Bartholinitis und Bartholin-Zyste

Was ist Bartholinitis? Was ist eine Bartholin-Zyste? Woher kommt der Knubbel an der Schamlippe? Welche Behandlung ist bei einem Abszess im Intimbereich erfolgversprechend? Die Antworten auf diese und andere Fragen zum Thema Bartholinitis finden Sie hier.

Synonyme

Bartholinischer Abszess, Bartholinische Zyste

Überblick

Bartholinitis

Bartholinitis und Bartholin-Zysten sind zwei unterschiedliche Beschwerdebilder im Bereich der weiblichen Schamlippe, die aber einige Gemeinsamkeiten aufweisen. Beide betreffen die weiblichen Bartholin-Drüsen und führen zu Schwellungen oder Knoten (Knubbeln) an den Schamlippen. Der größte Unterschied: Bartholinitis ist eine Infektion mit Bakterien, während Bartholin-Zysten nicht infektiös sind.

Was ist eine Bartholinitis?

Als Bartholinitis bezeichnen Mediziner eine Entzündung der Bartholin-Drüse. Die Entzündung wird in der Regel durch natürlicherweise im Intimbereich und auf der Haut lebende Bakterien wie Escherichia coli oder Staphylococcus aureus verursacht. Auch die Erreger von sexuell übertragbaren Erkrankungen wie Tripper (Gonokokken) oder Chlamydien können eine Bartholinitis verursachen. Bartholinitis kann leicht verlaufen: Hauptsymptom ist dann eine gerötete, leicht geschwollene Schamlippe. Häufiger aber ist ein Verlauf, bei dem sich ein Abszess an den Schamlippen bildet.

Abszess im Intimbereich: Was ist ein Bartholin-Abszess?

Im Verlauf einer Entzündung der Bartholin-Drüse (Bartholinitis) kann der Drüsenausgang verstopfen. In der Drüse und in den Drüsengängen sammelt sich Eiter. Dadurch entwickelt sich eine pralle sehr schmerzhafte Schwellung an der Schamlippe, die enteneigroß werden kann. Diese eitrige Schwellung wird als Bartholin-Abszess bezeichnet. Mediziner nennen Bartholin-Abszesse auch Bartholin-Empyem.

Scheideneingang geschwollen: Was ist eine Bartholin-Zyste?

Eine Bartholin-Zyste ist ebenfalls Folge einer verstopfte Bartholin-Drüse. Anders als der Bartholin-Abszess ist die Bartholin-Zyste jedoch nicht mit Eiter gefüllt, sondern mit angestautem Drüsensekret, das nicht mehr ablaufen kann. Bartholin-Zysten treten in der Regel einseitig auf. Sie machen sich als kugelförmige Schwellung in der Scheide bemerkbar. Auch aus einer Bartholin-Zyste kann ein Bartholin-Abszess entstehen, wenn sich die Zyste durch eine Eiteransammlung entzündet.

Wo befinden sich die Bartholinischen Drüsen?

Die beiden etwa erbsengroßen Bartholinischen Drüsen befinden sich in den großen Schamlippen. Ihre 1 bis 2 Zentimeter langen, röhrenförmigen Drüsengänge münden rechts und links der Scheidenöffnung an der Basis der kleinen Schamlippen in den Scheidenvorhof. Gesunde, nicht entzündete Bartholin-Drüsen sind nicht tastbar. Sie werden auch als große Vorhofdrüse oder Glandula vestibularis major bezeichnet.

Was machen die Bartholin-Drüsen?

Bei sexueller Erregung geben die Bartholin-Drüsen ein Sekret ab, das Scheide und Vulva befeuchtet. Das Sekret dient dazu, das Eindringen des Penis in die Scheide zu erleichtern.

Häufigkeit

Bartholinitis, Bartholin-Abszesse und Bartholin-Zysten kommen bei Frauen von der Pubertät bis zur Menopause vor. Etwa 2 Prozent aller Frauen entwickeln in ihrem Leben ein- oder mehrmals Probleme mit den Bartholin-Drüsen. Abszesse treten etwa dreimal häufiger auf als Zysten.

Symptome

Wie sieht Bartholinitis aus?

Im Anfangsstadium sowie bei einem leichten Verlauf von Bartholinitis ist der Bereich der kleinen Schamlippen neben der Scheidenöffnung einseitig gerötet und geschwollen. Die Schwellung ist oft schmerzhaft. Am Ausgang der entzündeten Drüse kann sich eine weißlich-gelbliche Pustel zeigen. Mitunter sondert die Drüse auch ein gelbliches Sekret ab.

Welche Symptome treten bei einem Bartholin-Abszess auf?

Ein Bartholin-Abszess zeigt sich als pralle, schmerzhafte Schwellung der großen Schamlippe. Der Abszess kann bis zu enteneigroß werden. Große Bartholin-Abszesse verursachen oft starke Schmerzen beim Sitzen und Gehen. Geschwollene Lymphknoten in der Leiste und Fieber sind weitere Symptome von Bartholinitis bzw. Bartholin-Abszess.

Wird ein Bartholin-Abszess nicht chirurgisch geöffnet, kann er aufplatzen (perforieren). Dabei bildet sich mitunter eine sogenannte Fistel. Fisteln sind neu entstandene Verbindungsgänge. In diesem Fall kann die Fistel von der Bartholin-Drüse zur Scheide oder in den Enddarm führen. Eine andere Form solcher Verbindungen sind Steißbeinfisteln.

Ist Bartholinitis ansteckend?

Bartholinitis kann unter bestimmten Umständen ansteckend sein. Bei einer durch Gonokokken oder Chlamydien verursachten Bartholinitis besteht für Sexualpartner Ansteckungsgefahr. In den meisten Fällen wird Bartholinitis aber durch Bakterien verursacht, die von Natur aus in der Genitalregion vorkommen. Diese Keime sind für Sexualpartner in der Regel nicht gefährlich.

Knubbel an der Scheide: Welche Symptome verursacht eine Bartholin-Zyste?

Frauen bezeichnen Bartholin-Zysten mitunter als Knubbel an der Scheide. Bartholin-Zysten sind meist zwischen 2 und 4 Zentimeter groß. Die kugeligen Schwellungen oder Knubbel zwischen innerer und äußerer Schamlippe lassen sich unter der Haut ertasten. Solange Bartholin-Zysten nicht entzündet sind, verursachen sie keine Beschwerden. Größere Bartholin-Zysten stören mitunter beim Laufen oder beim Geschlechtsverkehr oder verursachen Schmerzen.

Bartholin-Zysten selbst sind normalerweise nicht entzündlich. Aber eine Bartholin-Zyste kann sich im Zuge einer Infektion entzünden. Dann verursacht sie die gleichen Symptome wie ein Bartholin-Abszess.

Ursachen

Wie entsteht Bartholinitis?

Bartholinitis entsteht, wenn Bakterien in den Drüsengang einer Bartholin-Drüse eindringen und dort eine Entzündungsreaktion des Immunsystems auslösen. Ein Bartholin-Abszess wiederum bildet sich, wenn der Ausgang der entzündeten Drüse verstopft ist. Dadurch stauen sich Drüsensekret und Eiter in der Drüse und im Drüsengang.

Die häufigsten Erreger von Bartholinitis sind Kolibakterien (Escherichia coli) und Staphylokokken (Staphylococcus aureus). Diese Bakterien kommen von Natur aus in der Genital- und Analregion vor. Seltener verursachen Erreger sexuell übertragbarer Krankheiten eine Bartholinitis. Zu diesen Erregern zählen Gonokokken (Erreger von Tripper) und Chlamydien.

Mitunter enthält das Sekret entzündeter Bartholin-Drüsen Streptokokken (Streptococcus pneumoniae) oder Haemophilus influenzae. Diese Bakterien sind Erreger von Lungenentzündungen. Vermutlich hat die Übertragung in solchen Fällen durch Oralverkehr stattgefunden.

Wie entsteht eine Bartholinische Zyste?

Eine Bartholin-Zyste ist Folge einer Blockade des Drüsengangs der Bartholin-Drüse. Dadurch staut sich das Sekret im Drüsengang. Bakterien spielen bei der Entstehung keine Rolle. Ursache der Blockade ist meist Narbengewebe im Bereich des Drüsengangs. Solche Narben können die Folge wiederholter Entzündungen der Bartholin-Drüse sein. Manchmal entstehen solche Vernarbungen auch nach Verletzungen, zum Beispiel während der Entbindung. Mitunter lässt sich auch keine Ursache ermitteln. Die Entzündung einer Bartholin-Zyste kann zu einem Bartholin-Abszess führen.

Untersuchung

Eine Bartholinitis, einen Bartholin-Abszess oder eine Bartholin-Zyste erkennen Frauenärzte anhand der typischen Symptome. Besteht der Verdacht auf eine Infektion mit Tripper oder Chlamydien, wird ein Abstrich des Drüsensekrets im Labor untersucht.

Frauen ab 40 Jahren, bei denen einseitig eine schmerzlose Schwellung an der Schamlippe auftritt, wird eine Biopsie des Gewebes empfohlen, um einen Tumor der Bartholin-Drüse auszuschließen.

Behandlung

Bartholinitis selbst behandeln

Leichte Schmerzen und Entzündungssymptome der Bartholinitis im frühen Stadium können mit kühlen Umschlägen oder lauwarmen Sitzbädern gelindert werden. Rivanol oder Kaliumpermanganat als Zusatz wirken desinfizierend, Kamille entzündungshemmend. Zusätzlich können rezeptfreie Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen eingenommen werden.

Ärztliche Behandlung bei Bartholin-Abszess

Bei stärkeren Beschwerden und dem Verdacht auf einem Bartholin-Abszess sollten Sie unbedingt einen Arzt (Frauenarzt) aufsuchen. In der Regel wird der Arzt die Abkapselung mit einer eingeführten Kanüle gründlich spülen (Punktion) oder mit einem Skalpell öffnen. Danach kann ein kleiner Schlauch (Katheter) eingebracht werden, durch den neu gebildeter Eiter ablaufen kann. Dieser Katheter wird in der Regel nach wenigen Tagen wieder entfernt.

Ist der Abszess noch nicht „reif“, kann der Arzt Ihnen auch die Selbstbehandlung mit warmen Umschlägen, Sitzbädern, Rotlichtbestrahlung und/oder die Anwendung von Zugsalbe empfehlen.

Bei wiederkehrenden Abszessen wird häufig eine sogenannte Marsupialisation vorgenommen. Bei chronischer Bartholinitis kann auch die chirurgische Entfernung (Exstirpation) der betroffenen Bartholin-Drüse erwogen werden.

Was ist eine Marsupialisation?

Die Marsupialisation ist ein operatives Verfahren zur Behandlung von Abszessen und Zysten. Die Marsupialisation einer vereiterten Bartholin-Drüse ist eine Operation unter Vollnarkose. Die Drüse wird mit dem Skalpell geöffnet und gespült. Anschließend wird ein neuer, größerer Ausführgang geschaffen. Dafür wird die Umhüllung der Drüse mit einer feinen Naht an der Schleimhaut des Scheidenvorhofs fixiert.

Was tun bei Bartholinischer Zyste?

Sofern eine Bartholin-Zyste nicht entzündet ist oder keine Beschwerden verursacht, muss sie nicht behandelt werden. In manchen Fällen können regelmäßige warme Sitzbäder Bartholin-Zysten verkleinern oder verschwinden lassen. Große oder infizierte Zysten hingegen müssen behandelt werden, Sie können marsupialisiert werden, Bei wiederkehrenden Bartholin-Zysten kann auch eine komplette Entfernung der Bartholin-Drüse infrage kommen.

Welche Antibiotika bei Bartholinitis?

Bartholinitis wird in der Regel nicht mit Antibiotika behandelt. Ausnahmen bilden schwere, immer wiederkehrende Fälle und Infektionen der Bartholin-Drüse mit Gonokokken oder Chlamydien.
Gonokokken-Infektionen (Tripper) werden meist mit einer Kombination der Antibiotika Azithromycin und Ceftriaxon bekämpft. Da Gonokokken öfter bereits Antibiotikaresistenzen aufweisen, kann es selten vorkommen, dass diese Kombination nicht wirkt. Daher sollte vor Behandlungsbeginn möglichst eine Bakterienkultur (Antibiogramm) aus dem Sekretabstrich angelegt werden, an der gegebenenfalls noch andere Antibiotika auf Wirksamkeit getestet werden können. Chlamydien werden meist mit Doxycyclin, Levofloxacin oder Erythromycin behandelt. Bei beiden Infektionen muss die antibiotische Therapie auch die Sexualpartner einbeziehen.

Prognose

Wie lange dauert eine Bartholinitis?

Wie lange eine Bartholinitis dauert, ist sehr unterschiedlich. Manchmal heilt die Entzündung schon nach wenigen Tagen spontan ab. In anderen Fällen halten die Beschwerden wochenlang an. Um das zu verhindern, sollte rechtzeitig ein Frauenarzt aufgesucht werden.

Die Heilung nach einer Marsupialisation eines Bartholin-Abszesses bzw. einer Zyste dauert im Allgemeinen zwischen 4 und 6 Wochen. Die Wundheilung nach Entfernung der Bartholin-Drüse kann je nach Größe der OP-Wunde auch länger als zwei Monate in Anspruch nehmen.

Risiko des Wiederauftretens einer Bartholinitis

Nach einem Bartholin-Abszess tritt die Entzündung nicht selten nach einiger Zeit wieder auf (Rezidiv). Das Rezidivrisiko während eines Jahres liegt je nach Behandlungsmethode zwischen fast 40 Prozent nach Punktion und 10 Prozent nach Marsupialisation.

Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur), fachliche Prüfung: Yvonne Jurkoweit (Ärztin)

Stand: 13.01.2025

Quelle:
  1. H. Steiner: Die akute Bartholinitis. Deutsches Ärzteblatt (1977)
  2. F. Omole et al.: Bartholin Duct Cyst and Gland Abscess: Office Management. American Family Physician (2019)
  3. W.A. Lee & M. Wittler: Bartholin Gland Cyst
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