behandlung gegen die Bakterien ist daher meist nicht erforderlich. Unerlässlich ist es hingegen, den Flüssigkeitsverlust durch den Durchfall und den damit einhergehenden Verlust an Mineralstoffen und Spurenelementen (Elektrolyten) auszugleichen.
Für die medikamentöse Behandlung des Elektrolyt-Verlustes gibt es spezielle Elektrolytpräparate als Tabletten oder Flüssigkeit in Beuteln, die Glukose, Natrium, Kalium und Chlorid enthalten.
Mitunter gehen Campylobacter-Infektionen mit Bauchkrämpfen und Schmerzen einher. Gegen Darmkrämpfe helfen krampflösende Medikamente wie Tabletten mit dem Wirkstoff Butylscopolamin (Buscopan). Auch pflanzliche Präparate lindern Durchfall oder Krampfbeschwerden, beispielsweise Tabletten oder Tropfen mit Uzarawurzelextrakt.
Welche Antibiotika bei Campylobacter?
Die medikamentöse Behandlung von Campylobacter-Infektionen mit Antibiotika ist in der Regel nicht notwendig. Ausnahmen sind schwere Verläufe und Infektionen bei Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sowie Diabetiker. Auch bei starken Einschränkungen des Immunsystems durch Erkrankungen oder Medikamente kommen Antibiotika zum Einsatz. Das sind dann meistens Makrolid-Antibiotika wie Azithromycin (1.Wahl) oder alternativ Ciprofloxacin.
Hausmittel gegen Durchfall
Ein einfaches Hausmittel kann den Elektrolytverlust ebenfalls wirksam ausgleichen: Mischen Sie einfach 0,5 Liter Wasser mit 5 Teelöffeln Traubenzucker und einem halben Teelöffel Salz. Auch Cola (Kohlensäure durch Rühren entfernen) und Salzstangen in kleinen Mengen helfen. Hier finden Sie weitere Hausmittel gegen Durchfall.
Prognose
Wie gefährlich ist Campylobacter-Enteritis?
In den allermeisten Fällen ist eine Campylobacter-Enteritis nicht gefährlich. Die Darmentzündung klingt bei ansonsten gesunden Menschen fast immer innerhalb von 3 bis 5 Tagen ab.
In seltenen Fällen kommt es zu schweren Verläufen und Komplikationen. Davon betroffen sind vor allem Kleinkinder, alte Menschen, Menschen mit entzündlich-chronischen Darmerkrankungen, Erkrankungen des Immunsystems oder Menschen, deren Immunsystem durch Medikamente (Immunsuppressiva) unterdrückt wird. Zu den seltenen Komplikationen zählt die reaktive Arthritis, also eine durch die Infektion ausgelöste akute Gelenkentzündung. Eine andere mögliche Komplikation ist das Auftreten des Guillain-Barré-Syndroms (siehe oben). In sehr seltenen Ausnahmefällen breiten sich Infektionen mit Campylobacter im Organismus aus. Dann besteht das Risiko einer lebensgefährlichen Blutvergiftung (Sepsis).
Vorbeugung
Mit wenigen Vorsichtsmaßnahmen lässt sich das Risiko für eine Übertragung von Campylobacter wesentlich reduzieren.
- Die Hände sind der häufigste Überträger von Krankheitskeimen. Waschen Sie sich deshalb mehrmals täglich die Hände, vor allem nach dem Toilettengang und nach allen anderen Gelegenheiten mit Ausscheidungen. Üben Sie die Handhygiene auch mit Ihren Kindern ein.
- Achten Sie sorgfältig auf Küchenhygiene. Wischen Sie Arbeitsflächen nach jedem Arbeitsgang sorgfältig ab. Idealerweise verwenden Sie getrenntes Küchenwerkzeug für gegarte und rohe Lebensmittel. Küchenhandtücher, Lappen, Schwämme und Bürsten sollten häufig gewechselt und bei mindestens 60 Grad gereinigt bzw. erneuert werden.
- Erneuern Sie Spülbürsten und Schwämme regelmäßig.
- Lassen Sie beim Umgang mit Tieren Vorsicht walten, insbesondere beim Kontakt mit Wiederkäuern, aber auch bei Haustieren (Hunden und Katzen) oder beim Besuch des Streichelzoos mit Ihren Kindern. Nach dem Streicheln der Tiere sollten unbedingt die Hände gewaschen werden. Essen und Trinken (außer für Tiere) haben ein einem Streichelgehege nichts zu suchen.
- Braten Sie Speisen (vor allem Fleisch) gut durch, empfehlenswert ist eine Kerntemperatur von mindestens 70 Grad Celsius für zehn Minuten.
- Achten Sie auf eine hygienische Umgebung bei der Zubereitung von Lebensmitteln. Alles, was mit Gülle in Kontakt gekommen sein könnte, sollten Sie sorgfältig waschen oder schälen.
- Trinken Sie möglichst keine Milch im Rohzustand, besser und sicherer ist wärmebehandelte Milch. Das gilt insbesondere für Schwangere, abwehrgeschwächte Personen und Kinder.
Autor: Charly Kahle, fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)
Stand: 12.07.2022
- New England Journal of Medicine: Campylobacter jejuni infection and Guillain-Barré syndrome, zuletzt abgerufen am 21. Juni 2022
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Campylobacter, zuletzt abgerufen am 21. Juni 2022
- Robert-Koch-Institut: RKI-Ratgeber Campylobacter-Enteritis, zuletzt abgerufen am 21. Juni 2022