Blinddarmentzündung
Die meisten Menschen verstehen eine Blinddarmentzündung als Entzündung des Blinddarms. Die heißt bei Medizinern allerdings Typhlitis. Bei einer Blinddarmentzündung ist hingegen der der so genannte Wurmfortsatz des Blinddarms von der Entzündung betroffen. Lesen Sie mehr über die Symptome, Ursachen, Therapie und Vorbeugung von Blinddarmentzündung.
Synonyme
Appendizitis
Definition
Bei einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) ist nicht der Blinddarm selbst, sondern lediglich der so genannte Wurmfortsatz des Blinddarms entzündet. Der Blinddarm ist der Anfangsteil des Dickdarms. Er befindet sich im rechten Unterbauch. Am Blinddarm selbst ist ein Anhängsel, der sogenannte Wurmfortsatz. Und eben dieser ist bei der umgangssprachlich so bezeichneten Blinddarmentzündung betroffen. Bei einer tatsächlichen Blinddarmentzündung sprechen Mediziner von einer Typhlitis.
Blinddarmentzündung erkennen
Eine Blinddarmentzündung muss nicht klassisch verlaufen. Verschiedene Personengruppen geben unterschiedliche Beschwerden an. So haben Schwangere vor allem Schmerzen im rechten Ober- oder Mittelbauch, da durch das Ungeborene der Wurmfortsatz verlagert ist. Bei älteren Personen sind die Beschwerden allgemein geringer ausgeprägt, auch sind die Temperaturschwankungen niedriger. Kleinkinder geben bei einer Blinddarmentzündung oft Schmerzen im gesamten Bauchraum an. Ein weiterer Sonderfall sind Diabetiker, also Menschen mit Zuckerkrankheit. Bei ihnen fallen die Symptome so schwach aus, dass selbst ein Blinddarmdurchbruch oft kaum wahr genommen wird.
Achtung: Blinddarmdurchbruch
Bei Verdacht auf Blinddarmentzündung essen sie bitte nichts mehr und gehen Sie umgehend zum Arzt. Das gilt insbesondere für Kinder. Wenn Bauchschmerzen nach einer schmerzfreien Phase unvermittelt heftig wiederkehren, rufen Sie bitte sofort den Rettungsdienst. Wer zu viel Zeit verliert, riskiert schwere Komplikationen.
Häufigkeit
In westlichen Ländern erkranken jährlich etwa 100 von 100.000 Personen an einer Blinddarmentzündung. In Deutschland sind das etwa 85.000 Menschen pro Jahr. Am häufigsten sind Kinder zwischen dem 9. und 14. Lebensjahr betroffen. Bei jüngeren Kindern und Säuglingen sind Blinddarmentzündungen hingegen selten.
Symptome
Symptome bei Blinddarmentzündungen (Appendizitis) sind vor allem Schmerzen um den Bauchnabel herum sowie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Fieber. Häufig werden die Beschwerden mit Magenschmerzen verwechselt und nicht ernst genommen. Bei folgenden Symptomen sollten Sie unbedingt an eine Blinddarmentzündung denken:
- Die Schmerzen um den Bauchnabel herum verlagern sich in den rechten Unterbauch (teils auch in den linken Unterbauch) – sogenannter wandernder Schmerz.
- Erschütterungen und Bewegungen des rechten Beins verstärken die Bauch-Beschwerden.
- Betroffene reagieren im Bereich des rechten Unterbauches sehr empfindlich auf Druck.
- Fieber bis zu 39 Grad Celsius mit einer Temperaturdifferenz zwischen Achsel und Po. Die gemessene Temperatur im Po ist um etwa 1 Grad Celsius höher als die unter der Achsel gemessene.
- beschleunigter Puls, die Zunge ist weißlich belegt
- selten sind Rückenschmerzen
- Im fortgeschrittenen Stadium leiden Patienten mit Blinddarmentzündung oft an Verstopfung, gelegentlich auch an Durchfall.
Ursachen
Ursache der Blinddarmentzündung ist der schlauchförmige Wurmfortsatz des Blinddarms. Dieser Wurmfortsatz enthält viele Lymphknötchen (sogenannte Lymphfollikel), die Teil des körpereigenen Abwehrsystems sind. Sie können sich durch Infektionen mit Krankheitserregern entzünden. Häufig verstopfen verhärtete Kotreste (Kotsteine) den Wurmfortsatz, Stuhl sammelt sich an. Die darin enthaltenen Bakterien vermehren sich und verursachen die Blinddarmentzündung. Begünstigt wird solch ein Kotstau auch durch eine Abknickung des Wurmfortsatzes oder narbige Verengungen.
Verstopfung durch Fremdkörper
Auch Fremdkörper – wie ein verschluckter Kirschkern, seltener Kerne von Weintrauben oder Melonen – führen zum Kotstau und einem höheren Entzündungs-Risiko. Ebenso kann ein Befall mit Würmern (z. B. Spulwürmer oder Oxyuren) eine Blinddarmentzündung auslösen. In seltenen Fällen sind auch Tumore Ursache einer Blinddarmentzündung.
Die Ursache einer Blinddarmentzündung kann jedoch nicht immer ergründet werden.
Untersuchung
Die Diagnose Blinddarmentzündung wird häufig schon anhand der Vorgeschichte (Anamnese) und der ärztlichen Untersuchung gestellt. Hinweisgebend sind dabei die Symptome, Laboruntersuchungen, Ultraschall und ggf. eine Computertomografie (CT).
Untersuchungsmethoden bei Blinddarmentzündung
Es gibt spezielle Untersuchungsmethoden, die sehr deutlich auf eine Blinddarmentzündung hinweisen. Dazu zählen:
- körperliche Untersuchung mit Abtasten vom Bauch (McBurney-Punkt, Lanz-Punkt), Darmausstreichen in Richtung Blinddarm (Rovsing-Zeichen), gegenseitiger Loslass-Schmerz (Blumberg-Zeichen), Psoas-Dehnungsschmerz (das Bein wird im Hüftgelenk gegen einen Widerstand gebeugt, Schmerzen im Unterbauch sind hinweisgebend bei Blinddarmentzündung), Douglas-Schmerz (Schmerzen bei der rektalen Untersuchung)
- Temperaturmessung
- Blutuntersuchung, eventuell auch Urinuntersuchung
- bei Frauen immer gynäkologische Untersuchung
- bildgebende verfahren wie Ultraschall, Computertomografie (CT), Röntgen.
Behandlung
Appendizitis-OP (Blinddarmoperation)
In der Regel wird eine Blinddarmentzündung operiert. Viele Krankenhäuser entfernen den Wurmfortsatz in jüngster Zeit während einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) mit der sogenannten Schlüssellochtechnik. Bei dieser Appendizitis-OP erfolgt der Zugang über einen winzigen Schnitt am Bauchnabel. Es bleiben keine sichtbaren Narben zurück. Bei ausgedehnter Blinddarmentzündung und im Notfall wird jedoch ein kleiner Bauchschnitt erfolgen.
Vorbeugung
Einer Blinddarmentzündung kann man nicht sicher vorbeugen. Der Wurmfortsatz ist schon aufgrund seiner Anatomie in gewisser Weise anfällig. Es wird aber angenommen, dass ballaststoffreiche Kost das Risiko einer Blinddarmentzündung senkt. Wer weniger Obstkerne verschluckt, vermindert ebenfalls die Gefahr einer Entzündung im Blinddarm.
Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur)
Stand: 05.11.2020