Alzheimer
Zunehmende Vergesslichkeit und Zerstreutheit können Anzeichen für Alzheimer sein. Die Krankheit Alzheimer (Mediziner sprechen von Alzheimer-Krankheit, Demenz vom Alzheimer-Typ oder Morbus Alzheimer) bezeichnet ein langsam fortschreitendes Absterben von Nervenzellen im Gehirn. Hier finden Sie mehr über die Symptome, Stadien und die Therapie von Alzheimer.
Synonyme
Demenz vom Alzheimer-Typ, Morbus Alzheimer, Alzheimer-Krankheit
Definition
Alzheimer ist eine Erkrankung des Gehirns. Sie ist vom fortschreitenden Verlust des Gedächtnisses geprägt. Die Erkrankten verlieren aber nach und nach auch andere geistige Fähigkeiten wie z. B. ihr Orientierungsvermögen oder das Sprachverständnis.
Häufigkeit
Alzheimer ist die häufigste Form geistigen Verfalls: Ungefähr 60 Prozent der weltweit etwa 24 Millionen Demenzerkrankungen sind vom Alzheimer-Typ.
Symptome
Das umfassendste Symptom der Alzheimer Erkrankung ist der fortschreitende Gedächtnisverlust mit zunehmender Vergesslichkeit. Alzheimer-Patienten vergessen bereits Gelerntes - und zwar rückwärts. Das heißt, zuletzt Gelerntes wird als Erstes vergessen, Erinnerungen aus jungen Jahren sind oft noch abrufbar.
Warnzeichen, die auf beginnende Alzheimer Krankheit hinweisen
- Erkrankte wiederholen immer wieder die gleiche Frage.
- Sie erzählen immer wieder die gleiche kurze Geschichte.
- Alzheimer-Patienten vergessen Alltägliches wie Kochen, Kartenspiel oder die Handhabung der TV-Fernbedienung.
- Sie verlieren den sicheren Umgang mit Geld, Überweisungen, Rechnungen und Ähnlichem.
- Ein weiteres Warnzeichen ist, wenn ältere Menschen Gegenstände nicht mehr finden oder ungewöhnliche Plätze (unabsichtliches Verstecken) ablegen und anschließend andere verdächtigen, den vermissten Gegenstand weggenommen zu haben.
- Alzheimer-Patienten vernachlässigen zunehmend ihr Äußeres, bestreiten dies aber.
- Sie antworten auf Fragen, indem sie die gestellte Frage wiederholen. Wenn Sie als Angehörige solche Verhaltensmuster bemerken, sollten Sie ärztliche Hilfe suchen.
Alzheimer verläuft in Stadien
Alzheimer verläuft typischerweise in verschiedenen Stadien.
Prä-Demenz-Stadium
Das Prä-Demenz-Stadium beginnt etwa acht Jahre, bevor Alzheimer sicher diagnostiziert werden kann. Zu diesem Zeitpunkt sind geringe Auffälligkeiten in neuropsychologischen Tests nachweisbar. Typisch sind etwa Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis und damit in Verbindung stehende Probleme, neue Information aufzufassen. In der Prä-Demenzphase sind Alzheimer-Erkrankte oft depressiv oder teilnahmslos, unter Umständen ist auch das Sprachverständnis beeinträchtigt. Beispielsweise können sie sich nicht an den Namen des Gesprächspartners erinnern, wissen aber, dass ihr Gegenüber langjährig bekannt ist. Dies führt häufig zu irritierenden Situationen für den Erkrankten und sein Umfeld. Die daraus resultierende Verunsicherung begünstigt sozialen Rückzug aus Familie, Freundeskreis oder Vereinen.
Früh- und Mittelstadium
Im Früh- und Mittelstadium von Alzheimer führen der zunehmende Verlust der geistigen Fähigkeiten und Einschränkungen im selbständigen Leben zu weitreichenden Problemen. Vergesslichkeit, zeitliche Orientierungsstörungen und schwindende Problemlösungsfähigkeit schränken die Patienten immer weiter ein. Später sind alltägliche Handfertigungen wie Arbeiten im Haushalt oder das Ankleiden zunehmend eingeschränkt, Erkennungsstörungen und Desorientierung treten vermehrt auf. Ebenfalls typisch sind Sprachstörungen und Wahnvorstellungen. Mehr und mehr vernachlässigen Alzheimer-Patienten im Früh- und Mittelstadium ihre Hygiene, das äußere Erscheinungsbild wird ihnen unbewusst immer unwichtiger.
Fortgeschrittene Demenz oder schweres Alzheimer-Stadium
Im fortgeschrittenen Stadium steht der Gedächtniszerfall im Vordergrund. Menschen mit Alzheimer verlernen immer mehr altbekannte Fertigkeiten und erkennen nun auch nahestehende Personen (wie Partner, Kinder, Enkel) oder alltägliche Gegenstände (z. B. Tasse, Schlüssel) nicht mehr. Es kommt zum totalen Sprachzerfall, ganze Sätze können kaum noch gebildet werden. Auch das Langzeitgedächtnis ist jetzt betroffen. Scheinbar unbegründete Wut- und Gewaltausbrüche, Verfolgungs- und Bestehlungswahn sowie Harn- und Stuhlinkontinenz und zunehmende Unbeweglichkeit erschweren den Umgang mit Alzheimer-Erkrankten zusätzlich. Betroffene sind in diesem Stadium rund um die Uhr pflegebedürftig. Das ist für pflegende Angehörige oft sehr schwer auszuhalten. Suchen Sie sich in diesem Fall Hilfe, z. B. in Selbsthilfegruppen oder Internetforen. Auch Ihre Krankenkasse oder der Hausarzt kann Ihnen Ansprechpartner nennen. Die Alzheimer-Krankheit stoppt nicht von selbst. Die Symptome schreiten bis zum Tode voran, der bei den geschwächten Patienten oft durch eine Lungenentzündung oder einen Herzinfarkt ausgelöst wird.
Ursachen
Das Gehirn von Alzheimer-Patienten schrumpft während der Erkrankung (sichtbar im Computertomogramm), da stetig Gehirnzellen absterben. Warum es genau dazu kommt, wissen Mediziner bis heute nicht vollständig. Bekannt ist, dass sich zwischen den Gehirnzellen Eiweiß-Spaltprodukte (sogenannte senile Plaques) ablagern. Diese behindern die Reizübertragung zwischen den Nervenzellen zunehmend und beeinträchtigen so Gedächtnisleistung, Orientierung, Sprache und Denkfähigkeit. Außerdem könnten veränderte Botenstoff-Konzentrationen im Gehirn (z.B. des Neurotransmitters Acetylcholin) sowie bestimmte genetische Faktoren für die typischen Symptome von Alzheimer verantwortlich sein. So zeigt sich bei etwa 5 bis 10 Prozent der Betroffenen eine familiäre Häufung. Bei den meisten Alzheimer-Patienten lässt sich jedoch kein eindeutiger Grund für die Erkrankung finden.
Untersuchung
Im Alltag ahnen zumeist Angehörige, dass einer ihrer Verwandten an Alzheimer erkrankt sein könnte. Gehen Sie bei diesem Verdacht behutsam mit dem Betroffenen um. Konfrontieren Sie ihn nicht sofort mit Ihrer Vermutung. Am besten machen Sie einen Regeltermin (z.B. zur Vorsorge) mit dem Hausarzt aus.
Der Hausarzt kann der Verdachtsdiagnose mit speziellen Tests zur Beurteilung des Gedächtnisses nachgehen. Die endgültige Diagnose wird häufig in sogenannten Gedächtnis-Ambulanzen gestellt. Das sind spezielle Einrichtungen, in denen Fachärzte und Psychologen zusammenarbeiten und Angehörigen sowie Erkrankten hilfreich zur Seite stehen. Gedächtnis-Ambulanzen gib es in fast jeder größeren Stadt, erkundigen Sie sich am besten bei Ihrer Krankenkasse.
Testverfahren bei Verdacht auf Alzheimer
Um Alzheimer zu diagnostizieren, gibt es verschiedene Testverfahren. Die einfachsten sind die psychometrischen Tests. Dafür geht der Betroffene spezielle Fragebögen zusammen mit dem Arzt oder einer geschulten Fachkraft durch.
MMSE-Test
Am bekanntesten ist der MMSE (Mini-Mental-State-Examination). Bei diesem Test wird beispielsweise nach dem aktuellen Datum, der Jahreszeit oder der Örtlichkeit, in der man sich gerade befindet, gefragt. Desweiteren gehört ein Zeichentest dazu, bei dem z. B. eine bestimmte geometrische Figur nachgezeichnet werden soll. Auch kleine Aufgaben, für die das Kurzzeitgedächtnis benötigt wird, sind im MMSE zu finden. Eine solche Aufgabe könnte z. B. lauten: „Falten Sie das Blatt drei Mal und legen Sie es unter Ihren Stuhl".
Demenz-Detektion (Dem-Tec) und Uhren-Zeichen-Test
Neben dem MMSE-Test gibt es noch weitere Verfahren, wie beispielsweise den DemTec (Demenz-Detektion), die den Verdacht auf eine Alzheimer-Erkrankung erhärten können. Verbreitet ist auch der Uhren-Zeichen-Test. Das ist ein Spezialtest, bei dem das Zifferblatt einer Uhr gezeichnet werden soll. Anschließend wird der Betroffene gebeten, in diese Uhr eine bestimmte Zeigereinstellung einzutragen, z. B. 10:25 Uhr – er muss also die Zeiger auf 5 Minuten vor halb 11 Uhr zeichnen. Erstaunlicherweise erkennt man mit diesem einfachen Test schon relativ früh Abweichungen von der normalen Leistung.
Weitere Untersuchungen auf Alzheimer
Gab es bei den Tests Auffälligkeiten, folgen bildgebende Verfahren wie CT (Computertomografie) oder MRT (Magnettomografie) sowie Labortests. Mit diesen Untersuchungen wird eine mögliche Alzheimer-Krankheit gegen andere Störungen, die mit ähnlichen psychischen und neurologischen Störungen einhergehen, abgegrenzt. Dazu gehören beispielsweise die normale altersbedingte Vergesslichkeit oder auch Parkinson, Depressionen, Gehirntumore, Gehirnverletzungen oder andere Formen der Demenz, wie sie z.B. nach Schlaganfällen auftreten. Auch internistische Erkrankungen wie Schilddrüsenfunktionsstörungen sind möglich. Bisher kann man jedoch mit keinem Verfahren die Alzheimer-Krankheit direkt nachweisen.
Behandlung
Alzheimer kann bis heute nicht geheilt werden. Es gibt zwar Medikamente, die die Alzheimer-Symptome lindern, die Wirkung ist jedoch gering. Zu diesen Medikamenten gehören sogenannte Memantine und Acetylcholinesterase-Hemmer. Diese können das Voranschreiten von Alzheimer leicht bremsen und Verhaltensstörungen wie Aggressivität oder Wahnvorstellungen verbessern. Als pflanzlicher Wirkstoff soll Ginkgo biloba die demenziell bedingten Leistungseinbußen verringern.
Memantine
Memantine gehören zu den N-Methyl-D-Aspartat (NMDA)-Antagonisten, die an den NMDA-Rezeptoren wirken. Sie schützen Nervenzellen, indem sie die negativen Auswirkungen des Botenstoffs Glutamat verringern. Mit Memantin geschützte Nerven sterben weniger schnell ab.
Acetylcholinesterase-Hemmer
Zu dieser Gruppe gehören Wirkstoffe wie Donepezil, Galantamin und Rivastigmin. Sie hemmen das Enzym Cholinesterase, den Botenstoff Acetylcholin zu spalten. Acetylcholin spielt im Gehirn eine wichtige Rolle bei allen Denkprozessen. Acetylcholinesterase-Hemmer erhöhen die Menge an Acetylcholin im Gehirn, wodurch sich die Denkleistung verbessert.
Ginkgo biloba
Ginkgo biloba verbessert die Reizleitung an den Nerven. Inhaltsstoffe der Pflanze aktivieren dafür die Bindungsstellen für die Botenstoffe Acetylcholinund Serotoninim Gehirn. Dadurch erhöhen sich in gewissem Maße Gedächtnisleistung und Lernvermögen.
Psychopharmaka
Symptome wie innere Unruhe, depressive Verstimmung oder Erregung und Aggressivität, die im Verlauf der Krankheit möglicherweise auftreten, können mit Hilfe von Psychotherapieund Psychopharmakabehandelt werden. Daneben werden zunehmend nicht-medikamentöse Maßnahmen bei Verhaltensstörungen von Demenzkranken favorisiert.
Nicht medikamentöse Alzheimer-Therapie: Gewohnte Abläufe schaffen
Die Anpassung der Lebensräume an die veränderten Möglichkeiten und Bedürfnisse können den Alltag von Betroffenen und Pflegepersonen – das sind oft die Angehörigen - erleichtern. Veränderungen der bekannten Abläufe oder der Umgebung regen die Patienten oft unnötig auf, während gut ausgeleuchtete Räume, angemessene Pausen und begrenzte Anforderungen dem Patienten ein sicheres Gefühl geben.
Angemessene Stimulation
Angemessene soziale und visuelle Stimulationen bessern Aufmerksamkeit und Orientierung. Beispielsweise essen viele Alzheimer-Patienten mehr, wenn auffallend farbige Tisch-Accessoires verwendet werden. Alzheimer-Patienten mit verminderter Kontrasterkennung können diese Dekoration offenbar besser wahrnehmen.
Therapiekonzept auf den Erkrankten zuschneiden
Da bei jedem Patienten andere Symptome vordergründig sind – z.B. Weglauf-Tendenzen oder ausgeprägte Antriebs- und Teilnahmslosigkeit - müssen therapeutische Maßnahmen individuell zugeschnitten werden. Dafür ist eine gute Zusammenarbeit von Angehörigen, Pflegekräften und Ärzten unabdingbar. Hilfreiche Tipps können auch die örtlichen Alzheimer-Gesellschaften und Selbsthilfegruppen geben.
Vorbeugung
Eine direkte Vorbeugung vor Alzheimer gibt es leider nicht. Es gibt jedoch Möglichkeiten, das Risiko für allgemeine Alterserkrankungen – und damit auch Alzheimer – zu senken. Dazu gehören vor allem eine gesunde, abwechslungsreiche und frische Ernährung sowie regelmäßige und geistige Bewegung.
Halten Sie Ihren Geist fortwährend fit, dann bleibt das Gehirn auch im Alter leistungsfähig. Je mehr das Gehirn im Laufe des Lebens gefordert wird, umso besser vernetzen sich die Nervenfasern miteinander. Dadurch verringert sich vermutlich das Risiko, im Alter an Alzheimer zu erkranken. Ihren Geist regen Sie auch beim Austausch mit Bekannten, Freunden und Familienmitgliedern jedweden Alters an. Letzteres scheint besonders vorteilhaft für das Gehirn zu sein.
Autor: Charly Kahle
Stand: 04.04.2018