Anaphylaktischer Schock

Der anaphylaktische Schock ist die schwerste allergische Reaktion und kann tödlich verlaufen. Lesen Sie mehr über Symptome, Ursache und lebensrettende Soforthilfe bei einem anaphylaktischen Schock.

Synonyme

allergischer Schock, Anaphylaxie

Definition

Frau hat Probleme mit der Atmung

Als anaphylaktischen Schock bezeichnen Mediziner die schwerste Reaktion des Immunsystems auf einen allergischen Reiz. Der Fachbegriff anaphylaktisch setzt sich zusammen aus den griechischen „ana“ und „phylaxis“ und bedeutet so viel wie übersteigerte Schutzreaktion. Der umgangssprachliche Begriff ist allergischer Schock.

Ein anaphylaktischer Schock verläuft in den meisten Fällen extrem schnell und kann innerhalb von wenigen Sekunden oder Minuten zu akuter Lebensgefahr führen. Bei den geringsten Anzeichen für einen allergischen Schock benötigen die Betroffenen dringendst Erste Hilfe. Zudem muss umgehend ein Krankenwagen mit Notarzt gerufen werden.

Allergiker haben in der Regel ein Notfall-Set mit Antiallergika, Adrenalin und Cortison bei sich, um schon bei den ersten allergischen Symptomen effizient reagieren zu können.

Symptome

Die Symptome des anaphylaktischen Schocks verlaufen in zwei Phasen: der Initialphase und der systemischen Reaktion. Diese beiden Phasen werden mitunter als Schweregrade I und II bezeichnet.

Die Symptome der Initialphase bzw. des Schweregrades I gleichen einer normalen allergischen Reaktion. Das sind sehr oft Atembeschwerden durch zuschwellende Atemwege (Bronchialspasmus) oder lokale Hautreaktionen. Bei Lebensmittelallergien oder Medikamentenallergien kommt es häufig zu Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder krampfartigen Magen-Darm-Schmerzen (Koliken).

Minuten, in seltenen Fällen auch Stunden, nach Kontakt mit dem Allergieauslöser (Allergen) setzt die systemische Reaktion des anaphylaktischen Schocks ein. Im Schweregrad II verstärken sich die Symptome der Initialreaktion. Es kommt häufig zu ausgeprägter Atemnot, Sehstörungen, anfallsartiger Gesichtsrötung (Flush) und generalisierten Hautveränderungen mit Quaddeln, Pusteln, Blasen oder Rötungen des gesamten Körpers. Zudem besteht die Gefahr, dass der Kehlkopf zuschwillt (Kehlkopfödem) und die Betroffenen ersticken. Bewusstseinstrübungen und Ohnmacht sind weitere Symptome der systemischen allergischen Reaktion.

Allergischer Schock: Multiorganversagen

Infolge der schweren allergischen Reaktion erweitern sich die Blutgefäße mitunter schlagartig. Das verursacht einen rapiden Blutdruckabfall und einen ansteigenden, flachen Puls. Das Blut gelangt dann nicht mehr aus den Extremitäten (Arme und Beine) zu den Organen. Darunter leiden Herz, Lunge und Gehirn. Mitunter bricht der Kreislauf zusammen. Es droht ein Multiorganversagen.

Tückisch am allergischen Schock ist außerdem, dass die allergische Reaktion die glatte Muskulatur der Atemwege verkrampfen lässt. Das birgt zusätzlich Erstickungsgefahr. Zudem bilden sich schnell Gewebewasseransammlungen. Diese Ödeme verschlimmern einerseits den Flüssigkeitsmangel und gefährden die Atmung (siehe oben: Kehlkopfödeme).

Ursachen

Ursache des anaphylaktischen Schocks ist die allergische Reaktion. Wie bei einer normalen Allergie reagiert das Immunsystem überschießend mit Antikörpern (Immunglobulin E, kurz IgE) auf eine vermeintliche Fremdsubstanz. Hauptträger der allergischen Reaktion ist das Gewebshormons Histamin, das von den Mastzellen der körpereigenen Abwehr produziert wird. Der Unterschied zwischen einem anaphylaktischen Schock und einer einfachen Allergie besteht lediglich in der Heftigkeit der Reaktion.

Auslöser

Zu den häufigsten Auslösern eines anaphylaktischen Schocks zählen:

  • Allergene aus der wie Pollen, Hausstaub, Schimmelpilze oder Tierhaare
  • Insektengifte wie Bienengift, Wespengift oder Hornissengift
  • Lebensmittel wie Eier, Meeresfrüchte oder Nüsse

Medikamente wie Acetylsalicylsäure (Aspirin), Insulin, jodhaltige Kontrastmittel oder Penicilline (Antibiotika).

Behandlung

Zuweilen verlaufen anaphylaktische Schocks mild oder lassen von alleine nach. Das ist aber die Ausnahme. In der Regel sind allergische Schocks ein medizinischer Notfall, der so schnell wie möglich notärztlich versorgt werden sollte.

Die Erste-Hilfe-Behandlung von allergischen Schocks zielt darauf ab, den Betroffenen zu stabilisieren. Dabei wird zunächst die Atmung kontrolliert und gegebenenfalls unterstützt. Bei einem drohenden Kehlkopfödem werden die Betroffenen intubiert und künstlich beatmet. Um den Kreislauf zu unterstützen und das Blutvolumen zu erhöhen, wird meist sofort eine Infusion mit Elektrolytlösung (Ringer-Lösung, Kochsalzlösung) verabreicht.

In besonders schweren Fällen regen Injektionen von Adrenalin den Kreislauf wieder an. Spritzen mit Antihistaminika wie Clemastin, Dimetinden oder Ranitidin dienen dazu, die allergische Reaktion zu unterbrechen.

Rückruf von Medikamenten mit Ranitidin

Zahlreiche Medikamente mit dem Wirkstoff Ranitidin dürfen seit September 2019 vorläufig nicht mehr verwendet werden. Eine aktuelle Liste der betroffenen Medikamente finden Sie hier: Rückruf Ranitidin-Arzneimittel wegen Nitrosamin-Verunreinigung. Ranitidin zählt zur Wirkstoffgruppe der H2-Antihistaminika und außerdem vor allem bei folgenden Krankheitsbildern angewendet:

Die Europäische Arzneimittelagentur hat den EU-weiten Rückruf angeordnet, weil bei einem Hersteller des Wirkstoffes in Indien (Saraca Laboratories Limited) Verunreinigungen nachgewiesen worden waren. Dabei handelt es nach Angaben des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) um N-Nitrosodimethylamin (NDMA). Diese Nitrosamine gelten als möglicherweise krebsauslösend.

2018 hatten NDMA-Verunreinigen bereits bei einer anderen Wirkstoffgruppe, den Sartanen, zu zahlreichen Rückrufen gesorgt. Inzwischen hat das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker 38 Präparate untersucht und für nicht kontaminiert erklärt.

Autor: Charly Kahle

Stand: 07.10.2019

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