Broken Heart Syndrom – Syndrom des gebrochenen Herzens
Gestorben an gebrochenem Herz: Diese Diagnose galt lange nur umgangssprachlich. Spätestens seit den 1990-iger Jahren ist auch medizinisch belegt: Kummer kann eine ernsthafte Herzerkrankung auslösen, das Broken Heart Syndrom oder Syndrom des gebrochenen Herzens.
Synonyme
Syndrom des gebrochenen Herzens, Takotsubo-Syndrom, Tako-Tsubo-Syndrom, Stress-Kardiomyopathie
Definition: Was ist das Broken Heart Syndrom?
Kann ein gebrochenes Herz krank machen?
Broken Heart Syndrom, Syndrom des gebrochenen Herzens, Takotsubo-Syndrom oder Stress-Kardiomyopathie sind Bezeichnungen für eine krankhafte Veränderung des Herzens, die durch Kummer oder Stress hervorgerufen wird. Die Symptome des Broken Heart Syndroms ähneln denen eines Herzinfarkts. Es handelt sich aber nicht um einen Infarkt.
Was ist ein gebrochenes Herz?
Die Bezeichnung Takotsubo-Syndrom geht auf japanische Ärzte zurück. Sie diagnostizierten bei einigen Patienten mit Herzbeschwerden nach belastenden Ereignissen eine auffällige Veränderung der linken Herzkammer. Die linke Herzkammer ist eingeschnürt und mitunter aufgebläht. Die Verformung erinnerte die Mediziner an Takotsubo genannte Tonkrüge, mit denen in Japan Tintenfische gefangen werden.
Broken-Heart-Syndrom: Häufigkeit
Die genaue Häufigkeit des Broken-Heart-Syndroms ist nicht bekannt. Es gilt aber als eher selten. Etwa zwei Prozent der Krankenhauseinweisungen wegen Verdachts auf einen Herzinfarkt entpuppen sich Schätzungen zufolge als Fälle von Stress-Kardiomyopathie.
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Nach Angaben der Uniklinik Freiburg (siehe Quellen) erkranken vor allem Frauen nach der Menopause am Syndrom des gebrochenen Herzens. Männer machen demnach nur 10 Prozent der Fälle aus.
Die Ursachen für die ungleiche Verteilung der Häufigkeit nach Geschlechtern ist noch nicht geklärt. Es liegt aber nahe, dass die hormonellen Veränderungen nach den Wechseljahren eine Rolle spielen könnten (siehe auch Ursachen).
Symptome: Wie äußert sich ein gebrochenes Herz?
Ein gebrochenes Herz macht sich mit ähnlichen Symptomen wie ein Herzinfarkt bemerkbar. Am Anfang stehen mitunter sehr schmerzhafte Engegefühle im Brustbereich (sogenannter Vernichtungsschmerz) wie bei Angina Pectoris. Atemnot und rasender Puls (Tachykardie) sind weitere Symptome, mit denen sich ein gebrochenes Herz äußern kann. Schweißausbrüche, Übelkeit und Erbrechen sowie Todesangst sind mögliche weitere Symptome in der Akutphase eines Broken-Heart-Syndroms.
Komplikationen des Broken Heart Syndroms
Die Überblähung der linken Herzkammer stört die normale Herzfunktion. Es kommt zu einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Bei dieser Linksherzinsuffizienz schafft es das linke Herz nicht mehr, ausreichend viel Blut in den Körper zu pumpen. Dadurch staut sich das Blut in die Lunge zurück. Flüssige Bestandteile des Blutes (vor allem Wasser) werden in das Lungengewebe gepresst: Die Folge ist eine Wasseransammlung in der Lunge, ein Lungenödem.
Eine andere mögliche Komplikation des Broken-Heart-Syndroms ist ein lebensgefährlicher Schock, der zu mangelhafter Sauerstoffversorgung der Organe führen kann.
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Broken Heart Syndrom: Ursachen
Warum „zerbricht“ das Herz?
Die Ursachen des Broken Heart Syndroms sind bislang kaum erforscht. Mediziner der Uniklinik Freiburg (siehe Quellen) gehen davon aus, dass das autonome, also das nicht bewusst steuerbare, Nervensystem von Menschen mit Broken-Heart-Syndrom empfindlicher reagiert als bei anderen Menschen mit Liebeskummer, Stress, Trauer oder anderen belastenden Erlebnissen.
Göttinger Herzforscher haben herausgefunden, dass das sympathische Nervensystem von Betroffenen überaktiv ist und vermehrt Stresshormone ausscheidet. Demnach reagieren Menschen mit Broken Heart Syndrom besonders empfindlich auf Stresshormone (Katecholamine) wie Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin. Außerdem konnten die Göttinger Forscher belegen, dass Broken Heart Syndrome familiär gehäuft auftreten und es daher eine genetische Komponente geben muss.
Weitere Studien deuten darauf hin, dass bei Menschen mit Broken Heart Syndrom Hirnregionen für die Kontrolle des sympathischen Nervensystems weniger gut funktionieren als bei gesunden Menschen. Dadurch können Herzschlag und Atmung leichter außer Kontrolle geraten und das Syndrom begünstigen.
Broken Heart Syndrom: Untersuchung und Diagnose
Das Broken-Heart-Syndrom ist anhand der äußerlichen wahrnehmbaren Symptome nur schwer von einem Herzinfarkt zu unterscheiden. Sogar im Elektrokardiogramm (EKG, Herzstromkurve) ist eine Stress-Kardiomyopathie meist nicht sicher von einem Herzinfarkt abzugrenzen. Den Ausschlag bei der Diagnose geben vor allem bildgebende Verfahren. Mit einem Herzultraschall lassen sich die typischen Veränderungen der linken Herzkammer nachweisen.
Ein anderes wichtiges Diagnoseinstrument ist die Herzkatheteruntersuchung. Dabei wird ein sehr feiner Schlauch mit Kamerasystem bis in die Herzkranzgefäße geschoben. Im Gegensatz zu einem Herzinfarkt, bei dem häufig Teile der Herzkranzgefäße verstopft sind, sind die Herzkranzgefäße bei gebrochenem Herzen in der Regel völlig intakt.
Laboruntersuchungen des Blutes (erhöhte Herzenzymwerte im Blut) sind ein weiteres Instrument, um Herzinfarkt und Broken Heart Syndrom zu bestätigen beziehungsweise zu unterscheiden.
Behandlung: Was hilft bei Broken Heart Syndrom?
Massive Herzbeschwerden wie bei einem Broken Heart Syndrom sind immer ein medizinischer Notfall und müssen schnellstmöglich intensivmedizinisch behandelt werden. Idealerweise erfolgen Diagnose und Therapie in einer Klinik mit einer entsprechenden kardiologischen Notfallstation (Heart-Stroke-Unit) und/oder einem Herzkatheterlabor.
Die Patientinnen und Patienten werden zunächst als Infarkt-Patienten behandelt. Dazu gehört die Aufnahme auf die Intensivstation, wo die Herz-Kreislauf-Funktion engmaschig überwacht werden kann. Gerade in der ersten Phase des Broken-Heart-Syndroms ist das Risiko für schwere Herzrhythmusstörungen oder einen lebensgefährlichen Schock besonders groß.
Welche Medikamente bei Broken Heart Syndrom?
In der medikamentösen Therapie werden vor allem Betablocker und Gerinnungshemmer eingesetzt. Betablocker hemmen die Wirkung der Stresshormone und tragen so dazu bei, den Blutdruck zu senken und den Herzschlag zu verlangsamen. Diese Effekte helfen, das Herz zu entlasten. Gerinnungshemmer machen das Blut „flüssiger“ und entlasten das geschwächte Herz ebenfalls.
Prognose: Kann man durch ein gebrochenes Herz sterben?
Ohne rechtzeitige Behandlung kann das Broken Heart Syndrom lebensgefährlich verlaufen. Die Angaben zur Sterblichkeit schwanken. Bis zu 5 Prozent der Menschen, die mit akuten Herzbeschwerden infolge gebrochenen Herzens stationär aufgenommen werden, versterben.
Wissenschaftler des Universitären Herzzentrums Lübeck haben fast 300 Menschen nach einem Broken Heart Syndrom begleitet. Das Ergebnis: Ein Jahr nach der Erkrankung lag die Sterberate bei 10 Prozent und nach 4 Jahren bei 25 Prozent (siehe Quellen).
Bei rechtzeitiger Behandlung verlaufen Takotsubo-Syndrom bzw. Stress-Kardiomyopathie in der Regel ohne schwere Konsequenzen. Nach vier bis sechs Wochen haben sich Patientinnen oder Patienten meist vollständig erholt. Allerdings kommt es bei 10 bis 15 Prozent der Erkrankten bei starken emotionalen Belastungen erneut zu einem Broken Heart Syndrom.
Broken Heart Syndrom: Vorbeugung
Dem Broken Heart Syndrom lässt sich nur schwer gezielt vorbeugen, weil die individuellen Risikofaktoren bislang nicht ausreichend gut erforscht sind.
Zuweilen werden Medikamente angewendet, um Menschen nach traumatischen Belastungen zu stabilisieren. Forscher der Universität untersuchten in einer Studie (siehe Quellen) die Wirkung von Aspirin und des Betablockers Metoprolol bei Trauernden. Demnach stabilisierten die Medikamente den Blutdruck und die Herzfrequenz ebenso wie sie die Symptome von Angst und Depressionen verringerten.
Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)
Stand: 26.08.2024
- Universitätsklinikum Freiburg: Mit gebrochenem Herzen zum Kardiologen
- Science direct: The effect of metoprolol and aspirin on cardiovascular risk in bereavement: A randomized controlled trial (aufgerufen 23. Februar 2022)
- Pubmed (Hicham Khallafi und andere): "Broken-Heart-Syndrome": catecholamine surge or aborted myocardial infarction?
- Journal of the American College of Cardiology: Catecholamine-Dependent β-Adrenergic Signaling in a Pluripotent Stem Cell Model of Takotsubo Cardiomyopathy
- Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung: Gebrochenes Herz - erste Hilfe in Sicht
- Deutsche Gesellschaft für Kardiologie: Stress-Kardiomyopathie: „Borken Heart Syndrome“ könnte genetische Ursachen haben