Angina (Mandelentzündung)
Wenn es im Hals unangenehm rau wird, wenn es im tief im Hals brennt und beim Schlucken schmerzt, steckt dahinter oft eine Mandelentzündung, Mediziner sprechen von Angina oder Tonsillitis. Hier finden Sie alles Wichtige über Symptome, Ursachen, Therapie und Selbsthilfe bei Angina.
Synonyme
Mandelentzündung, Gaumenmandelentzündung, Tonsillitis, Angina tonsillaris
Definition: Was ist Angina?
Mandelentzündungen bezeichen Mediziner als Tonsillitis oder Angina tonsillaris. Genauer gesagt, handelt es sich um eine Entzündung der Gaumenmandeln. Die Gaumenmandeln befinden sich im Rachenraum hinter den seitlichen Gaumenbögen. Sie sind Teil des lymphatischen Rachenrings. Der lymphatische Rachenring schützt die oberen Atemwege vor Krankheitserregern.
Gelangen jedoch Bakterien oder Viren (zum Beispiel bei einem grippalen Infekt wie Erkältungen oder infolge einer geschwächten körpereigenen Abwehr) in das lymphatische Gewebe und vermehren sich dort, schwellen die Gaumenmandeln und der lymphatische Rachenring an. Dann wird es eng im Hals – daher auch der Name Angina. Denn das lateinische Wort Angina bedeutet Enge. Eine Angina kann ein- oder beidseitig auftreten und akut, chronisch oder intermittierend (wiederkehrend) verlaufen.
Den Begriff Angina, also Enge, verwenden Mediziner häufig. Ein prominentes Beispiel ist die Angina pectoris (Herzenge), die allerdings mit den Mandeln und den Atemwegen überhaupt nicht zu tun hat.
Häufigkeit von Mandelentzündungen
Akute Mandelentzündungen gehören zu den häufigsten Infektionserkrankungen. Die Diagnose Angina zählt zu den 20 häufigsten Gründen für einen Arztbesuch. Mandelentzündungen sind bei Kindern besonders häufig. Um Komplikationen zu vermeiden, sollten Kinder mit Angina von einem Arzt untersucht werden.
Mandelentzündung: Symptome
Die Symptome von Mandelentzündungen sind charakteristisch. Fast immer sind es Schluckbeschwerden und Halsschmerzen, die auf eine Angina hinweisen. Die Gaumenmandeln werden rot und schwellen an. Mitunter sind sie von gelben Belägen (Fibrin) oder gelb-weißen Flecken und Eiter-Stippchen bedeckt. Auch Schleimhautgeschwüre und Mundgeruch sowie ein bitterer Nachgeschmack nach dem Essen oder Trinken sind häufig. Oft schwellen die Lymphknoten im Kiefer- und Halsbereich an, dazu kommen Fieber, Schwäche, Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen.
Symptome von Seitenstrangangina
Bei einer Seitenstrangangina sind die Seitenstränge am Ausgang der Ohrtrompete entzündet und geschwollen. Mitunter verschließen sie sogar den Verbindungsgang zwischen Rachen und Mittelohr. Daraus resultieren häufig Kopf- und Ohrenschmerzen und eine Mittelohrentzündung.
Angina als Symptom von anderen Erkrankungen
Ist Scharlach Ursache der Angina, kommen zu den Halsschmerzen und Schluckbeschwerden noch die typischen Scharlach-Symptome (zum Beispiel eine hochrote, stippige Zunge, rote Wangen und ein blasses Munddreieck) hinzu.
Bei der Diphtherie-Angina sind die Gaumenmandeln schmutzig-grau belegt und die Betroffenen riechen aus dem Mund häufig nach Aceton. Zudem imponiert ein bellender Husten.
Pfeiffersches Drüsenfieber und Herpangina
- Angina bei Pfeifferschem Drüsenfieber (Mononukleose) wird auch als Monozyten-Angina bezeichnet. Häufig sind Jugendliche und junge Erwachsene betroffen. Die Gaumenmandeln sind dick geschwollen und hochrot mit gelblich-weißen Belägen. Starke Halsschmerzen, kloßige Sprache (als hätte man einen heißen Kloß im Mund) und Schluckbeschwerden sowie Oberbauchschmerzen sind hinweisgebende Symptome dieser Angina.
- Herpangina oder Angina herpetica ist eine virusbedingte Gaumenmandelentzündung. Von ihr sind vor allem Jugendliche betroffen. Die Mandeln sind nur schwach gerötet und leicht geschwollen, anfangs ist die Rachen- und Gaumenschleimhaut von weißlich-gelben Bläschen übersät.
Von der Angina Plaut-Vincent sind nur Erwachsene betroffen. Lymphknotenschwellungen am Hals und Schluckbeschwerden sowie eine einseitig dick-stinkend belegte Mandel sind hinweisgebende Symptome. Die Betroffenen fühlen sich in der Regel nicht krank.
Ursachen von Mandelentzündungen
Eine Angina wird vor allem durch Bakterien (insbesondere beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A, aber auch Haemophilus influenzae, Pneumokokken und Staphylokokken) ausgelöst. Seltener sind Mandelentzündungen durch Viren. Dann sind zum Beispiel Herpes-Viren oder das Eppstein-Barr-Virus Auslöser der Angina. Manchmal liest man, dass Angina durch Erkältungen beziehungsweise grippale Infekte ausgelöst wird. Das ist so aber nicht richtig. Erkältungen werden durch Viren übertragen, Mandelentzündungen eben üblicherweise nicht.
Übertragung per Tröpfcheninfektion
Menschen mit Angina geben die Erreger über Tröpfcheninfektion weiter, zum Beispiel durch Husten, Niesen, Küssen oder Sprechen. Die Infektionsgefahr ist besonders hoch bei geschwächter körpereigener Abwehr. In der kalten Jahreszeit sind Mandelentzündungen besonders häufig, weil Heizungsluft die Rachen- und Gaumenschleimhäute austrocknet. Ohne den Schutz der Schleimhäute besiedeln die Erreger den Rachenraum leichter. Sie dringen in das lymphatische Gewebe ein und vermehren sich: Eine Angina ist die Folge.
Untersuchung
Ein Blick in den Hals genügt dem Arzt meistens, um Angina zu erkennen. Zur Untermauerung oder Differenzierung der Diagnose kann er Rachen, Mundhöhle, Ohren, Zungengrund, Kehlkopf und Nasen-Rachen-Raum sowie die Hals- und Kieferlymphknoten beurteilen. Mitunter helfen Gewebeentnahmen und Blutuntersuchungen, um die Art der Mandelentzündung zu identifizieren.
Mandelentzündung: Behandlung
Leichte Angina braucht häufig keine gezielte Therapie und heilt innerhalb von wenigen Tagen folgenlos ab. Schwere Mandelentzündungen oder auch Mandelentzündungen bei Kindern sollten hingegen ärztlich behandelt werden.
Medikamentöse Therapie von Angina
In der medikamentösen Therapie von Angina werden vor allem Antibiotika sowie schmerz- und fieberstillende Medikamente eingesetzt.
Gegen Fieber und Schmerzen helfen nicht-steroidale Entzündungshemmer und fiebersenkende Mittel wie Diclofenac, Ibuprofen oder Paracetamol.
Bei bakterieller Mandelentzündung werden in der Regel Antibiotika (insbesondere Penicillin) verordnet. Zuweilen empfiehlt der Arzt auch Rachen- und Gaumenpinselungen mit Mandelscher Lösung (ein Jod-Jodkali-Glycerin-Gemisch). Mit dieser antiseptisch wirkenden Lösung kann auch gegurgelt werden.
Keine Antibiotika auf eigene Faust
Es ist gar nicht so selten, dass Erwachsene bei Infektionserkrankungen wie Mandelentzündungen oder Erkältungen unbedacht in das Medikamenten-Schränkchen greifen. Dort findet sich fast immer ein Antibiotikum aus einer früheren Behandlung. Von einer Selbstbehandlung mit Antibiotika sollten Sie aber in jedem Fall absehen. Mit dem unnötigen Einsatz von Antibiotika fördern Sie die Resistenzbildung. Mittlerweile werden viele Antibiotika durch diesen unsachgemäßen Gebrauch unwirksam. Mit einem Modellprojekt gegen Antibiotikaresistenzen und gezielter Aufklärung will der Bund gegen diesen Trend ansteuern. Antibiotikaresistenzen sind der Hauptgrund für die Vermehrung von Krankenhauskeimen, vor denen sich 77 Prozent aller Deutschen fürchten.
Wenn Ihr Arzt Antibiotika verordnet, sollten Sie sich unbedingt an die Einnahmevorgaben halten und die Therapie nicht vorzeitig abbrechen. Denn ansonsten geben Sie den Bakterien die Chance, eine Resistenz gegen das Antibiotikum zu entwickeln. Antibiotika-Reste gehören nicht in das Apothekerschränkchen zu Hause, sondern sollten umgehend entsorgt werden. Ihre Apotheke nimmt nicht verbrauchte Medikamente gerne zurück. Mit dem Hausmüll oder dem Abwasser hingegen gelangen Antibiotika in die Umwelt.
Mandelentzündung: Selbsthilfe & rezeptfreie Medikamente
Grundsätzlich erleichtern Sie sich den Verlauf einer Angina, wenn Sie für die Dauer der Infektion einen Gang runterschalten. Bei leichten Mandelentzündungen ohne Fieber und starkes Krankheitsgefühl muss nicht zwingend Bettruhe sein. Es fördert den Heilungsprozess aber, wenn Sie sich nicht zu sehr anstrengen und auch mal ein Stündchen länger schlafen.
Reichlich trinken hilft, den Mund- und Rachenraum feucht zu halten. Das lindert den rauen Hals und verringert außerdem die Schluckbeschwerden. Nach Möglichkeit sollte die Raumluft nicht zu trocken sein, um eine Austrocknung der Schleimhäute nicht zu fördern.
Rezeptfreie Medikamente gegen Mandelentzündungen
Außerdem können Sie die Symptome von Mandelentzündungen mit verschreibungsfreien Medikamenten lindern.
Hals- und Rachensprays mit Wirkstoffen wie Dequaliniumchlorid, Dichlorbenzylalkohol, Hexetidin und Tyrothrizin wirken desinfizierend. Benzocain- oder lidocainhaltige Sprays und Lutschtabletten wirken örtlich betäubend. Entzündungshemmend und abschwellend sind pflanzliche Mittel mit dem Wirkstoff Bromelain.
Obwohl gerade Lutschtabletten gegen Halsschmerzen auch bei Angina durchaus beleibt sind: Oft gelangen die Wirkstoffe aus den Lutschtabletten gar nicht so weit in den Rachen, dass sie tatsächlich wirken können. Sie sorgen aber wenigstens für einen vermehrten Speichelfluss, der die Mund- und Rachenschleimhäute befeuchtet.
Pflanzliche Wirkstoffe und Tees
Die pflanzlichen Wirkstoffe Anis, Cajeput, Eukalyptus, Fenchel, Kampfer, Pfefferminze oder Thymian wirken reizlindernd und schwach antibakteriell. Als wohltuend werden oft Umschläge, Waschungen, Bäder und Salben mit pflanzlichen Wirkstoffen aus den Heilpflanzen Eukalyptus, Kamille, Thymian und Fenchel oder Halswickel mit lauwarmem Quark empfunden. Auch Tees mit entzündungshemmenden Kräutern wie Kamille und Salbei können bei Mandelentzündungen helfen.
Homöopathie und Schüsslersalze bei Mandelentzündung
- Arum triphyllum bei Angina, Schnupfen und Mundschleimhautveränderungen
- Barium carbonicum bei stark geschwollenen Gaumenmandeln
- Belladonna und Mercuris solubilis bei viraler Mandelentzündung und weiß belegten Mandeln
- Cantharis vesicatoria bei brennenden Schmerzen und reizbaren Kranken
- Phytolaca bei Halsbeschwerden aller Art, vor allem, wenn sie sich nachts verschlimmern.
Von Schüssler-Salzen sollen insbesondere die Nr. 12 (Calcium sulfuricum) zusammen mit der Nummer 3 (Ferrum phosphoricum), 4 (Kalium chloratum), 9 (Natrium phosphoricum) und 14 (Kalium bromatum) helfen. Diese Arzneien sollten jedoch nur angewendet werden, wenn vom Arzt eine eitrige oder schwere Mandelentzündung ausgeschlossen wurde. Das gilt insbesondere für Kinder.
Mandelentzündung vorbeugen
Vor Mandelentzündungen schützt am besten ein starkes Immunsystem. Des Weiteren tun Sie gut daran, den Rachenraum stets feucht zu halten. Dabei helfen Lutschtabletten und Bonbons mit Schleimdrogen wie Isländisch Moos, außerdem: viel trinken (keinen Alkohol) und trockene Raumluft meiden.
Autor: Charly Kahle (Medizin-Redakteur)
Stand: 22.05.2024