Bauchaortenaneurysma

Ein Bauchaortenaneurysma kann lebenslang existieren – und harmlos bleiben. Akute Lebensgefahr hingegen besteht, wenn das Aneurysma reißt. Lesen Sie mehr über Symptome, Ursachen, Operation und Risikofaktoren sowie Früherkennung von Bauchaortenaneurysmen.

Synonyme

Aneurysma aorta abdominalis, abdominelles Aneurysma, AAA, BAA

Bauchaortenaneurysma: Was ist das?

Bauchaortenaneurysma

Das Bauchaortenaneurysma (BAA) bezeichnen Mediziner auch als abdominelles Aortenaneurysma (AAA). Aneurysma steht für eine angeborene oder erworbene Aussackung eines Gefäßes, in diesem Fall des Teils der Hauptschlagader, der durch den Bauchraum führt (Bauchaorta, Bauchschlagader oder abdominelle Aorta).Die Aorta hat im Bauchraum bei erwachsenen Menschen normalerweise einen Durchmesser von etwa 2 cm. Wenn dieser Durchmesser an einer Stelle auf mehr als 3 cm erweitert ist, liegt ein Bauchaortenaneurysma vor.

Mehr über die unterschiedlichen Formen der Fehlbildungen von Blutgefäßen lesen Sie hier: Aneurysma.

Wann platzt ein Aortenaneurysma?

Die meisten Bauchaortenaneurysmen bleiben klein und damit meist harmlos – und sie verursachen oft nicht einmal Beschwerden. Wenn die Bauchschlagader aber reißt, ist das ein lebensbedrohlicher medizinischer Notfall. Und wann platzt ein Aortenaneurysma? Das lässt sich leider nicht genau vorhersagen. Ab einem Durchmesser von ungefähr 5 cm besteht ein deutlich erhöhtes Risiko dafür, dass das Aneurysma reißt und damit lebensbedrohlich wird. Das Risiko für eine solche Ruptur steigt zudem mit zunehmendem Alter. Außerdem erhöhen beispielsweise Arteriosklerose, Bluthochdruck oder Rauchen das Risiko ganz erheblich.

Häufigkeit von Bauchaortenaneurysma

Die Häufigkeit von Bauchaortenaneurysmen ist nicht ganz einfach zu beziffern. Das liegt unter anderem daran, dass sie häufig keine Symptome verursachen und daher schlicht nicht erfasst werden. Nach Angaben des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen entwickeln etwa 2 Prozent aller Männer zwischen 65 und 75 Jahren ein Aneurysma der Bauchschlagader. Der Literatur zufolge sind Männer etwa 5- bis 6-mal so oft betroffen wie Frauen. Eine deutsche Studie von 2017 (siehe Quellen) zur Häufigkeit der Behandlung von Bauchaortenaneurysmen in Krankenhäusern (Krankenhausinzidenz) kommt auf 3,3 Fälle je 100.000 Einwohner pro Jahr.

Bauchaortenaneurysma: Symptome

Bauchaortenaneurysmen bleiben oft lebenslang unentdeckt, weil sie in vielen Fällen keine Symptome hervorrufen. Häufig werden sie bei Routineuntersuchungen des Bauchraumes zufällig entdeckt. Große Aneurysmen im Bauchraum verursachen mitunter Rückenschmerzen oder Bauchschmerzen.

Symptome bei Riss der Bauchschlagader

Bei einer Ruptur der Bauchschlagader kommt es schnell zu lebensgefährlichen Symptomen. Oft macht sich der Riss durch plötzlich auftretende Bauchschmerzen oder Rückenschmerzen bemerkbar, die zur Seite oder in die Leiste ausstrahlen.

Wegen des großen Durchmessers der Bauchschlagader strömt bei der Ruptur schnell viel Blut in den Bauchraum. Dieser Blutverlust verursacht zunächst Symptome wie Blässe und Schwindel. Darauf folgen bald Bewusstlosigkeit und ein Kreislaufzusammenbruch, der lebensgefährliche Schock.

Bauchaortenaneurysma: Ursachen

Bauchaortenaneurysmen haben unterschiedliche Ursachen. Die mit Abstand häufigste Ursache ist Arteriosklerose, die umgangssprachlich als Arterienverkalkung bezeichnet wird. Arteriosklerose greift die Innenwände der Blutbahnen an. Durch Ablagerungen, vor allem von Fett, kommt es zu einer chronischen Entzündung der Gefäßwände, sie verlieren an Elastizität. Durch den Druck des durchfließenden Blutes können dann Aussackungen im Gefäß entstehen.

Seltene Ursachen für Aneurysmen der Bauchschlagader

Andere seltene Ursachen von abdominalen Aneurysmen sind angeborene Fehlbildungen der Blutgefäße oder des Bindegewebes sowie Komplikationen von Herz- oder Gefäßentzündungen. Dazu zählen:

  • Ehlers-Danlos-Syndrom und Marfansyndrom (angeborene Bindegewebserkrankungen)
  • Komplikationen nach Herzklappenentzündung (Endokarditis)
  • Komplikationen von Gefäßentzündungen (Vaskulitis)
  • Sepsis (Blutvergiftung)

Risikofaktoren

  • Männer sind bis zu 6-mal häufiger betroffen als Frauen.
  • Die Mehrzahl der Rupturen von Bauchaortenaneurysmen betrifft Männer und Frauen im Alter von über 65 Jahren.
  • Bauchaortenaneurysmen treten familiär gehäuft auf. Das spricht für eine genetische Veranlagung. Auch bei hellhäutigen Menschen sind Aneurysmen etwas häufiger als bei Menschen mit dunkler Hautfarbe.
  • Alle Erkrankungen des metabolischen Syndroms (Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, insbesondere erhöhte Cholesterinwerte) und deren Risikofaktoren wie ungesunde Ernährung, Rauchen oder Bewegungsmangel

Untersuchung

Bauchaortenaneurysmen werden in der Regel als Zufallsbefund bei Ultraschalluntersuchungen des Bauchraumes entdeckt, zuweilen auch bei Computertomografien.

Bei der körperlichen Untersuchung sind größere Aneurysmen mitunter als pulsierende Schwellungen tastbar. Ein charakteristischer Hinweis ist zudem ein zischendes Geräusch (Bruit) beim Abhören mit dem Stethoskop. Dieses Geräusch entsteht, wenn das Blut in die Aussackung der Bauchaorta strömt.

Bei der genaueren Diagnostik von Zufallsbefunden kommen folgende Verfahren zum Einsatz:

  • Computertomografie mit Einsatz eines Kontrastmittels
  • Gefäßmedizinische Untersuchung mit einem speziellen Ultraschallverfahren, der farbcodierten Duplexsonografie. Diese Untersuchungsmethode steht auch vielen niedergelassenen Fachärzten wie Angiologen zur Verfügung.

Behandlung von Bauchaortenaneurysma

Aortenaneurysma: Ab wann OP?

Die Entscheidung über die Notwendigkeit einer Operation von Bauchaortenaneurysmen lässt sich erst nach gründlicher Diagnostik und Abwägung der Risiken im Einzelfall treffen.

In den meisten Fällen empfehlen Mediziner eine Operation, wenn das Bauchaortenaneurysma einen Durchmesser von 5 cm erreicht. Denn ab diesen Umfängen steigt das Risiko für eine Ruptur stark an.

OP-Methoden bei Bauchaortenaneurysma

Bauchaortenaneurysmen lassen sich ausschließlich operativ behandeln. Dabei kommen inzwischen vor allem sogenannte minimal-invasive Verfahren innerhalb des Gefäßes (endovaskulär) zum Einsatz. Je nach Größe und Lage des Aneurysmas und Gesundheitszustand kann eine Operation mit Öffnung der Bauchdecke (Laparotomie) die bessere Wahl sein.

Die langfristigen Überlebensraten sind bei beiden Methoden gleich. Insofern spielt die Prognose bei der Entscheidung für die Wahl der Operationsmethode keine Rolle. In Deutschland werden etwa 20 Prozent der Fälle bei einer offenen OP mit einer Gefäßprothese versorgt. In 80 Prozent der Fälle wird endovaskulär eine Gefäßstütze (Stent) gesetzt.

Bei einem gerissenen Bauchaortenaneurysma bleibt nur die Möglichkeit der sofortigen offenen Operation.

Stent bei Bauchaortenaneurysmen

Die meisten Menschen kennen Stents als Mittel zur Behandlung von Herzinfarkten. Tatsächlich werden diese Gefäßstützen aber bei einer Vielzahl von Eingriffen verwendet. Bei der endovaskulären Versorgung von Bauchaortenaneurysmen wird zunächst ein kleiner Schnitt an der Leiste gesetzt und von dort ein Hohlschlauch (Katheter) durch die Oberschenkelarterie bis zum Aneurysma geführt. Darüber platziert der Operateur die Gefäßstütze im betroffenen Bereich. Der Stent schient die Aorta praktisch von innen, das Blut fließt nunmehr wieder vollständig durch die stabilisierte Bauchschlagader – und nicht mehr in das Aneurysma.

Dieser Eingriff hat Vor- und Nachteile.

Vorteile

  • Unter Umständen Verzicht auf Vollnarkose möglich
  • Krankenhausaufenthalt von 6 bis 8 Tagen
  • Kleine Narbe im Leistenbereich

Nachteile

  • Nicht für alle Bauchaortenaneurysmen geeignet
  • Höhere Zahl und lebenslange Notwendigkeit von Kontrolluntersuchungen
  • Erhöhtes Risiko für einen erneuten Eingriff

Bauchöffnung bei Bauchaortenaneurysma

Auch wenn endovaskuläre Eingriffe bei Bauchaortenaneurysmen inzwischen die Mehrzahl bilden, ist eine klassische Operation mit Öffnung der Bauchdecke in etwa 20 Prozent der Fälle erforderlich.

Bei dieser Operation wird die Bauchdecke mit einem Schnitt geöffnet (Laparotomie) und die Bauchschlagader im Bereich des Aneurysmas frei präpariert. Nach dem Abklemmen der Aorta wird das Aneurysma entnommen und durch eine Gefäßprothese ersetzt. Nach der Dichtigkeitsprüfung wird die Bauchdecke wieder geschlossen.

Nach dem Eingriff ist eine Behandlung mit starken opioidhaltigen Schmerzmitteln notwendig, die entweder über einen Katheter gegeben (epidurale Analgesie) oder gespritzt werden (intravenöse Gabe). Beide Verfahren sind nach Auswertung der Studien in einem unabhängigen Cochrane-Review gleichwertig (siehe auch Quellen).

Vorteile

  • Operation ist bei ungünstigen Lagen des Aneurysmas möglich
  • Deutlich geringeres Risiko für Neubildungen
  • Geringe Häufigkeit und längere Intervalle in der Nachsorge (Kontrolluntersuchungen)

Nachteile

  • Risiko der Vollnarkose und postoperative Schmerztherapie mit opioidhaltigen Schmerzmitteln
  • Längerer Krankenhausaufenthalt (zwischen 12 und 14 Tagen)
  • Meist längere Erholungsdauer bis zur alten Leistungsfähigkeit
  • Größere Narbe und Möglichkeit von Narbenbrüchen (Hernien)

OP-Komplikationen nach Bauchaortenaneurysma

Schwere Komplikation nach einer Bauchaortenaneurysma-OP sind selten. Grundsätzlich aber gilt: je länger und schwerer ein operativer Eingriff, umso größer das Risiko von generellen Komplikationen. Das sind beispielsweise Nachblutungen, Thrombosen oder Schlaganfälle.

Aortenaneurysma wo operieren?

Die Erfolgswahrscheinlichkeit von Operationen ist in aller Regel in den Krankenhäusern am höchsten, die einen Eingriff besonders oft vornehmen. Wenn Sie also vor der Frage stehen, wo Sie einen Eingriff machen lassen sollten, wenden Sie sich an Ihre behandelnden Mediziner. Auch Ihre Krankenkasse hat Listen mit den Kliniken, die in der Operation von Bauchschlagadern besonders erfahren sind.

Nachsorge

Im Anschluss an eine offene Aorten-OP wird in der Regel eine Reha-Behandlung verordnet.

Prognose: Wie gefährlich ist ein Bauchaortenaneurysma?

Akute Bauchaortenaneurysmen sind ein lebensbedrohlicher medizinischer Notfall. Die Sterberate wird mit etwa 90 Prozent angegeben. Und auch wenn die Patienten noch lebend ein Krankenhaus erreichen, ist die Prognose schlecht. Laut einer deutschen Studie von 2017 sterben selbst bei einer schnellen Operation 39 Prozent der Männer, die wegen einer Ruptur operiert werden. Bei Frauen lag der Anteil der tödlich verlaufenden Risse mit 48 Prozent noch höher (siehe Quellen).

Vorbeugung

Bauchaortenaneurysmen lässt sich nicht zuverlässig vorbeugen. Das Risiko aber lässt sich deutlich senken, indem Sie herzgesund leben und Risikofaktoren die Erkrankungen des metabolischen Syndroms (Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, insbesondere erhöhte Cholesterinwerte) meiden.

Wenn Sie zu den Risikogruppen zählen (siehe Ursachen) sollten Sie sich regelmäßig ärztlich untersuchen lassen. Und wenn bereits ein Bauchaortenaneurysma festgestellt wurde, sollten Sie sich unbedingt an das mit Ihren Ärzten vereinbarte Vorgehen halten.

Früherkennung von Bauchaortenaneurysma

Bauchaortenaneurysmen lassen sich per Ultraschalluntersuchung beim Hausarzt oder Angiologen (Gefäßmediziner) leicht früh erkennen. Insofern erscheint eine Früherkennung sinnvoll. Andererseits hat ein früh erkanntes Bauchaortenaneurysma auch Nachteile. Denn das Wissen um die Diagnose kann psychisch stark belasten. Gleichzeitig sind die meisten Aneurysmen harmlos. Mitunter führt das Wissen um die Diagnose dazu, dass operiert wird. Der Eingriff aber bringt Risiken mit sich, die viele Menschen ohne das Wissen um die Diagnose nicht auf sich nehmen würden.

Lohnt sich die Früherkennung von Bauchaortenaneurysma?

Bauchaortenaneurysmen lassen sich per Ultraschalluntersuchung beim Hausarzt oder Angiologen (Gefäßmediziner) leicht früh erkennen. Insofern erscheint eine Früherkennung sinnvoll. Andererseits hat ein früh erkanntes Bauchaortenaneurysma auch Nachteile. Denn das Wissen um die Diagnose kann psychisch stark belasten. Gleichzeitig sind die meisten Aneurysmen harmlos. Mitunter führt das Wissen um die Diagnose dazu, dass operiert wird. Der Eingriff aber bringt Risiken mit sich, die viele Menschen ohne das Wissen um die Diagnose nicht auf sich nehmen würden.

Die Bundesärztekammer und die Kassenärztliche Bundesvereinigung machen zum Nutzen der Früherkennung folgende Rechnung auf (siehe auch Quellen). Demnach wird bei der Früherkennung von 1.000 Männern bei etwa 20 Männern ein Aneurysma erkannt.

  • Bei Früherkennung kommt es im weiteren Verlauf zu 4 Rupturen je 1.000 Männern.
  • Ohne Früherkennung kommt es im weiteren Verlauf zu 7 Rupturen je 1.000 Männern.
  • Mit Früherkennung sterben etwa 3 von 1.000 Männern daran.
  • Ohne Früherkennung sterben etwa 6 von 1.000 Männern daran.

Das Risiko für ein akutes Bauchaortenaneurysmen ist demnach ohne Früherkennung um 75 Prozent höher. Und die Sterblichkeit bei einer Ruptur doppelt so hoch.

Seit 2018 haben Männer über 65 Jahre gesetzlichen Anspruch auf eine einmalige Ultraschalluntersuchung des Bauches, um ein Bauchaortenaneurysma zu entdecken oder auszuschließen. Wird in diesem Screening ein Aneurysma gefunden, hängt das weitere Vorgehen von der Größe ab:

  • Bei einem Durchmesser von 3,0 bis 3,9 cm folgen Kontrolluntersuchungen alle zwei Jahre
  • Bei einem Durchmesser von 4,0 bis 4,9 cm folgen jährliche Kontrolluntersuchungen
  • Bei einem Durchmesser von 5,0 bis 5,4 cm folgen alles sechs Monate Kontrolluntersuchungen

Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), Fachliche Prüfung: Dr. med. Anja Braunwarth

Stand: 24.04.2023

  • Auf Whatsapp teilenTeilen
  • Auf Facebook teilen Teilen
  • Auf Twitter teilenTeilen
  • DruckenDrucken
  • SendenSenden